The Cathedral of Speed
Traditionsreichste MotoGP Rennstrecke im Norden Hollands
Die Strecke in den Niederlanden hat eine lange Tradition im Motorrad Rennsport. Die Dutch TT fand ab Samstag, 11. Juli 1925 bis 1939 fünfzehnmal in der Nähe der Kleinstadt Assen statt. Anfänglich wurden die Rennen noch nicht auf einer echten Rennstrecke abgehalten. Die Rennen wurden damals auf öffentlichen Straßen gefahren. Als Kurs diente zu Beginn das 28,4 km lange Straßendreieck zwischen Rolde (Start/Ziel), Borger und Schoonloo. Ab dem 2. Jahr wurde ein im Süden der Drenter Hauptstadt gelegener, 16,5 km langer Parcours verwendet. Nach dem Krieg gab es 1946 erneut ein nationales Rennen und im Jahr darauf ging es wieder mit internationaler Beteiligung an selber Stelle weiter.
Rundkurs-Neubau
Die 25. Dutch TT im Jahr 1955 wurde als erste auf einer speziell gebauten, 7,7 km langen Rennstrecke gefahren. Seither wurden auch Gespann-Rennen im Rahmen des Assen GP durchgeführt. 1984 wurde die der Kurs komplett renoviert. Durch Kürzung der Nordschleife um 1,5 Kilometer reduzierte sich die Länge auf 6,1 Kilometer. Fünf Jahre später gab es einen neuerlichen Ausbau mit einigen Verbesserungen und einer Verbreiterung der Piste um 3 auf 10 Meter. Im Jahr 1992 wurde der heutige TT Circuit Assen zum ersten Mal dauerhaft vom öffentlichen Verkehr getrennt. Ende 2003 gab es weitere Ausbauten mit zusätzlichen Tribünen und es kam ein Motorradparkplatz hinzu, auf welchem rund 12.000 Motorräder auf Betonabschnitten abgestellt werden können. Dazu kam eine Erweiterung und Vergrößerung der Kiesbetten, zusätzliche Schutzzäune und weitere Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit. Per 2006 wurde die Strecke das letzte Mal verkürzt und misst seither 4.555 Kilometer.
Einige Fakten zum TT Circuit von Assen
- Assen ist die einzige Strecke, auf der seit 1949 jedes Jahr ein WM-Rennen ausgetragen wurde.
- Der GP der Niederlande wurde bis 2015 traditionell am letzten Samstag des Junis gefahren.
- Der TT Circuit ist die einzige aktuelle WM-Strecke, die speziell für Motorräder konzipiert ist.
- Die längste Gerade misst 970 m. Die Kurven auf dem TT Circuit sind traditionell leicht überhöht.
- Die Strecke bietet (zumindest offiziell) nur 100.000 Zuschauern Platz.
- Ab der 5. Saison nach Einführung der WSBK (1988) wurden in Assen ab 1992 auch Rennen der World Superbike WM ausgetragen
MotoGP Besucherzahlen in Assen 1995 bis 2018
Am meisten Besucher wurden 1995 gezählt, als beinahe 200 Tausend Zuschauer am GP Assen gezählt wurden. Nicht selten hatte es in Assen während des Rennwochenendes geregnet: 1996, 1998, 2002-2004, 2007, 2008, 2011, 2013 und 2014. Der Einbruch im Jahr 2000 war daher nicht auf schlechtes Wetter zurückzuführen. Ab 2015 gab es wieder einen deutlichen Anstieg der Besucherzahlen, immer über das ganze Wochenende gerechnet.
Besucherzahlen im Vergleich
In Kursivschrift die Zahlen für Regenrennen und in Fettschrift ist der Besucherrekord, im Vergleich zu den anderen GP-Strecken von 2010 bis 2019. Sämtliche Zahlen sind jeweils über alle 3 Tage am GP-Wochenende kumuliert gerechnet. Von den etablierten Strecken ist der Sachsenring die Strecke mit dem höchsten Zuschauerschnitt im Vergleich. Die Zahlen von Assen können sich jedoch gegenüber den anderen Strecken durchaus sehen lassen.
Assen-Sieger 500 cm³ und Moto GP der letzten 30 Jahre
Im Jahr 1995 wurde das Rennen in der Königsklasse (500 cm³) vom Australier Mick Doohan gewonnen, der von 1994 bis 1998 fünfmal in Folge den WM-Titel einfuhr. Aktuell hält Marc Marquez bei derselben Zahl in der MotoGP. Nur Giacomo Agostini mit 8 Titeln in der höchsten Kategorie und Valentino Rossi mit deren 7, waren noch erfolgreicher. Agostini erzielte allerdings 7 Titel in Folge auf der damals gegenüber der Konkurrenz deutlich überlegenen MV-Agusta und die Dichte an starken Fahrern war damals eindeutig kleiner, als später bei Rossi. Da bis 1976 auch die Tourist Trophy auf der Isle of Man zur Straßen-Weltmeisterschaft für Motorräder (der heutigen MotoGP) zählte, ist ein direkter Vergleich sehr schwierig. Dazu wurden in den 1970er Jahren meist nur 10 bis 11 Rennen gefahren und nach dem letzten Übersee-GP 1967 in Mosport/Kanada erst ab 1977 (mit Venezuela) wieder außerhalb Europa. Das Rennen der Kategorie 250 cm³ von 1996 in Assen gewann der viel zu früh verstorbenen Ralf „Waldi“ Waldmann, der im Jahr 1991 bereits das 125 cm³ Rennen für sich entschieden hatte. Die 125 cm³ Klasse gewann 1993 und 1995 mit Dirk Raudies ebenfalls ein Deutscher, beim 2. Sieg vor seinem Landsmann Peter Öttl. Dieser ist seit einiger Zeit wieder im Paddock vertreten, aktuell als technischer Leiter des Sterilgarda Max Racing Teams in der Moto3.
Assen-Sieger 250 cm³ und Moto2 der letzten 30 Jahre
Assen-Sieger 125 cm³ und Moto3 der letzten 30 Jahre
WSBK Sieger in Assen
Foggy und Jonathan Rea haben die Nase vorne
Von bis 2019 insgesamt 32 Weltmeisterschaften der World Superbikes fand ab 1992 ununterbrochen jährlich eine Runde in Assen statt. Den Rekord mit je 12 Siegen in Assen teilen sich mit Stand bis 2019 der Beste und Zweitbeste Fahrer der WSBK Geschichte, Jonathan Rea und Carl Fogarty (beide GBR). Nachdem Rea 2019 auf sämtlichen schnelleren Strecken materialbedingt gegenüber der MotoGP Replica von Ducati mit Bautista klar benachteiligt war, kann er womöglich 2020 die alleinige Führung übernehmen. Den ersten Sieg in einem WSBK Lauf in Assen sicherte sich am 13. September 1992 der US-Amerikaner Doug Polen, der im selben Jahr auf Ducati auch den WM-Titel vor dem Franzosen Raymond Roche (Ducati) gewann. Lauf 2 gewann damals der Italiener Giancarlo Falappa (Ducati), der in der WM hinter dem Australier Rob Phillis (Kawasaki) den 4. Schlussrang belegte.
Rückblick Assen – Motorrad-Rennen vor 55 Jahren
Bis in die 1980er Jahre war es bei Motorrad Rennen durchaus üblich, dass ein Fahrer in mehreren Kategorien gleichzeitig antrat. So kam es beim 5. Lauf in Assen zu einem Dreifachsieg von Jim Redman. Zuerst gewann der Rhodesier (der gebürtige Engländer war in seiner Jugend in das heutige Simbabwe ausgewandert) in der bis in das Jahr 1982 ausgetragenen Kategorie 350 cm³ auf seiner Honda, mit beinahe 2 Minuten Vorsprung auf Mike „the Bike“ Hailwood (auf MV Agusta). Assen war damals die einzige Veranstaltung, bei der am Samstag sämtliche Rennen (5 Soloklassen und auch die Gespanne) ausgetragen wurde. So war es Mike Hailwood möglich, am Donnerstag an den Trainings in Assen teilzunehmen und danach mit dem Flugzeug nach Rouen in Frankreich zu fliegen. Dort trainierte er am Freitag für das Formel-1 Rennen, um am Abend wieder nach Assen zurückzufliegen. Unmittelbar nachdem er seine 2 Rennen in der Kategorie 350 cm³ und 500 cm³ fuhr, flog er wieder nach Rouen, wo er am Sonntag am Rennen der F1 teilnahm. Er wurde als bester Fahrer in einem Kundenteam auf seinem Lotus BRM übrigens hervorragender Achter, was damals aber nicht für WM-Punkte reichte. Am Ende der Saison 1964 wurde Jim Redman hoch überlegen Weltmeister über 350 cm³, er hatte jedes Rennen gewonnen.
Doch zurück zum Motorrad-Rennen in Assen, wo als 2. Rennen die Kategorie bis 50 cm³ an der Reihe war. Nicht am Start waren der Italiener Tarquinio Provini, dessen Vertrag mit Kreidler zuvor aufgelöst wurde, sowie Naomi Tanaguchi. Der Japaner konnte am Rennen nicht teilnehmen, weil seine Zweizylinder Honda (mit 50 cm²!) zurück nach Tokio gebracht wurde. An seinem Motor wurden einige Änderungen durchgeführt, welche sich im Zuge der Weiterentwicklung ergaben, ein heutzutage absolut undenkbares Vorgehen.
Das Rennen wurde über 8 Runden ausgetragen und war der erste Sieg eines Viertakters in der 50 cm³ Kategorie in Europa. Mit einem Zweizylinder Honda Motor mit 8 (!) winzigen Ventilchen. Die beiden Japaner Isao Morishita und Mitsuo Ito (beide Suzuki) hatten im Ziel ganze 26 Sekunden Rückstand auf Sieger Ralph Bryans. Der Deutsche H.-G. Anscheidt brachte seine von starken Aussetzern geplagte Kreidler noch knapp vor dem Holländer Cees van Dongen auf Platz 4 ins Ziel. Die WM wurde 1964 nach 8 Läufen von Hugh Anderson (Suzuki) gewonnen, Vizeweltmeister wurde Ralph Bryans und Dritter H.-G. Anscheidt.
Es folgte das 3. Rennen der 250 cm³ Klasse, die heutige Moto2. Auch hier gab es einen Kampf der Konzepte, Zweitakter 2-Zylinder gegen Viertakter mit 4 Zylindern. In der 1. Startreihe standen 3 verschiedene Fabrikate, mit Phil Read auf der Zweitakt Yamaha, vor Jim Redmann mit der Honda und Tarquinio Provini auf Benelli, wie die Honda ein Viertakter mit 4 Zylindern.
Nach zahlreichen Führungswechseln und hartem Fight, gewinnt am Ende Redman mit dem Viertakter hauchdünn vor Read auf dem Drehschieber-Zweitakter von Yamaha. Tommy Robb auf seiner Yamaha kann sich als Dritter noch knapp der Überrundung entziehen, was der Italiener Provini auf seiner Benelli nicht mehr schafft. Die WM wurde nach 11 Rennen von Phil Read (GBR) gewonnen, vor Jim Redman (Rhodesien, heute Simbabwe) auf Honda und Alan Shepherd (GBR) auf MZ. Es gab damals bereits 2 Übersee-Rennen, das erste am 2. Februar in Daytona und Lauf 11 war der GP von Japan in Suzuka am 1. November 1964.
Das nächste Rennen war in der Kategorie 125 cm³ ausgeschrieben und fand nach der Mittagspause statt. Nach anfänglich zähem Kampf um die Spitze und vielen Führungswechseln gewinnt am Ende auf der Vierzylinder (!) Viertakt Honda Jim Redman sein 3. Rennen an diesem Tag, mit deutlichem Vorsprung auf Phil Read (Yamaha Zweitakt Zweizylinder) und Ralph Bryans (Honda). Bert Schneider und Hugh Anderson (beide Suzuki Zweitakt) belegen die Plätze 4 und 5.
Bevor er zum F1 Rennen in Rouen/Frankreich losfliegt, gewinnt Mike „the Bike“ Hailwood das Rennen der Königsklasse bis 500 cm³ über 20 Runden auf MV Agusta. Der Italiener Remo Venturi auf Bianchi wird Zweiter, vor dem Südafrikaner Paddy Driver auf einer Kirby-Matchless. Jack Ahearn auf seiner Norton liegt auf Platz 4 bereits 1 Runde zurück.
Die WM wurde am Ende der Saison 1964 von Mike Hailwood (MV Agusta) nach 7 Siegen in 9 Rennen mit deutlichem Abstand vor Jack Ahearn (Norton) und Phill Read (Matchless / Norton) gewonnen. Es war der 3. von vier 500-er Titeln in Folge für Mike Hailwood, nachdem er 1961 bereits den WM-Titel in der Klasse 250 cm³ auf Honda errungen hatte. Dass ein Fahrer während derselben Saison auf verschiedenen Fabrikaten antrat, war damals nicht unüblich. In der 350 cm³ Klasse fuhr Hailwood beispielsweise MV Agusta und MZ. Die Markenvielfalt in dieser Kategorie war unglaublich, wie das Endklassement in der WM 1964 verrät:
WM-Endstand 350 cm³ – 10 unterschiedliche Fabrikate
1 | Jim Redman | Honda | 40(64) |
2 | Bruce Beale | Honda | 24 |
3 | Mike Duff | A.J.S. | 20(24) |
4 | Mike Hailwood | MV Agusta /MZ | 12 |
5 | Gustav Havel | Jawa | 10 |
6 | Phil Read | A.J.S. | 6 |
7 | Paddy Driver | A.J.S. | 5 |
8 | Remo Venturi | Bianchi | 4 |
9 | Endel Kiisa | CKEB | 4 |
10 | Stanislav Malina (†) | CZ | 4 |
11 | Isamu Kasuya | Honda | 4 |
12 | Derek Minter | Norton | 4 |
13 | Gilberto Milani | Aermacchi | 3 |
14 | Alan Shepherd | MZ | 3 |
15 | Renzo Pasolini | Aermacchi | 3 |
16 | Isao Yamashita | Honda | 3 |
17 | Derek Woodman | A.J.S. | 3 |
18 | Vernon Cottle (†) | A.J.S. | 3 |
19 | Chris Conn | Norton | 2 |
20 | Kuniomi Nagamatsu | Honda | 2 |
21 | Fred Stevens | A.J.S. | 2 |
22 | Joe Dunphy | Norton | 1 |
23 | Jack Ahearn | Norton | 1 |
Todesopfer in Assen
Nach der TT auf der Isle of Man ist Assen leider bezüglich der Anzahl der Todesopfer im Rennsport weit vorne in der Statistik.
Gosta Lönnfors, 34 (FIN), gestorben 26.6.1948
Gösta Lönnfors aus Helsinfors war ein finnischer Motorradrennfahrer, der erste Tote in der Geschichte der TT-Strecke in Assen, im Alter von 36 Jahren.
Während des Rennens vom 26. Juni 1948, über das De Leeuwarder Courant zwei Tage später schrieb:
„Die Asser TT-Rennen wurden als der große Showdown zwischen den Italienern und den Engländern im 500 ccm angekündigt. Der Zirkus des Motorenteufels hat jedoch einen erheblichen Verlust erlitten. Der Tod war in den Kampf verwickelt. „
Im Rennen bis 350 cm³ verlor der finnische Fahrer Gosta Lönnfors auf dem jüdischen Friedhof die Kontrolle über sein Motorrad und prallte gegen die Strohballen in der Kurve. Der Aufprall war nicht tödlich, aber er wurde zurück auf die Strecke geschleudert, wo er von Mercel Perrin aus Frankreich überfahren wurde. Auf dem Weg ins Krankenhaus starb der Finne und wurde das erste tödliche Opfer beim TT in Assen. Sechs weitere Fahrer verletzten sich an diesem Tag, zwei davon schwer. Gosta Lönnfors Tod wurde erst nach der Veranstaltung bekannt gegeben. Ab 1949 zählten die Rennen in Assen zur ab dann wieder stattfindenden Motorrad Weltmeisterschaft, mit zu Beginn 6 Runden.
Josef Knebel (Deutschland, Side Car), gestorben 28.6.1957
Der deutsche Seitenwagenfahrer Josef Knebel wurde am 28. Juni 1957 während des letzten Trainings für den niederländischen TT in Assen getötet. Knebel stürzte in der Bult-Kurve des Circuit van Drenthe. Das Fahrzeug wurde bei über eine Distanz von rund zwanzig Metern geschleudert, überschlug sich mehrmals und landete in einem Graben. Knebel wurde schwer verletzt, sein Helm brach beim Sturz in mehrere Teile. Er wurde in das Wilhelmina ziekenhuis in Assen gebracht, wo auch eine Notoperation sein Leben nicht retten konnte. Er starb am Freitagnachmittag um 14.30 Uhr, eineinhalb Stunden nach seinem Sturz. Er war fünfundzwanzig Jahre alt. Sein Passagier Rolf Amfaldern kam mit einem Schock und leichten Verletzungen davon. Das Rennen fand am 29. Juni 1957 statt. In der Weltmeisterschaft 1957 Klasse Beiwagen belegte das Gespann den 8. Endrang (4 Punkte). Mit seiner BMW hatte Josef Knebel am 19.5. mit Beifahrer Rolf Amfaldern in Hockenheim zuvor den Platz 3 herausgefahren.
Peter Ferbrache (UK, 350 cm³), gestorben 28.6.1960
Der Engländer dürfte ein Opfer des an seiner Maschine fest gegangenen Motors geworden sein. Nach seinem Sturz wurde er ins Krankenhaus transportiert, wo er drei Tage nach dem Unfall am 28. Juni 1960 starb, ohne das Bewusstsein wiederzugewinnen. Der aus London stammende Ferbrache stellte 1956 in Osmaston/England den Rundenrekord in der Kategorie 250, 350 und 500 cm³ mit seinen 3 Ariel Motorrädern auf.
Hans Schuld (NED, 250 cm³), gestorben 29.6.1962
NSU, NL-Champion in der Kategorie Junior 250 cm³ 1961. Die Rennen von 1962 wurden von einem tödlichen Unfall überschattet, Hans Schuld stürzte am letzten Trainingstag am Freitag und starb vor dem Rennen an seinen Verletzungen. Sein Tod wurde erst nach der Veranstaltung bekannt gegeben.
Roland Föll (GER, 125 cm³), gestorben am 27.6.1964
Noch am 24. April 1964 siegte Roland Föll als Passagier im Beiwagen am 27. internationalen Eifelrennen. In der Solokategorie bis 125 cm³ fuhr Föll auf Honda auf Platz 3. Mit Florian Camathias gewann Föll in seiner Karriere einen GP in der Kategorie Seitenwagen. Am 27.6.1964 verlor der am 12. September 1935 in Freiburg geborene Roland Föll beim Rennen bis 125 cm³ im Alter von 29 Jahren in Assen sein Leben. Am 10. Oktober 1965 verunglückte auch der Seitenwagenfahrer Camathias beim Race Of South im englischen Brands Hatch tödlich. Vier Jahre davor am 11. Mai 1961 verunglückten Camathias in der letzten Runde eines Rennens in Modena, bei dem sein Beifahrer Cecco am folgenden Tag seinen Verletzungen erlag.
Norman Huntingford (GBR, Sidecar), gestorben am 25.6.1966
In der ersten Runde verunglückte das Matchless Gespann mit Beifahrer Ray Lindsay, der leicht verletzt überlebte. Norman Huntingford hatte weniger Glück und ließ als sechstes Todesopfer der TT in Assen sein Leben. Bereits am 6. Juni hatte Huntingford einen spektakulären Unfall bei der Ballaugh Bridge an der TT auf der Isle of Man. Es war ebenfalls in der 1. Runde als er durch die Luft geworfen wurde, mit einem Schock und leichten Verletzungen jedoch davon kam und überlebt hatte.
Rolf Thiele (GER, 125 cm³), 26.6.1975
Am 28. Juni verstarb der 1952 geborene Deutsche Nachwuchsfahrer Rolf Thiele. Zwei Rennen zuvor hatte Rolf am GP Deutschland in Hockenheim noch mit Platz 9 einen ersten Achtungserfolg eingefahren. Er war das siebte Todesopfer seit Austragung der Dutch TT in Assen.
Yasumoto Nagai (JAP, WSBK), 12.9.1995
Der am 29. Oktober 1965 in Koshigaya geborene Japaner Yasumoto Nagai
begann seine Rennfahrerkarriere auf Minibikes. Sein erstes Straßenrennen fuhr Yasu, wie er genannt wurde, 1986 im Alter von 21 Jahren. Ab 1989 startete er für Yamaha. In der Superbike-Weltmeisterschaft debutierte Yasutomo 1994 im japanischen Sugo als Wildcard-Pilot bei seinem Heimrennen. Er fuhr bei diesem Einsatz für das Yamaha-Team Y.R.T.R. auf Anhieb die Pole-Position ein. In den beiden Läufen kam er auf den dritten und fünften Platz. Im Jahr 1995 kam Yasutomo als Stammfahrer in das Yamaha-Werksteam Yamaha World Superbike Team. Am 10. September 1995 kam er beim zweiten Lauf des Tages zu Sturz und verletzte sich dabei schwer. In der vorletzten Runde des Rennens rutschte er auf dem Öl eines vor ihm gelegenen Fahrers aus und wurde dabei von seinem Motorrad getroffen. Das Rennen wurde abgebrochen und Yasu ins Krankenhaus gebracht. Zwei Tage später am 12. September 1995 um 21:40 Uhr erlag Nagai im Krankenhaus in Assen in Anwesenheit seiner Freundin und seiner Eltern den schweren Schädelverletzungen. Das Yamaha-Werksteam zog seinen zweiten Fahrer Colin Edwards von den restlichen vier Saisonrennen zurück. Zum Zeitpunkt seines Todes lag Yasu auf dem vierten WM-Rang, im WM-Endklassement wurde er Fünfter, mit 3 Podiumsplatzierungen.
Sandor Pohl (GER, SideCar), 4.8.2013
Beim Seitenwagen WM-Lauf in der 5. Runde der WM 2013 in Assen, kam es in der Haarbocht Kurve (1) zu einem Dreher und Überschlag des Gespanns Kiser/Pohl. Der in Gera geborene Deutsche Beifahrer Sandor Pohl aus Münchenbernsdorf wurde dabei aus dem Fahrzeug geschleudert und blieb benommen in Fahrtrichtung auf der Strecke sitzen. Ein von hinten kommendes holländisches Gespann konnte nicht mehr ausweichen und verletzte Pohl bei der Kollision tödlich. Das Seitenwagen-Rennen wurde abgebrochen, aber danach fanden weitere Rennen statt und die Öffentlichkeit wurde erst später über den 10. Todesfall bei einem internationalen Rennen in Assen orientiert. Die Begründung des Veranstalters war, dass es die Frau des Verstorbenen zuerst erfahren sollte und man von ihr zuerst keine Kontaktdaten hatte. Der Schweizer Pilot Stefan Kiser fand nach dem Unfall Pohls Handy im Wohnmobil und konnte dadurch den Kontakt mit dessen Frau herstellen. Bis zum Unfall hatte das Schweizerisch/Deutsche Duo in jedem auf WM-Punkte geholt. Pilot Kiser verzichtete nach dem fürchterlichen Unfall auf die Teilnahme an den restlichen Rennen der Saison.
Es gab auf der Strecke in Assen noch weitere tödliche Unfälle, unter anderem am 3.10.2015 am OW-Cup, als ein 60-jähriger Fahrer eine Kurve falsch einschätzte und bei seinem Sturz tödlich verunfallte. Jeder, der auf der Rennstrecke oder im öffentlichen Verkehr sein Leben lässt, ist einer zu viel. Wir haben eine der umfangreichsten (und im Gegensatz zu Wikipedia auch vollständigsten, da laufend recherchiert und überarbeitet) Statistiken über Todesfälle im Rennsport zusammengestellt, es sind viel zu viele! Bei Fragen dazu wendet Euch bitte an:
info@motoracers.eu
Assen heute – WSBK besser als MGP
Große Veranstaltungsvielfalt in Assen
Aktuell ist der TT Circuit die Strecke mit einer Vielfalt an Motorradsport Veranstaltungen, welche in Europa wohl seinesgleichen sucht. Nebst MotoGP und WSBK gastiert 2019 in Assen auch die BSB, als aktuell womöglich stärkste nationale Meisterschaft. Dazu kommt im Herbst das FIM Monster Motocross der Nationen, mit den besten Fahrern der Welt. Aktuell lohnt sich ein Besuch eines Superbike Rennens in Assen nach unserer Erfahrung deutlich mehr, als für MotoGP, dies gilt nicht nur aus preislicher Sicht. Mehr dazu im folgenden Artikel.
Kritischer Rückblick auf Assen MotoGP 2019
Nach dem bei eisigen Temperaturen abgehaltenen WSBK Rennen im April in Assen, freuten wir und viele Fans uns auf den Höhepunkt des Jahres. Doch im Gegensatz zum World Superbike Event wurden wir wie im Vorjahr erneut durch viele Bilder vor den Kopf gestoßen. Dass hinter den Tribünen vor Start-Ziel in den Pausen kaum ein Durchkommen war, sind wir uns mittlerweile gewöhnt. Doch der Dreck überall und die viel zu zahlreichen angetrunkenen Besucher sind etwas, was an einer Motorsportveranstaltung eigentlich nichts verloren hat. Auf der Strecke fahren die besten Fahrer der Welt um Punkte und riskieren ihre Gesundheit, wenn nicht sogar ihr Leben. Und wenige Meter daneben lassen sich unzählige Hohlköpfe die Birne volllaufen und lallen in ihrem Suff unverständlich herum, eine Schande! Dazu der ganze Dreck, da kaum jemand seinen Becher und sonstigen Unrat in einem der zahlreich vorhandenen Müllkübel entsorgt, ein wahrhaft trauriges und vor allem unwürdiges Bild der „Cathedral of Speed“.
Einfache Maßnahmen dagegen sind möglich
Wer an diesem oder letztes Jahr beispielsweise in Spanien zu Besuch war, ob beim Jerez GP oder auf dem Circuito de Catalunya, sah ein komplett anderes Bild. Dort werden nämlich seit 2018 in der Regel nur noch alkoholfreie Biere ausgeschenkt. Und auf Plastikbecher gibt es vielerorts, z.B. auch beim Frankreich GP in Le Mans, ein Pfand zu entrichten. Auf diese Weise überlegt sich sogar der dümmste Suffkopp, ob er sein Trinkgefäß wirklich achtlos wegwerfen will. Am Mugello GP war noch 2017 sehr viel mehr Dreck und Toiletten in unbrauchbarem Zustand zu sehen, dies wurde 2019 deutlich sichtbar verbessert. Störend sind dort in erster Linie noch die unzähligen Besucher, welche aus unerfindlichen Gründen mit ihrem Bike Zugang auf die Fußgängerwege rund um die Strecke finden. Einige davon fahren pausenlos mit großem Getöse und dauerndem Gehupe hin und her. Wäre dies nicht und die überhöhten Preise, man könnte Mugello schon fast zu den vorbildlichen Strecken zählen, so aber definitiv nicht. Die meist aus der Gegend stammenden Zeitgenossen, welche präparierte Motoren (in der Regel ohne Auspuff) rund um die Strecke laufend aufheulen lassen, nerven in der Regel genauso. Man sieht auch dort vielerorts Besoffene herumliegen, die es offenbar in den Stunden oder Tagen davor übertrieben und nicht mehr Herr ihrer Sinne sind. Aber dies alles ist nichts gegen den Dreck und das Gegröle, was wir in Assen Jahr für Jahr miterleben.
Fazit – lieber WSBK in Assen, als MotoGP
Man sieht bei der WSBK spannenden Motorsport, bezahlt für die Tickets deutlich weniger und hat sogar im Preis inkludiert freien Zutritt ins Paddock. Dies unser Tipp für Besucher, welche 2020 in Assen ein Motorradrennen besuchen möchten. Solange es beim MotoGP Event keine Verbesserung gibt, empfehlen wir WSBK als tolle Alternative. Man ist mitten drin und wenn man Glück hat, fährt plötzlich ein amtierender Weltmeister mal kurz direkt an Dir vorbei. Und 2018, wie auch 2019 sahen wir nicht einen einzigen Betrunkenen an diesem Event. Dazu war es um Welten sauberer als beim vermüllten MotoGP der beiden Jahre.
Wer es sich leisten kann und will, kann sich natürlich einen Platz in der Haarbocht Lounge kaufen, für MotoGP jedoch wahrlich kein günstiges Vergnügen. Bedauerlicherweise ist dieser VIP Bereich beim WSBK Rennen gar nicht geöffnet, was wirklich schade ist. Zu einem moderaten Preis würden sich dafür bestimmt genügend Fans finden.