Scott Redding in Bildmitte mit der Nummer 45 war beim letzten Rennen der Premiere in Most diesmal der dominierende Mann – der Engländer kam sogar in Tschechien dreimal vor Jonathan Rea (Kawasaki ganz rechts) ins Ziel, der am Sonntag Schadensbegrenzung nach einem missratenen ersten Tag betrieb.

Redding schlägt Toprak in Tschechien und Rea wird dritter

Erneut hatte Toprak Razgatlioglu den besten Start, aber diesmal zusammen mit seinem Yamaha Werksteam Kollegen Andrea Locatelli. Dahinter Ducati Hoffnung Scott Redding vor dem Kawasaki Duo Alex Lowes und Jonathan Rea, der den Mann aus Lincoln sogleich in Kurve 2 überholte. Aber der auf Position drei liegende Mann aus Quedgeley hatte mit dem Türken an der Spitze noch eine Rechnung aus dem Vortag offen. Redding hatte sich am Mikrofon nach dem ersten Lauf und auch direkt bei Razgatlioglu bitter über dessen hartes Manöver in der letzten Runde beschwert, was ihn den Sieg gekostet hatte. Er stürmte unaufhaltsam nach vorne und jagte Toprek, bis er ihn schnappte. Bei Rennhälfte ging dahinter der WM-Leader am vor ihm auf P3 liegenden Locatelli vorbei, auf den vor ihm liegenden Toprak fehlten ihm aber bereits fast 4 Sekunden. Dieser lag seinerseits mit einem Respekt-Abstand hinter dem führenden Ducati Ass. Neun Runden vor Schluss stürzte mit Yart Yamaha Pilot Marvin Fritz einer der Wildcard Fahrer, die sich an diesem Wochenende sehr positiv in Szene gesetzt hatten.

Garrett Gerloff (GRT Yamaha) vor dem BMW Duo Tom Sykes und Michael van der Mark – diesmal machte der US-Boy keine Fehler und lieferte drei solide Rennen mit zwei sechsten und einem siebten Platz.

Die Kämpfe um den Sieg und Platz sechs
Während an der Spitze die Entscheidung um den Sieg zwischen dem Leader und seinem Widersacher noch nicht klar entschieden war, ging es hinter Alex Lowes um Rang sechs. Dabei kämpften Rinaldi, Sykes, van der Mark, Gerloff und Haslam sehr eng zu, zumindest bis der Mann aus Huddersfield und der HRC Honda Fahrer etwas zurückfielen. Leon Haslam wurde wenig später von Teamkollege Alvaro Bautista überholt, welcher danach zur Jagd auf den BMW Piloten blies. Weiter vorne schnappte sich in der letzten Runde Rinaldi sogar noch Lowes, womit der Italiener sogar auf P5 das Rennen beenden konnte. Vorne gab sich Redding in den letzten Runden keine Blösse und distanzierte Razgatlioglu bis ins Ziel noch deutlich. Dahinter sah Rea als dritter die Zielflagge vor Locatelli und damit behielt der Nord-Ire die WM-Führung knapp vor der Yamaha Hoffnung aus Alanya in der Türkei. Dieser holte sich dafür nach seiner Niederlage in Assen den Gesamtsieg und machte wichtige Punkte auf den WM-Leader gut, dem er nun dicht auf den Fersen ist.

Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha with BRIXX) war der Gesamtsieger der sechsten WM-Runde in Tschechien und damit bleibt er der härteste Herausforderer des amtierenden Weltmeisters, der ein sehr schwieriges Wochenende in Most erlebte.

Dichtung und Wahrheit – der Rückfall von BMW in die Drittklassigkeit
Nach dem Event von Assen hatte Tom Sykes in einem Interview noch angemerkt „wir haben anscheinend einige Verbesserungen vorgenommen„. Was die Performance von BMW betrifft, war davon in Most jedoch so gut wie gar nichts zu sehen. Vielmehr waren der Engländer und Michael van der Mark höchstens „best of the rest“, was deren Ergebnisse in Tschechien betrifft. Nur die HRC Honda Fahrer und die beiden Ducati Privatpiloten Chaz Davies und Tito Rabat schnitten von den ambitionierteren Mitstreitern der Superbike Weltmeisterschaft an diesem Wochenende noch schlechter ab. Dieses Debakel für BMW unterstrichen auch die schlechten Resultate von Jonas Folger und das Fehlen von Eugene Laverty, dessen Team wie in den Niederlanden auch in Most zum zweiten Mal in Folge gar nicht erst antrat. Statt die guten Ergebnisse von Donington zu bestätigen, kam seit Assen wieder der Rückfall von BMW in die Drittklassigkeit. Natürlich muss auch HRC Honda über die Bücher und wie für die Blau-Weißen müssen für das nahe Barcelona stationierte Team beim nächsten Heimrennen in Navarra dringend bessere Resultate her.

Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) vor Toprak Razgatlioglu (Yamaha YZF R1) sind zusammen mit Scott Redding (Ducati Panigale V4R) derzeit das Maß aller Dinge – BMW und Honda spielen trotz neuer Bikes derzeit hingegen nur eine Nebenrolle und suchen schon seit drei, respektive bei HRC zwei Jahren krampfhaft den Anschluss an die Spitze.

Das Resultat des zweiten Rennens vom Sonntag in Most

Das Interview nach dem letzten Rennen von Most
Redding war überglücklich, nachdem er sich am Samstag noch heftig geärgert hatte. Sein Bike hätte wunderbar funktioniert und er gab sich entsprechend erleichtert, dass es im dritten Rennen endlich doch noch geklappt hatte, ganz vorne abzuschliessen. Toprak hielt sich wie üblich recht kurz. Er hätte um den Sieg gekämpft und mit nachlassendem Hinterreifen am Ende entschieden, sich mit Platz 2 zufriedenzugeben. Nun freue er sich auf das nächste Rennwochenende in Spanien und schon war er wieder weg. Jonathan Rea wirkte trotz Rang 3 nicht unglücklich und er bestätigte auch, dass es trotzdem das Optimum für ihn und seine Kawasaki gewesen sei. Es habe ihm an Pace gefehlt, um diesmal ganz vorne mitkämpfen zu können. Aber nun freue er sich sehr auf die nächste Runde, die mit Navarra nahe der Heimat seines Teams stattfinden wird.

Eine beinahe-Vermählung auf dem Siegerpodium sieht man eher selten im Rennsport – hier streift Scott Redding seiner Verlobten und künftigen Frau unter dem Applaus von Toprak und Rea den Ring nach seinem Sieg über.

Die knappe Situation in der WorldSBK WM nach Most

P, Rider, Points, Bike
1. JONATHAN REA 266 KAWASAKI
2. TOPRAK RAZGATLIOGLU 263 YAMAHA
3. SCOTT REDDING 216 DUCATI
4. ALEX LOWES 143 KAWASAKI
5. MICHAEL RUBEN RINALDI 135 DUCATI
6. GARRETT GERLOFF 127 YAMAHA
7. TOM SYKES 121 BMW
8. ANDREA LOCATELLI 119 YAMAHA
9. MICHAEL VAN DER MARK 113 BMW
10. CHAZ DAVIES 89 DUCATI
11. ALVARO BAUTISTA 84 HONDA
12. AXEL BASSANI 73 DUCATI
13. LEON HASLAM 68 HONDA
14. LUCAS MAHIAS 36 KAWASAKI
15. TITO RABAT 26 DUCATI
16. KOHTA NOZANE 25 YAMAHA
17. ISAAC VINALES 19 KAWASAKI
18. EUGENE LAVERTY 14 BMW
19. JONAS FOLGER 8 BMW
20. CHRISTOPHE PONSSON 7 YAMAHA
21. LEANDRO MERCADO 7 HONDA
22. MARVIN FRITZ 6 YAMAHA
23. LORIS CRESSON 3 KAWASAKI
24. ANDREA MANTOVANI 2 KAWASAKI
25. LUKE MOSSEY 2 KAWASAKI

Der weiterhin provisorische Kalender und wie es weitergeht

Die in dunklem Grau hinterlegten beiden Runden gelten aufgrund der Pandemie schon seit Veröffentlichung des Plans von FIM und Dorna für dieses Jahr als sehr fragwürdig. Aus diesem Grund suchen die Verantwortlichen um den WSBK-Verantwortlichen Gregorio Lavilla nach zusätzlichen Möglichkeiten, um wenigstens eines oder zwei dieser Events durch Rennen in Europa zu ersetzen. Aktuell ist zumindest nicht klar und sicher, wie viele WM-Runden es diese Saison geben wird. Nebst der Reiseproblematik gilt der Mandalika Circuit insbesondere auch aufgrund der unklaren Situation bezüglich der Fertigstellung der Boxenanlagen und Infrastruktur als höchst fragwürdig. Die nächste Strecke ist komplett neu und dort erwarten die WorldSBK Fahrer ein spezielles Layout. Navarra gleicht laut einigen Kritikern eher einer Go-Kart-Strecke, als einem WM-würdigen Circuit.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).