Superbike Rennen auf einer Fahrerstrecke wie dem Autodrom Most mit seinen 21 Kurven sind fast garantiert stets ein Garant für viel Spektakel und Spannung. Dominiert hier jemand wie BMW Neuzugang Razgatlioglu am 20. Juli 2024, ist allerdings nur der Kampf um das Podium wirklich prickelnd. Im Hintergrund auf unsrer Aufnahme vom Samstag auf dem Hügel in der Mitte das Wahrzeichen der tschechischen Kleinstadt.

Erster WorldSBK Lauf von Most mit Fortsetzung der Toprak Dominanz

Wie von uns im Vorbericht zur tschechischen Runde angekündigt fand sich am ersten Renntag kein Gegner für den türkischen WM-Leader, welcher ihm den Sieg hätte streitig machen können. Mit dem Sonntag als Schlusspunkt der ersten Saisonhälfte dürfte sich, sofern Razgatlioglu keinen Fehler macht und von Defekten verschont bleibt, sein Vorsprung auf die nächsten Verfolger im Zwischenklassement deutlich vergrössern. Weil auf der kurvenreichsten Strecke im Kalender die Werks-Ducati Piloten Nicolo Bulega und Alvaro Bautista ihre Topspeed-Vorteile trotz 792 Meter langer Geraden nicht ausreichten, wurden sie von BMW Ass Toprak und auch den Ducati Privatfahrern „Petrux“ und „The Maniac“ diesmal empfindlich geschlagen. Natürlich darf es nicht verwundern, dass mit Danilo Petrucci und Andrea Iannone zwei Mann deutlich vor Bautista ins Ziel kamen, die in der MotoGP vor einigen Jahren regelmässig die Zielflagge vor diesem sahen. Aber auch dessen italienischer Aruba.it Werksteam-Kollege Bulega hatte gegen seine zwei renommierten Landsleute keinen Stich und musste sich am Ende auch dem kleinen Spanier beugen. Das nachfolgend aufgeführte Resultat zeigt eine eigentliche Ducati Dominan, die nur von Toprak und Gardner gestört wurde, was die ersten sechs am Samstagnachmittag betrifft.

Nebst den beiden Ducati Privatpiloten aus Italien vermochte erneut Yamaha Hoffnung Remy Gardner und Bonovo Action BMW Speerspitze Garrett Gerloff diesmal am meisten zu überzeugen. Aber auch Michael van der Mark (BMW) und Altmeister Johnny Rea (Yamaha) zeigten genauso wie Andrea Locatelli am Samstag ein starkes Rennen, während Scottie Redding nicht an seine Topresultate von Donington anknüpfen konnte.
Unser Foto vom Start zum ersten Rennen der Superbike Weltmeisterschaft 2024 in Most mit vorne links im Bild Toprak Razgatlioglu (BMW M-1000RR), der von Beginn an kurzen Prozess machte und schon nach nur wenigen Kurven sein eigenes Rennen fuhr. Eine riesige Enttäuschung waren diesmal die beiden Verfolger des Türken in der Weltmeisterschaft, welche sich für am Sonntag gewaltig steigern müssen, um den Titelkampf zur Saison-Halbzeit noch halbwegs offen halten zu wollen.

Jonathan Rea muss auf das Sprintrennen hoffen

Obwohl von Startplatz 15 anfangs noch vier Positionen verloren, kämpfte sich der Rekordweltmeister am Ende noch bis in die Top Ten nach vorne. Aufgrund seines Sturzes in der Superpole am Samstagmorgen geht es im Tissot Sprint-Race nächstentags vor allem darum, mindestens in die ersten neun zu fahren, um damit für das Finalrennen seine Startposition noch zu verbessern. Dies gilt natürlich auch für van der Mark und dessen BMW Markenkollegen Redding, für welche die Superpole als Enttäuschung gewertet werden musste. Wobei der Engländer mit P11 noch wesentlich besser dasteht als der wie Rea in der Qualifikation gestürzte Niederländer. Aber sie sind nicht die einzigen Problemfälle. Auch die recht weit her angereisten schweizer Fans der Nummer 77 müssen sich mit der Zeit Sorgen um ihr Idol machen. Rang 13 ist für den Teamkollegen von Remy Gardner umso bitterer, weil der Australier sich mit P5 wieder aus seinem nur kurzen Zwischentief von Donington Park erholt hat. Einen Rückschlag musste diesmal auch Kawasaki Ass Alex Lowes hinnehmen. Der schnelle Mann aus Lincoln stürzte in erster Linie, weil er kurz nachdem sein Überholmanöver gegen Bulega in Kurve 20 erfolgreich war, sich aufgrund dessen Top-Speed Vorteile prompt auf der Geraden von diesem wieder einfangen lassen musste. Kurve 2 bedeutete für Alex das Ende seines Rennens und sein Crash kostet ihn leider auch den Anschluss an die Top drei.

Skeptischer Blick von Scott Redding nach dem ersten Rennen vom Samstagnachmittag. Mit nur einem Punkt für Rang 15 blieb der Engländer deutlich hinter seinen und den Erwartungen des Teams zurück, auch weil er vor einer Woche in Donington förmlich aufgeblüht war und sich am Ende des Tunnels hoffte. Vielleicht gibt es von uns ein erfreulicheres Bild des BMW Piloten vom folgenden Tag.
Die Rennstrecke mit den meisten Kurven im WorldSBK Kalender, insgesamt 12 mal rechts und 9 mal links. Mit bei Kurve 10 dem Bereich für den sogenannten Long-Lap Penalty, der per 2019 eingeführte Unfug, mit welchem die selbstherrlichen FIM Kommissare ein weiteres Mittel zur Demonstration ihrer Macht in der Hand haben. Durch ihre auch in der MotoGP viel zu oft willkürlichen und teils einseitigen Entscheide machten sich diese Funktionäre besonders im Paddock natürlich keine neuen Freunde.

Die Situation vor dem letzten Tag in Brüx

Während Toprak seinen Vorsprung auf den nächsten Verfolger Bulega auf gewaltige 56 Punkte ausbauen konnte, fehlen Titelverteidiger Bautista auf den Türken bereits 67 Zähler. Sofern Razgatlioglu auch am Sonntag so dominant auftreten sollte, wie am ersten Renntag, geht er vor der dreiwöchigen Pause bis zur Portugal-Runde mit einem komfortablen Polster im Zwischenklassement zurück in seine Heimat. Für die beiden Aruba.it Ducati Speerspitzen Bulega und Bautisa eine riesige Herausforderung, auch weil ihre Konkurrenz aus dem eigenen Lager sie wie bereits am Samstag wichtige Punkte kosten könnte. Nachdem zwei ehemalige MotoGP Asse als Privatpiloten auf der Panigale V4R antreten, scheint sich die Marke aus Borgo Panigale bei Bologna nun ein Stück weit selbst im Weg zu stehen, was den Kampf um den Titel für dieses Jahr betrifft. Selbst ohne den mittlerweile völlig aussichtslosen Yamaha Neuzugang Jonathan Rea haben die erfolgsverwöhnten Italiener nun gleich mehrere Probleme. Für kommende Saison auf Bautista zu setzen, dürfte jedenfalls ein Fehler zu sein, weshalb die Leute um „Mastermind“ Gigi dall Igna wohl eher darauf hoffen, dass der spanische Winzling seinen Helm Ende 2024 an den Nagel hängen wird. Ohne absoluten Spitzenfahrer in ihrem Werksteam werden sie gegen BMW mit Razgatlioglu auch im nächsten Jahr vermutlich chancenlos sein.

Vom Aussenseiter vor Saisonbeginn zum Dominator des Jahres 2024 – Ausnahme-Erscheinung Toprak (BMW M-1000RR) für einmal nicht auf dem Vorderrad beim kreuzen der Zielflagge. Titelverteidiger Bautista verlor über 9 Sekunden auf den türkischen Superstar und muss auf ein kleines Wunder hoffen, um auch nur im Ansatz noch ein Wörtchen um Siege oder gar die WM-Führung mitreden zu wollen.

Das Programm der Superbike Weltmeisterschaft für am Sonntag

9.00 – 9.10 – SBK Warm-up
11.00 – Superpole race
14.00 – SBK Race 2

Ein trotz starker Leistung enttäuschter Jonathan Rea (Yamaha R1), von uns nach seinem ersten Rennen in Most fotografiert, dahinter sein Crew Chief Andrew Pitt. Seine Zielsetzung für am Sonntagmorgen ist klar und sofern er so stark fährt, wie bereits am Vortag, sollte er es in die ersten 9 schaffen.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).