Alex Rins (Suzuki Ecstar) bei seinem 2. Sturz innert weniger Minuten im Q2 am Samstag, dem 18. Juli 2020. Sein heftiger Abflug blieb nicht ohne Folgen und der Mitfavorit auf den Sieg musste aufgrund seiner Schulterverletzung am nächsten Tag auf den Start verzichten (© MotoGP).

Über die Probleme von Marquez, Crutchlow und Rins

Nebst Fabio Quartararo, Maverick Viñales und natürlich dem amtierenden Weltmeister Marc Marquez galt Alex Rins vor Saisonbeginn 2020 als einer der hoffnungsvollsten Anwärter auf den Sieg beim GP von Spanien. Aufgrund der starken Testresultate und hervorragender Rennen im Vorjahr gehörte der Spanier sogar zum erweiterten Kreis der MotoGP Titelanwärter. Doch Rins passierte, was tags darauf auch Cal Crutchlow und Marc Marquez schaffen sollten. Die Suzuki-Hoffnung brachte sich durch seinen Crash im Q2 um sämtliche Chancen, im ersten Rennen der Saison um die Spitze mitkämpfen zu können. Seine Schulterverletzung liess keinen Start beim Rennen am Sonntag zu. LCR Honda Pilot Crutchlow hatte im Gegensatz zum Suzuki Piloten ein tadelloses Qualifying hinter sich, als er 2 Minuten vor Ende des Warm Ups am Sonntagmorgen abflog. Der Engländer wäre auf dem 6. Startplatz gestanden, hätte er sich dabei nicht völlig unnötig verletzt.

Cal Crutchlow (LCR Honda) – auch er ist mit seiner Handgelenksverletzung arg handicapiert (© MotoGP).

Marc Marquez – Weltmeister und vermeintlicher Topfavorit

Bevor die verkürzte MotoGP Saison 2020 in Jerez de la Frontera gestartet wurde, machte der amtierende Weltmeister einige interessante Aussagen zur „Corona-Saison“. Der kleine Spanier im Vorfeld betonte mehrmals, das wichtigste sei dabei, keine Fehler zu begehen. Auch ihm war völlig klar, dass sich durch den komprimierten Kalender Stürze und Verletzungen fatal auf die WM-Chancen jedes Piloten auswirken würden. Der Repsol Honda Fahrer hatte sich an der Seite von Fabio Quartararo und Maverick Viñales (beide Yamaha) wie erwartet für die erste Startreihe qualifiziert. Und als die Ampel zum Start ausging, machte er sich auf die Jagd auf den führenden Viñales. Während Fabio Quartararo sich anfänglich zurückhielt, ging der Honda Pilot gleich von Beginn an voll zur Sache. Es dauerte nur 2 Runden bis Marquez die Führung innehatte. Danach probierte er alles, um seinen Widersachern früh davonzufahren. Doch in der 5. Runde zeigte sich, wie sehr der Honda Werksfahrer dabei am Limit war.

Der Ausritt des davor in Führung liegenden Marc Marquez (Repsol Honda) warf ihn in der 5. Runde auf Platz 16 zurück. Nach seiner Rückkehr auf die Piste startete der Spanier eine Aufholjagd, wie man sie bei ihm in früheren Jahren schon öfters erlebt hatte. Doch diesmal ging es gehörig schief (© MotoGP).

Der Crash, der in die MotoGP Geschichte einging
Es folgte bei der viel bejubelten Aufholjagd des amtierenden Weltmeister das, was wie er im Vorfeld oft genug betonte, überhaupt nicht passieren durfte. Der Crash von Marquez in der Kurve, welche die Karriere von Repsol Honda Pilot Mick Doohan beendete, war heftig und diesmal fehlte ihm das früher so oft strapazierte Glück. Mit einem Oberarmbruch blieb er kurze Zeit auf allen Vieren im Kies kniend und realisierte in diesem Moment ganz deutlich, dass er diesmal zu weit gegangen war. Einen Tag später wurde er in Barcelona vom Spezialisten Dr. Mir operiert. Dieser gab nach der OP bekannt, diese sei gut verlaufen, ein Start knapp 2 Wochen später in Brünn sei jedoch fragwürdig. Doch Marc probierte es gar 4 Tage danach im FP3 in einer absolut idiotischen Aktion, sich für das Rennen zu qualifizieren. Es gelang ihm sogar eine halbwegs brauchbare Zeit, doch die Teilnahme am Rennen über eine volle Distanz hätte er sowieso nie durchstehen können. Er fuhr im Q1 zwar noch kurz raus, aber nur um gleich danach wieder die Box anzusteuern und aufzugeben.

Der Moment, den Marquez wohl nie mehr in seinem Leben je vergessen wird, direkt nach seinem heftigen Crash im 1. Rennen der Saison. Doch nicht hier, sondern ein Wochenende später machte er den gravierendsten Fehler in seiner bisherigen Karriere (© MotoGP).

Die Aussichten der drei Versehrten

Bei Cal Crutchlow besteht eine Chance, dass er beim GP von Tschechien trotz lädiertem Handgelenk wieder mitmischen kann. Mit kümmerlichen 3 Punkten trägt der Engländer in der aktuellen WM-Zwischenrangliste jedoch die rote Laterne. Die drei Zähler konnte er nur dank zahlreicher Stütze und Ausfälle anderer Fahrer sammeln, aus eigener Kraft hätte er es im 2. Rennen in Jerez nie in die Punkteränge geschafft. Genauso Alex Rins, der in der zweiten WM-Runde sogar auf Platz 10 ins Ziel fuhr. Doch auch bei ihm stehen die Chancen für vordere Plätze in Brünn eher schlecht. Womöglich verschiebt er seine Schulter OP auf Ende Saison, sollte es in den nächsten Rennen ohne gehen. Ob der Suzuki Pilot in der WM noch eine Rolle spielen wird, gilt als eher fragwürdig. Bei Crutchlow ist dies noch unwahrscheinlicher, sieht man sich die Bilanz der LCR Honda Fahrers in den letzten Jahren an. Zu viele Stürze prägten in der Vergangenheit seine Karriere und warfen ihn aus teils aussichtsreichen Positionen weit zurück. Bleibt noch Marquez, der für seine Wahnsinns-Aktion am 2. Jerez-Wochenende einen hohen Preis bezahlen musste. Für den Spanier dürfte die WM gelaufen sein.

Alex Rins (Suzuki Ecstar) – ob und wann er wieder konkurrenzfähig sein wird, ist derzeit noch fraglich. Spätestens im Qualifying am Samstagnachmittag in Brünn wird man sehen, ob sein Zustand eine brauchbare Performance erlaubt (© MotoGP).

Die angebliche Ursache der zweiten OP von Marquez

Was für Kräfte auf den menschlichen Körper einwirken, wenn man eine MotoGP Maschine am Limit bewegt, kann sich ein Normalsterblicher nur schwer vorstellen. Tatsache ist, Marc Marquez fuhr im FP3 eine Zeit von 1:37,882, was für Startplatz 16 gut gewesen wäre, hätte er dies im Q1 geschafft. Doch er gab vorher auf und hatte zu diesem Zeitpunkt schon längst begriffen, dass er in seinem Zustand keine Renndistanz durchstehen konnte. Alle und auch Marc selbst glaubten, er würde am Brünn GP seinen nächsten Versuch starten. Doch 13 Tage nach seinem ersten Eingriff am gebrochenen Oberarm musste er für viele überraschend nochmals unters Messer. Eine Überbelastung hatte zur Beschädigung seiner Titanplatte geführt. Und jetzt die absolute Lachnummer: Repsol Hondas Teamchef Alberto Puig behauptete vor laufender Kamera, die Ursache dafür sei ein häuslicher Unfall gewesen. Fehlte nur noch, dass dem Lügenbold dabei seine Nase bis auf 20 cm Länge anwuchs.

Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha) – nach Platz 3 im zweiten Rennen von Jerez plötzlich wieder im Gespräch. Der Altmeister war im Vorjahr beim GP der Tschechei mit Platz 6 direkt vor Fabio Quartararo klassiert (© MotoGP).

Der kombinierte MotoGP & WSBK WM-Kalender – dicht gedrängt

Bereits eine Woche nach dem Jerez-Wochenende geht es für die WSBK nur wenige Fahrstunden von Jerez entfernt an der Algarve im benachbarten Portugal weiter. Gleichzeitig gastiert die MotoGP am selben Wochenende in Brünn. In Kursivschrift die noch nicht bestätigten Events, wovon das rot eingefärbte mit Sicherheit entfallen wird. Der dichtgedrängte Kalender erlaubt in beiden Weltmeisterschaften keine langen Verletzungspausen.