MotoGP Saison 2023 – ein sportliches Desaster wie in der WSBK
Alvaro Bautista verteidigte seinen Titel in der WorldSBK 2023 genau wie im Vorjahr, ohne in den meisten Rennen ernsthaft kämpfen oder Risiken eingehen zu müssen. Leider wurde 2023 auch die Entscheidung um den MotoGP Titel zu einem sportlichen Desaster. Trotz 10 verschiedenen Laufsiegern und gegenüber der WSBK wesentlich mehr Spannung im Titelkampf, kam es zu einem veritablen Debakel. Jorge Martin wurde dabei im zweitletzten Grand Prix des Jahres mit höchst fragwürdigen Mitteln um seine Titelchance gebracht. Interessanterweise wurden in der Öffentlichkeit jedoch die falschen Gründe dafür genannt. Der Spanier hatte am 18. November 2023 mit seinem Sieg im Sprintrennen auf dem Losail International Circuit die Türe zu seinem ersten WM-Titel wieder weit geöffnet, während der amtierende Champion Bagnaia nur fünfter wurde. Dasselbe Kunststück war Martin auch in der Finalrunde von Valencia gelungen, aber dies konnte nicht sein Drama beim Grand Prix von Katar wiedergutmachen, bei welchem er so gut wie jede Titelchance durch mehr als fragwürdige Umstände verlor.
Katastrophale Vorentscheidung im Grand Prix von Katar
Viele Stimmen im Paddock sind sich heute absolut sicher, dass Jorges Debakel im zweitletzten GP des Jahres nicht nur mit schlechteren Reifen zu erklären ist. Dies war etwas, das zudem bei Einheitsreifen so nie passieren darf. Besonders im Titelkampf. Die wesentlich wahrscheinlichere Begründung für Platz 10 von Jorge im neunzehnten Grand Prix der Saison 2023 liegt bei Betrachtung der Bilder vom Start zum Rennen eigentlich auf der Hand. Dabei wurde Martin fast von seiner Ducati abgeworfen. Grund dafür war offensichtlich ein Problem mit der Elektronik an seiner Ducati, was auf eine womöglich absichtliche Fehlprogrammierung durch die Betreuer des italienischen Werks hindeutet. Sämtliche anderen Piloten hatten einen völlig problemlosen Start. Wenn das sogenannte Startdevice und die Schlupfkontrolle zur Verhinderung eines durchdrehenden Hinterrades beim Beschleunigen funktioniert, kann das Startdesaster von Martin trotz eventuell schlechterem Hinterreifen unmöglich auftreten.
Wie man Wünsche wahr macht – wenn man keinen anderen Weg sieht
Weshalb Ducati den Spanier laut Aussage einiger Insider mit unsportlichen Mitteln einbremsen wollte, läge selbstverständlich auf der Hand. Deren Lenovo Werksteam und das italienische Management wollten unbedingt ihren eigenen Fahrer als Weltmeister sehen. Dazu fällt einem im Nachhinein auch ein Spruch von Francesco Bagnaia anfangs der zweiten Saisonhälfte ein, als er in einer Pressekonferenz gefragt wurde, wie er Jorge Martin am Titel hindern wolle. Darauf antwortete der Italiener mit einem verdächtig interessanten Witz.: „Selbstverständlich müssen wir uns beim Ducati Werksteam etwas einfallen lassen, um ihn notfalls etwas einzubremsen“ sprach Bagnaia in einem Interview mit einem Grinsen, als wüsste er bereits, welche Mittel man dafür in der Hand hat. Ein Paradebeispiel eigentlich dafür, wie man Wünsche wahr machen kann, wenn man keinen anderen Weg sieht.
Fragwürdige FIM-Entscheidungen sorgen für Kopfschütteln
In der WorldSBK wurde mit einer einseitig ausgelegten Interpretation der Reglemente durch die FIM Kommmissare der Weg zu zwei Titeln von Bautista in Folge ermöglicht. Die Konkurrenz war eigentlich bei den meisten Rennen bereits vor dem Start bereits chancenlos. Mehr dazu in kürze in unserem separaten Artikel über das langweiligste Jahr in der Geschichte der seriennahen Weltmeisterschaft. Aber auch beim MotoGP Werksfahrer für Ducati kam es zu sportlichen Skandalen. Wie von einem Millionenpublikum beobachtet, machte dieser sich ungestraft sogenannter Track Limit Vergehen schuldig. Auf der anderen Seite hatten die FIM Kommissare andere Piloten dabei nie verschont. Brad Binder beispielsweise verlor gleich mehrfach wichtige WM-Punkte aus diesem Grund. Doch es geht noch schlimmer und unsportlicher, wie man beim Grand Prix von Frankreich am 14. Mai 2023 miterleben konnte.
Der absolute Tiefpunkt – ein böses Foul bleibt unbestraft
In Le Mans wurde der Sorglosigkeit und Pflichtverletzung durch die FIM Verantwortlichen eine historisch traurige Krone aufgesetzt. Francesco Bagnaia war nach 4 Runden von Maverick Viñales überholt worden und versuchte es eine Kurve später mit dem Brecheisen. Beide kamen dabei zu Sturz und im Kiesbett attackierte der Italiener den Spanier danach auf übelste Weise. Nicht nur verbal benahm sich Pecco dabei völlig daneben, sondern er schlug sogar auf den am gemeinsamen Sturz absolut unschuldigen Aprilia Werkspiloten ein. Diese Unsportlichkeit sahen Millionen von Zuschauern. Das Verhalten des amtierenden Weltmeisters war unentschuldbar und gehörte empfindlich bestraft. Im Fussball gibt es dafür eine rote Karte und eine Sperre für mehrere Spiele. Bagnaia jedoch wurde von den FIM Kommissaren verschont und kam straffrei davon, erhielt weder eine Sperre noch eine Rückversetzung in der Startaufstellung für den folgenden Grand Prix. Dies ist etwas, das viele Beobachter als grössten Skandal in die Geschichte des Motorradrennsports sehen. Besonders stossend dabei ist auch, wie auffällig Ducati Werkspiloten immer wieder von Bestrafungen durch die FIM verschont wurden, siehe auch Bautista in der WSBK.
Weltfremde neue Reglemente zerstören den sportlichen Wert von Siegen
Dorna und FIM taten in den letzten Jahren vieles, um die WSBK und MotoGP nach belieben manipulieren zu können. Beispielsweise die 2019 eingeführten Track Limits sind sportlich gesehen dabei ein sportlicher Witz. Wer bestimmte grün markierte Stellen abseits der Strecke berührt, muss mit Bestrafungen rechnen. Würde dies wie im Tennis gehandhabt und wie dort künftig generell opto-elektronisch gemessen, wäre es noch halbwegs erträglich, wenn auch trotzdem immer noch fragwürdig. Grundsätzlich kann sich nämlich kein Fahrer durch befahren dieses Bereichs einen Vorteil verschaffen. Bei menschlich herbeigeführten Entscheidungen wird es am Ende endgültig fragwürdig. Die FIM Verantwortlichen spielen dabei eine höchst unglaubwürdige Rolle, weil offensichtlich viel zu oft mit ungleichen Ellen gemessen oder schlicht unfair geurteilt wird. Völlig lächerlich sind zudem diverse neu eingebauten „Long Lap“ Bereiche auf sämtliche Strecken. Bei einigen davon ist ein sogenannter Long Lap Penalty als Bestrafung völlig wirkungslos, wie einige Fälle bewiesen.
Weltfremde neue Reglemente zerstören den sportlichen Wert von Siegen
Seit 2023 kam in der MotoGP nun noch zu einer weiteren Steigerung, was sinnlose Bestrafungen betrifft. Neuerdings gibt es sogar sogenannte Reifendruck-Bestrafungen, womit die Palette der manipulativen Möglichkeiten durch die FIM Kommissare zusätzlich erweitert wurde. Sportlich völlig sinnlos, wird damit ebenfalls etwas bestraft, wofür die Piloten keine Schuld tragen und was fast so gut wie außerhalb ihrer Einflussnahme steht. Auf der anderen Seite verzichten Dorna und FIM auf längst überfällige Reglements-Änderungen, wie beispielsweise Eingriffe bezüglich der immer gefährlicher werdenden aerodynamischen Hilfsmittel, welche derzeit zur Anwendung kommen. Wie vom sechsfachen MotoGP Weltmeister Marc Marquez gefordert, sollten sie zudem dringend die Anwendung sogenannter Start-Devices abschaffen. Eine Elektronik, die das Heck absenkt, um damit einen Vorteil beim Start zu haben. Weil alle Hersteller dies schon längst anwenden, könnte seit Jahren darauf verzichtet werden, auch weil dieses System Gefahren in sich birgt. Johann Zarco und einige andere Piloten können davon ein Liedchen singen. Und egal welche fragwürdigen Tricks FIM und die spanisch dominierte Dorna zur Manipulation von Resultaten sich noch einfallen lassen, um nicht bestraft zu werden hilft definitiv eine spanische Staatsbürgerschaft oder man fährt für das Ducati Werksteam.
Wenn Fahrer Dorna oder FIM kritisieren wird es zum Bumerang
Johann Zarco gehört nicht nur bei den Journalisten zu den beliebtesten MotoGP Piloten im Paddock. Der aus Cannes stammende Franzose ist zweifellos einer der besten Interviewpartner die man sich vorstellen kann. Der ehemalige Turner ist ein Sportsmann durch und durch, stets fair und jederzeit offen für ehrliche Antworten auf ihm gestellte Fragen. Zudem tut er nicht nur in seinem Land sehr viel für den Motorsport und dessen Popularität, sondern er ist auch noch ein begabter Hobbymusiker und lebensfroher Geselle. Kurzum, ein Gesicht welches dem Rennsport Farbe gibt und jeder Pressekonferenz, an welcher er teil hat, die oft fehlende Würze verleiht. In der MotoGP ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Sieger eines Grand Prix an der PK des folgenden Events mit dabei ist. Wir erinnern uns bis vor 2023 an kaum eine Ausnahme dieser Regel. Doch nach dem sensationellen ersten MotoGP Sieg des Südfranzosen in Phillip Island (Australien) vermisste man sein Gesicht in der folgenden Pressekonferenz von BuriRam (Thailand) schmerzhaft. Vermutlich wurde er von der Dorna gemobbt, weil er öffentlich deren neu eingeführte „Riders Parade“ kritisiert hatte. Nicht zu unrecht wies er im Interview dazu darauf hin, dass dies einen Piloten in seiner Konzentration vor dem neu eingeführten Sprintrennen empfindlich stören kann. Zudem nannte er dies als mögliche Begründung für die deutlich gestiegene Anzahl von Rennstürzen.
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
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