Nach einer wenig erfolgreichen Saison 1957 hatte Carlo im Jahr danach wieder öfter Grund zum Jubeln. Zumindest in seiner angestammten Klasse bei den 125-ern sollte es ihm 1958 wieder wesentlich besser ergehen.

Die Saison 1958 von Carlo Ubbiali

Keinen Monat nach dem Saisonfinale 1957 erschütterte eine Hiobsbotschaft die Motorsportwelt. Am 26. September kündigten die drei italienischen Marken Gilera, FB-Mondial und Moto Guzzi ihren Rückzug aus der Motorrad-WM an. Die Gründe dafür waren vielfältig, wie in dem Communiqué bekanntgegeben wurde. Einerseits waren es steigende Kosten bei gleichzeitigem Rückgang der Verkaufszahlen. Auf der anderen Seite hatte der Motorsport im Land der Pizza in dieser Zeit kein besonders gutes Image. Wirklich skandalös daran war jedoch die Tatsache, dass fast alle davon betroffenen Fahrer die Nachricht aus den Medien erfahren mussten.

Carlo Ubbiali hatte bis auf das Auftaktrennen in Hockenheim und das Finale in Monza mit der Saison 1957 ein rabenschwarzes Jahr hinter sich. Für das Jahr 1958 konnte es daher fast nur besser werden.

Vielfältige Gründe für den Ausstieg der 3 renommierten Werke
Mitschuldig daran war natürlich die sehr hohe Zahl der tödlichen Unfälle, auch bei brandgefährlichen Straßenrennen wie Milano-Taranto. Alleine in Italien hatten seit dem 2. Weltkrieg bereits über 20 Fahrer ihr Leben dem Motorrad-Rennsport geopfert. Dazu kamen Bedenken aufgrund der immer schneller und stärker werdenden Maschinen. Zusammen mit MV Agusta bekräftigte nur Ducati, sich weiter im Motorsport zu engagieren. Die Marke aus Borgo Panigale bei Bologna entschied sich auf die Saison 1958 sogar zur werksseitigen Teilnahme in der Weltmeisterschaft.

Luigi Taveri 1958 auf der neuen 125 cm³ Ducati – der Schweizer war zusammen mit 3 weiteren Piloten erster Werksfahrer für die Marke aus Borgo Panigale in deren 1. WM-Jahr.

Die Werksteams der Motorrad-Weltmeisterschaft 1958

Ducati hatte für 1958 in der Person von Luigi Taveri den ehemaligen und mehrjährigen Teamkollegen von Carlo Ubbiali verpflichtet. In den beiden größeren Klassen war an der Seite von John Surtees nun John Hartle verpflichtet worden. Nachdem Umberto Masetti im Vorjahr die Erwartungen nicht erfüllt hatte, setzte man nun auf 2 Engländer. Ubbiali hatte beim GP von Belgien wieder einmal einen Teamkollegen durch einen tödlichen Unfall verloren. Diesmal war es im Training von Spa-Francorchamps sein Landsmann Roberto Colombo gewesen, der am 6. Juli 1957 sein Leben auf der Rennstrecke verlor. Dass dieser auf die Saison 1958 durch Carlos härtesten Kontrahenten Tarquinio Provini ersetzt wurde, war alles andere als vorteilhaft für den mittlerweile 28-jährigen aus Bergamo. Nach dem Rückzug der 3 italienischen Werke FB-Mondial, Gilera und Moto-Guzzi war ein gewisses Vakuum entstanden. Doch schon in Kürze sollte sich mit Honda die erste japanische Firma im Zweirad-Rennsport engagieren.

Saisonauftakt 1958

Mit dem Sieg von Tarquinio Provini im 250 cm³ Meisterschaftslauf am 5. April beim Conchiglia d’Oro (Shell Gold Cup) ging es ähnlich wie im Vorjahr los. Ubbiali wurde immerhin Zweiter in Imola, aber nun war sein ärgster Konkurrent aus dem Vorjahr sogar im eigenen Team. Ubbiali gewann dafür in den beiden kleinsten Klassen beim damals noch nicht zur WM zählenden GP von Österreich in Salzburg. Die italienische Meisterschaft stand für Carlo nicht im Fokus, nachdem er vor zwei Jahren die Titel in den beiden kleineren Klassen (125 cm³ und 250 cm³) gewonnen hatte. Er war bereits mehrfacher Landesmeister und wollte 1958 endlich wieder in der WM an seine Erfolge in den Jahren davor anknüpfen. Immerhin hatte er seit 1951 bereits 4 Weltmeistertitel geholt, 3 bei den 125-ern und einen in der 250 cm³ Klasse vor zwei Jahren.

Start zum 125 cm³ Rennen in Österreich, von rechts Ubbiali (MV), Ernst Degner (MZ), Luigi Taveri (Ducati), Horst Fügner (MZ) und der Westdeutsche Willi Scheidhauer auf einer privaten Ducati. Mehr über die DDR-Fahrer Degner und Fügner siehe in unserer History.

Perfekter Saisonauftakt für Carlo Ubbiali

Mit dem GP von Schweden in Hedemora war ein Rennen mehr im Kalender. Zumindest waren es bei den 125-ern nun zum ersten Mal sieben WM-Runden, die 1958 zur Austragung kamen. Der Saisonauftakt in dieser Klasse gelang Carlo nach Maß. Mit seinem 4. Sieg auf dem Clypse Course vor Romolo Ferri und Dave Chadwick (beide Ducati) war der MV-Werksfahrer perfekt in die Saison gestartet. Provini hingegen hatte es übertrieben und war durch Sturz ausgefallen Bei den 250-ern musste sich Ubbiali nur seinem neuen Teamkollegen und amtierenden 125 cm³ Weltmeister Provini beugen. Ein gewisser Mike Hailwood belegte mit seiner privat eingesetzten NSU Platz 3. Der junge Engländer sollte mit MV Agusta einige Jahre später eine äußerst beeindruckende Siegesserie in der Königsklasse hinlegen. Eine kleine Sensation war im 125-er Rennen die Leistung der MZ-Truppe mit Ernst Degner auf Platz 5 vor seinem Teamkollegen Horst Fügner. Mit ihren 125 cm³ Zweitaktern hatten es beide bei ihrer TT-Premiere in die Punkteränge geschafft. Im 250-er Rennen verzichtete die Mannschaft aus der DDR jedoch auf eine Teilnahme, die Probleme mit der noch neuen Maschine waren zu groß.

Erste Runde des 250-er Rennens der TT 1958, Ubbiali führte vor Provini (beide MV Agusta), Brown und Hailwood (beide NSU).

GP der Niederlande
An der Dutch TT in Assen unterstrich Ubbiali deutlich, dass mit ihm in dieser Saison wieder zu rechnen war. Er gewann vor Taveri und Provini im 125 cm³ Rennen, womit er die Führung in der Weltmeisterschaft ausbaute. Bei den 250-ern unterlag Carlo mit Platz 2 vor dem Deutschen Falk (Adler) wie auf der Isle of Man nur seinem Teamkollegen Provini. Diese Klasse hatte beim GP von Belgien Pause. In Spa-Francorchamps waren nur die 125-er und die größeren Kategorien ausgeschrieben. Auf dem schnellen Kurs zogen sich 6 von 16 Fahrern nach dem Training mangels Konkurrenzfähigkeit zurück. Ducati war mit 4 Fahrern vertreten, gegenüber nur je zwei von MV und MZ. Ubbiali hatte großes Pech, da seine MV Agusta im Lauf des 125 cm³ Rennens deutlich an Leistung verlor. Am Ende gewann Ducati Pilot Alberto Gandossi vor seinem Teamkollegen Romolo Ferri und Provini. Platz 4 ging an Chadwick und Carlo musste mit Rang 5 noch froh sein, überhaupt 2 Punkte gerettet zu haben.

Knapper Sieg von Ubbiali vor Taveri beim 125 cm³ Zieleinlauf der Dutch TT in Assen 1958.

GP von Deutschland
Der junge Mann aus Bergamo kam als WM-Leader an den Nürburgring. Seit seinem Sieg auf der Solitude im 125 cm³ Rennen von 1953 hatte Carlo bereits mehrmals in Deutschland gewonnen. Auf der Nordschleife in der Eifel hatte er im Jahr 1955 ebenfalls in der kleinsten Kategorie triumphiert, dazu auf dem Hockenheimring zwei Jahre darauf sogar einen Doppelsieg gelandet. Mit dem dritten Saison-Sieg 1958 knüpfte Ubbiali bei den 125-ern nahtlos an diese Serie an. Provini wurde Zweiter vor dem überraschenden MZ-Piloten Ernst Degner mit seinem Zweitakter aus der DDR. Im 250 cm³ Rennen hatte Carlo Pech und musste mit Getriebeproblemen aufgeben. Den Sieg auf der nassen Strecke holte sich Provini vor Horst Fügner, welcher damit das erste Podium für MZ in dieser Kategorie geholt hatte.

Start zum GP von Deutschland 1958 auf dem Nürburgring

Premiere in Skandinavien
Mit Hedemora fand zum ersten Mal ein Grand Prix Rennen in Skandinavien statt. WM-Neueinsteiger Ducati hatte sich im Speed gegenüber der 125 cm³ MV in den letzten Rennen als überlegen erwiesen. Dies spielten beim GP von Schweden die Piloten Gandossi und Taveri gegenüber Ubbiali auch aus. Anfänglich setzten sich die beiden Ducatis deutlich vom Rest des Feldes ab, doch Carlo gelang es danach wieder aufzuschließen. In der zehnten Runde hatte er sogar kurz die Führung inne, musste die beiden Kontrahenten jedoch kurz danach wieder passieren lassen. Am Ende blieb Ubbiali nur Platz 3 vor Provini und den beiden MZ von Degner und Fügner. Das 250-er Rennen wurde eine Beute von MZ mit Horst Fügner, nachdem beide MV Fahrer mit Getriebe-Problemen ausgeschieden waren.

Von vorne Fügner, Ubbiali und Provini vor dem Start zum 250 cm³ GP von Schweden 1958. Mehr über Horst Fügner und seine Karriere siehe unter History.

Sicherung des Weltmeister-Titels beim Ulster GP
Für MV Agusta wurde der 9. August 1958 zu einem Freudentag. Während Provini erneut Pech hatte und ausgeschieden war, hatte Carlo die Führung nach der 1. Runde übernommen und fuhr am Ende den 4. Sieg der Saison ein. Der 5. WM-Titel seiner Karriere war geschafft, in der kleineren Klasse war es bereits Nummer vier. Tarquinio Provini machte es Ubbiali beim 250-er Grand Prix nach und entschied das Rennen vor Tommy Robb (NSU), Dave Chadwick (MV), Ernst Degner und Horst Fügner (beide MZ) für sich. Damit war auch der 250 cm³ Titel für MV Agusta gesichert, bevor es zum Saisonfinale beim Heimrennen in Monza ging. Für Provini war es der zweite WM-Titel nach 1957 in der 125-er Klasse.

Tarquinio Provini auf der 250 cm³ MV Agusta – der Weltmeister von 1958 siegte in 4 von 6 Rennen.

Wechselhaftes Glück beim Saisonfinale
Beim 125 cm³ Rennen mussten Ubbiali und Provini einen Nuller in kauf nehmen. Die Ducatis dominierten den GP der Nationen komplett und belegten die ersten 5 Plätze in Monza. Sieger wurde Bruno Spaggiari vor Gandossi, Villa, Chadwick und Taveri. Auch Degner auf der MZ war genauso wie die beiden MV Piloten bereits früh ausgefallen. Etwas mehr Glück war Carlo im 250 cm³ GP beschieden. Hinter Emilio Mendogni auf der überragenden neuen Morini und dessen Teamkollegen Giampiero Zubani reichte es bei Ubbiali immerhin für Rang 3, während Provini auch in diesem Rennen punktelos blieb. Letzterem konnte es egal sein, hatte er die WM bereits auf sicher. Für Carlo hingegen war der dritte Rang wertvoll. Immerhin reichte es damit punktgleich mit dem Vizeweltmeister Fügner für WM-Rang 3. Durch seinen Sieg in Schweden hatte sich der Ostdeutsche seinen Vize-Titel trotz gleicher Punktzahl verdient.

Carlo Ubbiali mit dem Siegerkranz – solche Bilder hatten ab 1958 wieder weniger Seltenheitswert als noch im Jahr davor.

125 cm³ Fahrer-Weltmeisterschaft 1958

Nachdem damals nur die ersten 6 Fahrer eines Rennens WM-Punkte gewinnen konnten, hier zur Vollständigkeit auch die Piloten, welche bei einem GP auf Rang 7 bis 10 ins Ziel gekommen waren (mit den damals üblichen Ländercodes): Douglas Allen (GB, FB-Mondial), Mike Hailwood (GB, Paton, Ducati), Karl Kronmüller (D, Ducati), Hubert Luttenberger (D, FP-Mondial), Billy Nicklasson (S, Ducati), Bill Peden (GB, Montesa), Fron Purslow (GB, Ducati), S. Rinaldi (I, Paton), Willi Scheidhauer (D, Ducati), Leif Smedh (S, Montesa), Werner Spinnler (CH, Ducati), Len Tinker (AUS, MV Agusta), Bill Webster (GB, MV Agusta), Dietmar Zimpel (DDR, MZ).

125 cm³ Hersteller-Weltmeisterschaft 1958

250 cm³ Fahrer-Weltmeisterschaft 1958

Zur Vollständigkeit hier die Piloten, welche bei einem GP auf Rang 7 bis 10 ins Ziel gekommen waren: David Andrews (N.Irl., NSU), G. Henderson (GB, NSU), Eric Hinton (AUS, NSU), Sammy Hodgins (N.Irl., Velocette), Karl-Julius Holthaus (D, NSU), Fritz Kläger (D, NSU), Siegfried Lohmann (D, Adler), Hubert Luttenberger (D, Adler), Ludwig Malchus (D, NSU), Adelmo Mandolini (I, Moto-Guzzi), Bill Peden (GB, NSU), Fron Purslow (GB, NSU), Michael Schneider (D, NSU), Rudi Thalhammer (A, NSU).

250 cm³ Hersteller-Weltmeisterschaft 1958

Die Saison 1959 von Carlo Ubbiali

Der Italiener war in seiner Lieblings-Klasse im Vorjahr wieder sehr erfolgreich gewesen und nun ging es darum, diesen Erfolg auch 1959 zu bestätigen. Dafür erhielt er eine verbesserte Version der 125-er, sowie zusammen mit Tarquinio Provini auch eine konkurrenzfähige 250 cm³ Zweizylinder Maschine. Zum ersten Mal in der Geschichte hatte mit MV Agusta 1958 ein einziger Hersteller sämtliche WM-Titel in allen Klassen geholt. Diesen Erfolg galt es für die Firma aus Varese nahe der Schweizer Grenze auch im Folgejahr zu verteidigen. Die beiden Piloten hatten sich bewährt und so ging man bei MV trotz neuer Konkurrenz sehr zuversichtlich in die Saison 1959.

Die MV Agusta 125 cm³ Bialbero wurde für 1959 überarbeitet, um mit der Ducati mithalten zu können.

Die Werksteams der Motorrad-Weltmeisterschaft 1959

MV ging mit fast unveränderter Besetzung an den Start wie im Vorjahr, es war nur Remo Venturi neu mit dabei. Er war zusammen mit Surtees und Hartle jedoch in den größeren Klassen vorgesehen. Neu in der 250 cm³ WM traten Benelli und Morini an, Letztere hatten im Vorjahr bereits beim GP der Nationen in Monza brilliert. Ubbiali hatte gegen die beiden Morini Piloten Mendogni und Zubani damals keine Chance gehabt. Man hatte bei MV jedoch nachgelegt und für 1959 war die Zweizylinder-Maschine verbessert worden. Mittlerweile leistete sie rund 36 PS bei 12’000 U/Min.

Saisonauftakt mit Provinis Doppelsieg
Der amtierende 250 cm³ Weltmeister und Teamkollege startete bei der Tourist Trophy in dieser Klasse mit einem Auftakt nach Maß. Platz zwei ging an Ubbiali vor Dave Chadwick (MV) und Tommy Robb (GMS). Letzterer sollte beim Saisonfinale auf MZ an den Start gehen. Tarquinio Provini gewann auch das 125 cm³ Rennen vor Luigi Taveri. Dieser war neu auf einer MZ unterwegs und stand nicht mehr wie im Vorjahr bei Ducati unter Vertrag. Der junge Mike Hailwood auf einer privat eingesetzten Ducati wurde Dritter, vor MZ Pilot Horst Fügner und Carlo Ubbiali.

Carlo Ubbiali (rechts im Bild mit seiner 250 cm³ MV Agusta) – zu Saisonbeginn 1959 rannte er anfänglich dem Erfolg noch hinterher. Beim 1. Rennen der Saison musste er zusehen, wie sein härtester Kontrahent und Teamkollege Provini auf der TT einen Doppelsieg holte.

GP von Deutschland mit der Wende
Nach zahlreichen Siegen auf deutschem Boden brachte ausgerechnet der Hockenheimring für Carlo die Wende. Im 125 cm³ Grand Prix von Deutschland ließ er seinen Gegnern keine Chance und gewann vor Provini und Mike Hailwood mit seiner privat eingesetzten Ducati. Beim 250-er Rennen legte der Mann aus Bergamo nach und gewann vor Mendogni (Morini) und Fügner (MZ). Damit war er in dieser Kategorie WM-Führender und hatte in der kleineren Klasse seinen Rückstand auf seinen Teamkollegen deutlich verringern können. Nur zwei Wochen später ging es nach Assen zum GP der Niederlande.

Carlo Ubbiali auf der 250 cm³ MV Agusta beim GP von Hockenheim in der Stadtkurve.

GP der Niederlande
Bei der Dutch TT in Assen gelang Ubbiali der zweite 125 cm³ Sieg in Folge, während Provini diesmal leer ausging. Eine Ventilfeder war zwei Runden vor Schluss gebrochen. Platz zwei ging an Bruno Spaggiari (Ducati) vor Mike Hailwood (Ducati) und Horst Fügner (MZ). Dadurch hatte Carlo vor dem jungen Engländer Hailwood nun die WM-Führung inne. Im 250-er Rennen revanchierte sich Teamkollege Provini und verwies seinen ärgsten Rivalen Ubbiali auf Platz zwei. Der dritte Rang ging an Derek Minter auf Morini. Es war das zweite Podium im 3. Rennen für die neu in der 250 cm³ WM angetretene italienische Marke. Von deren Überlegenheit wie beim Saisonfinale 1958 in Monza war jedoch nun nichts mehr zu spüren. MV Agusta hatte inzwischen mehr als nur aufgeholt.

Tarquinio Provini mit Frau und Kind bei der Siegesfeier – als Teamkollege von Ubbiali war er gleichzeitig während Jahren dessen härtester Rivale. Aus diesem Grund konnte sich zwischen den beiden Norditalienern keine richtige Freundschaft entwickeln, obwohl ihre Heimat sie kaum mehr als 100 Kilometer trennte. Provini stammte aus Roveleto di Cadeo, knapp 100 km südöstlich von Mailand.

GP von Belgien und Schweden
Nur die kleinere Klasse war in Spa-Francorchamps ausgeschrieben. Im Gegensatz zu nur 6 Runden der 250-er wurde wie im Vorjahr die 125 cm³ Klasse wieder über 7 Runden ausgetragen und die größere Kategorie musste in Belgien pausieren. Carlo schaffte den Hattrick und gewann sein 3. Rennen in Folge vor Provini, Taveri (nun wieder auf Ducati), Minter (Morini) und Ken Kavanagh (Ducati). Weiter ging es mit dem GP von Schweden, wo Tarquinio Provini wieder zurückschlug. Ubbiali holte sich Rang 2 vor dem DDR-Piloten Werner Musiol. Der Ostdeutsche hatte sich hiermit sein erstes Podium für MZ gesichert. Der Sieg in Kristianstad ging an den Engländer Gary Hocking auf MZ, vor Ubbiali und Geoff Duke (Benelli). Da Provini mit Zündungsproblemen ausgefallen war, konnte Carlo die Führung im WM-Zwischenklassement von ihm übernehmen.

Zuoberst auf dem Podium vor einer Schar von Fotografen – fast wie heute. Der vielfache Sieger Carlo Ubbiali 1959. Zwei Runden vor Schluss führte er in beiden Weltmeisterschaften (125 cm³ und 250 cm³).

Verzicht auf Ulster GP und Saisonfinale in Monza
Zur Überraschung vieler Anwesender verzichtete das MV Team auf einen Start beim Ulster GP. Der Hersteller-Titel war den Italienern bereits sicher und die Fahrer-WM konnte ihren Fahrern auch rechnerisch kaum mehr entrissen werden. In Abwesenheit der Firma aus Varese siegte Hailwood vor Hocking und Degner bei den 125-ern. Gary Hocking hieß der Sieger in der 250 cm³ Klasse vor Hailwood und Degner. Beim GP der Nationen in Monza war MV Agusta wieder mit von der Partie. Ubbiali holte sich im 125 cm³ Rennen Platz 2 hinter Ernst Degner (MZ) und vor Taveri (Ducati) und Minter (MZ). Der WM-Titel ging mit 2 Punkten Vorsprung an Ubbiali, nachdem Provini nicht über Rang 5 hinausgekommen war. Carlo gewann das 250-er Rennen vor Degner und Morini Pilot Mendogni. Es war die Revanche für die Niederlage gegen Morini im Vorjahr und nach dem Nuller von Provini stand Ubbiali auch als 250 cm³ Weltmeister fest. Das zweite Double nach 1956 und damit war Carlo bereits siebenfacher Weltmeister!

Ulster GP Sieger Mike Hailwood 1959 – er sollte für MV Agusta einige Jahre später zum wahren Überflieger in der Königsklasse werden.

125 cm³ Fahrer-Weltmeisterschaft 1959

Nachdem damals nur die ersten 6 Fahrer eines Rennens WM-Punkte gewinnen konnten, hier zur Vollständigkeit auch die Piloten, welche bei einem GP auf Rang 7 bis 10 ins Ziel gekommen waren (mit den damals üblichen Ländercodes): Janne Ackerstrom (S, Ducati), Rolf Amfaldern (D, FB-Mondial), Jim Baughn (GB, EMC), Walter Brehme (DDR, MZ), Harry Dunlop (N.Irl., EMC), Lennart Hedlund (S, Ducati), Billy Nicklasson (S, Ducati), Hans Pesl (D, Ducati), Fron Purslow (GB, Ducati), Tommy Robb (N.Irl., Ducati), Willi Scheidhauer (D, Ducati), Werner Spinnler (CH, Ducati), Giichi Suzuki (J, Honda), Cas Swart (NL, Ducati), Teisuke Tanaka (J, Honda).

125 cm³ Hersteller-Weltmeisterschaft 1959

250 cm³ Fahrer-Weltmeisterschaft 1959

Hier die Piloten, welche bei einem GP auf Rang 7 bis 10 ins Ziel gekommen waren: Josef Autengruber (A, NSU), Silvio Grassetti (I, Benelli), Xaver Heiß (D, NSU), Sammy Hodgins (N.Irl., MVAgusta), Siegfried Lohmann (D, Adler), Gilberto Milani (I,Paton), Werner Musiol (DDR, MZ), Noel Orr (N.Irl., NSU), Fron Purslow (GB, NSU), Michael Schneider (D, NSU), Frantisek St’astný (CS, CZ), Arthur Wheeler (GB, NSU, Moto-Guzzi).

250 cm³ Hersteller-Weltmeisterschaft 1959

Weiter siehe Teil 7 der Story über Carlo Ubbiali..