Die bisher dümmste und gleichzeitig rücksichtsloseste Aktion von Marc Marquez (Repsol Honda), der seinem spanischen Landsmann mit voller Absicht in die Linie fuhr, wodurch es zur Kollision zwischen den beiden kommen musste. Beide stürzten und die Tatsache, dass der 6-fache MotoGP Weltmeister für seine Übeltat nicht bestraft wurde, verstanden selbst Kommentatoren wie der ehemalige MotoGP Fahrer Alex Hofmann überhaupt nicht.

Skandalöse Entscheidung der FIM sorgt für völliges Unverständnis

Seit Einführung der neuen Track-Limits hat sich die oberste Motorsportbehörde alles andere als mit Ruhm bekleckert. Im Gegenteil sorgten die Entscheidungen der Stewards immer wieder bei Piloten, Teams und Experten für heftiges Kopfschütteln und Unverständnis. Auch Kommentatoren und Fans waren dabei völlig überfordert und verstanden die Welt nicht mehr. Aber nun wurden die Zweifler an einem Spruch, der im Paddock seit 2015 immer wieder die Runde macht, eines Besseren belehrt. Sinngemäss lautet dieser Slogan „Marc Marquez kann einen Fahrer selbst mit der Pistole von seinem Bike schiessen und die Rennleitung wird ihn dafür nicht bestrafen“. Wie wahr diese Formulierung ist, stellte die FIM-Rennleitung beim Grand Prix von England eindrücklich unter Beweis. Dazu an dieser Stelle nochmals die Schilderung der Tatsachen, wie sie sich am 29. August 2021 zugetragen hatten.

Kurz vor dem Desaster in der ersten Runde von Silverstone – Marc Marquez rechts im Bild auf der Verfolgung der Spitzengruppe mit Pol Espargaró als Leader, was seinen Repsol Honda Teamkollegen besonders unter Druck setzte.

Das vermeintliche Revanchefoul mit einem mehr als unglücklichen Ausgang
Weil ihm zuvor als er weit gegangen war, Jorge Martin in die entstandene Lücke fuhr, kam es in Turn 7 zu einer leichten Kollision zwischen dem Rookie und dem 6-fachen MotoGP Weltmeister. Offenbar wollte sich dies der Repsol Honda Star nicht gefallen lassen, weshalb er nach Kurve 8 einen Konter versuchte, der unmöglich gut ausgehen konnte. Aus seiner Sicht war es wohl eine Art Revanchefoul, obwohl der Pramac Ducati Pilot davor gar keinen Fehler begangen hatte, sondern nur in eine Lücke gestochen war, welche sich für ihn aufgetan hatte. Egal wie man es sieht, konnte die Harakiri-Aktion von Marquez nicht gutgehen, sondern musste zur Kollision der beiden führen.

Diese Aufnahme beweist mit am deutlichsten, wie weit Jorge Martin vor Marquez lag, als dieser in eine nicht vorhandene Lücke stach, womit er wenig später mit dem nach innen ziehenden Madrilenen kollidieren musste.

Die Unschuld des Rookies am Zusammenprall ist eindeutig belegt
Der vor ihm liegende Martin konnte ihn bis kurz vor dem Zusammenprall dabei gar nicht sehen und er hatte auch keinen Platz, um auszuweichen. Dafür war die Strecke zu schmal und seine gewählte Linie in Turn 9 war absolut korrekt. Nicht aber diejenige des Honda Piloten, der zu hundert Prozent die Schuld am Crash der beiden trägt. So sahen es alle, inklusive sämtliche Kommentatoren und Augenzeugen, aber nun der Skandal. Die FIM Rennleitung missachtete ihre eigenen Reglemente und verzichtete auf eine Bestrafung von Marquez, obwohl dieser mutwillig seine Gesundheit und auch die seines Kontrahenten mit seiner hirnlosen Aktion in Kauf nahm.

Als der Repsol Honda Pilot seine Linie nicht mehr halten konnte, stürzte er und der völlig davon überraschte Rookie auf der Pramac Ducati hatte nicht den Hauch einer Chance, noch auszuweichen und stürzte völlig schuldlos ebenfalls. Die fehlende Bestrafung von Marquez ist ein skandalöser Fehlentscheid der Rennleitung, welche derartige Rodeo-Methoden eigentlich per eigenem Reglement im Ansatz verhindern oder zumindest bestrafen sollte.

Der Silverstone Circuit

MotoGP ist nur noch Business – Sport bleibt dabei im Hintergrund

Wer diese Aussage für übertrieben hält, dem seien die Erlebnisse von Iker Lecuona und Danilo Petrucci ans Herz gelegt. Die beiden waren oder sind aktuell noch beim Chef der MotoGP Teamvereinigung, genannt IRTA unter Vertrag. Die Rede ist dabei von Hervé Poncharal, einem oft etwas zwielichtig wirkenden Franzosen, der sich erstaunlich lange in der MotoGP hielt, obwohl teils völlig erfolglos agierend. Ein gutes Beispiel dafür war die Saison nach dem Wechsel zu KTM, wonach auf die Saison 2019 das Team in der Weltmeisterschaft komplett abstürzte und zum Ende des Jahres den zweitletzten Platz belegte. Erstaunlich war dabei, wie positiv Poncharal trotzdem sprach und trotz der sportlich katastrophalen Ergebnissen völlig unbeeindruckt positiv blieb. Die Erklärung dafür lag im lukrativen Vertrag, den er mit den Orangen hatte und wodurch er sich keine Zukunftssorgen mehr zu machen brauchte.

Der Übeltäter versuchte nach dem von ihm verschuldeten Doppelcrash noch, das Rennen wieder aufzunehmen. Aber dem kleinen Spanier gelang es nicht mehr, die Verfolgung seiner verbliebenen Gegnerschaft wieder aufzunehmen, während Jorge Martin bereits zwangsläufig aufgegeben hatte.

Ein passendes Beispiel für die familiäre Atmosphäre beim österreichischen MotoGP Hersteller
Wie KTM Motorsportchef Pit Beirer bemühte Hervé gerne und oft die Floskel von der KTM-Familie, wenn er von seinem Team sprach. Nach nur einer Saison erlebte Petrux nun, wie so eine Familie funktioniert. Der bedauernswerte Italiener erfuhr in Spielberg am Doppel-Wochenende nämlich von der Presse, dass er seinen Job zum Ende des Jahres verlieren werde. Eine wirklich tolle Familie, diese KTM-Truppe! Irgendwie erinnert dies an die US-Serie Dallas mit Poncharal als J. R. Ewing, gespielt von Larry Hagman. Kürzlich stellten englische Kollegen klar, was aus der Prototypen-WM mittlerweile geworden ist. Ein knallhartes Business und für familiäre Gefühle und Atmosphäre ist dabei nicht der geringste Platz. Daran ändern auch die heuchlerischen Sprüche von Beirer, Poncharal und Konsorten wenig, sieht man deren eiskalte und völlig rücksichtslose Handlungsweise gegenüber ihren Angestellten.

Brad Binder (KTM) vor Johann Zarco (Ducati) und Iker Lecuona (KTM) – auch das bereits dritte Top Ten Resultat der Saison bewahrt den Mann mit der Nummer 27 nicht vor dem Rauswurf bei Tech 3 und damit aus der MotoGP. Seine Zukunft ist derzeit noch völlig unklar und am wahrscheinlichsten ist sein Rückstieg in die Moto2.

Die Konsequenz der Unsportlichkeit in der MotoGP – unser Verzicht

Natürlich hören wir nicht auf, über das Geschehen auf den Strecken zu berichten. Aber wir haben sämtliche MotoGP Reisen mit sofortiger Wirkung abgesagt und werden die Rennwochenenden künftig nur noch als eine Randerscheinung behandeln. Dies sind sie im sportlichen Zusammenhang letztlich auch, wie die Geschehnisse dieser Saison auch seit Einführung der Track-Limits bewiesen. Das Problem dabei war nicht etwa die neue Regel, sondern deren völlig inkonsequente Handhabung durch die Stewards der FIM. Wer nicht versteht, was wir damit meinen, soll sich zum Beispiel unsere Berichterstattung zur Moto2 und MotoGP in Mugello in Ruhe betrachten. Oder Misano WorldSSP von 2021, nachdem wir aus Protest auf unseren beliebten Liveblog verzichtet hatten.

Aleix Espargaró auf dem Weg zum ersten Podium der MotoGP für Aprilia und für ihn selbst nach P2 in seiner dritten MotoGP Saison 2014 für Forward Yamaha das zweite der Karriere. Nicht nur den hier hinter ihm liegenden Bruder Pol hatte er damit geschlagen, sondern sämtliche Ducati und Honda Piloten damit hinter sich gelassen.

Unsere Reaktion auf unsportlichen Unsinn wie soeben in Silverstone erlebt
Ab sofort reduzieren wir uns auf WorldSBK zum aktuellen Geschehen und nur noch eine in der Regel gelegentliche Zusammenfassung oder Einzelberichte über die Prototypen-WM. Dazu fokussieren wir uns künftig lieber nebst der seriennahen WM auf die Geschichte des Motorsports und Berichte über die Zeit, als es noch ein Sport und nicht nur Business war. Wobei auch in früheren Jahrzehnten die FIM oft genug eine wenig ruhmreiche Rolle spielte. Aber immerhin war es noch mehr Sport und nicht nur ein Geschäft. Was in der Formel 1 in Belgien am selben Weekend wie in Silverstone bei der MotoGP passierte, war der Beleg, dass es in der Königsklasse des Automobilrennsports nicht besser läuft. Statt einem Rennen erlebten die Fans eine pure Farce mit zwei Runden bei Regen hinter dem Safety-Car und danach einer völlig unsinnigen Wertung, die der Reihenfolge des Qualifyings entsprach. Rekordweltmeister Lewis Hamilton stellte danach treffend fest – es gehe dabei nur noch ums Geld, was die Entscheidung der Rennleitung betraf.

Eine der glücklichsten Personen nebst den Siegern nach dem Grand Prix von England – Suzuki Star Alex Rins hatte mit Platz zwei seinen Teamkollegen als neunten empfindlich geschlagen und endlich wieder einmal zeigen können, was in ihm steckt, bevor es im Motorland Aragon und damit auf einer seiner Lieblingsstrecken in zwei Wochen weitergeht.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).