Marc Marquez vor seiner zerstörten Repsol Honda im Kiesbett des Circuito de Jerez – sein Comeback hatte sich der Weltmeister von 2019 deutlich anders vorgestellt, als er zu Beginn seiner Zwangspause Ende Juli 2020 öffentlich bekannt gab „ich werde stärker denn je zurückkommen“.

Die riesigen Probleme der beiden Marquez Brüder geben zu denken

Mittlerweile hört man selbst bei TV-Kommentatoren wie am Beispiel vom ehemaligen Grand Prix Piloten August „Gustl“ Auinger immer öfter kritische Stimmen zum Verhalten des älteren der beiden. Beim sich sonst sehr zurückhaltend gebenden 5-fachen GP-Sieger gleicht dies schon beinahe einem Gefühlsausbruch. Aber nicht nur der Österreicher, sondern auch viele Fans können nicht nachvollziehen, weshalb sich der 6-fache MotoGP Weltmeister so auffällig ungeschickt benimmt. In den Augen sehr vieler Beobachter wirkt es schlicht unfair, dauernd im Qualifying schnellere Fahrer abzupassen, um ihnen wie ein Schatten auf einer schnellen Runde zu folgen. In Zeiten von durchaus für viele sehr fragwürdigen Bestrafungen wie der „Track-Limit-Violation“ sagen nicht wenige zu Recht, sollte auch das „Stalking“ in den größeren Klassen genauso rigoros geahndet werden wie in der Moto3.

Alex (links) und Marc Marquez (rechts) auf der Verfolgung von „Schrittmacher“ Jack Miller auf der Ducati Lenovo – teilweise machten sich die beiden Brüder sogar gemeinsam auf die Verfolgung anderer Fahrer, um ihnen etwas abzuschauen. Dies verstehen nicht alle Beobachter und es gibt auch Fahrer wie Joan Mir in Portugal, die sich darüber öffentlich bitter beschwert haben.

Nicht nur Sympathie-Verlust – auch der Respekt bei den Gegnern sinkt
Das sich Marc Marquez im Vorfeld zum Grand Prix von Portugal öffentlich als handicapiert bezeichnete, um danach während dem ganzen Rennen volles Rohr zu fahren, haben ihm viele noch nicht vergessen. Noch vor dem Rennen hatte er betont, womöglich nicht über die volle Distanz durchhalten zu können. Dazu kamen reichlich theatralisch wirkende Arm-Übungen, die ihn bereits vor dem ersten Start nach der Zwangspause viele Sympathien kosteten. Es war ausgerechnet sein Bruder Alex, der lange hinter ihm hergefahren war und nach dem dritten WM-Lauf der Saison öffentlich festhielt, Marc sei am Ende immer schneller geworden. Dies stellte natürlich dessen Aussagen vor seinem Comeback als äusserst fragwürdig hin. Viele seiner alten und neuen Gegner scheinen bereits viel an Respekt ihm gegenüber verloren zu haben und das offenbar nicht nur auf fahrerische Aspekte bezogen. Dazu nachfolgend die wichtigsten Aussagen von Jack Miller an der Pressekonferenz nach dem Qualifying, bei welchem der Mann mit der Nummer 93 kurz zur Erwähnung kam.

Jack Miller (Ducati Lenovo) nach Platz 2 im Q2:Es war ein recht hektischer Tag und bereits im Q1 war ich dazu fähig, das zu tun, was ich tun musste. Der Typ hinter mir im Q1 hat mich wenig gestört, man muss und das habe ich in den letzten Jahren gelernt, einfach cool bleiben und sich auf seine eigene Aufgabe konzentrieren. Dies gelang mir und nun stehe ich in der ersten Reihe. Das wichtigste ist immer für im Rennen und besonders auch hier, den Reifen gut einzuteilen. Meine größte Sorge ist der Vorderreifen und dass dieser kein Graininig bekommt. Der Sturz in Kurve 3 im Q2 war nicht so nett, aber es ist passiert und meine Pace ist gut. Ich glaube, mein Speed sollte für morgen in Ordnung sein. Im Rennen werde ich versuchen, das bisschen extra noch zu finden, was es am Sonntag immer braucht.

Jack Miller (Ducati Lenovo) auf dem katalanischen Kurs in Montmeló, einem Vorort mit viel Industrie vor den Toren der Metropole Barcelona. Der Australier zog am Samstag sein Ding durch und gehört zu den Favoriten für das Rennen, egal bei welchen Bedingungen (es ist Regen angesagt).

Der zweite Problemfall in der Familie – Marcs Bruder Alex

Bereits im Vorjahr hatte er zu Saisonbeginn Schwächen gezeigt, sich dann aber gefangen und einige guten Rennen abgeliefert. Drei Ausfälle, ein achter und sechster, sowie 14. Rang lautet nach 6 Rennen seine bescheidene Bilanz. Für sein Heimrennen sieht es katastrophal aus, startet Alex doch am Sonntag vom zweitletzten Platz. In der WM liegt der jüngere Bruder von Marc auf Rang 15, mit einem Schnitt von knapp über 3 Punkten. Das ist natürlich viel zu wenig und ausgerechnet sein Arbeitgeber Honda benötigt derzeit jeden einzelnen Zähler, um nicht komplett im Abseits zu landen. Trotz vier Fahrern trennt den weltgrößten Hersteller von der roten Laterne nur Punkte und sollte Aprilia Ass Aleix Espargaró ein starkes Rennen zeigen, droht ihnen das Schlusslicht. Mit daran verantwortlich sind die Marquez Brüder mit ihren immer wieder enttäuschenden Leistungen. Es ist kaum anzunehmen, dass die Sponsoren der Honda Teams sich damit noch lange zufriedengeben werden.

Alex Marquez (LCR Honda) ist das zweite Sorgenkind in der Familie – im zweiten Jahr müsste er konstant zumindest in den Top Ten dabei sein, davon ist jedoch weit entfernt. Für Honda ist dies bei den für seine Verhältnisse peinlichen Resultaten seines Bruders doppelt problematisch, weil auch Nakagami und Pol Espargaró mehr Mühe als erwartet haben.

Startaufstellung zum GP von Katalonien in allen Klassen

Circuito de Cataluña

Mit 1047 Metern hat sie eine der längsten Start-Ziel-Geraden und mit 4,542 km gehört sie bezüglich der Streckenlänge zum vorderen Mittelfeld und ist immerhin 0,7 km kürzer als Mugello, von wo der MotoGP Tross derzeit gerade anreist. Mit 8 rechts und 6 Linkskurven wird der Kurs wie die meisten im Kalende im Uhrzeigersinn befahren.

Streckenskizze mit den verschiedenen Tribünen – Kurve 10 rechts im Bild ist nun wesentlich flüssiger zu fahren, nachdem sie endlich optimiert und eindeutig stark verbessert wurde, was auch der Sicherheit dienen sollte.

Der WM-Stand in allen Klassen nach der 6. Runde in Mugello

Zeitplan des GP von Katalonien

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).