Zum Glück wurde nachfolgender Artikel nur für den Fall erstellt, hätte Rossi sich wirklich dazu entschieden. Doch an der Presse-Konferenz von Misano dementierte er dies deutlich.
Die logische Entscheidung von Valentino zum Aufhören
Nach einer der längsten Karrieren im Motorrad-Rennsport überhaupt sieht der Sohn des ehemaligen Spitzenfahrers Graziano Rossi keinen Sinn mehr zur Fortsetzung seiner Karriere. Wir verstehen durchaus, weshalb sich Valentino trotz anfänglich anderslautender Aussagen letztlich nun doch zum Rücktritt entschlossen hat. Gerne nennen wir, ohne Anspruch auf Vollständigkeit hiermit einige der wichtigsten Gründe für seinen am Ende logischen Entscheid:
– „Vales“ Stolz, weshalb er sich verständlicherweise am Ende dagegen entschied, in ein B-Team abzusteigen.
– Der Schock von Spielberg, als fremde Bikes nur um Zentimeter entfernt an seinem Kopf vorbeiflogen waren.
– Die Einsicht, im Titelkampf selbst nach dem Ausscheiden von Marc Marquez kaum ernsthaft mithalten zu können.
– Yamahas anhaltende Top-Speed Probleme, unter welchen der Italiener seit x Jahren leidet.
– Immer mehr MotoGP Rookies, die dem Altmeister auf Anhieb im Rennen das Hinterrad zeigen.
– Die durch die Corona-Zwangspause geförderte Einsicht, wie schön das Leben auch ohne Rennsport durchaus sein kann.
– Der Kinderwunsch von ihm selbst und seiner Freundin und Lebenspartnerin, er ist Italiener!
– Körperliche Limitierungen, die auch einen junggebliebenen 41-jährigen irgendwann einholen.
Die Jahre eines der beliebtesten Piloten des Rennsports
Man sollte sich, um die Entscheidung Rossis zu verstehen, einmal die spätere Phase früherer Spitzenfahrer genauer unter die Lupe nehmen. Beginnen wir zuerst dazu mit dem Beispiel von Barry Sheene, passenderweise das größte Idol, welches der Motorrad-Rennsport vor dem Italiener bis dahin gesehen hatte. Der Engländer startete zum ersten Mal in Barcelona zum Saisonfinale 1970 in einem Grand Prix. Es war ein Rennen auf einer abgesperrten öffentlichen Straße, damals gab es den Circuito de Barcelona-Catalunya noch nicht. Mit seiner privaten 125 cm³ Suzuki belegte der gerade erst 20-Jährige im Montjuic Park auf Anhieb Platz 2. Im Jahr darauf fuhr er seine erste GP Saison und trat dabei gleich in den 3 kleinsten Klassen an. Bei den 125-ern wurde er 1971 auf Anhieb Vizeweltmeister. Fünf Jahre später holte Barry für Suzuki den ersten von 2 Titeln in Folge in der Königsklasse.
Barrys Albtraum begann 1978
Auf die Saison 1978 wechselte ein gewisser Kenny Roberts in die 500 cm³ Klasse und dominierte diese auf Anhieb. Nach einem Vize-Weltmeistertitel hinter Roberts in diesem Jahr wurde Sheene eine Saison später WM-Dritter und 1980 blieb er sieglos und wurde aufgrund einer Verletzung nur noch fünfzehnter. Im Jahr darauf gelang dem Engländer beim GP von Schweden sein letzter 500-er Sieg. In der Saison 1982 zum dritten Mal in Folge auf einer privaten Yamaha reichte es immerhin noch zu 6 Podiums, aber erneut beendete eine Verletzung vorzeitig sein Jahr. Auf einer privaten Suzuki fuhr Barry 1983 in der Regel nur noch hinterher. Als WM-vierzehnter mit einem siebten Platz als bestem Resultat war Sheene nur noch ein Schatten seiner selbst. Nachdem er 1984 noch ein letztes Podium feiern durfte und immerhin zwei Top fünf Resultate, reichte es am Ende doch nur für WM-Rang 6. Der Londoner trat danach vom Rennsport zurück, als er nach 3 Jahren sieglos geblieben war.
Das ruhmlose Ende der Karriere von Freddie Spencer
Der am 20. Dezember 1961 in Shreveport, Louisiana geborene US-Amerikaner fuhr bereits als Dreikäsehoch Motorräder. Als frisch gebackener Weltmeister der 500 cm³ Klasse im Jahr 1983 merkte der erst 22-jährige „Fast“ Freddie Spencer in einem Interview an, er sei „an old Man in Racing“. Diese Anspielung des jungen Honda Piloten war durchaus ernst gemeint. Mit bereits 18 Jahren im Rennsport war der Junge Mann effektiv bereits ein alter Hase in seinem Geschäft. Es sollten damals noch zwei weitere erfolgreiche Jahre auf den US-Boy warten. Als Krönung seiner Karriere gewann er 1985 den 250-er WM-Titel, sowie denjenigen in der Königsklasse. Doch darauf folgte eine katastrophale Saison für den Doppelweltmeister mit keinem einzigen WM-Punkt auf der 500 cm³ Rothmans Honda, auf welcher er im Vorjahr noch den Titel gewonnen hatte.
Der komplette sportliche Absturz des ehemaligen Champions
Es folgten drei weitere glanzlose Jahre, mit einem einzigen Top 5 Resultat. Die WM-Ränge 20, 16 und 37 sprechen dafür Bände. Ein wahrhaft ruhmlose Ende der Karriere eines ehemaligen Top Stars der Zweiradszene, bevor er zurücktrat. Heute befleckt der ehemalige Rennfahrer aus Sicht vieler MotoGP Fans seinen Ruf dazu noch als FIM-Steward mit oft kaum nachvollziehbaren Entscheiden. Gutes Beispiel dafür ist die Bestrafung von Johann Zarco (Ducati) beim GP von Brünn. Nachdem dieser auf der Ideallinie fahrend in Kurve 1 von Bad Boy Pol Espargaró (KTM) gerammt wurde (und nicht etwa umgekehrt), brummten ihm Spencer und Co einen Long Lap Penalty auf.
Valentino Rossi – das größte Idol in der Geschichte des Motorrad-Rennsports
Nicht zuletzt ihre schwachen letzten Jahre stellten den Ruhm eines Barry Sheene oder Freddie Spencer im Nachhinein unnötig in den Schatten. Für den neunfachen Weltmeister Valentino Rossi (mit alleine 7 Titeln in der Königsklasse) und seine Fans ist so ein Schicksal undenkbar. Trotzdem wird die MotoGP ohne ihn nie mehr sein, was sie seit seiner Teilnahme ist. Auch wenn sein Rücktritt schmerzt, als Teamchef in der Moto3 und Moto2 wird das Idol der Massen der MotoGP noch länger erhalten bleiben. Doch seinen Kopf weiter zu riskieren und dabei nun den Status als Mitglied eines Werksteams zu verlieren, das mag sich der Mann aus Tavullia nicht antun. Dass Yamaha im Frühsommer an seiner Stelle Fabio Quartararo ins Werksteam beförderte, hatte für die Rossi Fans bereits eine alarmierende Wirkung. Ob mit oder ohne Corona-Pause, wir müssen lernen zu akzeptieren, dass der Italiener nun ein neues Kapitel in seinem Leben aufschlagen will. Und wir drücken die Daumen, dass er dies bei bester Gesundheit erleben kann und seinen Entscheid nie bereuen mag!
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