Dramatischer und dazu auch blamabler Tag für Repsol Honda beim Heimrennen – hier mit Pol Espargaró der erste der beiden gestürzten Fahrer des besten Teams der letzten 3 Jahrzehnte, welches seit 2020 nur noch ein Schatten seiner selbst ist.

Viel Licht und Schatten bei der 7. WM-Runde nahe Barcelona

Bei der Pressekonferenz am Donnerstagabend in Montmeló dachten wir bei den Aussagen von Marc Marquez gleich zweimal, wir hätten uns verhört. Hierbei geht es nicht um sein übliches Understatement bezüglich Arm, Schulter oder allfälligen, respektive angeblichen technischen Handicaps. Dazu sind wir im Bericht „Die Marquez-Drohung“ bereits ausführlich eingegangen. Nein, vielmehr handelte es sich um die wiederholte Behauptung des Katalanen, er und seine Kollegen würden diese Saison das erste Mal vor Publikum antreten. Es war sehr verwunderlich, dass vom 6-fachen MotoGP Weltmeister diese Aussage vor 7. WM-Runde kam. Während seiner Pause hatte er nämlich noch betont, er freue sich sehr, die Rennen nicht mehr nur vor dem TV Apparat sitzend sehen zu müssen. Nachfolgend das Bild vom ersten Rennen in Losail, was so gar nicht für Marcs Beobachtungsgabe passen dürfte.

Vor dem Start zum Saisonauftakt 2021 in Losail in der Moto2 – man sehe sich die Gestalten rechts auf der Tribüne an, wobei es sich wie die TV-Aufnahmen bewiesen keinesfalls um Schaufensterpuppen handelte, da sie sich öfters bewegten. Erst beim 2. Rennen in Katar gab es ein Zuschauerverbot.

Viele Topleistungen in Montmeló prägten den Sonntag

Während Miguel Oliveira mit einem starken Beginn die Basis für seinen Erfolg legte, mussten andere dafür extrem hart kämpfen. Allen voran dabei Johann Zarco und sein Landsmann Fabio Quartararo. Die beiden Franzosen hatten es anfänglich alles andere als leicht und die Nummer 5 fiel teilweise dabei auf Position 7 hinter einen gewissen Marc Marquez zurück. Ab Runde sechs hatte er davon jedoch genug und ab dann machte er trotz aller Vorsicht, dabei seine Reifen nicht überzustrapazieren, Jagd auf die vier vor ihm liegenden. Nachdem er einen Tick zu lang hinter Ducati Markenkollege Miller festgesteckt hatte, verpasste er am Ende seinen ersten MotoGP Sieg der Karriere um weniger als zwei Zehntel.

Johann Zarco mit im Hintergrund seinem Pramac Ducati Racing Teamkollegen Jorge Martin an der PK – zum vierten Mal war der schnelle Mann aus Cannes im 7. Rennen der Saison bester Ducati Pilot und damit liegt er hinter Monster Energy Yamaha Ass Quartararo auf WM-Rang zwei.

KTM im Aufschwung – andere mit teils soliden Leistungen
Aber auch Oliveira vermochte zu überzeugen, brachte er doch, wenn auch am Ende hauchdünn, seinen ersten Saisonsieg unter Dach und Fach. Er und KTM machten vieles richtig an diesem Wochenende, auch wenn sein Teamkollege Brad Binder mit P8 etwas unter den Erwartungen blieb. Maverick Viñales und Joan Mir als einzige Suzuki Hoffnung vermochten ebenfalls nicht vollkommen zu glänzen, aber sie holten erneut wichtige Punkte für die Meisterschaft und vor allem auch ihre Teams. Zu den Highlights konnte man auch Rang 10 von Enea Bastianini zählen. Der italienische Rookie hatte damit bereits sein drittes Top Ten Ergebnis der Saison geholt und liegt damit in der Wertung zum besten MotoGP Neuling des Jahres deutlich in Führung.

Enea „la Bestia“ Bastianini (Avintia Esponsorama Ducati) hier vor Alex Marquez (LCR Honda) war einmal mehr der beste Rookie und im Ziel deutlich vor dem jüngeren Bruder des gestürzten HRC Aushängeschilds Marc.

Das unglaubliche Rennen von Fabio Quartararo
Der Monster Energy Pilot hingegen kämpfte ab Rennmitte um die Führung, nachdem er als erster Oliveira eingefangen hatte. Nebst nachlassenden Reifen kämpfte er jedoch in den letzten Runden mit Materialproblemen besonderer Natur, weil seine Lederkombi aufgegangen war und er deshalb sogar seinen Brustschutz entfernen musste, um diesen nicht auf der langen Geraden unkontrolliert zu verlieren. Wie er es trotzdem unter diesen Umständen schaffte, Jack Miller hinter sich zu halten, verdient mehr als nur Respekt. Für die meisten Beobachter war Fabio damit der Held des Tages, als er die Zielflagge trotz aller Widrigkeiten auf Rang 3 kreuzte. Was danach passierte haben wir in unserem Bericht „FIM spielt Gott“ zusammengefasst und wollen es an dieser Stelle nicht wiederholen.

Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) in den letzten 3 Runden mit seinem Handicap infolge eines defekten Reissverschlusses seiner Lederkombi unterwegs. Obwohl er niemanden ausser sich selbst damit gefährdete, wurde er für den Materialfehler mit einer Zeitstrafe belegt!

Vor dem Sachsenring GP – derzeit sechs bis zehn Fahrer mit erkennbaren Titelchancen
Weil es natürlich dafür noch viel zu früh ist, handelt es sich bei Prognosen zu den WM-Favoriten um reine Spekulation. Sicher ist derzeit aber, dass vor allem die ersten 6 bis 10 im Zwischenklassement derzeit dafür die besten Karten haben. Die Fahrer dahinter müssten dagegen schon mehrere Exploits hinlegen und vor ihnen auf Fehler und Ausfälle hoffen, um der Spitze wirklich näherzukommen. Dort befinden sich völlig sensationell zwei Franzosen, während Rückkehrer Marc Marquez im Titelkampf kaum mehr eine Rolle wird spielen können. Nachfolgend die WM-Tabelle vor Runde 8 mit dem GP von Deutschland.

Die Rückkehr der Zuschauer – Freude gemischt mit Verwunderung

Wir kennen den Circuito de Cataluña förmlich wie unsere Hosentasche, so oft waren wir in den letzten zwei Jahrzehnten bereits vor Ort gewesen. Es ist eine vor allem auch für Besucher sehr attraktive Strecke mit sehr vielen hervorragend gelegenen Naturtribünen. Dazu einer der wenigen Kurse, bei welchem man meist zu Fuß Umrundungen starten kann, was wir immer und oft vor Ort tun, sofern irgendwo möglich. Weder Tribünenplätze, noch Medienräume sind unser Ding und VIP-Plätze nutzen wir zwischendurch höchstens aufgrund der guten Übersichtlichkeit. Dass nach dem 1. Rennen der Saison in Losail nun wieder Zuschauer zugelassen werden, fanden wir genauso wie die Fahrer durchaus erfreulich. Aber die Freude sehen wir gemischt mit einer gewissen Verwunderung, wenn wir mitbekommen, wie dies gehandhabt wird. Statt dass sich die Besucher möglichst weit voneinander um die Strecke bewegen sollen, wurden sie auf Tribünen eingepfercht. Angesichts der Corona-Pandemie ist dies nicht nur für Virologen ein schlechter Witz.

Jorge Martin (Pramac Ducati Racing) bei seinem Crash in der sogenannten „sighting Lap“ – in dem Sektor, in welchem der spanische Rookie stürzte, hat es bei normalen Rennen sehr viele Zuschauer. Verkaufen wollten die Veranstalter aber aufgrund der Beschränkung auf 10-tausend Besuche nur die teureren Tribünenplätze und die Käufer durften sich jedoch nicht frei auf der Strecke bewegen.

Die vielen Flops – allen voran das Honda Werksteam und Tech 3 KTM

Angefangen mit Repsol Honda gab es natürlich auch zahlreiche Verlierer und den Flop des Tages lieferten definitiv die beiden Teamkollegen Pol Espargaró und Marc Marquez mit ihren Stürzen. Statt ein wenig mit Kopf zu fahren und wichtige Punkte für Mannschaft und Hersteller zu holen, landeten für einmal gleich beide kurz nacheinander im Kiesbett. Genauso die zwei Tech 3 KTM Fahrer Petrucci und Lecuona, welche ihrem französischen Team damit die rote Laterne in der Teamwertung bescherten. Ähnlich schlimm wie für seinen Erzfeind Marquez verlief das Rennen für Valentino Rossi. Nach P10 in Mugello mit einem Crash der nächste Tiefschlag, es steht übel für den Altmeister. Auch sein Teamkollege Frankie Morbidelli konnte nach Rang 9 nicht glücklich sein, aber trotzdem liegt er immerhin noch auf WM-Position 10 derweil. Für seinen Landsmann Pecco Bagnaia war offensichtlich nach dem Sturz in Mugello Schadensbegrenzung angesagt, aber mit Platz 7 verlor er weitere wichtige Punkte im Kampf um die Tabellenspitze und er rutschte sogar hinter Teamkollege Miller im Zwischenklassement. Nachfolgend das Resultat des siebten Rennens der Saison und darunter die Team- und Herstellerwertung.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).