Unglaublicher Start in die WSBK 2019

Zuerst schlug Alvaro Bautista dank seiner MotoGP Replica von Ducati zu Saisonbeginn 2019 in der WSBK ein wie ein Blitz. Doch als die Fahrerstrecke in Imola auf dem Programm stand, begann sich das Blatt zu wenden. Der bis dahin in sämtlichen Rennen auf Platz 2 ins Ziel gekommene Weltmeister Jonathan Rea fuhr ausgerechnet in der Ducati Hochburg sämtlichen Gegnern auf und davon. Nachdem der Nord-Ire auch im Regen im Training über eine Sekunde schneller fuhr als das restliche Feld, hätte er mit höchster Wahrscheinlichkeit beide Rennen und das Superpole Race gewonnen. Seine Gegner hatten Glück, dass der 2. Lauf am Sonntag abgesagt wurde, nachdem aufgrund zu starken Regens der Entscheid dazu gefallen war. Ab Lauf 2 in Jerez begann der kleine Spanier urplötzlich zu straucheln und begrub den Gesamtsieg im Kiesbett. In Misano regnete es im 1. Rennen und Jonathan Rea fuhr seinen Gegnern auf und davon, wurde zwar von Alex Lowes später noch überholt, der jedoch mit zu hohem Risiko unterwegs war und kurz danach abflog. Bautista gewann das Sprintrennen und jeder Laie konnte erkennen, dass die Ducati gegenüber der gesamten Konkurrenz ein Leistungs-Plus von mindestens 15-20 PS haben musste. Doch im 2. Rennen stürzte Alvaro erneut, ein Rutscher über das Vorderrad wie in Jerez, bereits in der 2. Runde.

Alvaro Bautista auf seiner Ducati im Parc Fermé in Misano. Nachdem er im 2. Lauf aufgrund eines Ausrutschers nur auf Platz 14 ins Ziel kam, war der Spanier am Boden zerstört (Foto MotoRacers.eu).

Dann kam mit Donington das Heimrennen für Jonathan Rea, eine Strecke die ihm nicht einmal besonders liegt. Im Vorjahr kam er in beiden Rennen hinter Michael van der Mark und in Lauf 2 dazu auch Toprak Razgatlioglu ins Ziel. Doch im 1. Rennen 2019 regnete es und Jonny Rea fuhr wie von einem anderen Planet, nach 2 Runden lag er mit seiner Kawasaki bereits beinahe 6 Sekunden vor Tom Sykes (BMW) in Führung. Nach dem Rennen gab er zu Protokoll, er hätte in den ersten Runden keine Pitboards gesehen. Nachdem er Informationen über seinen Abstand erhalten hatte, fuhr Rea auf sicher bis ins Ziel und gewann mit einem Vorsprung von 11,34 Sekunden auf Tom Sykes. Als Alvaro Bautista zu Rennmitte von seiner Box das Signal erhielt, er sei bereits 20 Sekunden hinter Rea, verlor er offenbar erneut die Nerven und flog per Highsider ab. Jonny Rea gewann auch das Sprintrennen und Lauf 2 überlegen. Nach Donington lag nun plötzlich der Weltmeister in Führung, obwohl er vor Imola noch über 50 Punkte Rückstand auf Bautista gehabt hatte. Runde 9 in Laguna Seca dürfte Alvaro Bautista noch sehr lange in Erinnerung bleiben. Rea holte den Gesamtsieg und 57 Punkte in USA, während Alvaro nach 2 fatalen Fehlern ohne WM-Zähler nach Hause flog. Mittlerweile kamen sogar altgediente Experten und Internetportale zur Erkenntnis, Jonathan Rea müsse ein Ausnahmetalent sein. Bei einem Fahrer mit einer Rekordzahl an Siegen in der WSBK und 4 WM-Titeln eine wahrhaft unglaubliche Erleuchtung. Peinlich dabei nur, dass aus derselben Ecke noch vor wenigen Monaten Rea meist wie ein Verlierer dargestellt wurde. Ein 6-facher ehemaliger Staatsmeister aus einer Alpenrepublik mit einer Handvoll WM-Titeln in der 125 cm³ WM (auch unter dem Pseudonym „Tut-anch-Auinger“ bekannt) verglich nach einigen Siegen Bautistas den Nord-Iren sogar voreilig mit einem Fahrschüler. Vor dem nächsten Event in Portimao liegt der 4-fache Weltmeister und vermeintliche Fahrschüler Jonathan Rea mit 81 Punkten Vorsprung auf Rang 1 der WM-Zwischenwertung. Alvaros Chancen auf den WM-Titel sind aus diesem Grund drastisch gesunken. Nachdem noch 248 Punkte zu vergeben sind, bestehen allerdings immer noch Chancen für den ersten WM-Titel von Ducati seit 2011 mit Carlos Checa.

WSBK Weltmeister Jonathan Rea – ein Wunder an Konstanz, dazu im Regen der absolute König.

Riskanter Entscheid von Alvaro Bautista?

Angesichts der ihm gegenüber gemachten Versprechungen von Honda dürfte Bautista für die Saison 2020 ein konkurrenzfähiges Bike erhalten. Laut corsedimoto.it soll der Spanier zusammen mit dem Japaner Takumi Takahashi (er fuhr beim 8 Stunden Rennen in Suzuka 2019 deutlich schnellere Zeiten im Rennen als der ehemalige MotoGP Star Stefan Bradl im selben Team) für ein neu zu bildendes Honda-Werksteam antreten. Die Honda Moriwaki-Althea Mannschaft werde als zweites Satelliten Team weitergeführt, deren Besetzung ist derzeit noch unbestätigt. Natürlich hat der mehrfache BSB-Sieger Ryuichi Kiyonari, trotz seiner bisher eher bescheidener Resultate, sehr gute Aussichten auf eine weitere Saison. Technische Details zur neuen Honda CBR-1000 RR Fireblade sind derzeit Bestandteil heftiger Spekulationen. Eine Revolution ist jedoch kaum zu erwarten, es ist mit einem wie bisher verwendeten Reihenmotor mit 4 Zylindern zu rechnen. Das neue Serienmodell soll im Oktober der Öffentlichkeit vorgestellt werden, davor ist nicht mit einer offiziellen Verlautbarung zur WSBK Saison 2020 von Honda zu rechnen. Nach den Patzern von Alvaro ab Jerez war das Angebot von Ducati wohl eher bescheidener Natur und Honda dürfte eine deutlich höhere Summe als Saison-Fixum geboten haben. Durchaus denkbar, dass man bei Ducati ganz bewusst darauf spekulierte, Beutista solle ruhig gehen oder das absichtlich tief gehaltene Angebot ansonst demütig akzeptieren. Wie riskant der Entscheid von Alvaro für den Wechsel zu Honda wirklich war, wird sich frühestens nach dem ersten Rennen 2020 zeigen. Die Erfahrungen in diesem Jahr haben gezeigt, dass Ducati mit Bautista in den Trainings und bei Testfahrten häufig nur bluffte, um danach im Rennen erbarmungslos zuzuschlagen. Beispielsweise lag der ehemalige GP-Pilot nach dem Qualifying in Misano lediglich auf dem eher bescheidenen Platz 5. Am Samstag im Regenrennen machte mit Rea der Fahrer den Unterschied. Doch als es am Sonntagmorgen trocken war, fuhr Bautista im Superpole Race sämtlichen Konkurrenten auf und davon, in seinem Fall war jedoch gut sichtbar das Motorrad mit deutlich höherer Leistung für den Unterschied zur Konkurrenz verantwortlich. Auch wenn die meisten Kommentatoren und Berichterstatter Bautista als neuen Dominator hinstellten, sie lagen allesamt falsch, wie sich im späteren Verlauf der Saison erst recht zeigen sollte. Man darf gespannt sein, welche Leistung Honda nach 12 Jahren ohne Titel im nächsten Jahr in der neuen Besetzung gelingt. Der 6. WM-Titel gelang 2007 dem Briten James Toseland für Honda. Kawasaki steht bereits bei 6 Titeln und sollte Jonny Rea dieses Jahr seine WM-Krone verteidigen, stellt der kleinste japanische Hersteller per Ende der Saison auf Sieben.