Interview mit dem Schweizer zu seinem WSSP 600 Einstieg
Aus aktuellem Anlass haben wir den Schweizer zu einem Einstieg in der seriennahen WM befragt und einige interessanten Antworten von ihm erhalten. Die künftigen Gegner sollten sich warm anziehen, da von einem der populärsten und vor allem beliebtesten Schweizer Motorsportler der letzten 10 Jahre, bei Ten Kate Racing einiges zu erwarten ist. Durch seine Präsenz dürfen sich auch viele Veranstalter freuen. Seine Fangemeinde ist beachtlich und die Eidgenossen gelten als durchaus reisefreudig. Insofern dürfte die Nummer 77 nächste Saison an den zumindest europäischen Austragungsorten für viel Stimmung sorgen.
Liegen wir richtig, dass aufgrund des früher abgeschlossenen Vertrags die MotoE am Wochenende des 18. September Vorrang vor dem gleichzeitigen WSSP 600 Event in Barcelona hat?
„Ich habe zwei Wochen vorher den Vertrag mit Dynavolt MotoE unterschrieben. Die Kalender sind aktuell aber in beiden Meisterschaften noch provisorisch und wenn es eine Kollision wie in den aktuellen Kalender gibt, wird die MotoE Priorität haben. Es ist aber so, dass wir bestimmt noch Mitte der Saison mit den beiden Teamchefs zusammensitzen werden und das Thema dann nochmals diskutieren“ (Anmerkung der Redaktion: Es kann durchaus sein, dass Domi in der einen Serie zu diesem Zeitpunkt WM-Chancen hat und in der anderen leider nicht mehr, daher ist dies definitiv die intelligenteste Haltung). „Erst dann werden wir definitiv entscheiden, in welcher der beiden Meisterschaften ich dann antreten werde.“
Wie hoch liegen (insbesondere aufgrund der für den Domi-Fighter fehlenden 2 Rennen) die Erwartungen für 2021 in der Supersport WM, Top 3 oder trotzdem der WM-Titel?
Domi Lacht: “Der Name Domi-Fighter kommt von meinem Hund und weil ich dafür bekannt bin, dass ich nie aufgebe. Natürlich sind für mich einige Strecken neu und auch das Bike, dazu wird es sicher schwierig, wenn ich wirklich zwei Runden weniger fahren kann. Aber auf jeden Fall ist das Ziel, immer vorne mitzufahren und wenn immer möglich, in den ersten Drei zu landen. Ich probiere natürlich alles zu geben und immer vorne mit dabei zu sein.“
Auf welchen der in der SSP 600 WM (natürlich nicht Estoril, da früher Moto2 und natürlich San Juan/ARG) neuen Strecken bist Du bisher bereits gefahren?
„Ich bin fast alle gefahren, aber Magny Cours noch nicht. Imola auch noch nie, dieser Kurs ist jetzt aber nicht mehr im Kalender. Portimao kenne ich vom Moto2 Finale bereits gut.“ (Anmerkung der Redaktion: Aegerter fuhr für das NTS RW Racing Team mehrere Einsätze anstelle des mit gesundheitlichen Problemen kämpfenden Jesko Raffin). „Ich werde auf jeden Fall probieren, in Magny-Cours zuvor noch zu testen und dafür an einem Track-Day teilzunehmen.“
Welche von den bisher bekannten Piloten sind die „gefährlichsten“ Gegner: Bo Bendsneyder, ev. Krummi, Steven Odendaal, Philipp Öttl, Jules Cluzel, Raffaele de Rosa, Isaac Vinales?
“Ja, die genannten Gegner gehören alle zu den Favoriten, aber Caricasulo wurde hierbei noch vergessen. Zusammen mit ihm denke ich, gehören die genannten Fahrer definitiv mit zu den Favoriten für die Supersport-WM.“
Sehen wir dies richtig, dass ein späterer Einstieg in die Superbike-WM das langfristige Ziel für den Einstieg in die seriennahe WM ist?
„Das klare Ziel ist, ganz vorne abzuschliessen und dann womöglich nochmals eine Saison anzuhängen. Das Fernziel wäre aber natürlich, nochmals in die Moto2 zurückzukehren oder in einem Werksteam der Superbike WM mitzufahren.“ (Anmerkung der Redaktion: Dominique Aegerter hat eine beeindruckende Superbike Bilanz vorzuweisen, mit mehreren Top-Leistungen bei den 8-Stunden von Suzuka, wo er auch bereits auf dem Podest stand).
Wäre die Freude über einen WSSP 600 Titel (mit viel mehr Rennen) oder in der MotoE die grössere Befriedigung (oder nur beide zusammen)?
Aegerter lacht: “Das Beste wäre, dass ich in beiden Serien Weltmeister werde. Aber man braucht auch noch das gewisse Rennglück, dass man nicht abgeschossen wird.“ (Anmerkung der Redaktion: Der Schweizer stand kurz vor dem Gewinn des MotoE Titels, als er beim Finale von einem Konkurrenten abgeschossen wurde. Mit einer unglaublichen Aufholjagd schaffte er es trotz Sturz danach noch bis weit nach vorne, aber letztlich wurde nichts aus dem Titel und der vormalige WSBK Fahrer Jordi Torres wurde Weltmeister) „Aber auf jeden Fall werde ich bestimmt alles geben, damit ich möglichst weit vorne sein werde!“
Welches ist im Supersport Kalender 2021 Deine Lieblingsstrecke und wo bist Du besonders zuversichtlich?
„Ich finde viele Rennstrecken geil, Barcelona und Assen, auch Jerez – es hat viele gute Strecken dabei (schmunzelt), ich muss aber auf allen Strecken schnell sein.„
Mit Deiner Erfahrung ist die Umstellung von MotoE auf die Yamaha R6 trotz anderer Reifen, Gewicht, etc. eine lösbare Aufgabe, siehst Du dies auch so?
„Die Umstellung von der MotoE ist riesig, aber auch von jedem anderen Motorrad ist die Umstellung schwer. Insbesondere bei der Gas-Annahme ist die MotoE komplett anders und auch wesentlich schwerer. Aber ich habe die Erfahrung von verschiedenen Bikes und auf vielen verschiedenen Strecken, unter anderem auch bei den 8 Stunden von Suzuka. Daher ja, ich denke, für mich wird die Umstellung auch auf die Yamaha R6 auf jeden Fall gut lösbar sein“.
Der provisorische WorldSBK Kalender für 2021
Die WorldSSP 600 besteht für 2021 aus nur 12 Runden, aber wie in der verkürzten Corona-Saison 2020 wie auch die SSP 300 mit jeweils zwei Rennen pro Event. Was unsere Leser bereits wissen: Für Phillip Island kommt praktisch nur das Wochenende vor oder nach dem neuen Event in Indonesien infrage. Andernfalls wären die Transport- und Reisekosten für die Teams exorbitant hoch. Zusammen mit den Fans aus Deutschland und nahe liegenden Ländern hoffen wir für den offenen 13. Termin noch auf ein Zustandekommen von einem Termin in Oschersleben, womöglich am ersten August-Wochenende.
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