Start zum Superpole Race in Aragon mit links den beiden besten Fahrern des Wochenendes, Jonathan Rea (Nr. 1) und Alex Lowes (beide Kawasaki ZX-10RR), welche an diesem Wochenende nach sämtlichen 3 Läufen gemeinsam auf dem Podest standen.

Die Stimmen einiger Herausforderer vor der WSBK Runde in Estoril

Mit seinem Podium im ersten Rennen hatte Toprak am Samstag positiv überrascht. Tags darauf war es Garrett Gerloff, der hinter den beiden Kawasaki Assen Rea und Lowes statt dem Türken auf dem Podium stand. Dank seiner riskanten, aber perfekt aufgegangenen Strategie schaffte es mit Scott Redding erst im letzten Rennen eine Ducati aufs Podest im Motorland Aragon. Gemessen an seinen Vorjahres-Resultaten gehört dieser zusammen mit dem WM-Leader im Gegensatz zu Razgatlioglu sogar zu den Aussenseitern. Sein bestes Ergebnis im Oktober 2020 war ein zweiter Platz hinter Chaz Davies bei dessen letztem Rennen für das Aruba.it Ducati Werksteam. Nachfolgend einige Stimmen der wichtigsten Herausforderer des im Zwischenklassement führenden Kawasaki-Duos.

Toprak Razgatlıoğlu (Yamaha) – WM-Vierter:Beim Superpole Race war meine Strategie, den Regenreifen zu wählen, weil ich sah, dass es in der Startaufstellung wieder zu regnen begann. Mein Ziel war dabei, vor allem für das zweite Rennen im Sprintrennen gut abzuschließen und dadurch später von einer besseren Startposition aus losfahren zu können. Der sechste Platz war insofern eine gute Platzierung. Unter den gegebenen Bedingungen wählten viele Fahrer vorne die Intermediates, sodass es ein harter Kampf war, dieses Ergebnis zu erzielen. Im zweiten Rennen habe ich mich erneut bemüht, um das Podium zu kämpfen. Dabei war ich in den ersten Runden durchaus stark, lag sogar einige Runden in Führung und habe es genossen, zu kämpfen. Das Gefühl war mitten im Rennen nicht gut und ich musste einige Probleme bewältigen, aber der sechste Platz kann immer noch ein wichtiges Ergebnis für die Meisterschaft sein. Wir werden nächstes Wochenende in Estoril sehen, wie es läuft. Diese Strecke liebe ich, meine Yamaha R1 ist besser als zuvor und ich habe sehr gute Erinnerungen an das letzte Jahr.“ (die Redaktion: Mit zwei Siegen war Toprak dort der überragende Mann beim Saisonfinale 2020).

Der Beleg zu Topraks Worten hier noch als Fotografie – Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha with Brixx) als Leader des Rennens ab der dritten Runde im letzten Rennen des Wochenendes. Hier vor Alex Lowes (Kawasaki), Michael van der Mark (BMW), Jonathan Rea (Kawasaki) und Scott Redding auf der besten Ducati.

Scott Redding (Aruba.it Racing Ducati) – WM-Dritter: Ja, es ist wahr, ich bin im 2. Rennen ein großes Risiko eingegangen. In meiner Karriere haben mich die Intermediates jedoch zweimal im Stich gelassen. Beide Male, als ich kurz davor war, ein großartiges Ergebnis zu erzielen. Aus diesem Grund bat ich mein Team ohne zu zögern, Slicks für das letzte Rennen aufzuziehen. In den ersten Runden habe ich versucht, keinen Fehler zu machen, und dann war es natürlich nicht schwierig, die Führung zu übernehmen. Natürlich hätte ich es vorgezogen, das Rennen durch einen Kampf zu gewinnen, nachdem ich mit den anderen Jungs gekämpft habe. Aber es ist immer noch ein wichtiger Erfolg, besonders angesichts dessen, was an diesem Wochenende passiert ist. Nun hoffe ich für Estoril natürlich auf eine Fortsetzung von diesem Erfolg am Sonntagnachmittag und dass es keine Lotterie mit den Reifen wird.“ (die Redaktion: Laut aktueller Wetterprognose besteht eine ähnlich hohe Wahrscheinlichkeit für Regen am Freitag und Samstag, wie davor in Aragon für am Sonntag).

Einmal zuoberst an diesem Wochenende war nach dem zweiten Rennen am Sonntag als Gewinner des Reifenpokers auch Scott Redding zwischen Johnny Rea (links, P2) und Alex Lowes als drittplatziertem.

Andrea Locatelli (Yamaha) – WM-Neunter:Ich bin ziemlich glücklich, denn am Ende beendeten wir das Wochenende insgesamt auf P9. In der ersten und zweiten Runde ist es für mich nicht einfach, also müssen wir jetzt daran arbeiten. Dazu waren die nassen Bedingungen bei den Rennen am Sonntag in der Tat schwierig. Mitten im zweiten Rennen konnte ich in Aragon ziemlich schnell fahren und das Gefühl war gut. Insgesamt habe ich in der ersten Runde bereits viel gelernt und mit den Jungs im Team zusammen haben wir wirklich gute Arbeit geleistet. Es war einer dieser Tage, an denen man Pech oder Glück haben konnte. Hätten wir den Slick-Reifen zu verwendet, wäre es für uns vielleicht eine gute Chance gewesen, deutlich besser abzuschliessen. Aber es war okay, wir verpassten diese Gelegenheit, trotzdem ist es nur mein erstes Rennwochenende in der WorldSBK gewesen. Jetzt fahren wir weiter in Estoril und hoffen, dass wir noch viel mehr Druck machen können, da ich mehr Vertrauen in die Yamaha R1 habe und ich denke, dass diese Strecke eine wirklich gute Gelegenheit für uns ist. “ (die Redaktion: Im Vorjahr wurde „Loca“ in der WorldSSP 600 zweiter hinter Lucas Mahias in Estoril, danach fuhr er für einen Test das erste Mal die Superbike R1 und fuhr von Beginn an damit gute Zeiten).

Andrea Locatelli (Pata Yamaha with Brixx, Nr. 55) zwischen den beiden BMW Fahrern Michael van der Mark (60) und Eugene Laverty (50), der in sämtlichen drei Rennen die Punkteränge verpasste. Im ersten hatte der Nord-Ire einen technischen defekt und danach wurde er nur auf den Plätzen 16 und 17 abgewunken, während der italienische Rookie es bei seiner WSBK-Premiere immerhin in die Top Ten schaffte.

Michael van der Mark (BMW) – WM-Rang 7:Am Sonntagmorgen hatten wir eine nasse Aufwärmphase, bei der ich zum ersten Mal auf der BMW M-1000RR im Regen war. Um ehrlich zu sein, hatte ich trotzdem von der ersten Runde an ein absolut gutes Gefühl. Das Superpole-Rennen war unter gemischten Bedingungen, aber ich entschied mich für den Slick-Reifen und dies war am Ende die richtige Wahl. Während des Rennens regnete es jedoch manchmal weiter, was mich stellenweise verlangsamte, aber es war trotzdem ein gutes Ergebnis für uns. Das zweite Rennen am Sonntag war erneut ein Glücksspiel bei der Reifenwahl. Mir wurde früh klar, dass ich vor dem Start die falsche Wahl getroffen hatte, da die Strecke schnell trocknete. Trotzdem hatten wir einen guten Start, dazu hatte einige unglaubliche Fights. Doch ich wusste, dass ich am Anfang die Reifen zu stark beansprucht hatte und am Ende kamen einige Jungs an mir vorbei. Aber wir müssen mit den beiden P5-Positionen und vor allem mit den Erfahrungen, die ich mit der BMW M-1000RR gesammelt habe, zufrieden sein. Nun bin ich froh, geht es sogleich weiter, im letzten Jahr war ich dort am Sonntag gut dabei.“ (die Redaktion: Wie die meisten Fahrer entschied sich „Magic Michael“ im 2. Rennen für Intermediates und nur Folger und Redding für Slicks. In Estoril war er im Vorjahr nach einem Ausfall durch Sturz in Kurve 7 im 1. Rennen am Sonntag dritter und vierter geworden).

Tom Sykes vor Michael van der Mark – dies aktuell auch die Situation in der Weltmeisterschaft, aber dazwischen liegen nur 2 Punkte und Garrett Gerloff, der trotz Sturz im 2. Lauf am Ende noch siebter wurde am Sonntag, nach sensationellem Podium am Morgen im Superpole Race (© BMW Motorrad WorldSBK).

Tom Sykes (BMW) – WM-Rang 5: Der Sonntag war in der Tat ein bittersüßer Tag. Wir hatten definitiv ein Superpole-Rennen zum Vergessen, über das ich nicht zu sehr ins Detail gehen will. Dies hatte zur Folge, dass meine Startposition im zweiten Rennen dadurch kompromittiert war und ich nur auf P10 stand. Für das zweite Rennen wollte ich mit dem Slick-Reifen fahren. Aber nach dem unglücklichen Morgen hatten wir uns entschieden, mit Intermediates auf Nummer sicher zu gehen. Insgesamt war es nach einem guten Start ein bisschen ein Wartespiel. Ich konnte sehen, was die Jungs vor mir machten. Angesichts der Reifen, auf denen ich fuhr, versuchte ich eine andere Strategie. Es ging mir vor allem auch darum herauszufinden, wo die BMW M-1000RR gut arbeitete und wo wir uns verbessern müssen. Leider haben wir heute nur das Podium verpasst, aber angesichts unserer Ergebnisse hier im letzten Jahr ist dies eine enorme Verbesserung. In Estoril war ich letztes Jahr zweimal in den Top Ten und mit dem neuen Modell hoffe ich auf eine Steigerung.

Garrett Gerloff (Yamaha) zwang bei seinem Sturz Jonathan Rea zu einem wilden Ritt durchs Kiesbett, vor welchem dieser sogar noch Gas gegeben hatte, um der stürzenden Yamaha R1 zu enteilen. Trotzdem wurde der amtierende 6-fache Weltmeister danach noch zweiter, einfach unglaublich!

Garrett Gerloff (GRT Yamaha) – WM-Sechster: Natürlich tut es mir unglaublich leid, was bei meinem Sturz passiert ist und ich entschuldigte mich auch nach dem Rennen sofort bei Johnny. Ich wollte ihn gar nicht überholen, bevor dies passiert war, sondern hatte beim Verzögern Probleme, während Rea aussen stark und gut bremste. Daher versuchte ich noch, möglichst innen zu bleiben um ihn nicht zu erwischen, aber alles ging so schnell und schon lag ich am Boden. Es war trotzdem ein starker Sonntag nach Platz 3 im Superpole Race und trotz meinem Crash im 2. Rennen danach noch Position sieben. In der Weltmeisterschaft steht es gar nicht so schlecht und natürlich möchte ich mich weiter verbessern, um die Scharte am nächsten Wochenende wieder wettzumachen. Mit zwei Podiums-Platzierungen im Vorjahr und einem Sturz im letzten Rennen verpasste ich die Top Ten in der WM knapp. Gut, geht es schon in einer Woche weiter, ich bedanke mich allseits für die Unterstützung und freue mich bereits sehr darauf.“

Die Strecke von Estoril aus der Vogelperspektive mit vorne im Bild links der Zielkurve und rechts oben der Haupttribüne mit den Boxenanlagen. Haslam war dort der fünftbeste Fahrer im Oktober 2020 gewesen und hatte damit noch mehr Punkte als Weltmeister Rea geholt.

Leon Haslam (HRC Honda) – WM-Rang 12, nach P8 am Samstag und sonntags ohne Punkten:Das Superpole-Rennen verlief nach einem positiven und nassen Warm-up leider nicht gut. Eines der Probleme war, dass wir mit dem Intermediate hätten fahren sollen, aber wir hatten auch ein bisschen Probleme mit der Gaszufuhr. Also ein schwieriges Rennen, bei dem ich mehrmals Risiken eingegangen bin. Dann gingen wir im letzten Rennen wie die meisten Fahrer mit der Zwischenlösung, sprich Intermediates und das Tempo fühlte sich wirklich gut an. Ich hatte das Gefühl, dass wir die Probleme vom Morgen gelöst hatten und war guter Dinge. Deshalb war es nur bedauerlich, dass ich dann crashte. Obwohl die Ergebnisse insgesamt nicht das waren, was wir wollten, habe ich das Gefühl, dass wir in diesem letzten Rennen einen guten Schritt machen konnten, und ich freue mich sehr darauf zu sehen, was wir nächstes Wochenende in Estoril tun können. “ (die Redaktion: Im Vorjahr hatte der in Anspielung auf seinen berühmten Vater von seinen Landsleuten oft „Pocket Rocket“ genannte Leon dort sein zweitbestes Resultat der Saison geholt und war dreimal in die Top Ten gefahren, mit als bestem Resultat Rang 5 am Samstag).

Tom Sykes auf der BMW im Honda Sandwich zwischen Alvaro Bautista und Leon Haslam – die beiden HRC Honda Piloten hatten in Aragon definitiv nicht ihr bestes Wochenende und je einen Sturz dabei zu verzeichnen, wobei der Spanier dabei aufgrund eines technischen Problems sogar unschuldig war (© HRC Honda).

Alvaro Bautista (HRC Honda) – WM-13. nach Platz 8 am Samstag wie Haslam am Sonntag ohne Punkte: Beim Superpole-Rennen hatten wir uns für Regenreifen entschieden. Als die Strecke abzutrocknen begann, hatten die Fahrer mit Intermediates und Slicks natürlich ein anderes Tempo. Am Ende landete ich trotzdem auf dem siebten Platz als zweitschnellster der Fahrer, welche sich für Regenreifen entschieden hatten. Das Positive ist, dass ich unter Bedingungen, unter denen wir in der Vergangenheit Probleme hatten, ein gutes Gefühl mit dem Motorrad hatte. Dies bedeutet, dass wir in dieser Hinsicht einen Schritt nach vorne gemacht haben. In Rennen 2 war die Strecke feuchter als am Morgen und wir entschieden uns für Intermediates, aber der Asphalt trocknete während des Rennens schnell. Es war das erste Mal, dass ich diese Reifen verwendete. Mit einem dazu etwas improvisierten Misch-Setup fühlte ich mich nicht wirklich wohl. Gegen Mitte des Rennens hatte ich dann das gleiche elektrische Problem wie samstags und bemühte mich immer wieder, den Gang zu wechseln. Ich musste mit der Situation umgehen und sehr vorsichtig fahren, um kein Risiko einzugehen. Es ist eine Schande, denn ohne dieses Problem hätten wir gestern um das Podium und heute zumindest um die Top 6 gekämpft. Trotzdem müssen wir uns auf die positiven Dinge konzentrieren, auf die Tatsache, dass wir sehr gut am Setup, der Geometrie, der Federung und auch der Elektronik gearbeitet haben. Das gibt mir viel positive Energie für das nächste Wochenende in Estoril.“ (die Redaktion: Alvaro fuhr im Vorjahr zweimal in die Top Ten am Sonntag und einmal war er dabei fünfter, nach einem Sturz und P17 im ersten Rennen).

Eugene Laverty (Aprilia) 2013 hinter Tom Sykes damals noch auf Kawasaki – mit je 9 Siegen wurde der Mann vorne im Bild vor dem damals noch mit Startnummer 58 angetretenen Weltmeister. Der Nord-Ire tritt diese Saison für sein zweifelhaftes Privatteam mit nur einem Test auf der für ihn neuen BMW M-1000RR an. In Barcelona war er vergeblich für den offiziellen Dorna-Test angereist, weil dessen italienische Truppe dort gar nicht erst erschien.

Die Verlierer des 1. Wochenendes

Jonas Folger und Lucas Mahias gehören nicht dazu, weil sie beide trotz bescheidener und im Fall des Franzosen gar komplett ungenügender Vorbereitungen je einen Top Ten Platz in Aragon erreichten. Ähnlich wie Mahias war auch Eugene Laverty mit einem Testhandicap in erste Wochenende der Saison gestiegen. Am Samstag fiel er mit technischen Problemen aus, danach traf er sonntags mit seinem Team gleich in beiden Rennen die falsche Reifenwahl. Der 13-fache WSBK-Sieger aus Nord-Irland bleibt der Pechvogel der seriennahen Weltmeisterschaft und er reist damit ohne Punkte nach Estoril weiter. Tito Rabat hatte praktisch einen Totalausfall und muss für Estoril auf eine Steigerung hoffen. Für Tati Mercado ist nach dem angeblich zeitlich befristeten Rückzug von MIE Honda die Saison so gut wie gelaufen. Während man den Rookies wie Nozane, Bassani und anderen noch etwas Zeit geben muss, gehört vor allem Rinaldi zu den Verlierern des WSBK-Auftakts 2021, mit einem 7. Rang als bestem Resultat. Chaz Davies fing gut an, doch dann kam ein Sturz und nun muss er die Scharte genauso wie Rabat in Estoril auswetzen.

Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) – diesmal bereits von Beginn an der Gejagte, was seit der Saison 2017 nie mehr der Fall war. Der Nord-Ire machte alles richtig und gewann zweimal souverän, um im dritten Rennen am Wochenende trotz falscher Reifenwahl auch dort noch das bestmögliche Resultat zu holen. Trotz Benachteiligung durch die FIM mit dem tiefen Drehzahl-Maximum sieht alles danach aus, als ist der 6-fache Weltmeister auch 2021 erneut der Maßstab für seine Gegner.

Circuito do Estoril

Ein ähnliches Layout wie der Autodromo do Algarve in der Nähe von Portimão, aber wesentlich weniger auf und ab, bietet der Circuito do Estoril. Als besonders knifflig gelten hier die Kurven 1, 3, die sehr enge 9 und Zielkurve 13, in welcher Redding in der Superpole 2020 einen Highsider fabriziert hatte.

Der kombinierte Zeitplan Mugello MotoGP und WorldSBK Estoril

>Estoril Vorschau: siehe separaten Bericht auf dieser Seite.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).