Scott Redding in der Aruba.it Ducati Box – endlich war der Engländer nach zahlreichen Problemen seit Saisonbeginn mal wieder ganz vorne anzutreffen, wenn auch nur nach dem ersten freien Training. Aber immerhin zeigten er und seine Markenkollegen gleich von Beginn an die erwartet gute Leistung (siehe auch unseren Vorbericht auf dieser Seite).

Der Optimismus für unbeschränkte Zuschauerzahl war zu früh

Einige Portale behaupteten vor einiger Zeit viel zu früh, dass die WorldSBK wie in den Niederlanden am vorletzten Juli-Wochenende vor vollem Haus gastiere. Die verfrühte Euphorie bezüglich unbeschränkter Zuschauerzahl war jedoch absolut fehl am Platz. Wenige Wochen vor der WSBK-Runde in Assen entschuldigte sich nämlich der niederländische Regierungschef Mark Rutte bei der Bevölkerung für eine Fehleinschätzung, infolge derer eine viel zu frühe Aufhebung des Lockdowns erfolgte. Mittlerweile ist wieder Ernüchterung eingekehrt und umgehend wurden wieder Clubs geschlossen, sowie Großveranstaltungen ohne feste Sitzplätze abgesagt. Zum Glück für die Veranstalter der „Cathedral of Speed“ kann bei ihnen ein Sicherheitsabstand eingehalten werden, andernfalls wären Zuschauer für deren Event untersagt gewesen. Aber wie erwartet finde die Veranstaltung nun nicht vor vollem Haus statt. Mit einem Maximum von 35-Tausend Besuchern kam man immerhin noch mit einem blauen Auge davon. Die Inzidenzwerte in Spanien und den Niederlanden stiegen bedrohlich und in Kürze dürften beide Länder als Hochrisikogebiet dastehen. Dies alles war zu erwarten, aber Egoismus und Tourismus waren für die letzten Monate offensichtlich wichtiger gewesen.

Assen 1963 mit dem 125 cm³ Grand Prix und Hugh Anderson auf Suzuki als Leader, hinten im Bild sein Teamkollege Ernst Degner mit der Nummer 1 vor einer imposanten Zuschauerkulisse. Mehr über solche Fahrer und die früheren Jahre des Motorradrennsports siehe in unserer reich illustrierten History.

Die riskante „Strategie“ von Spanien und Österreich
Von Deutschland mittlerweile als Risikogebiet eingestuft, reisen immer noch zigtausende von Urlaubern nach Spanien und insbesondere Katalonien. Weil kurz vor den Wahlen die Regierung der Bundesrepublik Deutschland gewaltig die Hosen voll hat, Wähler zu verlieren, riskiert sie lieber weitere Leben, statt resolut durchzugreifen. Ähnlich dämlich sieht es in Österreich aus, wo derzeit das MotoGP Doppelrennen von Spielberg vor vollem Haus geplant wird. Als gäbe es keine Pandemie, geht es offensichtlich nur ums Geld und natürlich wären die wirtschaftlichen Einbußen ohne diese Veranstaltung für Tourismus und Veranstalter enorm. Dafür jedoch Leben zu riskieren ist schlicht verantwortungslos. Im Land, das für den Skandal von Ischgl bereits vorletzten Winter in negative Schlagzeilen geriet, ist dies jedoch besonders verwerflich. Alles deutet darauf hin, dass die von Korruption und politischer Willkür geschüttelte Alpenrepublik aus ihren Fehlern rein gar nichts gelernt hat. Derzeit wirkt es immer noch, als kennen sowohl die Iberer wie auch die Österreicher keine Hemmnisse, so lange die Kasse stimmt.

Blick auf die erste Kurve aus der Haarbocht Lounge in Assen – ein Vergnügen, was den Zuschauern leider nur für die MotoGP angeboten wird, dazu natürlich zu einem stolzen Preis. Für die WorldSBK mussten wir 2019 auf diesen tollen Ausblick verzichten, dazu war es auch noch bitterkalt Mitte April und das erste Regen vom Samstag musste wegen Schneefall gar auf den Folgetag verschoben werden, weshalb auf das Superpole Race verzichtet wurde.

Auch Deutschland rennt mit offenen Augen in die Katastrophe
Nicht nur Spanien und Österreich, sondern viele Urlaubsländer und auch Deutschland rennen derzeit mit offenen Augen ins Verderben. In der Bundesrepublik geht es den regierenden Politikern nur noch darum, vor den bevorstehenden Wahlen den Schaden bezüglich Wählerstimmen zu minimieren. Daher gibt es bereits klare Aussagen, dass auf einen weiteren Lockdown verzichtet werden soll. Koste es so viele Menschenleben, wie es wolle, das Land der Urlauber bremst derzeit trotz sehr hoher Inzidenz nicht einmal Reisen nach Spanien. Bei der Hälfte dieser Zahlen wurde im eigenen Land noch vor kurzem ein Lockdown verhängt. Nun lässt man Ferienhungrige aus und einreisen, ohne sie und vor allem die mit ihnen später in Kontakt tretenden zu schützen. In Spanien nähert sich mit Stand 13. Juli 2021 die sogenannte sieben Tage Inzidenz dem unglaublich hohen Wert von 600. Trotzdem reisen aus allen Ländern Urlauber an und es zeichnet sich dabei kein Eingreifen der Regierungen ab. Wie in Österreich ist den Politikern in Deutschland der Erhalt der eigenen Macht wichtiger als deren Aufgabe Menschenleben zu retten, dann soll es wohl so sein. Aktuell scheint es nur noch darum zu gehen, eine Rechtfertigung für die Verhinderung weiterer Lockdowns zu erfinden. Aber immerhin sind die Niederländer offenbar deutlich intelligenter und erkennen die Grenzen der Vernunft.

Carl „Foggy“ Fogarty und der stürzende Frankie Chili (beide Ducati) beim WSBK Event von 1998 in Assen im zweiten Rennen – der Engländer hält mit je 12 Siegen zusammen mit Jonathan Rea (Kawasaki) auf dem sogenannten TT Circuit aktuell gemeinsam den Rekord. Der Nord-Ire hat an diesem Wochenende nun die Chance, die alleinige Führung zu übernehmen.

Das erste freie Training am Freitag – Redding vor Rea & Toprak nur auf P5

Es war zu erwarten, dass Scott Redding auf der Strecke, wo er zuletzt in der BSB 2019 einen Doppelsieg errungen hatte, mit der Ducati erneut stark auftrumpfen würde. Mit der neuen Kawasaki ZX-10RR war auch zu erwarten, dass Jonathan Rea im Gegensatz zu vor zwei Jahren gegen die pfeilschnelle Panigale V4R wieder eine Siegchance haben dürfte. Das Fragezeichen bilden diesmal jedoch der Lokalmatador und Toprak Razgaztlioglu. In unserem Vorbericht hatten wir bereits darauf hingewiesen, dass dem neuen WM-Leader in der „Cathedral of Speed“ es noch nie besser als auf Rang 9 geschafft hatte. Ganz anders „Magic Michael“ van der Mark, der bei der letzten Ausgabe sogar vor Jonathan Rea ins Ziel gekommen war. Damals jedoch auf der Yamaha und nun muss nach dem ersten BMW Podium in Donington Park erst noch die Bestätigung folgen, dass die Blau-Weißen nun permanent vorne mitmischen können. Wir sind uns allerdings und dies im Gegensatz zu den meisten Schreiberlingen auf diversen Portalen bewusst, dass die ersten drei freien Trainings nur wenig Aussagekraft über die wirkliche Stärke haben. Im Gegensatz zur MotoGP geht es in der WorldSBK bekanntlich erst und einzig in der Superpole am Samstagmorgen um 11 Uhr um die Startaufstellung. Nachfolgend das Resultat des ersten freien Trainings der WSBK von Assen.

P, No, Rider, Bike, Time(,Gap), LL, km/h
1, 45, REDDING Scott, Ducati Panigale V4 R, 1’34.591, , 23, 290
2, 1, REA Jonathan, Kawasaki ZX-10RR, 1’34.669, 0.078, 16, 286
3, 7, DAVIES Chaz, Ducati Panigale V4 R, 1’34.971, 0.380, 19, 287
4, 21, RINALDI Michael Ruben, Ducati Panigale V4 R, 1’35.019, 0.428, 18, 290
5, 54, RAZGATLIOGLU Toprak, Yamaha YZF R1, 1’35.050, 0.459, 17, 287
6, 66, SYKES Tom, BMW M 1000 RR, 1’35.117, 0.526, 17, 286
7, 31, GERLOFF Garrett, Yamaha YZF R1, 1’35.150, 0.559, 20, 287
8, 91, HASLAM Leon, Honda CBR1000 RR-R, 1’35.173, 0.582, 16, 286
9, 44, MAHIAS Lucas, Kawasaki ZX-10RR, 1’35.279, 0.688, 15, 285
10, 55, LOCATELLI Andrea, Yamaha YZF R1, 1’35.316, 0.725, 20, 287
11, 60, VAN DER MARK Michael, BMW M 1000 RR, 1’35.320, 0.729, 19, 286
12, 22, LOWES Alex, Kawasaki ZX-10RR, 1’35.467, 0.876, 19, 290
13, 94, FOLGER Jonas, BMW M 1000 RR, 1’35.530, 0.939, 19, 286
14, 53, RABAT Tito, Ducati Panigale V4 R, 1’35.681, 1.090, 19, 287
15, 19, BAUTISTA Alvaro, Honda CBR1000 RR-R, 1’36.024, 1.433, 16, 292
16, 32, VINALES Isaac, Kawasaki ZX-10RR, 1’36.135, 1.544, 19, 281
17, 47, BASSANI Axel, Ducati Panigale V4 R, 1’36.359, 1.768, 18, 287
18, 3, NOZANE Kohta, Yamaha YZF R1, 1’36.652, 2.061, 20, 284
19, 36, MERCADO Leandro, Honda CBR1000 RR-R, 1’37.113, 2.522, 19, 281
20, 9, MANTOVANI Andrea, Kawasaki ZX-10RR, 1’37.146, 2.555, 23, 280
21, 84, CRESSON Loris, Kawasaki ZX-10RR, 1’38.995, 4.404, 19, 278

Stand in der WorldSBK Weltmeisterschaft nach Runde 4 in England

Der TT Circuit von Assen

In schwarzer Schrift die Unterteilung der vier Sektoren. Der Kurs hat 12 Rechts- und 6 Linkskurven und ist 4,542 km lang, mit einer nur 300 m langen Start-Ziel-Gerade.

Der Zeitplan der WorldSBK Runde in Assen

Eurosport verzichtet aufgrund von Olympia komplett auf eine Übertragung, dieser Sender verhält sich immer Motosport-fremder.

>WSBK Assen Vorschau siehe separaten Bericht auf dieser Seite.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).