Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha, hier vor dem Start zum GP von Katar zwischen Jorge Lorenzo auf Repsol Honda und im Vordergrund Francesco Bagnaia auf Pramac Ducati). Der populärste Motorrad-Rennfahrer der Welt stammt aus dem erfolgreichsten Land in der Geschichte des Grand Prix Sports.

Nicht Spanien ist die Motorrad Grand Prix Nation Nr. 1

Ob der Dominanz spanischer Fahrer in den letzten Jahren in der MotoGP geht schnell einmal vergessen, welche Nation nach wie vor die Führende im Motorrad-Rennsport ist. Es dürfte noch einige Zeit dauern, bis spanische Fahrer die Marke der Italiener erreichen werden, sofern dies überhaupt je Realität werden sollte. Aktuell haben die Rennfahrer aus dem Land der Pizza nämlich mit 822 Grand Prix Siegen gegenüber deren 634 der Spanier die Nase noch deutlich vorne. In den letzten 10 Jahren triumphierten die italienischen Fahrer allerdings „nur“ 98 Mal, während die spanischen Piloten auf 294 Siege kamen. Das nächste Jahrzehnt wird also noch spannend. Trotzdem heute kaum mehr Engländer in der MotoGP vertreten sind, wird deren dritter Platz mit bisher 384 GP-Siegen immerhin noch für sehr lange Zeit bestand halten.

Die Länder-Rangliste nach Grand Prix Siegen

Die Zahlen basieren auf den offiziell von der MotoGP veröffentlichten Daten und beinhalten die Resultate aus allen Klassen inklusive der MotoE bis und mit dem Saisonauftakt 2020 in Katar.

Die Plätze 3 bis 6 – äußerst umstritten
Eng könnte es nächstens noch zwischen Deutschland, Australien, Japan und den USA zugehen. Vor allem, falls Joe Roberts in der Moto2 an die starken Leistungen zu Saisonbeginn anknüpfen kann. Die Differenz zwischen Japan mit 177 und den Vertretern der Vereinigten Staaten mit 173 beträgt aktuell nur winzige 4 Punkte. Dank Jack Miller und Moto2 Pilot Tetsuta Nagashima könnten sich die Aussies und Japaner aber womöglich noch einige Zeit vor den US-Amerikanern behaupten. Und Deutschland muss auf Marcel Schrötter hoffen, sonst wird es gegenüber den nächsten Verfolgern langsam eng.

Zwei US-Amerikanische Rennsport-Giganten auf den urigen Superbikes der 1980-er Jahre, bevor sie im GP-Sport ihren Stempel aufdrückten. Eddie Lawson auf Kawasaki vor Freddie Spencer auf Honda. Zusammen mit Kenny Roberts und Wayne Rainey zwei der prägendsten Figuren der goldenen Grand Prix Zeiten für die USA von 1978 bis 1993.

Auf den hinteren Rängen einige Überraschungen
Dass die Schweiz mit Rang 8 derart weit vorne liegt, hat sie vor allem 3 Fahrern zu verdanken, wovon einer aktuell noch aktiv ist. Mehr als ein Drittel der 78 Siege Helvetiens steuerte Luigi Taveri bei, gefolgt von Stefan Dörflinger (18) und Tom Lüthi mit 17. Mit Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, liegt das Land im Süden Afrikas derzeit noch vor dem Nachbarland und der Heimat von Brad und Darryn Binder. Besonders kurios ist, wenn ein Zwergstaat wie San Marino dank Alex de Angelis und Manuel Poggiali noch vor Ländern wie Österreich und Ungarn liegt. Doch sowohl den Magyaren wie auch der Alpenrepublik fehlte es nebst einigen wenigen hervorragenden Piloten schon seit jeher an einer gesunden Basis.

Tom Lüthi im Interview mit Alex Hofmann vor dem Moto2 GP von Losail in Katar. Im Herbst seiner Karriere immer noch die Hoffnung der Schweizer Fans für eine Aufbesserung der GP-Bilanz des Landes mit dem Veranstaltungsverbot seit 1955.

Einige Schönheitsfehler der Statistik

Wie so oft beinhaltet auch die WM-Statistik einige Schönheitsfehler, obwohl natürlich deren Zahlen korrekt sind. Da wäre einmal die Tatsache, dass Spanien erst im 20. Jahr der Austragung der Motorrad-Weltmeisterschaft einen Sieger stellte. Salvador Cañellas machte am 5. Mai 1968 im 125 cm³ Heimrennen vom Montjuic Park in Barcelona auf der spanischen Marke Bultaco den Anfang. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Italiener bereits 128 Grand Prix Erfolge erzielt und am selben Wochenende kam durch Giacomo Agostini noch ein weiterer dazu.

Ernst Degner – der erste deutsche 50 cm³ Weltmeister steuerte als DDR-Flüchtling 1962 ebenfalls einen WM-Titel bei. Mehr über ihn und seine Geschichte siehe in unserer History.

Verfälschung auch aus politischen Gründen
Nicht zu vergessen dabei auch die Tatsache, dass deutsche Fahrer aus politischen Gründen (wir reden hier von 4 Jahren nach dem 2. Weltkrieg) in den ersten 3 Jahren der WM gar nicht startberechtigt waren. Dadurch fehlten zu Beginn auch die deutschen Werke. Wenn man bedenkt, wie viele Siege deutsche Piloten von 1952 an erzielten, wirkt der Begriff Weltmeisterschaft (für die Zeit von 1949 bis 1951) vor diesem Hintergrund wie eine Farce. Als im Mai 1968 Cañellas triumphierte, hatten die Deutschen bereits über 40 erste Plätze auf dem Konto, dazu 7 WM-Titel. Wären die Repressalien gegenüber deutschen Motorsportlern nicht gewesen, die Zahlen der ersten 3 WM-Jahre hätten garantiert anders ausgesehen. Den Beweis dafür erbringen wir in Kürze mit der Story über H. P. Müller, einen der erstaunlichsten WM-Teilnehmer der Grand Prix Geschichte.