Valentino Rossi (links) und Freund und Schützling Franco Morbidelli – das ungleiche Duo bei Petronas Yamaha SRT, welches die kommende Saison gemeinsam für das Malaysische Team bestreiten wird (© MotoGP).

Valentino Rossi und sein neues Dasein als „Privatfahrer Rookie“

Pressekonferenzen der MotoGP sind vielen Fahrern ein Graus. Ein Fahrer, der nie einen Hehl daraus machte, ist oder war Andrea Dovizioso. Alles sieht für kommende Saison danach aus, als müsse sich der Italiener dies 2021 nicht mehr antun. Von ihm kamen manchmal so erfrischende Sprüche wie „egal, was ich Euch Journalisten antworte, Ihr schreibt nachher sowieso was Ihr wollt und nicht was ich sagte!„. Damit hatte er absolut Recht, den Beweis dazu findet man täglich in Portalen wie beispielsweise von Red Bull Media. Ihm und wohl vielen seiner ehemaligen Kollegen stiess auch oft sauer auf, dass bei Valentino Rossis Anwesenheit in der Regel über 90 Prozent der Fragen an diese Ikone der MotoGP gerichtet wurde. Dieser hat nun einen völlig neuen Status, was interessante Nebenwirkungen mit sich bringt.

Valentino Rossi und Franco Morbidelli sind für Petronas Yamaha SRT ein absoluter Glücksfall. Die Erklärung dafür liegt auf der Hand und auch den beiden Piloten dürfte dies recht sein (© MotoGP).

Der Lotto-Sechser für Petronas Yamaha SRT

Teammanager Razlan Razali braucht definitiv nicht Lotto spielen, er hat den Sechser in anderer Form bereits letztes Jahr gewonnen. Sein Duo für kommende Saison kann als absolutes Dream-Team bezeichnet werden. Da ist auf der einen Seite der Altmeister. „Dottore“ Valentino Rossi braucht man nirgends mehr vorstellen, er überstrahlt beinahe alles, was es in der Sportwelt sonst gibt. Er wirkt wie ein Magnet für die MotoGP und ist für Yamaha und deren Privatteam Gold wert, völlig unabhängig seiner Erfolge. Dazu kommt mit seinem Schützling und Teamkollegen Franco Morbidelli der absolute Underdog, zumindest was seine Aufmerksamkeit bei Presse und Öffentlichkeit betrifft. Er ist der Sohn einer brasilianischen Mutter und eines italienischen ehemaligen Rennfahrers, welcher sich 2013 das Leben nahm.

MotoRacers Zippy in Sepang – als wären unter ihr lauter Jünger wie aus einer Sekte, die sich über die gelbe Farbe zu einer Art Heiland bekennen. Der Mann, welcher diese Farbe zur seit Jahrzehnten dominierenden an MotoGP Rennen macht, hat eine Anziehungskraft und Sympathiewerte, die ans Magische grenzen.

Morbidos Vorteil – fast alle unterschätzen ihn

Bei ihm erwartet niemand Topresultate, dabei ist er als Vizeweltmeister automatisch einer der Titelfavoriten für 2021. Ohne die beiden zumindest teilweise unverschuldeten Ausfälle im 2. Rennen von Jerez und beim GP von Österreich hätte der Römer bis zum Ende um den Titel mitgekämpft. Mit einem Motorschaden in Andalusien und dem fürchterlichen Crash nach einer Berührung mit Zarco verlor Morbidelli jedoch auch im Folgerennen in Spielberg wichtige Punkte. Er brachte seine Underdog-Rolle an einer Pressekonferenz 2020 in einer Antwort auf die Frage eines Journalisten in Aragon eindrücklich zur Sprache, als er sagte „gestern war ich für Euch Reporter noch ein absoluter Nobody und keiner kannte mich, aber nun behandelt Ihr mich plötzlich wie einen der wichtigsten Fahrer, weil ich mal wieder vorne liege?„. Dass er aber 2021 auf der Strecke immer im Schatten seines alles überstrahlenden Teamkollegen stehen wird, ist definitiv zu bezweifeln.

Fabio Quartararo vor Franco Morbidelli (Petronas Yamaha SRT) und Joan Mir (Suzuki) – der Franzose galt bei den meisten Beobachtern als der große Mitfavorit der Saison 2020. Am Ende war jedoch sein italienischer Teamkollege der Mann, der in leistungsmässig deutlich in den Schatten stellte (© MotoGP).

Der bestverdienende Privatfahrer der Welt und der neue Vorteil

Es ist kaum denkbar, dass es vor Valentino Rossi im Rennsport sämtlicher Serien dieser Welt je ein Pilot als Privatfahrer mehr verdiente, als der Altmeister aus Tavullia. Für den Liebling selbst einer Mehrzahl der spanischen Fans gibt es nebst beneidenswerten Einnahmen durch Gage und vor allem Sponsorengeldern und Merchandising-Millionen einen weiteren für ihn ganz neuen Vorteil: Sobald Valentino das Podium nicht erreicht, aber trotzdem als bester „Privatfahrer“ ins Ziel kommt, dürfen sich seine Fans auf ein mit ihm garantiert unterhaltsames Interview freuen. Insofern kann die Saison für die Mehrzahl der MotoGP Fans kaum besser beginnen. Nach seinem Rücktritt als aktiver Fahrer wird er zudem als Teamchef wohl oft mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit auf sich ziehen, als seine Piloten. Unter dem Strich gibt es aber auch daraus für alle Beteiligten wohl auch diesbezüglich eine reine Win-win-Situation.

Von uns in Losail im März 2019 fotografiert mit von links Jorge Lorenzo (Repsol Honda), Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha) und „Pecco“ Bagnaia (Pramac Ducati). Die letzten beiden Jahre hatte der MotoGP Senior zu viele Stürze zu beklagen und alle sind gespannt, wie es für ihn kommende Saison laufen wird.

Die bisherigen Erfolge von Rossi und Morbidelli im Grand Prix Sport

Bei Valentino Rossi kann man von einer unglaublichen und wohl so gut wie unvergleichlichen Karriere sprechen, wenn man sich seine bisherigen Erfolge ansieht. Gleich mehrmals gewann er mehr als die Hälfte der Rennen einer Saison. Einzigartig auch die Saison 2003 mit 16 Rennen und genauso vielen Podestplätzen für den Publikumsliebling. Sein absolut einziges Problem in den letzten Jahren ist die schwindende Zahl an Podestplätzen, um von den Titeln dabei nicht zu reden. Aber mit insgesamt 9 WM-Titeln steht er derzeit sowieso über all seinen Mitbewerbern, inklusive Marc Marquez.

Franco Morbidelli hat eine zwar überschaubare Bilanz im Vergleich zu seinem Mentor und neuer Teamkollege. Doch für einen Quereinsteiger in den GP-Sport darf er auf seine bisherigen Erfolge mehr als stolz sein. Ein Moto2 WM-Titel fehlt manchem seiner aktuellen Mitstreiter in der Königsklasse. Noch viel wichtiger für kommende Saison ist aber seine steile Aufwärts-Kurve in der MotoGP. Die einzig noch mögliche Steigerung bei „Morbido“ ist für 2021 der Weltmeistertitel.

Der provisorische Kalender für 2021 von MotoGP und WSBK

Bitte nicht ausdrucken, er dürfte das Papier nicht wert sein. Aber Spaß beiseite, wie viele anderen Beobachter glauben wir zumindest nicht an die zahlreichen Übersee-Rennen. Damit lagen wir bereits am 6. November 2020 bei der Erstausgabe richtig, als wir die Grand Prix von Argentinien und Texas infrage stellten. Wir sollten damit genauso wie bei unserer Ankündigung für die Absage der Sepang Tests im Februar richtig liegen. Im Katar zu starten, halten wir für keine gute Idee, aber FIM und Dorna boxten dies aus unverständlichen Gründen stur durch. Für Teams und Fahrer ist zu hoffen, dass es aufgrund der dadurch notwendigen vielen Reisen nicht zu einem nächsten Corona-Desaster kommt. Damit würde die ganze weitere Saison gefährdet.

Für die Australien-Runde der WSBK ist der Vertrag derzeit noch nicht unterzeichnet. In Rotschrift stehen die MotoGP Renntermine, welche mit einem WorldSBK Wochenende kollidieren, was jedoch nur beim GP von San Marino eine wirkliche Überschneidung bedeutet. Aufgrund der Zeit-Umstellung in Japan und Indonesien ist dies hingegen unkritisch. Allerdings gelten diese Termine sowieso als höchst fragwürdig.