Leon Haslam (HRC Honda) ist wie Alvaro Bautista, Chaz Davies und Eugene Laverty einer der Fahrer, die nebst der WorldSBK auch bereits in der MotoGP angetreten sind – am Wochenende der sechsten WM-Runde in Tschechien ist es schwierig bis unmöglich, seine Rennen live am TV zu sehen (© HRC Honda).

Terminkollision – MotoGP kannibalisiert die WorldSBK

Zur Terminkollision zwischen MotoGP Spielberg und WSBK in Most kann man angesichts der kühnen ursprünglichen Planung von FIM und Dorna für die Saison 2021 nur den Kopf schütteln. Als hätte es nie eine Corona-Pandemie und Mutationen gegeben, veröffentlichten sie im November 2020 einen Kalender, der so unmöglich realisierbar sein konnte. Wir hatten dies unmittelbar danach scharf kritisiert, als einziges uns bekanntes News-Portal. Alle uns bekannten anderen Medien übernahmen damals hingegen diese Fehlplanung völlig kritiklos. Das Resultat ist bekannt, es gab seither für beide Serien bereits unzählige Modifikationen, Streichungen und Notlösungen. Was für Fans, Teams, Fahrer und Sponsoren der WorldSBK besonders ärgerlich dabei ist, sind natürlich dabei die Terminkollisionen der beiden Serien. Und aufgrund der Pleiten und Pannen von FIM und Dorna mit deren Planung mehrten sich diese auf unangenehme Weise.

Andrea Locatelli (Pata Yamaha with BRIXX) – in der Moto2 nur mässig erfolgreich, triumphierte er 2020 in der WorldSSP 600 wie vor ihm noch nie ein Fahrer. In Assen folgte endlich sein erstes Podium in der WorldSBK und damit die lange erhoffte Bestätigung, dass er sich seinen Platz im Werksteam von Yamaha zu Recht verdient hat.

Katastrophale Situation für die Premiere in Most (auf Deutsch Brüx)
Während es beim WSBK Wochenende in Estoril aufgrund der Zeitverschiebung in Portugal gegenüber MEZ noch glimpflich ausging, kommt es in Most nun zur Totalkollision mit Spielberg. Weil gleichzeitig auch die olympischen Spiele noch ausgetragen werden, boykottiert Eurosport die WorldSBK genauso wie bereits am Assen-Wochenende. Für die Fans aus der Schweiz, Österreich und Deutschland gibt es keine Live-Übertragung am TV, weil die MotoGP für Servus TV Priorität geniesst. Zudem gehört dieser Sender genau wie die Strecke in der Steiermark zum Red Bull Konzern. Für die Premiere in Most konstruierte die Dorna, obwohl für beide Serien zuständig, damit für die WSBK eine katastrophale Situation. In den meisten Nachbarländern Tschechiens wird es keine Live-Übertragung geben, was nicht nur für Fans und Fahrer, sondern auch für die Teams und deren Sponsoren ein riesiges Ärgernis ist.

Das ziemlich missglückte Layout des ehemaligen Österreich Rings, durch den Umbau später als A1 Ring benannt und heute als Red Bull Ring mit demselben schrecklichen Charakteristikum übernommen. Mit der Start-Ziel-Gerade und den Teilen zwischen der ersten Ecke (Kurve ist dafür zu schmeichelnd) und dem fürchterlich unglücklichen Knick Nummer 3, sowie der ebenfalls engen Kurve vier sind alle mit Vollgas zu fahren, selbst in der MotoGP. Turn 2 ist keine wirkliche Kurve und dient nur dem Umstand, dass man damit in Summe auf die Zahl zehn kam. Einzig interessanter Teil ist zwischen Turn 4 und der Zielkurve 10. Ausgerechnet dieser dadurch sehr langweilige Kurs ist nun Gaststätte des zweiten Doppelrennens der Saison 2021. Um dem Virus eine Chance zu geben, sollen sogar die Zuschauerzahlen dabei unlimitiert sein. Merke: Auch getestete und geimpfte Personen können Virusträger und somit eine Gefahr für die Mitmenschen werden!

Das zweihundertste Podium von Jonathan Rea steht vor der Türe

Die unglaubliche Marke von Valentino Rossi nach 423 Starts mit dem GP von Assen 2021 steht bei 235 Podestplätzen. Weil der Altmeister womöglich seine letzte Saison fährt und seit dem zweiten GP von Jerez im Vorjahr nie mehr auf dem Siegertreppchen stand, könnte Jonathan Rea seine Marke womöglich noch erreichen. Mit einer Ausnahme stand der Nord-Ire in der WorldSBK bei jedem der 15 Rennen dieser Saison auf dem Podium, exakt ein Drittel davon zuoberst. Am selben Wochenende, an welchem die MotoGP in Spielberg gastiert, ist mit der Zahl 200 beim Kawasaki Ass zu rechnen. Dafür fehlt dem 6-fachen Rekordweltmeister in Most nur noch einmal unter den ersten drei zu landen. In vielen Ländern wird diese historische Marke jedoch nicht live am TV zu sehen sein. Das erste Rennen der WorldSBK in Most ist gleichzeitig wie das Qualifying der MotoGP und das über die volle Distanz am Sonntag zur selben Zeit wie der GP der Steiermark. Das Superpole Race kollidiert zeitlich mit dem Moto3 GP in Spielberg. Aus diesem Grund wird eine Vielzahl der Fans keine Gelegenheit haben, das zweihundertste Podium von Jonathan Rea live mitzuerleben. Der Grund dafür ist nicht die Corona-Pandemie, sondern eine katastrophale Fehlplanung.

Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) wird aufgrund seiner sensationellen Leistung mittlerweile sogar gerüchteweise mit der MotoGP in Verbindung gebracht, was seiner Reputation und den unglaublichen Leistungen des 6-fachen Weltmeisters durchaus gerecht wird. Ob er jedoch wirklich bei Petronas Yamaha SRT landen wird, wie kürzlich einige Portale vorschnell behaupteten, darf bezweifelt werden.

Die Hauptursache der extremen Verbreitung der Pandemie

Es war sehr auffällig, dass die sogenannte Delta Variante plötzlich nicht mehr als indische Variante bezeichnet werden durfte. Womöglich haben einige politischen Strategen früh erkannt, dass ohne diesen Schachzug die Haupt-Ursache der extremen Verbreitung der Pandemie viel zu offensichtlich von der Bevölkerung erkannt wird. Stand 26. Juli 2021 steht beispielsweise die Schweiz kurz vor der Marke, wo diese aus Indien stammende Mutation des Corona-Virus volle 95 Prozent der Fälle ausmacht. Eigentlich unglaublich, aber trotzdem völlig einleuchtend zu erklären. Im Gegensatz zum Frühling 2020 wurden zwischenzeitlich sämtliche Lockdowns aufgehoben. Im Gegenteil wurde in der Zwischenzeit von den verantwortlichen Regierungen sämtlicher Länder alles dafür getan, dass sich das Virus emsig verbreiten kann und dies galt erst recht für die indische Variante.

Der KymiRing in Finnland wurde bereits für 2020 im Kalender aufgenommen und flog wie Sachsenring, Assen, Silverstone und weitere aufgrund der Pandemie wieder raus. Weshalb aber nun in Spielberg ein Doppelrennen gefahren wird und dafür der Grand Prix von Finnland geopfert wird, wurde eigentlich nie schlüssig und verständlich erklärt. Im Paddock geht derweil das Gerücht um, Red Bull wollte ein weiteres Rennen im eigenen Land (was so eigentlich nicht stimmt, weil die Aktienmehrheit im Besitz einer thailändischen Familie ist und nicht etwa in Österreich) und hätte der Dorna dafür eine ansehnliche Summe geboten. Die Wahrheit dazu wird voraussichtlich nie ans Licht kommen. Sieht man, wie viel aktuell in Europa trotz Pandemie gereist wird, ergibt die Absage des Events auf dem KymiRing jedenfalls kaum Sinn.

Gebt dem Virus eine Chance – dies die seltsame Strategie der Politik
Durch die Aufhebung der Reisebeschränkungen wurde der Schutz durch die Impfungen und die vermeintliche Sicherheit durch Tests vollkommen ausgehebelt. Weshalb das so ist? Ganz einfach, die Demokratien dieser Welt sind nicht Pandemie-resistent. Oder anders formuliert, ist es schlicht so, dass Regierungen zu viele Wähler verlieren, wenn sie die Schraube mit Lockdowns zu fest anziehen. In diesem Bewusstsein riskieren die Politiker dieser Welt die Gesundheit ihrer Wähler, um ihre eigene Haut, respektive Macht zu retten. Dies ist eigentlich ganz einfach zu durchschauen, nur will es kaum jemand wahrhaben. Wir leben in einer von Egoismus geprägten Welt und dies ist nicht leicht zu akzeptieren. Aber bereits die Hamsterkäufe während den ersten Lockdowns haben den wachen Geistern unter der Bevölkerung die Augen geöffnet. Die Öffnung für den Tourismus ohne Rücksicht auf Verluste wird uns in die nächste Katastrophe treiben. Dies ist bereits völlig klar, aber Hauptsache Hinz und Kunz waren nochmals auf Urlaub. Ganz nach dem Motto, nach uns die Sintflut. Dies zur politischen Fehlplanung.

Start zum zweiten Rennen der WorldSBK in Assen am Sonntag, dem 25. Juli 2021 mit in Blau und der Nummer 54 Toprak Razgatlioglu und der 31 Garrett Gerloff (beide Yamaha YZF-R1), die sich in Kurve eins in die Quere kamen. Links der spätere und an diesem Wochenende dreifache Sieger Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR). Die beiden Yamaha Piloten haben bereits ihren Vertrag über die Saison 2021 hinaus verlängert, was eigentlich auch für Kawasaki Ass Rea gilt. Bei ihm wurden jedoch im Vorjahr dazu keine Details veröffentlicht.

Der neue kombinierte Kalender für MotoGP und WorldSBK ohne BuriRam

Neu fiel vor wenigen Tagen der GP von Thailand aus nachfolgend aufgeführten Kalender, in der überarbeiteten, immer noch provisorischen Version. In Rotschrift dabei die MotoGP Events, welche die WSBK Veranstaltungen förmlich kannibalisieren, weil damit natürlich bei der Mehrheit von Fans und Öffentlichkeit die seriennahe Weltmeisterschaft dadurch ein Schattendasein geniesst. Auch für die Medienschaffenden ist es ein Ärgernis, uns dabei mal vornehm ausgenommen. Aber professionelle News-Portale und TV-Sender, welche normalerweise beide Serien übertragen, sind dabei ebenso gefordert, wenn nicht gar überfordert. Wir haben uns bereits entschieden und setzen ein kleines, vielleicht sogar winziges Zeichen. Auf unserer Seite wird sich von 6. bis 8. August primär alles um die WorldSBK drehen. Die MotoGP hingegen lassen wir an diesem Wochenende quasi links liegen und berichten darüber erst in einer Zusammenfassung anfangs der folgenden Woche. Ein definitiv kleines und bestimmt für alle Leser verkraftbares Zeichen, trotzdem wird es sich voraussichtlich auch für die Kollision zwischen dem GP von Misano und WSBK Barcelona wiederholen. Als echte Biker aus Leidenschaft wollen wir der seriennahen Weltmeisterschaft auch in Zeiten der Krise die Treue halten. Um die MotoGP sollen sich an diesen Wochenenden deshalb Schreiberlinge kümmern, von welchen die Mehrheit das Wort Grenzbereich mehrheitlich nur vom Hörensagen kennt.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).