Der Österreicher Rupert Hollaus bei einem nationalen Rennen im Jahr 1950 – er sollte in der 125 cm³ Weltmeisterschaft von 1954 auf seiner NSU die prägende Figur werden.

Die Saison 1954 von Carlo Ubbiali

Der Italiener hatte eine wechselhafte Saison hinter sich. Zwar hatte Carlo im Vorjahr beim GP von Deutschland auf dem Schottenring einen Sieg errungen, aber den Vize-Weltmeistertitel um 2 Punkte an Cecil Sandford verloren. Dieser war ihm bereits 1952 vor der Sonne gestanden, als er mit 3 Saisonsiegen und 2 dritten Plätzen bei 6 Runden den WM-Titel geholt hatte. Ein Jahr später war es der Deutsche Werner Haas auf NSU, der gleich beide Weltmeisterschaften über 125 cm³ und 250 cm³ für sich entscheiden konnte. Dadurch war dieser zusammen mit seinem neuen Teamkollegen Rupert Hollaus für die Saison 1954 deutlich zu favorisieren. Der Österreicher wurde nach guten Leistungen im Vorjahr noch vor dem letzten WM Lauf von NSU unter Vertrag genommen. Er hatte sich dafür mit dem 3. Rang beim Finalrennen der 125-er in Barcelona revanchiert.

Die Werksteams der Motorrad-Weltmeisterschaft 1954

Saisonauftakt 1954

Während zahlreiche Fahrer aus Europa im Frühjahr nach Brasilien gereist waren, um am GP von São Paulo anzutreten, blieb Ubbiali auf dem alten Kontinent. Gewonnen wurde das 125 cm³ Rennen auf der Strecke von Interlagos von den Italienern Nello Pagani vor Romolo Ferri (beide Mondial) und Altmeister Arciso Artesiani (MV). Es gab noch eine 2. Runde, welche ebenfalls Pagani für sich entschied. Ubbiali fuhr zu Saisonbeginn lieber in Europa, unter anderem holte er dabei Siege am 19. April in Ferrara und am 2. Mai in San Remo. Dazu noch Platz 2 hinter Teamkollege Guido Sala beim 3. Lauf der italienischen Meisterschaft in Monza. Auf der Isle of Man ging der Sieg in der ersten von sechs 125 cm³ WM-Runden an Rupert Hollaus auf NSU. Ubbiali holte sich vor MV Teamkollege Cecil Sanford den hervorragenden 2. Rang. Hans Baltisberger (NSU) wurde vierter vor den Engländern Ivor Lloyd und Brian Parslow (beide MV).

Der beliebte Deutsche Hans Baltisberger verstärkte ab 1954 das NSU-Werksteam und zeigte in dieser Saison einige hervorragende Resultate in den beiden kleineren Klasssen.

Glück im Unglück beim Ulster GP
Beim Ulster GP gewann erneut Hollaus vor H. P. Müller, Baltisberger und Werner Haas (alle NSU). Doch zu Beginn war Ubbiali in Führung gelegen, als plötzlich Regen einsetzte. Carlo hatte kurz davor die schnellste Runde des 125 cm³ Rennens gefahren. Er hatte sein Tempo aufgrund der dadurch rutschigen Fahrbahn bereits reduziert, als ihn eine Windböe erfasste. Der Italiener geriet dadurch von der Straße ab und stürzte gegen eine Böschung. Zu Beginn wurde angenommen, er hätte sich dabei erhebliche Verletzungen zugezogen. Doch nur zwei Stunden nach seiner Einlieferung in das nächstgelegene Spital konnte er dieses bereits wieder verlassen. Die Untersuchungen hatten ergeben, dass er glücklicherweise mit einigen Prellungen und leichteren Blessuren davongekommen war.

Der Dundrod Circuit – ein gefährlicher Straßenkurs, auf welchem die Motorrad-Weltmeisterschaft ab 1952 für viele Jahre gastierte.

GP der Niederlande
In Assen schaffte NSU Werskfahrer Hollaus das Triple und gewann den dritten 125 cm³ Grand Prix in Folge. Sein Teamkollege und Altmeister H. P. (Hermann Paulj) Müller belegte Rang 2 vor Carlo Ubbiali. Hinter dem Italiener kreuzten Baltisberger und der amtierende Weltmeister Haas die Ziellinie. Die letzte Runde war ziemlich turbulent verlaufen und Carlos MV-Teamkollegen Sandford und Copeta schieden dabei im Kampf um das Podium am Ende aus. Bezüglich ihrem Punktestand lagen Ubbiali und Hans Baltisberger mit je 10 Zählern und Müller mit 12 Punkten bereits weit hinter Rupert Hollaus mit deren 24 zurück. Aufgrund des damaligen Reglements wurden nur die besten 4 Rennen gewertet. Beim GP von Deutschland konnte der Österreicher somit in der vierten von 6 WM-Runden bereits alles klarmachen. Wie fragwürdig die Regeln damals waren, zeigt sich allein aus dem Aspekt, dass nach Assen gerade erst Saison-Halbzeit war. Zumindest galt dies für die 125-er und in einigen Zeitschriften, unter anderem in Frankreich, wurden daher immer mehr kritische Stimmen zum in dieser Zeit gültigen WM-Reglement laut.

Zusammen mit Ubbiali und Baltisberger im Kampf um den Vize-Weltmeistertitel von 1954 – das deutsche Urgestein H. P. Müller aus Deutschland auf seiner NSU.

GP von Deutschland – Vorentscheidung um die 125 cm³ Weltmeisterschaft
Auf der Solitude machte Rupert Hollaus mit seinem diskussionslosen Sieg vorzeitig alles klar, was den Ausgang der WM betraf. Er hatte seinen Kontrahenten Haas und Ubbiali keine Chance gelassen und entschied mit dem Triumph beim GP von Deutschland das vierte Rennen in Folge für sich. Damit stand der erst 23 Jahre junge Österreicher bereits 2 Runden vor Saisonende als 125-er Weltmeister fest. Da H. P. Müller hinter Haas auf Platz 4 im Ziel eintraf, lag er in der WM-Zwischenwertung immer noch einen Punkt vor Carlo. Doch nun ging es zum Heimrennen des zu diesem Zeitpunkt 24-jährigen jungen Mannes aus Bergamo. Leider sollte sich bereits vor dem Rennen dort eine Tragödie ereignen, welche einen dunklen Schatten auf die ganze Saison legen würde.

Start zum 125 cm³ GP von Deutschland auf der Solitude, ganz links im Bild der spätere Sieger und vorzeitige Weltmeister Rupert Hollaus.

Die Tragödie von Monza

Rupert Hollaus war in der Form seines Lebens. Mit vier Siegen in Folge bei den ersten 4 Rennen hatte der Österreicher in der kleinsten Klasse dominiert wie noch kein WM-Pilot vor ihm. Die 125-er lagen Rupert offenbar im Blut und auch auf der 250 cm³ Maschine hatte er nach 4 Podiumsplatzierungen beim GP der Schweiz eben erst einen Sieg errungen. Doch in der berüchtigten Lesmo Kurve von Monza kam der aus Traisen in Niederösterreich stammende Rupert im Training zu Sturz. Eigentlich hatte sein Sturzhelm dabei nur leichte Kratzer davongetragen und trotzdem war er auf der Stelle tot.

Der unvergessene Rupert Hollaus war der erste Nachkriegs-Star im Rennsport der Alpenrepublik.

Mitschuldig am Tod des Österreichers – eine seltene Anomalie
Erst nach seinem Unfall kam heraus, dass er eine seltene Anomalie aufwies, wodurch seine Schädeldecke ungewöhnlich dünn im Vergleich zu einem durchschnittlichen Menschen war. Nur deshalb hatte der verhältnismäßig leichte Aufprall für einen Schädelbruch ausgereicht. Hollaus wurde der erste posthum ausgezeichnete Weltmeister Österreichs. Nach seinem Tod entstanden verschiedene Veranstaltungen wie das Salzburg-Liefering Rennen und die Rupert Hollaus Gedächtnisfahrt zu seinem Andenken.

Das Buch über die Geschichte von Rupert Hollaus, mit dem Titel „Weltmeister für 1000 Stunden“ – ein durchaus lesenswertes Werk.

GP der Nationen und Saisonfinale
Das Rennen in Monza wurde eine Beute von Guido Sala (MV), der Ubbiali bereits im Frühling an selber Stätte im Lauf der italienischen Meisterschaft schon einmal geschlagen hatte. Platz zwei holte sich Tarquinio Provini auf FB-Mondial vor Ubbiali und Massimo Genevini (MV). Die NSU Werks-Mannschaft hatte sich nach dem tödlichen Unfall von Hollaus komplett zurückgezogen und trat auch zum 250 cm³ Rennen nicht mehr an. In dieser Klasse stand Werner Haas bereits seit der Dutch TT als Weltmeister fest. Auch beim Saisonfinale zum GP von Spanien in Barcelona trat NSU nicht mehr an. Das Rennen wurde von Provini gewonnen und sein MV Teamkollege Colombo wurde zweiter vor José Antonio Elizalde. Dem Spanier wurde durch seinen dritten Platz die Ehre zuteil, das erste Podium für Montesa herausgefahren zu haben. Ubbiali musste im Montjuic Park beim GP von Spanien seinen zweiten Nuller in kauf nehmen. Nach dem Verzicht von NSU hielt sich Carlos Schaden dabei jedoch in Grenzen. Der 125 cm³ Vize-Weltmeister-Titel war ihm durch den NSU-Startverzicht ab Monza bereits auf sicher.

Ein Roller von Ducati – wer hätte gedacht, dass die italienische Firma sich 1954 mit der Herstellung von solchen Gefährten beschäftigte. Der Einstieg in die Motorrad-Weltmeisterschaft erfolgte erst 4 Jahre später in der 125 cm³ Klasse. Bis zum ersten WM-Titel musste sich die Firma aus Borgo Panigale bei Bologna danach aber noch Jahrzehnte gedulden.

125 cm³ Fahrer-Weltmeisterschaft 1954

Nachdem damals nur die ersten 6 Fahrer eines Rennens WM-Punkte gewinnen konnten, hier zur Vollständigkeit auch die Piloten, welche bei einem GP auf Rang 7 bis 10 ins Ziel gekommen waren (mit den damals üblichen Ländercodes): Georges Burgraff (F, MV Agusta), Frank Cope (GB, MV Agusta), Fritz Dirtl (D, FB-Mondial), Gerrit Dupont (NL, MV Agusta), Horst Fügner (DDR, IFA), John Grace (GBZ, Montesa), Otto Krebs (D, FB-Mondial), Erhard Krumpholz (DDR, IFA), Angelo Marelli (I, MV Agusta), Pierre Michel (F, Michel), Dick Renooy (NL, Eysink), Lo Simons (NL, FB-Mondial), James Thomson (GB, MV Agusta), H. van der Waerdt (NL, Eysink), Bill Webster (GB, MV Agusta)

125 cm³ Hersteller-Weltmeisterschaft 1954

Die Saison 1955 von Carlo Ubbiali

MV Agusta hatte seit 1950 nebst der 125-er Klassse auch in der 500 cm³ Weltmeisterschaft teilgenommen. Bis 1954 war der einzige Titel derjenige von Cecil Sandford in der 125-er WM von 1952 gewesen. Damals war Ubbiali auf MB-Mondial dem Engländer unterlegen und hatte seinen 125 cm³ Titel aus dem Vorjahr nicht verteidigen können. Seit Carlos Einstieg mit MV 1949 und Platz 3 in der 125-er WM waren mittlerweile 6 Jahre vergangen. Seit 1953 war er wieder bei dieser Marke unter Vertrag, nach seinem Gastspiel von 1950 bis 1952 bei Mondial mit seinem bisher einzigen WM-Titel von 1951. Auf die Saison 1955 hatte sich MV entschieden, nebst der kleinsten und der Königsklasse nun auch in der mittleren Kategorie bis 250 cm³ anzutreten. NSU hatte sich zwar nach dem tragischen Tode von Rupert Hollaus werksseitig zurückgezogen, doch einige Fahrer waren auch danach noch mit der schnellen Rennmax unterwegs. Darunter der immer noch sehr schnelle Altmeister H. P. Müller und der Betzinger Hans Baltisberger.

Hermann Paul (meist nur H. P. genannt) Müller auf seiner NSU Sportmax – der mittlerweile 45-jährige war 1955 mit der NSU privat unterwegs. In der 250-er Klasse sollte er seinen Gegnern in dieser Saison noch arges Kopfzerbrechen bereiten.

Die Werksteams der Motorrad-Weltmeisterschaft 1955

Saisonauftakt – zum ersten Mal in zwei Klassen
Nach fünf Jahren in der Motorrad-Weltmeisterschaft trat Carlo zum ersten Mal in seiner Karriere auch in der 250 cm³ Klassen an. Vor Saisonbeginn war er jedoch nur für die kleinste Kategorie vorgesehen. Sein 250-er Einsatz sollte erst am Saisonende Tatsache werden. MV Agusta hatte mit der Einzylinder 250-er allerdings gegen die immer noch privat eingesetzte NSU Sportmax einen schweren Stand. Dafür war Ubbiali mit der 125 cm³ Maschine mehr als nur gut ausgerüstet, in dieser Klasse trat in der WM auch bis auf FB-Mondial keine Konkurrenz-Firma werksseitig an. Bei den ersten Läufen zur italienischen Meisterschaft war der Mann aus Bergamo von wenig Glück beseelt. In Neapel war er in Führung liegend mit technischen Problemen ausgeschieden. Mit Ausnahme von einem dritten Platz in San Remo lief für Carlo wenig zusammen. Aber wesentlich wichtiger war natürlich für ihn die WM und dafür ging es Ende April nach Spanien.

Luigi Taveri als Privatfahrer auf seiner 350 cm³ Norton 1954, im Jahr vor seinem WM-Einstieg als Werksfahrer bei MV Agusta. Als Teamkollege von Ubbiali gewann er beim 125 cm³ GP von Spanien sein erstes von später unzähligen WM-Rennen.

Der Start Ubbialis in die 6. Saison der Motorrad-Weltmeisterschaft
Der WM-Saisonauftakt fand diesmal in Barcelona statt. Zu seinem Einstand bei MV holte beim 125 cm³ GP von Spanien der neu ins MV-Team aufgenommene Schweizer Luigi Taveri vor Romolo Ferro auf Mondial seinen ersten Sieg. Ubbiali kreuzte die Ziellinie auf Platz 3 vor Giuseppe Lattanzi (Mondial) und Angelo Copeta (MV). Die 250-er Kategorie musste noch bis zur TT warten, die mittlere Klasse stand davor nicht im Kalender. Nur zwei Wochen später ging es mit der 2. Runde in Reims und dem GP von Frankreich weiter. Für Carlo war dies eine Premiere. In den beiden Jahren davor war die 125 cm³ Kategorie dort seit Aufnahme in den WM-Kalender nicht ausgeschrieben gewesen. Die Reise nach Reims sollte sich für Ubbiali durchaus lohnen, er gewann nach fast 2 Jahren endlich wieder einen Grand Prix. Taveri wurde Zweiter vor Lattanzi, Provinin und Copeta. Mit über 20 Sekunden Vorsprung auf seinen Schweizer Teamkollegen hatte sich Carlo für die 1. Runde in Barcelona erfolgreich revanchiert.

Die Startflagge zum 125 cm³ Rennen in Reims zum GP von Frankreich fiel und Carlo Ubbiali beendete mit dem ersten Grand Prix Sieg eine lange Durststrecke von mittlerweile 2 Jahren.

Der erste TT Sieg für Ubbiali
Die brandgefährliche Strecke auf der Isle of Man hatte mittlerweile bereits 49 Todesopfer gefordert. Zum Glück gab es in diesem Jahr beim WM-Lauf zur Tourist Trophy diesmal keine Toten, doch leider im September beim Manx GP zwei weitere tödliche Unfälle. Carlo hatte noch nie hier gewonnen, doch am 8. Juni 1955 war es so weit, er holte sich Saisonsieg Nummer zwei. Erneut war es Luigi Taveri, der den zweiten Platz für sich beanspruchte, wie in Reims wieder vor Giuseppe Lattanzi. Der Italiener sollte nur eine Woche später beim Rennen Milano-Taranto zusammen mit 2 weiteren Landsleuten den Tod finden. Ubbiali verzichtete auf der brandgefährlichen Strecke der Isle of Man auf einen Start in der 250 cm³ Klasse. MV Agusta hatte mit Bill Lomas einen TT-Spezialisten, der bereits Platz vier bei den 125-ern geschafft hatte. Der Engländer holte für die Italiener im Lightweight Rennen der 250-er die Kohlen aus dem Feuer. Lomas siegte vor Cecil Sandford (Moto-Guzzi) und Privatfahrer H. P. Müller auf seiner NSU Sportmax.

Carlo Ubbiali auf seiner 125 cm³ MV und der Fahrt zu seinem ersten TT-Sieg 1955.

Triumph beim GP von Deutschland
Zum ersten Mal fand 1955 der Grand Prix von Deutschland auf der Nürburgring-Nordschleife statt. Die hochgefährliche und schwer zu lernende Strecke stellte für Neulinge eine besondere Herausforderung dar. Doch Carlo meisterte auch diese schwierige Aufgabe und überquerte vor seinen MV Markenkollegen Taveri, Venturi und Lottes (Privatfahrer auf MV) das Ziel. Dahinter die erstaunlich starken IFA Zweitakter (später MZ) aus der DDR mit den Fahrern Petruschke und Krumpholz (siehe unter History mehr zur Geschichte der beiden Fahrer). Es war der Hattrick des Italieners, mit dem dritten Triumph in Folge seit Platz 3 beim GP von Barcelona. Nur weil Luigi Taveri dort gewonnen hatte und danach jedes Mal hinter Ubbiali ins Ziel gekommen war, stand Carlo als Weltmeister noch nicht fest. Doch nur drei Wochen später in Assen sollte die Entscheidung zum Fahrer-Titel fallen.

Motorsport vor eindrücklicher Kulisse auf der Nürburgring-Nordschleife beim GP von Deutschland 1955 – hier das Rennen der Beiwagen.

GP der Niederlande
In den Niederlanden hatte Carlo bisher noch nie gewonnen, doch 1955 war seine Saison. Vor rund 160-tausend Zuschauern fuhr zwar der Schweizer Teamkollege Taveri die schnellste Runde, aber am Ende sollte Luigi die Zielflagge nicht sehen. Mit dem vierten Sieg in Folge sicherte Ubbiali sich bereits vor dem Saisonfinale in Monza den 125 cm³ Weltmeistertitel vorzeitig. Es war für MV Agusta nach dem 125-er Titel Cecil Sandfords von 1952 erst der zweite überhaupt. Taveri hielt sich dafür mit seinem ersten 250 cm³ Sieg schadlos, er hatte dadurch sogar noch Chancen auf den WM-Titel in dieser Kategorie. Es war jedoch ein geerbter Sieg, weil Luigi eigentlich hinter Bill Lomas im Ziel eingetroffen war. Doch dieser wurde nachträglich disqualifiziert, da er seinen Motor beim Nachtanken an der Box nicht abgestellt hatte.

Nach dem 125 cm³ GP Sieg in Barcelona triumphierte Luigi Taveri auf seiner MV bei der Dutch TT zum ersten Mal auch in der 250-er Klasse. Es war der zweite Grand Prix Erfolg des Schweizers, der dabei erst am Anfang seiner langen Karriere stand.

Das Saisonfinale als 125 cm³ Weltmeister

Ubbiali reiste bereits als Weltmeister zurück in seine Heimat, es stand noch der GP der Nationen aus. Wie meist in den ersten Jahren der Weltmeisterschaft fand das Saisonfinale in Monza statt, eine nur kurze Fahrtstrecke von seiner Heimatstadt Bergamo entfernt. Aus dem Vorjahr hatte er auf dieser Strecke noch eine Rechnung offen, als er hinter Teamkollege Guido Sala und Tarquinio Provini (Mondial) nur Dritter geworden war. Mit seinem fünften Sieg in Folge hielt Carlo sich jedoch schadlos und ließ seine Mannschafts-Kollegen Venturi und Copeta dabei deutlich hinter sich. Überraschend stark präsentierten sich dahinter die beiden Deutschen August Hobl und Siegfried Wünsche auf ihren Werks-DKW, mit den Plätzen 4 und 5. Paolo Campanelli als bestem FB-Mondial Piloten blieb daher nur Rang 6.

Park-Atmosphäre beim GP von Monza 1955, der Stätte von Ubbialis totalem Triumph in dieser Saison.

Das i-Tüpfelchen mit dem 250-er Sieg
Im 250 cm³ Rennen setzte Ubbiali noch einen drauf und krönte seine Saison mit dem ersten Sieg in dieser Klasse. Das Podium komplettierten Hans Baltisberger und Sammy Miller (beide NSU) vor H. P. Müller auf Platz 4. Der 1955 auf einer privaten Vorjahres-Werksmaschine angetretenen NSU Fahrer holte sich damit im stolzen Alter von beinahe 46 Jahren noch einen Weltmeister-Titel. Carlo hingegen feierte knapp 3 Wochen nach seinem zweifachen Triumph seinen erst 26. Geburtstag. Es war früh klar für ihn und sein Team, dass er in der nächsten Saison von Beginn an in beiden Klassen antreten würde. Für die 250-er Marken-Weltmeisterschaft hatte es bei MV Agusta bereits in dieser Saison gereicht, nun sollte im Jahr darauf auch der Fahrer-Titel her.

Carlo Ubbiali auf der 250 cm³ MV – hier noch hinter Baltisberger und Miller (beide NSU) beim GP der Nationen in Monza. Am Ende triumphierte der Italiener zum ersten Mal in seiner Karriere auch in dieser Klasse.

125 cm³ Fahrer-Weltmeisterschaft 1955

Nachdem damals nur die ersten 6 Fahrer eines Rennens WM-Punkte gewinnen konnten, hier zur Vollständigkeit auch die Piloten, welche bei einem GP auf Rang 7 bis 10 ins Ziel gekommen waren (mit den damals üblichen Ländercodes): Juan Atorrasagasti (E, MV Agusta), K. Bahr (D, MV Agusta), Frank Burman (GB, EMC), Florian Camathias (CH, MV Agusta), C. Del Val (E, FB-Mondial), Gerrit Dupont (NL, MV Agusta), Werner Funk (A, MV Agusta), Francisco González (E, Montesa), Len Harfield (GB, LCH), Jasper Kaspers (NL, Sparta), Otto Krebs (D, FB-Mondial), Karl Kronmüller (D, MV Agusta), Bill Maddrick (GB, MV Agusta), Jan Muijlwijk (NL, DKW), Guido Sala (I, MV Agusta), Enrico Sirera (E, Montesa).

125 cm³ Hersteller-Weltmeisterschaft 1955

250 cm³ Fahrer-Weltmeisterschaft 1955

Nachfolgend zur Vollständigkeit auch die Piloten, welche bei einem GP auf Rang 7 bis 10 ins Ziel gekommen waren: Günter Beer (D, Adler), Phil Carter (N.Irl., Norton), Roberto Colombo (I, Moto-Guzzi), Jack Forrest (AUS, NSU), Roland Heck (D, NSU), Wilf Herron (N.Irl, Norton), Karl-Julius Holthaus (D, NSU), Harold Kirby (N.Irl, Velocette), Fritz Kläger (D, NSU), Piet Knijnenburg (D, NSU), Kurt Knopf (D, NSU), Karl Lottes (D, NSU), Bill Maddrick (GB, Moto-Guzzi), Percy Tait (GB, Velocette).

250 cm³ Hersteller-Weltmeisterschaft 1955

Teil 5 siehe im entsprechenden Kapitel.