Die 3 englischen Titanen der goldenen 60-er Jahre von links Mike „the Bike“ Hailwood, Bill Ivy und Phil Read am GP von Finnland 1967 auf dem Weg ins Paddock. Es waren durchaus goldene Zeiten für den britischen Rennsport, auch wenn in dieser Zeit viel zu viele Fahrer ihrer Leidenschaft das Leben opferten. So auch der kleinste der drei nur 2 Jahre später – mehr über Bill Ivy und seine Karriere siehe auf dieser Seite unter „History“.

Die Länder mit 3 Weltmeistern im selben Jahr

Seit 1949 die Motorrad-Weltmeisterschaft ausgetragen wird, gab es einige Jahre, in welchen gleich drei Fahrer derselben Nation einen WM-Titel holten. In den ersten 4 WM-Jahren machten nur Fahrer und Hersteller aus England und Italien diese unter sich aus. Mit ein Grund dafür war, dass die deutschen Fahrer in den ersten 3 Jahren aufgrund politischer Repressalien gegen den Kriegsverlierer Deutschland gar nicht teilnahmeberechtigt waren. So kam es bereits im zweiten Jahr der Weltmeisterschaft zur Situation, dass mit Italien eine Nation gleich drei Titelhalter stellte. Es waren dies  Umberto Masetti (Gilera, 500 cm³),  Dario Ambrosini (Benelli, 250 cm³) und  Bruno Ruffo (FB-Mondial, 125 cm³). Zählt man die Gespanne mit dazu, wäre bereits im 1. WM-Jahr 1949 England diese Ehre zuteil gekommen. In der Premieren-Saison waren es Freddie Frith (Velocette, 350 cm³), Leslie Graham (AJS, 500 cm³) und Eric Oliver (Beiwagen).

Bruno Ruffo (FB-Mondial) – der 125 cm³ Weltmeister von 1950. Im Jahr davor war der Italiener 250-er Weltmeister auf Moto-Guzzi geworden, was er 1951 nochmals wiederholen konnte.

Die zweite Nation nebst Italien – England

Nach den Italienern kamen die Engländer ab 1951 gleich dreimal in Folge zu je 3 Titelträgern, allerdings nicht in den Solo-Kategorien. Zuerst gab es drei englische Titel mit Geoff Duke (Norton, 350 und 500 cm³), sowie Eric Oliver (Sidecars). Im Jahr darauf waren es Cecil Sandford (MV Agusta, 125 cm³), Geoff Duke (350 cm³) und Cyril Smith (Sidecars). Auch 1953 gab es drei englische Titel mit Fergus Anderson (Moto-Guzzi, 350 cm), Geoff Duke (Gilera, 500 cm³) und Eric Oliver (Sidecars). Erst 1967 kam es zum zweiten Mal in der Geschichte der Motorrad-WM zu drei Solo-Weltmeistern aus demselben Land. Es waren Mike Hailwood (250 und 350 cm³) auf Honda und Bill Ivy in der 125-er Klasse für Yamaha, welche für diesen historischen Erfolg verantwortlich waren.

Phil Read (vorne aussen im Bild) und der viel zu früh verstorbene Bill Ivy auf Yamaha – Teamkollegen und Rivalen in den beiden kleineren Klassen in den späteren 1960-er Jahren.

Das zweite und dritte Mal mit 3 Solo-Weltmeistern einer Nation

Paolo Pileri (Morbidelli, 125 cm³), Walter Villa (Harley-Davidson, 250 cm³) und der 15-fache Rekordweltmeister Giacomo Agostini (MV Agusta, 500 cm³) waren 1975 die dritten 3 Titelträger aus demselben Land. Nur ein Jahr danach war es erneut Harley-Davidson Pilot Walter Villa mit gleich 2 Titeln (250 und 350 cm³), der zusammen mit Pier Paolo Bianchi (Morbidelli, 125 cm³) für eine Wiederholung sorgte. Danach folgten viele Jahre der Ausgeglichenheit und es begann ab 1978 mit „King Kenny“ Roberts die Dominanz der US-Amerikaner. Es sollte ganze 12 Jahre dauern, bis wieder eine Nation mit 3 Weltmeistern glänzen konnte. Anfänglich zu verdanken war dies allerdings auch der sogenannten „Schnapsglasklasse“. Zuerst mit 50 cm³ und ab 1984 noch für weitere 4 Jahre als 80 cm³ Kategorie, bevor diese ultraleichten Bikes endgültig von der Bildfläche verschwanden.

Giacomo „Ago Nazionale“ Agostini – mit 15 WM-Titeln der erfolgreichste Fahrer aller Zeiten in der Motorrad-Weltmeisterschaft war 1975 Teil des goldenen Trios der Italiener.

Die dritte Nation – viva España

Mit Jorge Martínez (Derbi, 80 und 125 cm³) und SitoPons (Honda, 250 cm³) wurde 1988 zum ersten Mal Spanien zur Nation mit gleich 3 Titelhaltern in derselben Saison. Dies wiederholten im Jahr darauf Manuel Herreros (Derbi, 80 cm³), Alex Crivillé (JJ Cobas, 125 cm³) und erneut Sito Pons (Honda, 250 cm³) für die Iberer. Danach dauerte es 21 Jahre, bis erneut drei Spanier eine erstmalige und historische Bestmarke setzten. Noch nie vor 2010 hatte ein einziges Land sämtliche WM-Titel eingeheimst. Mittlerweile gab es allerdings auch nur noch 3 Kategorien. Trotzdem und gerade deshalb war die Dominanz der spanischen Fahrer schon beinahe erdrückend. Mit Jorge Lorenzo (Yamaha, 500 cm³), Toni Elías (Moriwaki, Moto2) und Marc Márquez (Derbi, 125 cm³) jubelte eine ganze Nation über deren Triumph.

Im Jahr 2019 auf Repsol Honda war Jorge Lorenzo (hinten im Bild mit der Nr. 99) nur noch ein Schatten seiner selbst und gab zum Saisonende endlich den allseits erwarteten Rücktritt bekannt. Davor hatte er jedoch für zahlreiche Akzente in der Königsklasse gesorgt und war bis vor Corona der einzige Fahrer, der Marc Marquez den WM-Titel seit seinem Einstieg in die Königsklasse wegschnappen konnte (© MotoGP).

Die Fortsetzung der Dominanz

Drei Jahre später kam es zur Fortsetzung der Marke von 2010. Mit Marc Márquez (Honda, MotoGP)  Pol Espargaró (Kalex, Moto2) und Maverick Viñales (KTM, Moto3) holten zum zweiten Mal drei Spanier sämtliche 3 WM-Titel. Im Jahr darauf kam es zur Wiederholung. Diesmal waren es Marc Márquez (Honda, MotoGP)  Esteve Rabat (Kalex, Moto2) und Marcs Bruder Álex (Honda, Moto3). Seither ist der Rest der Welt um jeden Fahrer aus einer anderen Nation froh, der die spanische Dominanz zu durchbrechen vermag. Dadurch, dass die Vermarktungsrechte seit 1992 bei der iberisch dominierten und domizilierten Firma Dorna liegen, entstand ein von vielen Beobachtern als ungesund empfundenes Ungleichgewicht.

Esteve „Tito“ Rabatt (Reale Avintia Ducati) im Jahr 2019 – mit seinem Moto2 Titel von 2014 war er Teil des letzten „goldenen Trios“ aus Spanien in der MotoGP (© MotoGP).

Wieso viele Fans ein Problem mit Spaniens Rolle in der MotoGP haben

Nicht ganz zu Unrecht behaupten nach wie vor nicht nur die Anhänger von Valentino Rossi, dass er ohne den „Marquez Clash“ seinen wohlverdienten 10. WM-Titel geholt hätte. Dass Marc Marquez 2015 nicht mit einer schwarzen Flagge in Sepang aus dem Rennen genommen wurde, war schlicht ein Skandal. Der Spanier hatte schlicht nur das Rennen von Rossi zerstört, dem danach die Nerven durchgingen, wonach er sich beim Buh-Mann der MotoGP revanchierte. Die Bestrafung des Lieblings der Massen ebnete erst den Weg zum Titel seines Teamkollegen Jorge Lorenzo. Seither gibt es kaum einen Ort auf dieser Welt, bei dem nach der Vorstellung von Marc Marquez nicht ein Pfeifkonzert ertönt. Wir sahen in Mugello Fans, welche die Stelle küssten, an welcher er im Rennen kurz davor gestürzt war. Der Freudentanz fast sämtlicher Besucher an der Strecke bei seinem Crash von 2018 war unbeschreiblich und es waren beileibe nicht nur in Gelb gekleidete Fans darunter.

Marc Marquez (Repsol Honda) bei seinem historischen und folgenreichen Abflug im 1. Rennen der Saison 2020. Statt sich um die Genesung seines Oberarmbruchs zu kümmern, spielte der Spanier lieber den zähen Kämpfer und postete Selfies mit Liegestützen. Zudem und noch viel schlimmer, versuchte er nur 4 Tage nach seiner OP ein Comeback. Dies war der zweite katastrophale Fehler von Marquez. Seinen Arbeitgeber Repsol Honda stürzte er damit endgültig ins Elend (© MotoGP).

Am negativen Image mitschuldig – der Novak Djokovic der MotoGP
Im Omega des Sachsenrings, wo der Katalane den Rekord an Siegen hält, hörten wir am 15. Juli 2018 nach seiner Nennung aus dem Lautsprecher kein Wort mehr. Stattdessen war nur rund um uns herum ein lang-gezogenes „Büüh..“ hörbar. Und um dieses Detail am Rande auch noch klarzustellen: Wir lieben das Land Sachsen und freuen uns jedes Jahr auf die Rückkehr an den Sachsenring. Marc Marquez hat es zu so etwas wie dem Novak Djokovic der MotoGP geschafft. Stolz zu sein braucht er darauf spätestens seit dem US-Open 2020 erst recht nicht, genauso wenig sein Sponsor Red Bull. Bis auf den nächstjährigen Teamkollegen Pol Espargaró wagte sich noch kaum ein Fahrer seit dessen Crash in Jerez zu behaupten, er vermisse das Aushängeschild von Repsol Honda. Kein Wunder, wird der Mann aus Granollers doch nächstes Jahr dessen Teamkollege. Dieser gilt bei vielen als mitschuldig daran, dass in manch anderen Ländern die Dominanz der Spanier als problematisch empfunden wird.