Patrick Pons – der erste französische Sieger im letzten Austragungsjahr der Formel 750 Weltmeisterschaft.

Die Saison 1979 – das letzte Jahr der Formel 750 WM

Der Kalender der Motorrad-Weltmeisterschaft (50 cm³ bis 500 cm³ und Gespanne) war in diesem Jahr bereits auf 12 Rennen angewachsen. Nachdem es 1975 und 1976 noch 10 Rennen pro Saison waren, war die Marke in den beiden Jahren danach auf 11 angestiegen. Dadurch wurde es mittlerweile eng für eine parallel stattfindende Formel 750. Zudem hatte das Interesse der Werke für diese Kategorie zusehends nachgelassen. Die Japaner konzentrierten sich immer stärker auf die 500-er WM und Suzuki hatte der Yamaha TZ750 nie ein wirklich konkurrenzfähiges Modell entgegenzuhalten. Nach 1976 hatte sich das Werk aus Hamamatsu aus der Formel 750 endgültig zurückgezogen. Dass das Daytona 200 seit 1978 auch nicht mehr im Kalender war, machte es für die Formel 750 und ihre Popularität auch nicht leichter. Daher wurde 1979 zur letzten Saison der Formel 750 Weltmeisterschaft.

Die Voranzeige für das Daytona Event von 1979 in einer US-Amerikanischen Motorrad-Zeitschrift, mit den Preisen für die internationale Cross-Veranstaltung und das Daytona 200.

Das Daytona 200

Kenny Roberts – dem Sieger von 1978 wurden im Jahr darauf 2 Tribünen gewidmet.

Zweitakt-Ära dauerte bis 1984
Das prestigeträchtigste Motorradrennen in den USA war nach wie vor das Daytona 200. Seit 1977 war es als sogenannte „Formula 1“ ausgeschrieben. Diese Formel bis 750 cm³ blieb bis in das Jahr 1984 bestehen. Danach kamen die 4-Takter mit der von der AMA (American Motorcyclist Association) als Superbike benannten Kategorie für Serien-nahe Motorräder. Das Rennen der Saison 1979 gewann der US-Amerikaner Dale Singleton auf Yamaha, womit er den 500 cm³ Weltmeister Kenny Roberts als Vorjahres-Sieger ablöste.

Die US-Amerikaner Mike Baldwin, Freddie Spencer (beide Honda), Kenny Roberts (Yamaha) und Eddie Lawson (Kawasaki) beim Daytona 200 im Jahr 1982. Am Ende gewann der Neuseeländer Graeme „Croz“ Crosby (rechtes Bild mit dem Siegerpokal) auf einer aus Restbeständen aufgebauten Yamaha TZ750.

Die letzte Formel 750 WM-Saison 1979

Mittlerweile traten viele Piloten aus der 500 cm³ Weltmeisterschaft einfach mit ihren 500-er Zweitakt-Raketen bei 200 Meilen Rennen und in der Formel 750 an. Diese standen in der Spitzenleistung der Yamaha TZ750 in nichts mehr nach. Auch die Suzuki RG 500, mit der viele Privatfahrer in der 500 cm³ Weltmeisterschaft erfolgreich am Start waren, leistete mittlerweile gut 120 PS bei 13’000 U/Min. Die Konkurrenzfähigkeit der 500-er stellte gleich beim ersten Rennen der Saison Lokalmatador Virginio Ferrari unter Beweis. Mit einem zweiten Platz im 1. Rennen und dem Sieg in Lauf zwei wurde der Italiener Gesamtsieger der ersten Runde in Mugello. Die 200 Meilen von Imola fanden in diesem Jahr nicht statt, weshalb die Strecke 50 km nördlich von Florenz zum Zug kam. Gesamtzweiter wurde Johnny Cecotto (VEN) vor den Franzosen Christian Sarron und Patrick Pons. Bis auf Virginio Ferrari waren alle genannten Fahrer auf Yamaha unterwegs.

Virginio Ferrari – der Gewinner des Saisonauftakts 1979 in Mugello auf seiner Suzuki. Im selben Jahr wurde der Italiener Vizeweltmeister in der 500 cm³ Klasse.

Die Rennen von Brands Hatch und Nogaro zur Formel 750 WM
In England schlug in der zweiten Runde die große Stunde für Johnny Cecotto (Yamaha). Der Venezolaner holte sich in Brands Hatch einen Doppelsieg, womit er in der Gesamtwertung die Führung übernahm. Zweitbester Fahrer hinter dem Vorjahres-Weltmeister war der Australier Gregg Hansford auf Kawasaki. Der Finne Marku Matikainen und der Schweizer Michel Frutschi teilten sich Gesamtrang 3 vor Sadao Asami (JAP) und dem Franzosen Christian Sarron (alle Yamaha). Beim ersten von 2 Heimrennen (der GP der Schweiz fand aufgrund des Verbots für Rundstrecken-Rennen der Helvetier in Frankreich statt) holte sich zum ersten Mal in dieser Saison Patrick Pons den Gesamtsieg. Zweiter wurde sein Landsmann Christian Estoril (Yamaha) vor Kawasaki Werkspilot Gregg Hansford, der den 2. Lauf gewonnen hatte.

Der Sieger beim Heimrennen in Nogaro von 1979 – Patrick Pons. Den Gesamtsieg holte er sich mit einem ersten Platz in Lauf 1 und Rang zwei im zweiten Rennen.

Die Läufe in Le Castellet und auf dem Österreich Ring
Nach einem Nuller im ersten Lauf holte sich Pons beim zweiten Rennen immerhin einen dritten Platz. Dem Schweizer Michel Frutschi gelang bei seinem „Heimrennen“ (der Formel 750 Lauf von Le Castellet fand rund 5 bis 6 Fahrstunden von der Schweiz entfernt statt) im ersten Lauf sein erster von 3 Siegen in dieser Saison. Cecotto holte sich mit den Plätzen 2 und 1 in Le Castellet den Gesamtsieg. Nachdem er in Nogaro keine WM-Punkte geholt hatte, zementierte der Venezolaner damit seine Führung im WM-Zwischenklassement. Gesamtzweiter wurde Frutschi vor dem Japaner Sadao Asami (beide Yamaha). Auf dem Österreich Ring fehlte Cecotto erneut und Pons holte sich Gesamtrang 2 hinter Werner Nenning (AUT), der beide Läufe für sich entscheiden konnte. Gesamtdritter wurde der für Monaco antretende Franzose Hubert Rigal. Im WM-Zwischenklassement führte immer noch Cecotto mit 79 Punkten, vor Pons (71), Frutschi (50), Asami (43) und Gianfranco Bonera (35). Letzterer hatte bis dahin nur einen dritten Platz in Nogaro erzielt. Der Italiener war aber bis zum WM-Lauf in Österreich nebst dem Franzosen Raymond Roche der Einzige, der in jeder Runde WM-Zähler geholt hatte.

Raymond Roche (Yamaha) – war der beständigste Fahrer der letzten Formel 750 WM-Saison 1979. Der Franzose holte als einziger Pilot in jeder WM-Runde Punkte.

Die beiden Übersee-Runden
In Kanada schlug wieder Patrick Pons zu. Er holte sich den Sieg im ersten Lauf und wurde im 2. Rennen Zweiter. Cecotto, Asami, Bonera und Sarron waren bei den Übersee-Rennen allesamt nicht am Start. Hinter dem Kanadier Steve Gervais wurde Michel Frutschi Gesamtdritter. Pons lag nun mit 98 Punkten vor Cecotto mit deren 79 und Frutschi (71) in der WM-Zwischenwertung in Führung. Das Rennen in Laguna Seca war eine klare Beute von Kenny Roberts. Der Kalifornier gewann in seiner Heimat beide Rennen, während Pons nur im 1. Lauf mit Platz 5 sein Punkte-Konto leicht erhöhen konnte. Die US-Amerikaner Richard Schlachter, Dave Aldana und Gene Romero (wie Roberts alle auf Yamaha) schnappten den Europäern mit hervorragenden Leistungen viele Punkte weg. Alle 3 hatten je ein Podium-Resultat zu verzeichnen. Der Schweizer Frutschi war mit 15 Punkten der erfolgreichste Fahrer aus dem alten Kontinent. In der WM hatte er hinter Pons (104 Punkte) mit 86 Zählern damit auch Cecotto überholt und lag im Zwischenklassement nun auf Rang 2.

„King“ Kenny Roberts – der Dominator der 500 cm³ WM von 1979 und Doppelsieger vom Formel 750 WM-Lauf in Laguna Seca im selben Jahr.

WM-Runde 8 in den Niederlanden
Zurück in Europa ging es mit der 8. von zehn Runden in Assen weiter. Der Lokalmatador Boet van Dulmen holte nach einem 6. Rang in Brands Hatch in diesem Jahr erst zum zweiten Mal in dieser Saison WM-Zähler. Diesmal mit einem Sieg und zweiten Platz aber beinahe das Punktemaximum. Pons und seine Landsleute Sarron und Fontan waren am 9. September 1979 nicht mit am Start. Die 3 Franzosen konzentrierten sich auf das wenige Tage danach stattfindende Bol d’Or Rennen. Beim in Frankreich sehr populären Langstrecken-Rennen holte Pons zusammen mit Sadao Asami auf der Yamaha TZ750 OW 31 auch prompt den zweiten Rang. In Abwesenheit der Franzosen waren Johnny Cecotto und Michel Frutschi die beiden fleißigsten Punktesammler, die noch um den WM-Titel mit im Spiel waren. Die Weltmeisterschaft war vor der zweitletzten Runde wieder spannend geworden. Frutschi und Pons führten mit je 104 Punkten knapp vor Cecotto mit 99.

Zweitletzte Runde in Hockenheim
Auf dem Hockenheimring lief es Pons wieder ganz nach Wunsch. Der Franzose holte sich mit einem Doppelsieg als erst vierter Pilot nach Cecotto (in England), Nenning (Österreich) und Roberts (Kalifornien/USA) in dieser Saison das Punktemaximum. Zweitbester Fahrer in Deutschland war mit zwei Podiums-Platzierungen Sarron vor Marc Fontan. Frutschi hatte nur einen Punkt geholt, womit der Schweizer nur noch theoretische Chancen auf den Gesamtsieg hatte. Er hätte das Finale in Jugoslawien mit zwei Laufsiegen für sich entscheiden müssen und Pons gleichzeitig keinen Punkt erzielen dürfen. Johnny Cecotto fehlte in Deutschland und war dadurch bereits aus dem Rennen um den letzten Formel 750 WM-Titel.

Michel Frutschi – der Schweizer hatte bis zur vorletzten Runde nach der Gesamtführung zusammen mit Patrick Pons noch WM-Chancen. Doch in Hockenheim blieb der sympathische Schweizer glücklos. Keine 4 Jahre später verließ Frutschi das Glück vollends. Michel verlor am 3. April 1983 beim 500 cm³ GP von Le Mans durch einen tragischen Renn-Unfall sein Leben.

Saisonfinale in Rijeka
Auf der damaligen GP-Strecke im heutigen Kroatien war die Ausgangslage klar. Ein einziger WM-Punkt reichte für Patrick Pons zum Weltmeister-Titel der Formel 750. Sei Herausforderer Michel Frutschi gewann den ersten Lauf, doch hinter Johnny Cecotto wurde Pons Dritter. Damit wurde er als erster Franzose Formel 750 Weltmeister, in der letzten Saison dieser Kategorie, welche als eigene Serie ausgetragen wurde. Die Motorrad-Straßen-Weltmeisterschaft von 50 bis 500 cm³, sowie der Gespanne wurden in von der Formel 750 getrennten Veranstaltungen abgehalten. Cecotto holte sich im 2. Lauf den Sieg vor Frutschi und Pons. Damit wurde der Venezolaner hinter Michel Frutschi WM-Dritter.

Yamaha machte besonders in Frankreich intensiv Werbung mit Patrick Pons und seinem Titel von 1979. Der Franzose war inzwischen auch Vertragshändler der japanischen Marke geworden und besaß 3 Filialen in Paris (© Yamaha).

Rangliste Formel 750 Weltmeisterschaft 1979

Patrick Pons Daytona 200 Sieg und früher Tod

Der beliebte Franzose gewann im Jahr darauf auch das Daytona 200. Doch 1980 sollte seine letzte Saison werden. Bei einem Unfall am GP von England in Silverstone am 10. August verlor Patrick Pons sein Leben. Er fand seine letzte Ruhe auf dem Montmartre Friedhof von Paris. Nach dem Tod von seines Landsmanns Olivier Chevallier im April (siehe auch unter History auf dieser Seite) hatte der französische Rennsport innert kurzer Zeit zwei seiner erfolgreichsten und beliebtesten Fahrer verloren. Zu Saisonbeginn hatten bereits Jean-Marie Adam (250 cm³) und Frédéric Krajka (Gespanne) bei einer nationalen Veranstaltung am 15. März in Le Mans ihr Leben lassen müssen. Kurz nach Patrick Pons verstarb im japanischen Ryuyo im selben Jahr auch noch der bekannte Langstrecken-Pilot Christian Léon. Und die schwarze Serie war damit leider noch nicht vorbei. Am 31. Mai 1981 kam in Rijeka (Ex-Jugoslawien) Michel Rougerie nach einem Crash im Rennen der 350-er Klasse ums Leben. Sein Sturz war eher harmlos, aber als er die Strecke zu Fuß verlassen wollte, rammte ihn sein herannahender Pernod-Yamaha Teamkollege und Landsmann Roger Sibille. Michel verstarb auf der Stelle an seinen schweren Brustverletzungen.

Patrick Pons – Frankreichs König der 750er Klasse (© Yamaha).

Daytona 200 Siegerliste

Ab 1970 mit der Zeit vor den Superbikes

Die Vorkriegsjahre und bis 1969