Jonathan Rea mit der Fahne zu seinem 100. Sieg in der WorldSBK nach dem Sieg zum Auftaktrennen in Aragon, welches er absolut überlegen gewann (© Kawasaki Racing Team).

Live-Blog vom Sonntag der WorldSBK 2021 in Aragon

Der erste Tag brachte viel Spannung und Dramatik. Um den Sieg in der WSSP und zumindest um Platz 2 wurde auch in der WorldSBK buchstäblich bis zum letzten Meter gekämpft. Es gab viele Sieger und Verlierer und einen Mann, der mit seiner Leistung in der Königsklasse der seriennahen Weltmeisterschaft alles überragte. Mit Sieg Nummer 100 setzte der amtierende und 6-fache Superbike Champion einen weiteren Meilenstein in seiner einzigartigen Karriere. Trotzdem die Kawasaki nur 2 Tage vor dem ersten Training durch ein fragwürdiges Reglement der FIM in buchstäblich letzter Minute eingebremst worden war, gelang seinem Teamkollegen Lowes mit einer sensationellen Leistung durch P2 gar ein Doppelsieg für die Grünen. Es gab keine schönere Art, die Antwort auf diese Benachteiligung auf der Strecke zu geben, als es die beiden Teamkollegen taten. Nachfolgend die Resultate von WSSP und WSBK am Samstag auf einen Blick.

Der Reifenpoker – eigentlich absolut zweitrangig

Es wurde vor dem ersten Rennen am Samstag bereits viel über die Reifen diskutiert und auch danach. Wir finden, es war bei Betrachtung der gewählten Kombination und der damit eingefahrenen Leistungen kein eindeutiger Vor- oder Nachteil herauszulesen. Beleg dafür ist beispielsweise die Tatsache, dass Lowes und Rea identische Reifen aufgezogen hatten und dazu sogar das identische Bike fuhren. Aber einer von beiden fuhr allen davon und der andere musste in der Person von Alex Lowes mit dem Messer zwischen den Zähnen um Platz 2 kämpfen. Chaz Davies und Toprak Razgatlioglu hingegen entschieden sich für eine andere Kombination und Scott Redding für noch eine unterschiedliche gegenüber den anderen. Aber sie alle trennten im Ziel von Alex nur winzige sechseinhalb Zehntel. Insofern war der Reifenpoker für das Resultat eigentlich absolut zweitrangig und es zählte einzig und allein der Fahrer. Dies ist auch gut so und für das Superpole Race werden vermutlich fast alle denselben Typ aufziehen.

Leandro Mercado auf der MIE Honda – so gut wie ohne Vorbereitung ins Rennwochenende gegangen, wurde für den schnellen Argentinier wenig daraus und er musste nach wenigen Runden an die Box fahren und aufgeben (© MIE Honda).

Das Superpole Race der WorldSBK

Die Fahrer sind auf der Strecke und es ist feucht, aber nicht völlig nass. Nach dem Start führt zuerst Redding, wird aber von Rea zuerst überholt und geht danach wieder am Nord-Iren vorbei. Dahinter Lowes vor Sykes, Haslam und Bautista. Rea war kurz vorne, muss sich danach aber hinter Redding und Lowes auf P3 einsortieren. Nach Runde 1 von 10 führt Redding, wird aber bereits von Rea bedrängt, der wieder auf P2 ist und kurz danach die Führung übernimmt. Wenig später geht Rea an Start-Ziel mit großem Abstand auf Lowes und Redding vorbei, es folgt Davies vor Sykes, Gerloff, Haslam und Toprak. Rea fährt weg, als sei es das einfachste der Welt und an Redding sind bereits Davies und Garrett vorbei. Davies hat schon fast 5,5 Sekunden Rückstand auf Rea und wird von Gerloff bedrängt. Auch Lowes ist über 2 Sekunden hinter seinem Teamkollegen, der sein eigenes Rennen fährt. Gerloff ist nach 4 Runden nun an Davies vorbei, auf der Geraden reichte es nicht, aber in der Zielkurve schaffte es der Texaner am Waliser vorbei.
Die zweite Rennhälfte
Rea fuhr soeben die schnellste Runde und wir fühlen uns an das 1. Rennen in Donington erinnert, als er innert 3 Runden bei Regen sämtlichen Gegnern um fast 10 Sekunden davonfuhr. Über 5 Sekunden liegt Rea nach Halbzeit und 5 Runden bereits vorne und Garrett ist nur noch etwas über 1 Sekunde hinter Lowes. Toprak liegt auf P6 vor Bautista und Redding, dahinter Haslam, Nozane, Rinaldi und Folger auf P12. Sykes ist an der Box und van der Mark auf P5 hinter Davies derzeit die beste BMW, während Laverty hinter Locatelli nur auf P14 liegt. Als noch 2 Runden zu fahren sind, liegt Rea einsam in Führung vor Lowes, ca. eine Sekunde dahinter Gerloff und mit einem Respekt-Abstand Chaz Davies. Soeben fuhr van der Mark in der zweitletzten Runde die schnellste Rennrunde und Lowes hat einen Rutscher, stürzt aber nicht. Das Sprintrennen ist vorbei und Johnny Rea ist der überlegene Sieger vor seinem Teamkollegen Alex Lowes und einem überzeugenden Garrett Gerloff auf der besten Yamaha. Hinter Davies, van der Mark, Toprak und Bautista wird Redding nur achter und Nozane holt sich mit P9 den letzten Punkt. Haslam ist zehnter vor Rinaldi, Locatelli und Folger, der vom Italiener noch geschnappt wurde. Nachfolgend die Rangliste und in Kursivschrift dabei die Fahrer ohne WM-Punkte.

P,  No, Rider, Bike, Gap
1, 1, REA Jonathan, Kawasaki ZX-10RR, LEAD
2, 22, LOWES Alex, Kawasaki ZX-10RR, 3.506
3, 31, GERLOFF Garrett, Yamaha YZF R1, 5.051
4, 7, DAVIES Chaz, Ducati Panigale V4 R, 8.908
5, 60, VAN DER MARK Michael, BMW M 1000 RR, 10.175
6, 54, RAZGATLIOGLU Toprak, Yamaha YZF R1, 29.342
7, 19, BAUTISTA Alvaro, Honda CBR1000 RR-R, 29.565
8, 45, REDDING Scott, Ducati Panigale V4 R, 33.361
9, 3, NOZANE Kohta, Yamaha YZF R1, 33.675
10, 91, HASLAM Leon, Honda CBR1000 RR-R, 34.771
11, 21, RINALDI Michael Ruben, Ducati Panigale V4 R, 36.451
12, 55, LOCATELLI Andrea, Yamaha YZF R1, 38.709
13, 94, FOLGER Jonas, BMW M 1000 RR, 41.188
14, 53, RABAT Tito, Ducati Panigale V4 R, 51.975
15, 32, VINALES Isaac, Kawasaki ZX-10RR, 52.644
16, 50, LAVERTY Eugene, BMW M 1000 RR, 52.912
17, 47, BASSANI Axel, Ducati Panigale V4 R, > 1′
18, 36, MERCADO Leandro, Honda CBR1000 RR-R, > 1′
19, 23, PONSSON Christophe, Yamaha YZF R1, > 1′
20, 84, CRESSON Loris, Kawasaki ZX-10RR, > 1′
RT, 66, SYKES Tom, BMW M 1000 RR,
RT, 76, CAVALIERI Samuele, Kawasaki ZX-10RR,
RT, 44, MAHIAS Lucas, Kawasaki ZX-10RR,

Einziges Sturzopfer war Lucas Mahias in Kurve 9, bereits kurz nach dem Start. Cavalieri und Sykes sind die beiden Fahrer mit Aufgabe an den Boxen, womit BMW in 2 Tagen bereits den zweiten technischen Ausfall hinnehmen muss.

Garrett Gerloff, der beste Yamaha Fahrer und hinter dem erneuten Doppelpodium von Kawasaki „best of the Rest“ beim Interview.

Die ersten Stimmen aus dem Podiums-Interview
Garrett Gerloff ist beim Interview natürlich überglücklich und freut sich sehr über sein erstes Podium. Er hatte sich bei den SSP 300 Fahrern umgehört und erfahren, dass es eine trockene Spur gebe. Daher war seine Reifenwahl für diese Verhältnisse schlicht perfekt. Alex Lowes gab zu Protokoll er hätte der Pace seines Teamkollegen nicht folgen können, sei aber bei diesem schwierigen Rennen mit Platz 2 natürlich mehr als zufrieden. Nach Sieg Nummer 101 in der WSBK war Jonathan Rea sehr glücklich und gab an, nie zu viel Risiko eingegangen zu sein, sondern nur seinen Rhythmus einzuhalten. Dieser scheint um Welten vor der Konkurrenz gelegen zu sein und nun ist er entsprechend voller Vorfreude auf das dritte und letzte Rennen am Wochenende.

Die WorldSBK Weltmeisterschaft
Natürlich hat Jonathan Rea seinen Vorsprung nun um weitere 3 Punkte ausgebaut und mit Platz 2 und zusätzlichen 9 Punkten liegt auch sein Teamkollege Alex Lowes mit 9 Punkten deutlich vor Toprak auf P3 mit 20 Zählern liegt. Davies mit 17, Redding (15) Gerloff (14), Sykes (10), van der Mark (10), Rinaldi (9) und Haslam (8) komplettieren die vorläufigen Top Ten. Am Nachmittag gibt es für einen Sieg wieder 25 Punkte für den Sieg und die ersten 15 erhalten welche, während dies im SP-Race nur für die ersten 9 der Fall war.

Das Wheelie als Sieger im Superpole Race kostete den 6-fachen Weltmeister wie im ersten Rennen etwa 1 bis 2 Sekunden seines Vorsprungs auf den Zweitplatzierten, aber dies war ihm egal Ab Position 6 hatten die Gegner von Johnny rund 3 oder noch mehr Sekunden pro Runde auf ihn verloren, als er im SP-Race eine weitere Demonstration seiner Fahrkunst abgab..

Supersport 600 Rennen

Gestartet wird um 12:30 Uhr. Nach der Fahrt von Rea im Superpole Rennen herrscht im Paddock immer noch Kopfschütteln. Toprak auf P6 hatte beinahe 30 Sekunden Rückstand und hätte der amtierende Weltmeister es die letzten 2 bis 3 Runden ruhiger angehen lassen, wären es noch deutlich mehr gewesen. Aber nun bereiten sich alle auf das zweite Rennen der Supersport 600 vor, bei dem die Liste der Siegesanwärter erneut mindestens 3 bis 6 Namen umfassen dürfte. Mit zuoberst stehen dabei mit Niki Tuuli und Jules Cluzel die zwei Fahrer, welche nach einer Kollision am Samstag im ersten Rennen gestürzt waren. Der Finne hatte mit dem Vorderrad das Heck des Bikes vom Franzosen getroffen, wonach beide heftig gestürzt waren. Die Fahrer sind auf der Aufwärmrunde und sogleich wird auf etwas rutschiger Strecke gestartet. Die Verhältnisse sind gegenüber gestern sehr viel schwieriger.
Der Start zum Rennen
Es ist Öttl, der vor Odendaal in Führung ging und sofort danach stürzt und der Deutsche landet im Kies und probiert danach wieder loszufahren. Krummenacher ist bereits auf P5 hinter Odendaal und Aegerter, als es in den kurvigen Teil der Strecke in Aragonien geht. Auch Caricasulo war in derselben zweiten Kurve wie Öttl gestürzt, der danach an die Box zurückfuhr und sein Bike scheint unfahrbar zu sein. Krummi ist bereits auf Platz 3 hinter Bergman und Alcoba, nachdem er schon in der ersten Runde an Odendaal und Aegerter vorbeigegangen war. Aegerter ist auf P6 zurückgefallen, nachdem er bereits von Luca Bernardi überholt wurde und hat Gonzalez im Genick. Als noch 11 Runden zu fahren sind, liegt Chris Bergman bereits über 2 Sekunden vor Marc Alcoba und Odendaal vor Krummenacher hat gut 8,5 Sekunden Rückstand auf den Führenden. Dahinter Bernardi, Gonzales, Soomer, de Rosa und Aegerter. Bernardi musss aufgeben, er hat offenbar einen Maschinenschaden.
Die letzten 10 Runden
Der „Domi-Fighter“ hat Mühe und liegt nur noch auf P9 vor Hendra-Pratama, während vorne sein Landsmann Krummenacher auf P7 zurückgefallen ist. Jules Cluzel ist nun bereits vierter hinter Odendaal, der knapp 5 Sekunden hinter Alcoba auf P3 liegt. Gonzalez ist soeben von Soomer auf P6 verdrängt worden, gefolgt von Raffaele de Rosa. Aegerter schnappt sich dahinter Krummi und ist nun achter. Sofern Bergman keinen Fehler macht, wird der Schwede das Rennen gewinnen, aber es sind immer noch 7 Runden zu fahren. Schnellster Mann auf der Strecke ist derzeit Jules Cluzel, der schon fast am vor ihm liegenden Odendaal und damit Platz 3 dran ist. Nun ist Alcoba von Cluzel unter Druck, der bereits an Odendaal vorbei ist und der Kampf um sogar den Sieg ist womöglich derzeit sogar noch völlig offen, als Cluzel die zweite Position übernimmt.
Noch 5 Runden
Der Franzose holt weiter auf und sein Rückstand auf den Leader beträgt nun nur noch etwas über zweieinhalb Sekunden. Mittlerweile sieht es danach aus, als gewinnt der Franzose oder er stürzt, als Odendaal hinter ihm auf P3 liegt und Soomer und De Rosa auch bereits an Alcoba vorbei sind, der davor lange zweiter gewesen war. Wie der Spanier fällt nun Bergmann weit zurück, er scheint seine Reifen überbeansprucht zu haben oder er hat schlicht die falsche Wahl getroffen. Cluzel führt knapp vor Odendaal, als noch 3 Runden zu fahren sind. Es sieht nach einem harten Kammpf um den Sieg aus mit Cluzel vor Odendaal und wenig dahinter De Rosa und Soomer. Alle vier haben die Chance auf den Sieg, als es in die zweitletzte Runde geht. De Rosa ist nun hinter Odendaal, dahinter Cluzel und Soomer. Am Ende ist es Odendaal, der vor De Rosa, Cluzel und Soomer das zweite Rennen in Folge in Aragon gewinnt. Nachfolgend die Rangliste und in Kursivschrift dabei die Fahrer ohne WM-Punkte.

P,  No, Rider, Bike, Gap
1, 4, ODENDAAL Steven, Yamaha YZF R6, LEAD
2, 3, DE ROSA Raffaele, Kawasaki ZX-6R, 0.100
3, 16, CLUZEL Jules, Yamaha YZF R6, 0.334
4, 38, SOOMER Hannes, Yamaha YZF R6, 0.389
5, 77, AEGERTER Dominique, Yamaha YZF R6, 17.785
6, 71, BERGMAN Christoffer, Yamaha YZF R6, 19.976
7, 70, ALCOBA Marc, Yamaha YZF R6, 31.984
8, 95, TAKALA Vertti, Yamaha YZF R6, 35.144
9, 21, KRUMMENACHER Randy, Yamaha YZF R6, 36.403
10, 55, HENDRA PRATAMA Galang, Yamaha YZF R6, 37.524
11, 81, GONZALEZ Manuel, Yamaha YZF R6, 37.821
12, 34, MANFREDI Kevin, Yamaha YZF R6, 50.606
13, 6, HERRERA Maria, Yamaha YZF R6, 56.884
14, 61, ONCU Can Alexander, Kawasaki ZX-6R, > 1′
15, 19, SZKOPEK Pawel, Yamaha YZF R6, > 1′
16, 42, FROSSARD Stephane, Yamaha YZF R6, > 1′
17, 22, FULIGNI Federico, Yamaha YZF R6, > 1′
18, 94, CARICASULO Federico, Yamaha YZF R6, > 1′
19, 24, TACCINI Leonardo, Kawasaki ZX-6R, > 1′
20, 45, KAWASAKI Shogo, Kawasaki ZX-6R, > 1′
21, 84, FABRIZIO Michel, Kawasaki ZX-6R, 1 LAP
OT, 2, MONTELLA Luigi, Yamaha YZF R6,
OT, 23, PIZZOLI Davide, Yamaha YZF R6,
OT, 29, BERNARDI Luca, Yamaha YZF R6,
OT, 5, OETTL Philipp, Kawasaki ZX-6R
.

Jules Cluzel (GMT Yamaha) als dritter links im Bild im Gespräch mit seinem Yamaha Markenkollegen und Doppelsieger Steven Odendaal (Bardahl Evan Bros Yamaha).

Die ersten Interviews
Im Inverview meldete sich Jules Cluzel sehr zufrieden, weil er zuerst gar nicht daran dachte, um den Sieg mitkämpfen zu können. Bei leichtem Regen und mit beinahe Slicks nun 16 Punkte zu holen, sei ein wichtiger Aspekt, nachdem er im ersten Rennen unschuldig ausgefallen sei. Raffaele de Rosa als zweiter hatte noch vor der Zielkurve geführt, gab sich aber trotzdem zufrieden. Nach einer Schulterverletzung und viel Physiotherapie sei er froh, überhaupt wieder fahren zu können. Das Rennen sei sehr schwierig gewesen, aber im Lauf der Zeit sei es für ihn immer besser gelaufen und nun sei er mit P2 überglücklich. Steven Odendaal war natürlich mehr als zufrieden, er gab zu Bedenken, dass es extrem schwer war. Mit Intermediate-Reifen sei es am Ende am besten gegangen und er grüßte alle Leute in Südafrika und sei nur einfach froh, dass es derart gut an diesem schwierigen Wochenende für ihn gelaufen sei.

Steven Odendaal (Bardahl Evan Bros Yamaha) – der Doppelsieger in der Auslaufrunde, nachdem er sich auch bei den Streckenposten zuvor für ihre Arbeit bedankt hatte und von diesen applaudiert wird.

Das zweite Rennen der WorldSBK vom Sonntag

Es ist richtig nass und es stehen Pfützen in der Boxengasse, als die Fahrer auf die Besichtigungsrunde gehen. Jonathan Rea liebt diese Verhältnisse, vor allem weil es eindeutige Bedingungen sind und daher fast kein Reifenpoker denkbar ist. Über die volle Distanz wird es höchstens die Frage der Mischung für die Regenreifen, aber mit Intermediates wie in der WSSP bei nur leichtem Regen ist nicht zu rechnen. Wir haben soeben beobachtet, wie sich Johnny Rea mit Lucas Mahias in der Startaufstellung intensiv besprach, der als Routinier ebenfalls schon viele Jahre Erfahrung mitbringt. Auch Lowes und Rea sind in Diskussion über die Verhältnisse, beide gelten wie Laverty und Haslam als absolute Regenspezialisten. Rea ist nun mit 8 Siegen alleiniger Aragon-Rekordhalter vor Davies mit 7, der gewinnen müsste, um mit dem Nord-Iren gleichzuziehen. Vor dem Start rennen noch einige Helfer mit anderen Rädern zum Grid, vielleicht probieren es einige der Fahrer mit einem Poker. Auf die Frage, was er zu den Verhältnissen meine, gab van der Mark soeben die Antwort „really shit“.
Das dritte Rennen des Wochenendes der WSBK
Die ersten 9 der Startaufstellung stehen in der Reihenfolge des Superpole Races (siehe weiter oben in diesem Bericht). Redding nur auf P8 und Sykes auf Startplatz 10 gehören damit natürlich zu den Verlierern, was die Ausgangslage betrifft, als die Fahrer auf die Warm-up-lap gehen. Die meisten Fahrer sind auf denselben Reifen, während Scott Redding offenbar mit einem Slick hinten pokert. Nach dem Start ist es Rea der vor Gerloff, Lowes, Davies und Toprak das Rennen anführt. Davies ist der erste mit einem Crash und Rinaldi fuhr kurz davor aus der Boxengasse los, während Sykes nun auf P4 vor Toprak liegt. Redding liegt auf P6, aber mit 2 Sekunden Rückstand auf Leader Rea, doch das Rennen ist noch lang.
Gerloff baut Mist
Der Texaner griff Rea an, der geistesgegenwärtig durchs Kiesbett weiterfährt und auf P3 zurückfällt, während der Texaner stürzt, aber wieder aufsteht. Nun ist Michael van der Mark auf P4 der erste Verfolger der Spitze und Toprak liegt auf P3 vor Rea und Redding direkt dahinter. Es ist nun Razgatlioglu, der vor Alex, Michael, Johnny und Redding führt und die ersten 5 liegen direkt beieinander.k Haslam ist soeben auch gestürzt, er crashte in Kurve zwei. Es ist nun van der Mark, der an der Spitze liegt, vor Toprak, Redding, Rea und Lowes, als noch 13 Runden zu fahren sind. Die Strecke ist auf der Ideallinie trocken und aktuell geht Reddings Strategie auf, der sich an die Spitze setzt. Dahinter die Gruppe mit Michael, Toprak, Alex, Johnny und etwas zurück Sykes und Bautista. Mahias ist auf P8 vor Locatelli, Gerloff, Nozane und Rabat. Folger liegt auf P15. Während Redding etwas über 1,5 Sekunden Vorsprung hat kämpfen dahineter van der Mark, Toprak, Lowes und Rea um P2.
Gerloff mit Long-Lap-Penalty
Weil der Texaner Rea mit seiner Aktion behindert hatte, erhielt er diese Strafe und liegt derzeit immer noch auf P10. Mit seinem Poker scheint 10 Runden vor Schluss Redding absolut ungefährdet, während dahinter alles noch völlig offen ist und auch Sykes nur knapp hinter den vier Kampfhähnen vor ihm liegt. Sein neuer Teamkollege van der Mark ist immer noch auf P2, nun vor Rea, Lowes und Toprak. Als noch 8 Runden zu fahren sind, ist der Abstand von Redding auf über 7 Sekunden angewachsen, aber dahinter ist noch alles offen, während Michael einen Angriff von Johnny abwehren konnte und immer noch die Verfolgergruppe anführt. Folger ist bereits auf P10 vorgefahren, der Deutsche könnte sein erstes Top Ten Resultat der Saison damit holen. Wenig später ist jedoch Gerloff wieder an ihm vorbei. Van der Mark und Rea streiten mit dem Messer zwischen den Zähnen um Position 2, mit Lowes knapp dahinter. Toprak und Sykes sind leicht zurückgefallen, als noch 6 Runden zu fahren sind.
Die letzten 5 Runden
Johnny ging an „Magic Michael“ vorbei und wenig hinter diesem lauert Lowes, während sich Sykes wieder etwas heranfahren konnte und nur noch Toprak weiter zurückliegt. In Kurve 1 steht Tito Rabat, der die Kurve verpasst hat und Folger ist jetzt hinter Gerloff und Locatelli auf Platz 9, als Redding die viertletzte Runde einläutet. Rea konnte sich von seinen Verfolgern nun etwas absetzen, die zu dritt die erste Kurve anfahren und Lowes hat danach die Nase vor van der Mark und Sykes. Alex Lowes tut alles dafür, die beiden BMW Fahrer hinter sich zu halten, um das dritte Podium des Wochenendes zu holen. Er konnte sich nun wie davor Rea leicht von ihnen absetzen, als noch 3 Runden zu fahren sind. Fast 10 Sekunden liegt Redding vor Rea, der sicher vor Lowes auf P2 liegt und die beiden BMW Piloten scheinen nur noch um Rang 4 zu kämpfen, wobei nun das erste Mal Sykes die Nase vorne hat. Folger sitzt Gerloff im Genick, die beiden kämpfen hinter Toprak nun um Platz 7, als der Deutsche nun vor der letzten Runde die Nase vorne hat. Das Rennen ist nun vorbei und Redding gewinnt sicher vor Rea, Lowes, Sykes, van der Mark, Toprak, Gerloff, Folger und Locatelli. Nachfolgend die Rangliste und in Kursivschrift dabei die Fahrer ohne WM-Punkte.

P,  No, Rider, Bike, Gap
1, 45, REDDING Scott, Ducati Panigale V4 R, LEAD
2, 1, REA Jonathan, Kawasaki ZX-10RR, 9.856
3, 22, LOWES Alex, Kawasaki ZX-10RR, 10.434
4, 66, SYKES Tom, BMW M 1000 RR, 12.094
5, 60, VAN DER MARK Michael, BMW M 1000 RR, 16.234
6, 54, RAZGATLIOGLU Toprak, Yamaha YZF R1, 20.191
7, 31, GERLOFF Garrett, Yamaha YZF R1, 20.427
8, 94, FOLGER Jonas, BMW M 1000 RR, 20.587
9, 55, LOCATELLI Andrea, Yamaha YZF R1, 25.026
10, 44, MAHIAS Lucas, Kawasaki ZX-10RR, 28.855
11, 19, BAUTISTA Alvaro, Honda CBR1000 RR-R, 35.644
12, 3, NOZANE Kohta, Yamaha YZF R1, 38.275
13, 32, VINALES Isaac, Kawasaki ZX-10RR, 41.585
14, 47, BASSANI Axel, Ducati Panigale V4 R, 44.922
15, 23, PONSSON Christophe, Yamaha YZF R1, 46.022
16, 21, RINALDI Michael Ruben, Ducati Panigale V4 R, > 1′
17, 50, LAVERTY Eugene, BMW M 1000 RR, > 1′
18, 36, MERCADO Leandro, Honda CBR1000 RR-R, > 1′
19, 7, DAVIES Chaz, Ducati Panigale V4 R, 1 LAP
20, 84, CRESSON Loris, Kawasaki ZX-10RR, 2 LAPS
21, 76, CAVALIERI Samuele, Kawasaki ZX-10RR, 3 LAPS
OT, 53, RABAT Tito, Ducati Panigale V4 R,
OT, 91, HASLAM Leon, Honda CBR1000 RR-R,

Die ersten Interviews
In der Weltmeisterschaft führt natürlich weiterhin Rea. Lowes meinte im Interview, er sei absolut zufrieden unter diesen Umständen. Am Ende hatte er mit dem Mapping seines Bikes gespielt und mit dem dritten Podium in Folge gebe es für ihn absolut nichts zu bemängeln. Rea war nur glücklich, einfach noch ins Ziel zu kommen und mit viel Instinkt hätte er sogar ins Kiesbett Gas gegeben und sich im Motocross-Stil gerettet. Das Bike war sehr gut abgestimmt und Scott hätte sich absolut richtig entschieden und den Sieg damit verdient. Dieser meldete sich natürlich als einer von nur zwei Fahrern, die das Risiko eingegangen sind sehr zufrieden. Es sei ein Gamble gewesen und diesmal hätte er einfach alles riskiert und am Morgen sei es nicht aufgegangen. Es war ein sehr hartes und schwieriges Wochenende und nun sei er natürlich sehr zufrieden, den Tag damit nach nur 2 Punkten am Morgen derart gerettet zu haben.
Zwischenstand in der Weltmeisterschaft
Jonathan Rea führt nun mit 57 Punkten vor Lowes mit 45, Redding (40, Razgatlioglu (30), Sykes und Gerloff (23), van der Mark (21), Davies (17) und Locatelli mit 13. Natürlich ist Rea mit nur 5 Punkten weniger als dem Maximum Gesamtsieger von Aragon, was so nicht erwartet werden konnte. Mit seinem Sieg fuhr Redding das einzige Podium des Wochenendes auf dem Motorland heraus, dies vor allem dank seiner absolut riskanten, aber fabelhaft aufgegangenen Reifenstrategie. In nur 5 Tagen sind die Fahrer in Estoril wieder auf der Strecke, wo Rea und Redding im Vorjahr ein kurioses Saisonfinale erlebt hatten. Die besten Erinnerungen an das letzte Rennen in Portugal von 2020 haben Toprak und Chaz Davies, als Pechvogel vom Sonntagnachmittag. Für BMW war der Sonntag zum ersten richtigen Lichtblick geworden, nachdem bei P6 von Sykes am Vortag noch viel Glück im Spiel war. Mit den Platzierungen 4 und 5 haben van der Mark und Sykes endlich das erste Ausrufezeichen setzen können, bevor es nach Estoril für die zweite Runde geht.

Scott Redding (Aruba.it Ducati) hinter Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha with Brixx) und vor Chaz Davies (GoEleven Ducati) und Garrett Gerloff (GRT Yamaha) – nach nur 2 Punkten im Superpole Race ging sein Reifenpoker mit Slick-Hinterreifen auf und der Engländer holte sich seinen ersten Saisonsieg.

Das letzte Rennen des Tages – WSSP 300

Nach der Aufwärmrunde gilt es nun für die Nachwuchsklasse zum letzten Mal an diesem Wochenende ernst, die SSP 300 wird in Estoril nicht dabei sein. Es ist Ton Kawakami vor Huertas, Booth-Amos, Ieraci und De Sora, der das Rennen nach dem Start anführt. In Kurve 1 gab es einen Sturz, in welchen mehrere Fahrer verwickelt waren. Auf der langen Gegengeraden gab es den ersten von vielen noch zu erwartenden Führungswechseln, als Buis an Kawakami vorbeigeht, dahinter wechseln die Positionen ebenfalls laufend. Während die ersten Positionen laufend ändern, fuhr Ana Carrasco die bis dahin schnellste Runde. Die Spanierin ist damit zumindest derzeit in den Top Ten vertreten. Wie im ersten Rennen am Samstag ist der aktuell an der Spitze liegende Booth-Amos einer der auffälligsten Fahrer, nachdem er Huertas dort abgelöst hatte. Beide Kawakamis sind in den ersten zehn vertreten. Der Franzose Markarian ist ein weiterer Fahrer, der sein Rennen mit einem Crash zerstört.
Die letzten 8 Runden
Das erste Rennen wurde nach roten Flaggen nur über 9 Runden gewertet, weil kurz danach ein Doppelsturz in der Zielkurve stattfand und einer der beiden Fahrer danach nicht aufgestanden war. Wie in der Moto3 auch meist zu beobachten, ist kein Fahrer in der Lage, sich von seinen Gegnern deutlich abzusetzen. Die 0,4 Sekunden Vorsprung von Booth-Amos fahren seine Gegner im Windschatten auf der langen Gegengeraden sofort wieder zu. Der Engländer bleibt aber vorläufig vorne und versucht alles, sich von den hinter ihm liegenden leicht abzusetzen. Dabei konnte er, als noch 5 Runden zu fahren sind, einen Vorsprung von 0,5 Sekunden auftun, aber im kurvigen Teil der Strecke sind die Verfolger wieder knapper an ihm dran.
Battahin Sofuoglu mit Double-Long-Lap-Penalty
Der junge Türke stürzt kurz danach, das Rennen ist für ihn vorbei. Der nächste ist in Kurve 1 Kevin Sabatucci, der am Boden liegt. Als noch 3 Runden zu fahren sind, ist immer noch Booth-Amos vorne. Buis, Huertas und Ton Kawakami liegen jedoch nur knapp dahinter und auf der Gegengeraden ist es Huertas, der am Engländer aus dem Windschatten vorbeikommt. In der zweitletzten Runde ist es unmöglich, einen Sieger auszumachen, als immer noch eine sehr große Gruppe von Fahrern sehr nahe beieinander sind. Das Rennen ist vorbei und gewonnen hat Orradre vor Booth-Amos, Huertas, Okaya, Carrasco und Ton Kawakami. Aber Orradre bekommt einen Penalty und wird damit „nur“ zweiter. Nachfolgend die korrigierte Rangliste und in Kursivschrift dabei die Fahrer ohne WM-Punkte.

P,  No, Rider, Bike, Gap
1, 69, BOOTH-AMOS Tom, Kawasaki Ninja 400, LEAD
2, 10, ORRADRE Unai, Yamaha YZF-R3, 0.127
3, 99, HUERTAS Adrian, Kawasaki Ninja 400, 0.140
4, 61, OKAYA Yuta, Kawasaki Ninja 400, 0.213
5, 11, CARRASCO Ana, Kawasaki Ninja 400, 0.339
6, 87, KAWAKAMI Ton, Yamaha YZF-R3, 0.359
7, 64, DE CANCELLIS Hugo, Kawasaki Ninja 400, 0.415
8, 46, DI SORA Samuel, Kawasaki Ninja 400, 0.641
9, 8, IERACI Bruno, Yamaha YZF-R3, 0.791
10, 83, KAWAKAMI Meikon, Yamaha YZF-R3, 0.795
11, 20, LOUREIRO Dorren, Kawasaki Ninja 400, 0.914
12, 1, BUIS Jeffrey, Kawasaki Ninja 400, 1.565
13, 73, PEREZ GONZALEZ Jose Luis, Kawasaki Ninja 400, 6.020
14, 98, MILLAN GOMEZ Alex, Kawasaki Ninja 400, 6.038
15, 41, GARCIA Marc, Kawasaki Ninja 400, 10.446
16, 58, IGLESIAS Inigo, Kawasaki Ninja 400, 10.467
17, 77, BIJMAN Ruben, Yamaha YZF-R3, 10.497
18, 72, STEEMAN Victor, KTM RC 390 R, 10.675
19, 97, PALAZZI Filippo Maria, Yamaha YZF-R3, 21.262
20, 53, SVOBODA Petr, Yamaha YZF-R3, 21.288
21, 26, GENNAI Mirko, Yamaha YZF-R3, 21.305
22, 80, MASTROLUCA Gabriele, Yamaha YZF-R3, 21.432
23, 59, ZANCA Alessandro, Kawasaki Ninja 400, 21.552
24, 93, GAGGI Marco, Yamaha YZF-R3, 21.596
25, 48, BRIANTI Thomas, Kawasaki Ninja 400, 21.802
26, 7, GIMBERT Johan, Kawasaki Ninja 400, 32.246
27, 25, BERTA VINALES Dean, Yamaha YZF-R3, 35.406
28, 43, KHOURI Harry, Kawasaki Ninja 400, 37.283
29, 52, KONIG Oliver, Kawasaki Ninja 400, 57.453
30, 14, MCMANUS James, Kawasaki Ninja 400, > 1′
31, 18, OFFER Indy, Kawasaki Ninja 400, > 1′
32, 55, FRAPPOLA Antonio, Kawasaki Ninja 400, > 1′
33, 27, DIEZ RODRIGUEZ Alejandro, Kawasaki Ninja 400, > 1′
RT, 17, MEUFFELS Koen, Kawasaki Ninja 400,
RT, 85, SABATUCCI Kevin, Yamaha YZF-R3,
RT, 54, SOFUOGLU Bahattin, Yamaha YZF-R3,
RT, 21, PEREZ SELFA Vincente, Yamaha YZF-R3,
RT, 36, RAINERI Stefano, Kawasaki Ninja 400,
RT, 76, GIRAL ROMERO Julian, Yamaha YZF-R3,
RT, 23, MARKARIAN Sylvain, Kawasaki Ninja 400,
RT, 19, RODRIGUEZ NUNEZ Victor, Kawasaki Ninja 400,
RT, 22, ROMERO Joel, Kawasaki Ninja 400,
RT, 70, DUARTE Miguel Santiago, Yamaha YZF-R3,

Booth-Amos ist als Sieger und WM-Leader natürlich sehr zufrieden, wie er danach im Interview zu Protokoll gibt.

Das Podium mit von links Unai Orradre (P2, Yamaha), Sieger Tom Booth-Amos und dem drittplatzierten Adrian Huertas (beide Kawasaki).

Dieser Live-Blog ist nun geschlossen. Für mehr siehe in Kürze in unserem Fazit zum Tag.

Motorland Aragon Streckenkarte

Die WorldSBK fährt seit 2011 in Aragon und den ersten Sieg holte damals Marco Melandri auf Yamaha, während Aprilia Ass Max Biaggi den 2. Lauf gewonnen hatte. Im Jahr danach gewannen erneut die beiden Italiener, aber in umgekehrter Reihenfolge und Melandri auf einer BMW. In den beiden Jahren danach waren es zuerst Davies und danach Sykes auf Kawasaki, welche sich je einen Doppelsieg holten.

Zeitplan für das erste Rennwochenende von 2021

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).