Rea statt Toprak bei Pata Yamaha Prometeon WorldSBK
Bereits der Weggang von Toprak von Yamaha zu BMW galt selbst bei Fachleuten als riesige Überraschung. Nach vier sehr erfolgreichen Jahren hatte fast niemand damit gerechnet. Allerdings erinnerten sich dabei viele an die Umstände, welche im Herbst 2019 zum Wechsel des Türken von Turkish Puccetti Kawasaki zu Yamaha geführt hatten. Weil er sehr enttäuscht war, im 8 Stunden Rennen von Suzuka damals nicht am Rennwochenende eingesetzt worden zu sein, kündigte sein Manager Kenan Sofuoglu öffentlich Rache an. Der fünffache Supersport 600 Weltmeister knüpfte umgehend Kontakte mit dem Pata Yamaha Werksteam und so kam es zum spektakulären Transfer seines Schützlings. Viele Stimmen im Paddock sind auch davon überzeugt, dass Kenan mit seiner oft recht forschen Art als türkischer Sportminister im Dienste des höchst umstrittenen Präsidenten Erdogan, sich auch bei Yamaha zuletzt bei den Verhandlungen über die Zukunft von Toprak im Ton vergriffen haben dürfte. Dies erklärt auch die fehlende Freigabe des Weltmeisters von 2021 seitens Yamaha für die November Tests in Jerez und Portimão.
Reas Verpflichtung als logische Folge der Entwicklung
Ab Einführung der Neuauflage von Kawasaki ZX-10RR auf die Saison 2021 war beim Erfolg verwöhnten Team der Grünen der Wurm drin. Selbstverständlich spielte dabei wie so oft die FIM keine gute Rolle, als deren technische Kommission das neue Modell mit höchst fragwürdigen Argumenten kurz vor Saisonstart förmlich kastrierte. Weil zu wenige Teile im Motor des neuen Modells neu seien, galt das Drehzahl-Limit des Vorgängermodells und damit waren sämtliche Testfahrten bis Mitte Mai des Jahres so gut wie wertlos. Als Folge davon sah man so viele Stürze des Rekord-Weltmeisters wie nie zuvor. Rea verlor die Nummer 1 nach sechs Titeln in Folge an Toprak und danach kehrte Bautista zu Ducati zurück. Ducati hatte in der Zwischenzeit ihre MotoGP Replica Panigale V4R stark verbessert und der kleine und sehr leichte Spanier profitierte von einem enormen Leistungs- und Gewichtsvorteil, da es bis 2023 im Gegensatz zu den kleineren Klassen in der WSBK kein Minimalgewicht gab. Ab 2022 war Kawasaki schlicht chancenlos und deren Aushängeschild litt unter mangelnden Bemühungen zur Verbesserung seines Motorrads. Yamaha hingegen betrieb laufend Weiterentwicklung und brachte auch mitten in der Saison immer wieder neue Teile. Jonathan Rea bekam dies mit und damit war für ihn klar, dass ein Wechsel für ihn nur Vorteile bringen kann.
Viele Neuigkeiten für die Saison 2024
Nebst zahlreichen technischen Reglements-Änderungen birgt auch der Kalender für nächste Saison einige Neuerungen. Die wichtigsten davon sind zwei neue Strecken und mit Ausnahme von Portimão einige sehr wichtige Verschiebungen von Events im südlichen Teil Europas. Dazu den Wegfall der auch für das Jahr 2023 gestrichenen Runde in San Juan (Argentinien). Mit der Einführung eines Minimalgewichts gaben FIM und Dorna dem Druck einiger Hersteller nach, welche dies schon länger gefordert hatten und ohne diese dringend notwendige Neuregelung mit ihrem Ausstieg aus der WorldSBK gedroht hatten. Nach zwei für die Gegner von Alvaro Bautista auf der Ducati MotoGP Replica Panigale 4R chancenlosen Jahren, soll dies für eine ausgeglichenere Saison sorgen, womit letztlich allen gedient wäre. Nachfolgend der Kalender für kommendes Jahr, mit den beiden neuen Strecken in Ungarn und Cremona (Italien), vorbehaltlich deren rechtzeitiger Homologation.
Kritische Stimmen viel zu früh – wir riskieren eine Prognose
Viele so genannten Experten äußerten sich in der Zwischenzeit zum Wechsel von Rea von den Grünen zu der Marke mit den gekreuzten Stimmgabeln im Logo. Nicht wenige davon sehr skeptisch, was definitiv verfrüht sein dürfte. Mit nur 6 Siegen und zwei davon lediglich beim viel weniger wichtigen Sprintrennen im Jahr 2022, sowie nur einem Erfolg in der darauffolgenden Saison, kann man von einem Desaster für den besten Piloten der WorldSBK Aller Zeiten sprechen. Sein Wechsel zu Yamaha als einzige Marke, die Ducati in den letzten beiden Jahren ernsthaft fordern konnte, ist mindestens so logisch wie der Wechsel von Marc Marquez in der MotoGP von Honda zu Gresini Ducati. Letztlich wird sicher vieles auch davon abhängen, ob die Einführung eines Minimalgewichts den meist ungefährdeten Siegen von Alvaro Bautista ein Ende setzen wird, sowie wie gut Toprak auf der BMW zurechtkommt. An der Konkurrenzfähigkeit von Johnny Rea auf der Yamaha R1 zu zweifeln, halten wir unabhängig davon jedoch für verfehlt. Wir wagen jetzt bereits die Prognose, dass er allein 2024 mehr Siege damit einfahren dürfte, als in den beiden Jahren davor auf der Kawasaki.
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© Yamaha Racing).
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