Arthur Geiss auf DKW mit der Nummer 10 vor dem Start – er war einer der erfolgreichsten Fahrer der 1920-er und 30-er Jahre und sammelte in seiner Aktiven Karriere rund 100 Siege auf verschiedenen Strecken Europas.

Am 12. April jährt sich der Geburtstag von Arthur Geiss

Nicht wenige Stimmen behaupten, der beliebte Fahrer mit der Statur eines Jockeys sei der Grund, weshalb der Hockenheimring gebaut wurde. Als unbestritten gilt zumindest die Tatsache, dass der kleine Mann aus Pforzheim im Südwesten Deutschlands einen gewaltigen Boom auslöste, was die Begeisterung für den Rennsport betraf. Geboren wurde Arthur am 12. April 1903 in Hockenheim als fünfter Sohn von Abraham und Margarete Geiss geboren. Der Vater war Mechaniker und Fahrlehrer und er betrieb dort eine Reparaturwerkstatt. So kam auch der Junior zu diesem Beruf und dadurch früh in Kontakt mit Motorrädern. Einige Zeit danach wechselte er in den Betrieb seines Bruders Wilhelm, welcher in Pforzheim ebenfalls eine Werkstatt führte, die auf Motorräder spezialisiert war.

Eine alte Postkarte vom Hockenheimring (damals noch Hockenheimer Dreiecksrennen) aus dem Jahr 1933. Ein kompletter Neubau der permanenten Rennstrecke erfolgte 32 Jahres später und ohne Arthur Geiss wäre diese womöglich gar nie entstanden.
Mercedes Werks-Fahrer Manfred von Brauchitsch am Bergpreis von Schauinsland im Jahr 1927 in der berühmten „Holzschlägermatte“-Kurve. Arthur Geiss sollte dieses Rennen bei Freiburg im Breisgau in seiner Karriere sehr oft gewinnen.
Eine Aufnahme der Opelbahn von Mitte der 1920-er Jahre – hier gewann Arthur Geiss am 31. Maii 1925 eines seiner ersten Rennen der Karriere auf einer DKW.

Die ersten Schritte im Rennsport
Anfänglich beteiligte er sich an kleineren Veranstaltungen in seiner Umgebung und im Alter von 20 Jahren soll er in Karlsruhe sein erstes Rennen gewonnen haben. Wir haben unser riesiges Archiv durchsucht und alles abgeglichen mit den Informationen, welche im Internet zu finden waren. Prompt gab es dort widersprüchliche Daten, weshalb wir nur in unsere Statistik aufnahmen, wozu es mehrere übereinstimmende Quellen gibt. Wie so oft waren dabei Angaben aus Wiki teils eindeutig falsch und widerlegbar. Aber der erste Rennsieg 1923, respektive zwei gelten so weit als unbestritten. Arthur hielt es nicht lange in Pforzheim. Nur wenige Zeit nach seinem ersten Erfolg auf der Rennstrecke wurde er von DKW, einer der führenden Firmen im Kleinmotorradbau im sächsischen Zschopau unterstützt. Nach zahlreichen Siegen und Podiumsplatzierungen wurde er als Werksfahrer eingestellt.

Die DKW Werke in den 1930-er Werken in Zschopau waren für damalige Verhältnisse riesig und weil im Krieg natürlich Militärfahrzeuge dort produziert wurden, gegen Kriegsende durch Bombenangriffe beinahe vollständig zerstört. Im Jahr 1929 war zu lesen, dass sich die Firma mit Stolz als das weltgrößte Motorradwerk bezeichnen durfte.
Ein Bericht von 1927 mit dem Bericht über das 175 cm³ Rennen mit der Erwähnung von Geiss als überlegenem Sieger und rechts dem Resultat. Das Programm auf der Solitude Rennstrecke bei Stuttgart begann um kurz nach 7 Uhr morgens mit dem ersten Lauf, definitiv nichts für Langschläfer und damals absolut üblich.
Werbung für Motorradmarken, welche heute kaum mehr jemand kennt. Die ersten Rennen fuhr der junge Mann aus Hockenheim auf A.J.S., Garelli, NSU und Wimmer.

Der junge DKW Werksfahrer
DKW ist übrigens die Abkürzung für Dampf Kraft-Wagen. Nun galt es für Arthur, auf den Strecken in Deutschland und später ganz Europa die Leistungsfähigkeit deren Produkte unter Beweis zu stellen. Die Konkurrenz war sogar im eigenen Lager sehr stark, vor allem mit dem Chemnitzer Walfried Winkler hatte der junge Schwabe einen ebenbürtigen Gegner, vor aber auch guten Freund gefunden. Zwischen all den Rennen, Reisen und Erfolgen fand Arthur auch noch die Bekanntschaft seiner späteren Gemahlin. Im Jahr1926 heiratete seine Frau Rosa und wurde im Laufe der nächsten Jahre Vater von drei Kindern (Edith, Günther und Arthur jun.).

Das Titelbild des Programmhefts von 1928 vom Schleizer Dreiecks Rennen kostete damals eine Reichsmark.
Oben mit Startnummer 3 Arthur Geiss und unten mit der 10 Walfried Winkler, die beiden sollten für viele Jahre in den kleineren und mittleren Klassen zu den wichtigsten Protagonisten in ganz Europa zählen.
Start zum Eifelrennen 1929, natürlich bezüglich der Fahrer reichlich unscharf, zumindest gut erkennbar im Hintergrund die Nürburg und dazu die relativ spärlich besetzte Tribüne. Die meisten konnten sich damals wohl keinen Platz dort leisten, es waren die Zeiten der Weltwirtschaftskrise.
Entwicklung der durchschnittlichen Geschwindigkeiten der verschiedenen Klassen auf dem Nürburgring von 1927 bis 1930. Derartige Leistungs-Sprünge sind heutzutage natürlich völlig undenkbar, aber damals begann sich die Technik sprunghaft weiterzuentwickeln.

Die Erfolge von Geiss wurden zunehmend internationaler
In Deutschland hatte sich Arthur beim Solituderennen, sowie beim 24-Stundenrennen auf der Opelbahn und beim Nürburgring-Eröffnungsrennen bereits einen klingenden Namen geschaffen. Dazu kamen auch im Ausland Erfolge wie beispielsweise am Klausenpaß-Rennen, beim Kilometer in Basel (beide in der Schweiz) und in Maribor im heutigen Slowenien. Von den heute noch bekannten Strecken kamen Siege in Schleiz, auf dem Nürburgring, Spa-Francorchamps in Belgien und auch im königlichen Park von Monza dazu. Auch in Budapest war Geiss erfolgreich und beim Großen Bergpreis am Schauinsland bei Freiburg im Breisgau feierte ihn das Publikum wie einen kleinen König. Selbst in den Niederlanden auf dem Circuit van Drenthe, der sogenannten Dutch TT in Assen, gewann der kleine Schwabe für das Zschopauer Werk.

Abmarsch der Zuschauer nach einem Rennen – in den frühen Nachkriegsjahren soll es Zahlen zwischen 200 und 400-Tausend Besuchern bei den populärsten Veranstaltungen gegeben haben.
Titelblatt zum Solitude Rennen bei Stuttgart von 1929. Arthur Geiss gewann 1931 vor DKW Teamkollege Walfried Winkler den Lauf der 250-er Klasse. Das Programmheft dieses Jahres war übrigens fast identisch, nur war neben dem Fahrer mit der Nummer 1 noch ein identisch grimmig aussehender Genosse mit einer 8 vorne am Lenker daneben gezeichnet worden.
Arthur Geiss und seine DKW – eine oft genug absolut unschlagbare Kombination.

Die Jahre 1923 bis 1931 in Zahlen – über 60 Siege innert 9 Jahren

Natürlich kamen zahlreiche Podestplätze und top 5 Platzierungen dazu. Aber auch ohne diese galt er als erfolgreichster Fahrer Deutschlands vor dem Zweiten Weltkrieg.
Start zum Hohensyburg-Rennen – hier die 500 cm³ Klasse. In der kleinen Kategorie war der der in Hockenheim geborene „Jockey aus Pforzheim“ der Sieger. Er gewann sowohl im Jahr 1930, wie auch ein Jahr danach wieder.
Ergebnis zum Hohensyburg-Rennen von 1931 mit Geiss als Sieger der 250 cm³ Klasse vor Dauerrivale und DKW Teamkollege Walfried Winkler und Doevel-Hagen auf P3.
Arthur Geiss kurz vor dem Start – ob Berg- oder Rundstrecken-Rennen, der kleine Mann aus Hockenheim gehörte immer zu den Topfavoriten.

Das Problem mit der Zuverlässigkeit in den 1920-er und 30-er Jahren

Selbst Werksfahrer fielen unzählige Male aus und so erwischte es auch oft genug den Schwaben auf seiner DKW, der meist in der 175 cm³ Klasse und bis 250 cm³ für die Zschopauer Firma ins Rennen ging. Viel öfter als durch Stürze war es meist die Technik, welche den Fahrern einen Streich spielte. Mit den typischen Belegen für deutsche Gründlichkeit gab es dazu damals sogar Auswertungen, wie das nachfolgend abgebildete Beispiel aus einer Motorzeitschrift, welche im ganzen Land Verbreitung fand. Ähnliche Erfahrungen sollten auch viele Fahrer in den ersten Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg noch machen, siehe auch Beispiele wie in der Karriere von Bill Ivy in unserer History.

Ausfallstatistik zum GP von Deutschland am 5. Juli 1931 auf dem Nürburgring mit vielen Fahrern, die das Ziel nicht erreicht hatten. Die meisten von ihnen nicht durch Stürze, sondern technische Probleme, darunter auch Arthur Geiss. Der Mann aus Hockenheim war wie Bauhofer (beide DKW) mit einem Tankschaden ausgefallen. Von 16 gestarteten Piloten sahen nur 5 die Zielflagge, das waren noch Zeiten!
Rangliste zum Schauinsland-Rennen bei Freiburg im Breisgau von 1930 mit Arthur Geiss als Sieger der 250 cm³ Klasse auf DKW vor Kohfink (Montgomery), Frentzen und Thomann (beide UT).
Start zum Rennen am Schleizer Dreieck – während die hinteren Fahrer noch verzweifelt schieben, fährt vorne bereits einer auf und davon. Oft genug sahen die Gegner den kleinen Pforzheimer im Rennen nur von hinten.
Schleizer Dreieck am 23. August 1931 – wenig überraschend wieder der Sieger bis 250 cm³ bei einem der in Deutschland auch nach dem 2. Weltkrieg beliebtesten Rennen überhaupt.
Eine Autogrammkarte vom Star der 1930-er Jahre auf seiner Kompressor-DKW, natürlich mit den 4 Ringen, welche später zum Symbol der Nachfolgefirma Audi werden sollten.
Schauinsland-Bergrennen von 1931 mit DKW Ass Arthur Geiss als Sieger, wie im Jahr zuvor in der 250 cm³ Klasse.

Das Heimrennen und der Umzug nach Sachsen

1935 zog Arthur Geiss nach Adelsberg bei Chemnitz um, wo auch seine Kollegen und Freunde Walfried Winkler und Ewald Kluge wohnten. Man sprach beim Vorort der drittgrößten Stadt Sachsens nach Leipzig und Dresden schon bald vom „Rennfahrerdörfchen“, aufgrund seiner berühmten Einwohner. Aber auch in der Heimat hatte man ihn nicht vergessen und 1932 war bereits das Hockenheimer Dreiecksrennen lanciert worden. Auf einer damals 12 Kilometer langen Strecke, angelegt auf unbefestigten Waldwegen, war am 29. Mai 1932 zum ersten Mal zum ersten Mal um die Wette gefahren worden. Rund 60-Tausend Zuschauer sollen damals die Strecke gesäumt haben. Unter frenetischem Beifall gewann der Lokalmatador sein Heimrennen in der 250 cm³ Klasse. Es sollte der Beginn einer Jahrzehntelangen immer bekannteren Veranstaltung sein, für welche später sogar eine permanente Rennstrecke entstand.

Der Chemnitzer Walfried Winkler (rechts im Bild) mit Siegfried „Sissi“ Wünsche – zwei der zusammen mit Geiss wichtigsten, schnellsten und natürlich auch bekanntesten Fahrer ihrer Zeit.
Immer häufiger waren in Motorzeitschriften auch derartige Bilder zu sehen. Es waren dunkle Vorboten, welche die meisten Zeitgenossen wohl damals gar nicht als derart bedrohlich wahrnahmen, wie sie es in Wirklichkeit waren. Heute noch bekannte Motorsportveranstalter wie der ADAC wurden bereits ab 1931 politisch infiltriert und begannen Parteiparolen der NS-Führung abzudrucken.
Der heutige Veranstalter des Grand Prix von Deutschland auf dem Sachsenring hatte bereits ab den frühen 1930er Jahren eine politisch reichlich fragwürdige Gesinnung an den Tag gelegt, wie diese Aufnahme beweist. Für einen Verkehrsclub und Pannendienst schien sich dieser Opportunismus damals offenbar auszuzahlen.
Ohne solche Bilder ging auch im Rennsport in Deutschland ab 1933 nichts mehr in der Siegerehrung. In der Mitte zwei Engländer, welche bei den gestreckten Armen irritiert wirken. Kurz vor dem 2. Weltkrieg bekamen die Fahrer aus Deutschland ohne Parteizugehörigkeit keine Chance mehr zum Start.
Kleiner Mann ganz groß – der Pforzheimer war Rennfahrer mit Leib und Seele und als gelernter Mechaniker natürlich auch ein Mann, der viel von der Technik verstand, welche er so meisterhaft auf den Rennstrecken Europas beherrschte.

Die zahlreichen Meisterschaften für Arthur Geiss

Nebst einer Vize-Europameisterschaft 1927 sammelte der Schwabe insgesamt 6 Titel als Deutscher Meister in den beiden kleineren Klassen. Als 1935 sogar die Europameisterschaft folgte, ernannte die Stadt Hockenheim ihren berühmten Sohn zum Ehrenbürger. Bezüglich des sportlichen Wertes des Europameistertitels ist zu bedenken, dass Weltmeisterschaften erst ab 1949 ausgetragen wurden. In den ersten 3 Jahren sollten jedoch deutsche Fahrer dabei gar nicht zugelassen werden. Zudem wurden in dieser Zeit in der kleinen Klasse nur 3, respektive 1951 vier Läufe ausgetragen. Deshalb waren Vorkriegs-EM-Titel wie derjenige von Geiss umso mehr wert.

An der Avus-Rennstrecke in Berlin mit der typischen Steilwandkurve im Hintergrund – auch hier war der Mann aus Baden-Württemberg erfolgreich.
Plakette zum Würgauer Bergrennen von 1933 – eines der unzähligen Rennen, welches das DKW Ass in seiner Karriere zu gewinnen vermochte.
GP der Schweiz in Bremgarten bei Bern – eines der wenigen Rennen, welches Geiss in seiner Karriere nie gewann. Aber ein 2. Platz am 3. Mai 1936 auf seiner DKW in der 250 cm³ Klasse ist natürlich trotzdem aller Ehren wert.

Weitere Highlights in der Karriere des Baden-Württembergers
Wie eingangs unserer Zusammenfassung über seine Karriere erwähnt, hatte Arthur Geiss bereits 1927 auf der Opel-Bahn einen Geschwindigkeitsrekord für DKW aufgestellt. 1933 schaffte er in Tat (Ungarn) mit 161,46 km/h einen neuen Weltrekord in der 250 cm³ Klasse für die Zschopauer. Bis zum Jahr 1935 stellte er zusammen mit Walfried Winkler mehrere neue Rekorde für DKW auf. Mit seiner geringen Körpergröße und dem geringen Gewicht war der Mann mit der Statur eines Jockeys dafür natürlich wie geschaffen. Seine Haltung auf dem Bike wurde als einzigartig beschrieben und wer wie er weit mehr als die Hälfte seiner bestrittenen Rennen gewann, stand ausserhalb jeder Kritik. Es gab in seiner Zeit nur sehr wenige, die ihm das Wasser reichen konnten. Es ist nicht eindeutig überliefert, wie weit er auf die Weiterentwicklung bei DKW Einfluss hatte. Man darf aufgrund seiner Erfolge jedoch davon ausgehen, dass der kleine Mann aus Hockenheim mit seinem technischen Verständnis genauso wie mit seiner Fahrkunst sehr viel zu den unzähligen Siegen bei, welche er für die Zschopauer errungen hatte.

Das Plakat zum Grand Prix von Deutschland auf dem Sachsenring – ein weiteres Rennen, welches unweit von Zschopau vom DKW-Werksfahrer gewonnen wurde. Geiss gewann hier ein Jahr später.
Vorbereitung der DKW-Mannschaft mit Geiss, Josef Klein und Ernst Zündorf zum Start an der berühmten Targa Florio im Jahr 1929 in Sizilien. Arthur Geiss belegte mit der 175 cm³ DKW laut einer uns vorliegenden Statistik den hervorragenden 2. Platz, laut einem anderen Dokument stürzte er hingegen im Rennen und schied aus.
Geiss fuhr auch an der Tourist Trophy mit und belegte in der Lightweight Klasse 1935 auf der Isle of Man dabei Rang 7. Besser lief es zum GP Europa am Ulster Grand Prix in Belfast am 24. August mit Platz 3 für den Deutschen in der Kategorie bis 250 cm³. Am 18. Juni ein Jahr später kam er an die TT zurück und wurde dritter in der Lightweight Klasse. Im Bild eine Aufnahme von Ewald Kluge vor dem Start, aus einem anderen Jahr.
Wo immer er auftauchte, erregte der Mann mit der Nummer 10 in Bildmitte aufsehen. Arthur Geiss war ein Ausnahmekönner, dem beinahe alles gelang. Hier vor dem Start von seinen Mitbewerbern aufmerksam verfolgt.
Am Sachsenring Mitte der 1960-er Jahre – nachdem Geiss 1935 hier das 250 cm³ Rennen gewonnen hatte, sah er die Zielflagge ein Jahr später nicht. Danach legte der Hockenheimer jedoch eine Serie mit 6 Siegen in Folge hin. Zuerst gewann er die Dutch TT, dann in Schotten, am GP von Belgien in Floreffe, in seiner Heimat Hockenheim, am Münchner Dreieckrennen und den Bergrpreis der Schauinsland Strecke bei Freiburg im Breisgau.
Schleizer Dreieck – einer der traditionsreichsten Straßenkurse Deutschlands der Motorsportgeschichte mit über 90 Jahren Rennsport. Nachdem Geiss 1935 hier nicht zum ersten Mal gewonnen hatte, streikte ein Jahr später beim Kampf um den Sieg mit Ewald Kluge mitten im Rennen der Motor seiner 250 cm³ DKW. Andernfalls wäre es wohl Sieg Nummer 7 in Folge geworden. Sein Freund Walfried Winkler hatte ähnliches Pech und fiel mit einem Getriebeschaden aus.

Das abrupte Karriereende kam nicht durch einen Renn-Unfall
Für einen der waghalsigsten und schnellsten Fahrer seines Landes und von ganz Europa war es eine Ironie des Schicksals, dass das Aus für den DKW Werksfahrer nicht auf der Rennstrecke kam. Vielmehr verletzter er sich bei einem Verkehrsunfall, der ausgerechnet bei seiner Fahrt zu einer Siegerehrung im Herbst 1936 passierte. Am 6. November 1936 waren die Rennfahrer des DKW-Teams mit ihren Maschinen auf der Fahrt von Zschopau nach Chemnitz zu einer Siegerehrung. Geiss kannte die Strecke bestens und die Straße war trocken, daher waren sie mit ziemlichem Tempo unterwegs. Bei Geiss löste sich die Wasserablassschraube am Kühler, das Hinterrad rutschte weg, Arthur fing die Maschine zuerst noch einmal ab, konnte den Crash am Ende aber nicht verhindern.

Arthur Geiss und seine Frau Rosa bei der Gartenarbeit an seinem Wohnort zu aktiven Zeiten, vor seinem eigenen Häuschen östlich von Chemnitz, wo die beiden bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs ein gemütliches Leben führten. Zumindest in der Zeit, in welcher er nicht gerade wie bis 1936 von Frühling bis Herbst unterwegs war.

Die Folgen verhinderten seine Rückkehr auf die Rennstrecken
Eine schwere Verletzung am linken Arm, ein Kniegelenkbruch und eine Menge Fleischwunden waren das Resultat seines Unfalls. Seine dabei zugezogenen Verletzungen machten einen 15-monatigen Krankenhausaufenthalt in einer Klinik bei Berlin erforderlich. Danach war sein linker Arm derart in seiner Funktion eingeschränkt, dass er deshalb seine Rennfahrerkarriere aufgeben musste. Dies war extrem hart für den schnellen kleinen Mann und er hatte laut eigener Aussage lange daran zu knabbern. Nie mehr sollte der nur 163 cm messende Hockenheimer danach an einem Wettbewerb teilnehmen. Nachfolgend die Resultate der zweiten Hälfte seiner Rennfahrer-Laufbahn.

Die Jahre nach dem Rennsport für Arthur Geiss

Der „Jockey aus Pforzheim“ gab nach seinem Rücktritt als Rennfahrer sein Wissen noch einige Zeit als Betreuer jüngerer Fahrer weiter. Von der DKW-Besitzerin Auto-Union als Betreuer der Nachwuchsfahrer im Renndienst und Innendienst eingesetzt, war er für viele jungen Talente eine wichtige Bezugsperson. Nach Kriegsende verließ Geiss Adelsberg wieder und zog zuerst nach Brake (Unterweser, südlich von Bremerhaven) und später nach Zaisersweiher (nordöstlich von Pforzheim), wo er eine Reparaturwerkstatt für DKW-Motorräder eröffnete. Er war dadurch mit seiner Familie rechtzeitig aus der sowjetisch besetzten Zone in den Westen geflohen. In der Schützinger Straße betrieb er sein Geschäft und blieb auch damit seinem ehemaligen Arbeitgeber treu, indem er ab dann DKW-Motorräder verkaufte und reparierte. Er starb im Alter von knapp 79 Jahren am 5. Februar 1982. Nach ihm wurde in Hockenheim die Arthur-Geiss-Straße benannt.

Arthur Geiss (rechts im Bild) und sein Freund Walfried Winkler bei einem Treffen Ende der 1970-er Jahre.
Ewald Kluge – der Nachfolger von Arthur Geiss im DKW Werksteam fuhr auch nach dem Krieg noch weiter und trat erst zurück, als er wie sein Vorgänger durch eine Verletzung dazu gezwungen wurde. Bei ihm war es jedoch ein Sturz im Eifel-Rennen, der seine Karriere beendete (@ Audi Mediacenter).