Ähnliches Foto
Luftaufnahme vom Motegi Twin Ring – das Rennen vom 18. Oktober 2020 wurde von FIM und Dorna nun offiziell abgesagt. Es entwickelt sich womöglich eine Tendenz, womit die MotoGP infolge der Corona-Pandemie sich in die Anfangsjahre der Motorrad-Weltmeisterschaft zurückentwickelt.

Von WM zu EM – Tendenz wie in den ersten 12 Jahren?

Nachdem in Losail der WM-Auftakt nur mit Moto2 und Moto3 begonnen hatte, ist ein Szenario denkbar, was es so in den Anfangsjahren der Motorrad-Weltmeisterschaft schon einmal gab. Als 1949 nämlich zum ersten Mal eine WM für Motorrad-Rennen ausgetragen wurde, war dies gleich ein doppelter Etikettenschwindel. Wer in unserer History in letzter Zeit ein wenig herumblätterte, hat bestimmt bereits darüber gelesen. In den ersten drei Jahren waren Fahrer aus Deutschland noch nicht zugelassen, eine Nachwirkung der Nachkriegs-Repressionen, unter welchen sogar der Motorsport noch bis 1951 litt. Ab 1962 waren nach dem Bau der Berliner Mauer dann die Fahrer und Betreuer aus der DDR aus dem GP-Zirkus für einige Jahre so gut wie ausgeschlossen. Sie erhielten damals keine Visa zur Einreise in die Nato-Staaten. Die WM fand jedoch mit wenigen Ausnahmen in dieser Zeit nur in solchen Ländern statt.

Ernst Degner (links mit Helm) im Gespräch mit Altmeister Frantisek Stasny (CSSR). Ohne seine Republik-Flucht wäre Ernst im Jahr 1962 gar nicht startberechtigt gewesen, so aber wurde er 50 cm³ Weltmeister in diesem Jahr. Mehr über ihn und andere Fahrer aus den 1950-ern und 60-er Jahren siehe in unserer History.

Das Ende der eigentlichen Europa-Meisterschaft
Bis zur Saison 1960 fanden sämtliche Rennen nur in Europa statt. Erst mit dem GP von Argentinien in Buenos Aires kam, ging es im Jahr 1961 zum ersten Mal nach Übersee. Nachdem die japanischen Werke in die WM eingestiegen waren, kam zwei Jahre nach Argentinien auch der GP von Japan in den Kalender. Für die Königsklasse zeichnet sich nun ein Szenario ab, bei welchem wir womöglich den Schritt zurück in die Urzeit des Grand Prix Sports vor uns haben. Lassen wir uns überraschen, aber Hauptsache ist für Teams, Fahrer und Fans bestimmt, dass es überhaupt wieder weitergeht. Egal ob wie seit einiger Zeit vorgesehen, mehrere Rennen am selben Ort, oder wie bisher alle 1 bis 2 Wochen ein WM-Lauf stattfindet. Wichtig ist aktuell einzig der Restart für MotoGP und WorldSBK.

Fabio Quartararo – vielleicht sehen wir ihn Mitte Juli zum ersten Mal in diesem Jahr im Rennen (© MotoGP).

Frühe Absagen von Phillip Island und Motegi
Nach der Absage der GP von England und von Australien am 29. Mai traf es nun mit dem Event in Motegi eine weitere Veranstaltung außerhalb von Europa. Um Platz zu schaffen für den GP von Le Mans und zusätzliche WM-Runden in Spanien wurde dieser Entscheid sehr früh im Jahr bereits getroffen. Damit die Reisekosten sich für die Teilnehmer in diesem Jahr in Grenzen halten, ist nun auch noch mit weiteren Absagen zu rechnen. Wir gehen davon aus, dass auch die Grand Prix von Thailand, Malaysia, den USA und Argentinien in absehbarer Zeit aus dem Kalender fliegen.

Alex Hofmann (vorne auf der Kawasaki) und Valentino Rossi in der Yamaha US-Sonderlackierung beim GP der USA – lange ist es her. Den Mann auf dem grünen Bike hört man womöglich als Co-Kommentator wieder ab Mitte Juli bei MotoGP Live-Übertragungen auf Servus-TV (© MotoGP).

Ursprünglicher Kalender mit provisorischen Änderungen

Während 4 Runden von FIM und Dorna in den Status „tbd“ (to be defined = noch festzulegen) versetzt wurden, gab es bisher 6 fixe Absagen. Wobei diese teilweise als Verschiebung auf nächstes Jahr kommuniziert wurden, wie beispielsweise der Sachsenring GP. Dies ist jedoch ein Etiketten-Schwindel, weil es natürlich nächstes Jahr keine 2 Grand Prix von Deutschland geben wird. Frühester Start soll am 19. Juli in Jerez sein, vorbehaltlich jedoch einer derzeit noch ausstehenden Bewilligung der spanischen Behörden. Nebst den zuvor genannten 4 Übersee-Rennen stehen derzeit vor allem Brünn und der GP von Österreich auf der Kippe. Dies aus dem einfachen Grund, weil sie die nächsten Rennen nach Jerez im Kalender sind und Rennen ohne Zuschauer im Prinzip ein Verlustgeschäft sind. Dazu kommt noch die Corona-bedingte Reise-Problematik, da die MotoGP sehr international aufgestellt ist.