Skandalöse Entscheidung der FIM sorgt für völliges Unverständnis
Seit Einführung der neuen Track-Limits hat sich die oberste Motorsportbehörde alles andere als mit Ruhm bekleckert. Im Gegenteil sorgten die Entscheidungen der Stewards immer wieder bei Piloten, Teams und Experten für heftiges Kopfschütteln und Unverständnis. Auch Kommentatoren und Fans waren dabei völlig überfordert und verstanden die Welt nicht mehr. Aber nun wurden die Zweifler an einem Spruch, der im Paddock seit 2015 immer wieder die Runde macht, eines Besseren belehrt. Sinngemäss lautet dieser Slogan „Marc Marquez kann einen Fahrer selbst mit der Pistole von seinem Bike schiessen und die Rennleitung wird ihn dafür nicht bestrafen“. Wie wahr diese Formulierung ist, stellte die FIM-Rennleitung beim Grand Prix von England eindrücklich unter Beweis. Dazu an dieser Stelle nochmals die Schilderung der Tatsachen, wie sie sich am 29. August 2021 zugetragen hatten.
Das vermeintliche Revanchefoul mit einem mehr als unglücklichen Ausgang
Weil ihm zuvor als er weit gegangen war, Jorge Martin in die entstandene Lücke fuhr, kam es in Turn 7 zu einer leichten Kollision zwischen dem Rookie und dem 6-fachen MotoGP Weltmeister. Offenbar wollte sich dies der Repsol Honda Star nicht gefallen lassen, weshalb er nach Kurve 8 einen Konter versuchte, der unmöglich gut ausgehen konnte. Aus seiner Sicht war es wohl eine Art Revanchefoul, obwohl der Pramac Ducati Pilot davor gar keinen Fehler begangen hatte, sondern nur in eine Lücke gestochen war, welche sich für ihn aufgetan hatte. Egal wie man es sieht, konnte die Harakiri-Aktion von Marquez nicht gutgehen, sondern musste zur Kollision der beiden führen.
Die Unschuld des Rookies am Zusammenprall ist eindeutig belegt
Der vor ihm liegende Martin konnte ihn bis kurz vor dem Zusammenprall dabei gar nicht sehen und er hatte auch keinen Platz, um auszuweichen. Dafür war die Strecke zu schmal und seine gewählte Linie in Turn 9 war absolut korrekt. Nicht aber diejenige des Honda Piloten, der zu hundert Prozent die Schuld am Crash der beiden trägt. So sahen es alle, inklusive sämtliche Kommentatoren und Augenzeugen, aber nun der Skandal. Die FIM Rennleitung missachtete ihre eigenen Reglemente und verzichtete auf eine Bestrafung von Marquez, obwohl dieser mutwillig seine Gesundheit und auch die seines Kontrahenten mit seiner hirnlosen Aktion in Kauf nahm.
Der Silverstone Circuit
MotoGP ist nur noch Business – Sport bleibt dabei im Hintergrund
Wer diese Aussage für übertrieben hält, dem seien die Erlebnisse von Iker Lecuona und Danilo Petrucci ans Herz gelegt. Die beiden waren oder sind aktuell noch beim Chef der MotoGP Teamvereinigung, genannt IRTA unter Vertrag. Die Rede ist dabei von Hervé Poncharal, einem oft etwas zwielichtig wirkenden Franzosen, der sich erstaunlich lange in der MotoGP hielt, obwohl teils völlig erfolglos agierend. Ein gutes Beispiel dafür war die Saison nach dem Wechsel zu KTM, wonach auf die Saison 2019 das Team in der Weltmeisterschaft komplett abstürzte und zum Ende des Jahres den zweitletzten Platz belegte. Erstaunlich war dabei, wie positiv Poncharal trotzdem sprach und trotz der sportlich katastrophalen Ergebnissen völlig unbeeindruckt positiv blieb. Die Erklärung dafür lag im lukrativen Vertrag, den er mit den Orangen hatte und wodurch er sich keine Zukunftssorgen mehr zu machen brauchte.
Ein passendes Beispiel für die familiäre Atmosphäre beim österreichischen MotoGP Hersteller
Wie KTM Motorsportchef Pit Beirer bemühte Hervé gerne und oft die Floskel von der KTM-Familie, wenn er von seinem Team sprach. Nach nur einer Saison erlebte Petrux nun, wie so eine Familie funktioniert. Der bedauernswerte Italiener erfuhr in Spielberg am Doppel-Wochenende nämlich von der Presse, dass er seinen Job zum Ende des Jahres verlieren werde. Eine wirklich tolle Familie, diese KTM-Truppe! Irgendwie erinnert dies an die US-Serie Dallas mit Poncharal als J. R. Ewing, gespielt von Larry Hagman. Kürzlich stellten englische Kollegen klar, was aus der Prototypen-WM mittlerweile geworden ist. Ein knallhartes Business und für familiäre Gefühle und Atmosphäre ist dabei nicht der geringste Platz. Daran ändern auch die heuchlerischen Sprüche von Beirer, Poncharal und Konsorten wenig, sieht man deren eiskalte und völlig rücksichtslose Handlungsweise gegenüber ihren Angestellten.
Die Konsequenz der Unsportlichkeit in der MotoGP – unser Verzicht
Natürlich hören wir nicht auf, über das Geschehen auf den Strecken zu berichten. Aber wir haben sämtliche MotoGP Reisen mit sofortiger Wirkung abgesagt und werden die Rennwochenenden künftig nur noch als eine Randerscheinung behandeln. Dies sind sie im sportlichen Zusammenhang letztlich auch, wie die Geschehnisse dieser Saison auch seit Einführung der Track-Limits bewiesen. Das Problem dabei war nicht etwa die neue Regel, sondern deren völlig inkonsequente Handhabung durch die Stewards der FIM. Wer nicht versteht, was wir damit meinen, soll sich zum Beispiel unsere Berichterstattung zur Moto2 und MotoGP in Mugello in Ruhe betrachten. Oder Misano WorldSSP von 2021, nachdem wir aus Protest auf unseren beliebten Liveblog verzichtet hatten.
Unsere Reaktion auf unsportlichen Unsinn wie soeben in Silverstone erlebt
Ab sofort reduzieren wir uns auf WorldSBK zum aktuellen Geschehen und nur noch eine in der Regel gelegentliche Zusammenfassung oder Einzelberichte über die Prototypen-WM. Dazu fokussieren wir uns künftig lieber nebst der seriennahen WM auf die Geschichte des Motorsports und Berichte über die Zeit, als es noch ein Sport und nicht nur Business war. Wobei auch in früheren Jahrzehnten die FIM oft genug eine wenig ruhmreiche Rolle spielte. Aber immerhin war es noch mehr Sport und nicht nur ein Geschäft. Was in der Formel 1 in Belgien am selben Weekend wie in Silverstone bei der MotoGP passierte, war der Beleg, dass es in der Königsklasse des Automobilrennsports nicht besser läuft. Statt einem Rennen erlebten die Fans eine pure Farce mit zwei Runden bei Regen hinter dem Safety-Car und danach einer völlig unsinnigen Wertung, die der Reihenfolge des Qualifyings entsprach. Rekordweltmeister Lewis Hamilton stellte danach treffend fest – es gehe dabei nur noch ums Geld, was die Entscheidung der Rennleitung betraf.
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
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