Der sportliche Absturz nach 30 Jahren
Zum 30-jährigen Jubiläum des französischen Teams gibt es derzeit nur wenig Anlass zum Feiern. Dabei ist nicht allein die Rede von der Corona Pandemie, sondern dem sportlichen Absturz in der Saison 2019. Die Hauptschuld daran trägt dabei Teamchef Hervé Poncharal selbst. Sein Entscheid, die langjährige Partnerschaft mit Yamaha auf Ende der Saison 2018 aufzulösen, war der wohl folgenschwerste Fehler im Leben des heute 62-jährigen. In Teil 1 und 2 dieses Rückblicks gingen wir auf die ersten Jahre und danach die erfolgreichste Zeit mit Yamaha ein. Der Franzose Johann Zarco beschwerte sich in seinen beiden Jahren bei Tech 3 öfters über mangelnde Werksunterstützung. Daher entschied er sich für die Saison 2019, ein Angebot des KTM Werksteams anzunehmen. Es sollte auch sein schwerwiegendster Fehler in seiner gesamten Karriere sein. Sein Teamchef nahm ebenfalls ein lukratives Angebot von KTM an, um als Kundenteam ab 2019 in der MotoGP und Moto2 anzutreten.
Gründe für den sportlichen Niedergang mit KTM
In der Moto2 entpuppte sich das KTM-Fahrwerk zu Saisonbeginn als eigentliche Fehlentwicklung. Insgesamt gingen 7 Fahrer mit KTM in der Saison 2019 ins Rennen. Beim Saisonauftakt in Losail/Katar holten Brad Binder und Jorge Martin zusammen nur gerade 5 WM-Punkte für die österreichische Marke. Nach den ersten 6 Runden und dem GP von Mugello lag KTM trotz 7 Fahrern noch weit hinter dem kleinen Hersteller Speed Up mit nur 2 Piloten auf Platz 3 in der Hersteller-Zwischenwertung. Während Kalex, eine Firma mit gerade einmal 9 Mitarbeitern aus Deutschland, das Punktemaximum von 150 Punkten holte, lag KTM hinter Speed Up mit deren 78 bei kümmerlichen 43 Zählern. Alex Marquez führe nach dem GP von Barcelona-Catalunya mit 111 Punkten vor Tom Lüthi (104), beide auf Kalex Fahrwerken. Das finanzkräftige KTM RB Ajo Team mit Binder und Martin kam zusammen auf mickrige 47 Pünktchen. Und bevor zumindest beim KTM Ajo Werksteam der Aufschwung richtig begann, warf KTM am Spielberg in Österreich das Handtuch. Man orientierte die Öffentlichkeit, per Saisonende 2019 aus der Moto2 WM auszusteigen!
MotoGP – noch nie dagewesener Absturz eines Teams
Seit Austragung der MotoGP ab 2002 hatte es noch nie ein Team gegeben, was einen derartigen Absturz erleben musste. Dagegen war das Desaster in der Moto2 für Tech 3 ein Sturm im Wasserglas. Seit 2010 hatte sich das französische Team immer in den ersten 6 der Teamwertung halten können. Ganze 6 Mal davon sogar unter den besten 4 Teams und zweimal war Tech 3 gar das drittbeste Team überhaupt in der MotoGP. Nachfolgende Grafik verdeutlicht, wie tief Poncharals Truppe 2019 abgestürzt ist.
Krasse Zahlen in der Teamwertung 2019 der MotoGP
In der Teamwertung von 2019 wird es noch deutlicher ersichtlich, in welche Niederungen der Skala der sportliche Absturz erfolgte. Und wer dabei annimmt, Teamchef Hervé Poncharal nehme diesen Umstand mit größter Betrübnis zur Kenntnis, der irrt gewaltig. Trotzdem Tech 3 in nur einer Saison vom Spitzenteam zur Hinterbänkler-Truppe abgerutscht ist, wird Poncharal nicht müde zu betonen, wie froh er um die Partnerschaft mit KTM sei. Selbst den ihm durch den werksseitigen Ausstieg aus der Moto2 aufgedrängten Wechsel in die Moto3 nahm der Mann mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. Dank Sponsorengeldern in Millionenhöhe, insbesondere von Red Bull, vergeht Hervé Poncharal die Freude noch lange nicht. Er wird nicht müde, alles schönzureden und mancher Politiker könnte ab Hervés Eloquenz neidisch werden. Die Schönfärberei selbst peinlichster Blamagen lernte er jedoch von KTM-Vorstand Pierer, dieser ist mittlerweile der unbestrittene Meister dieses Fachs.
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