Im Gegensatz zu den Jahren 2020 und 2021, als der Mann rechts im Bild für Honda fuhr, sind diese drei Piloten meist in den Kampf um das Podium involviert. Von links Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR), Toprak Razgatlioglu (Yamaha YZF-R1) und Alvaro Bautista (Ducati Panigale V4R). der auf seiner MotoGP Replica eigentlich in einer eigenen Kategorie fährt, was FIM und Dorna zu verdanken ist. Echten Wettbewerb um den Sieg gibt es deshalb mittlerweile fast nicht mehr.

Tissot Sprintrennen – Sieg für Toprak

Bis kurz vor Ende der zweitletzten Runde führte Jonathan Rea auf der Kawasaki ZX-10RR, nachdem er in der zweiten Kurve an WM-Leader Bautista wieder vorbeigefahren war, welcher nur in Kurve 1 kurz geführt hatte. Während es Toprak Razgatlioglu mit viel Risiko und fahrerischem Einsatz in der Melbourne Hairpin in Runde 9 am Rekordweltmeister vorbei schaffte, konnte sich der Ducati Pilot im letzten Umgang dank seines Vorteils in Beschleunigung und Topspeed vor dem sogenannten Foggy S an Rea vorbeischieben. Dieser war beim Interview der ersten drei entsprechend enttäuscht, weil er trotz höchstem Einsatz noch immer keinen Sieg in der ersten Saisonhalbzeit einfahren konnte. Der Nord-Ire wird sich umso mehr auf Imola in 2 Wohen freuen, wo er dieses Jahr die vielleicht einzige Siegchance vor sich hat. Auf diesem als Fahrerstrecke bekannten Kurs konnte er den kleinen Spanier auf dessen haushoch überlegener Ducati 2019 zum ersten Mal nach dessen 11 Siegen bezwingen und mit einem Doppelsieg die erhoffte Wende im Titelkampf einleiten.

Jonathan Rea auf seiner Kawasaki ZX-10RR als Führender im Rennen – bereits 29 Runden und damit 6 mehr als Razgatlioglu lag er bis nach dem Tissot Sprintrennen von Donington bereits in Führung. Trotzdem reichte es infolge reglementarischer Kastration seiner Kawasaki durch die FIM 2023 noch nie für einen Sieg. Ganz anders Bautista, der aufgrund seiner Überlegenheit im Leistungsgewicht auf den meisten Strecken förmlich mit seinen Gegnern spielen kann.

Gerloff auf bester BMW – Sykes verpasst Top Ten mit Sturz

Während die beiden Italiener Locatelli und Petrucci sich vor Alex Lowes die Ränge 4 und 5 sicherten, verlor Tom Sykes als Ersatz für den verletzten Michael van der Mark infolge Crash sein zweites Top Ten Ergebnis für BMW an diesem Wochenende. Der Mann aus Huddersfield war kurz davor von Bonovo Action BMW Markenkollege Garrett Gerloff überholt worden. Beim Versuch am Texaner dranzubleiben übertrieb es Sykes in der Zielkurve und kam zu Fall. Der Engländer setzte sein Rennen danach fort, aber mehr als P18 war im bei der WorldSBK nur 10 Runden dauernden Tissot Sprintrace (in der MotoGP werden mit 12 Runden und 15 auf dem Sachsenring deutlich mehr gefahren) nicht mehr drin. Damit wurde Scott Redding mit Rang 9 hinter Gerloff und Bassani zweitbester BMW Pilot und holte sich damit den letzten zu vergebenden Punkt in der Kurzentscheidung, sowie Startplatz 9 für den zweiten Lauf. Mit Platz 11 hinter Philipp Oettl gehörte nebst Sykes und dem früh ins Kiesbett gefahrenen Rinaldi vor allem Dominique Aegerter zu den enttäuschten Fahrern, nachdem er dadurch zusätzlich seine hervorragende Startposition in Reihe 2 für das zweite Rennen am Sonntag verlor.

Einheitsbrei auch im zweiten Lauf am Sonntag

Man hatte im Sprintrennen am Morgen teils den Eindruck, als würde sich Bautista absichtlich zurückhalten und wie so oft in dieser Saison nicht mit vollem Risiko fahren. Womöglich eine Taktik von Ducati, um nicht nach 6 Runden eine weitere Reduktion der erlaubten Maximaldrehzahl für ihre Panigale V4R zu riskieren. Zuletzt war dies von der FIM für die vierte Runde in Barcelona verhängt worden. Allerdings wurden sie nur um lächerliche 250 U/Min eingebremst, womit der WM-Leader weiterhin locker Rennen um Rennen zu gewinnen vermochte. So auch im ersten Rennen von Donington und im Sprintrace begnügte sich Alvaro mit P2. Damit verlor er läppische 3 Punkte auf Toprak als einen nächsten Verfolger, der jedoch bereits fast 90 Punkte Rückstand auf den Spanier vor dem zweiten Lauf zu beklagen hatte. Dieser hatte bis dahin jedes Rennen gewonnen, bei welchem er ins Ziel kam. Daran sollte sich in den Läufen über die volle Distanz auch in Donington nichts ändern.

Wenn man in der englischen Runde seitens der Offiziellen derartige Plakate aufhängt, auf welcher man nur Bautista und Toprak sieht, braucht man sich über die mangelnde Wertschätzung von Jonathan Rea seitens der spanisch geprägten Dorna nicht mehr wundern. Ausgerechnet in Großbritannien weder den besten aller Zeiten, noch einen seiner englischen Kollegen abzubilden, musste mancher Betrachter als Affront gegenüber den aktuellen Helden der Motorsportnation von der Insel verstehen.

Echte Spannung nur beim Kampf um Rang 3

Während Bautista nach Rennmitte mühelos an Toprak und Rea vorbei kam und seine Führung danach mühelos ausbauen konnte, verlor der Kawasaki Pilot früh den Anschluss an die beiden vor ihm liegenden Piloten. In den letzten Runden konnte sich der 6-fache Weltmeister nicht mehr gegen die heranfliegenden Petrucci und Redding wehren. Der Ducati Privatfahrer distanzierte auf P3 liegend seine beiden Verfolger darauf locker und holte sich das letzte Podium hinter Markenkollege Bautista und Razgatlioglu. Hinter „Petrux“ holte sich Scott Redding mit P4 sein bestes Saisonresultat auf der BMW vor Rea, Lowes und Bassani, welcher kurz vor Schluss noch seinen Landsmann Locatelli abfangen konnte. Garrett Gerloff (Bonovo Action BMW) war längere Zeit in den Top fünf gelegen, verlor gegen Ende aber noch etwas. Position 9 vor Philipp Öttl war für den Texaner trotzdem ein gutes Ergebnis und nach Pech in Lauf 1 zumindest ein zweites Top Ten Resultat. Glücklich durfte auch Bradley Ray (Yamaha Motoxracing WorldSBK Team) mit dem Ausgang des zweiten Rennens sein. Der amtierende BSB Champion fuhr beherztem zwölften Platz im Tissot Sprintrennen einen sauberen 13. Rang heraus und holte sich dafür drei wohlverdiente Punkte.

Die Verlierer des letzten Rennens in Donington

Mit einem fürchterlichen Highsider in der ersten Runde sorgte Tom Sykes für eine Schrecksekunde, sowie wenig später eine rote Flagge. Für den Engländer damit ein Tag zum vergessen und auch Loris Baz und Michael Ruben Rinaldi waren davon betroffen und konnten wie Sykes nicht mehr zum Restart antreten. Während Iker Lecuona nach viel Pech am Samstag nur 2 Punkte für Rang 14 in Lauf 2 erhielt, konnte auch der zweifache Supersport Weltmeister Dominique Aegerter mit P11 nicht wirklich zufrieden sein. Magere neun Punkte sind die bisher schlechteste Ausbeute für den Schweizer in der sechsten von 12 Runden dieser Weltmeisterschaft. Immerhin liegt er mit derzeit 97 Punkten nur knapp hinter dem 6. Zwischenrang von Michael Ruben Rinaldi (102), sowie vor den beiden Honda Werkspiloten Lecuona und Vierge. Diese holten zusammen lediglich 7 Punkte, was nach Assen damit das zweitschlechteste Wochenende für deren Team bedeutet. Sofern sich WM-Leader Bautista nicht noch verletzt, ist die Weltmeisterschaft für ihn bereits so gut wie entschieden. Mit 93 Punkten Vorsprung haben er und sein von FIM und Dorna auf höchst fragwürdige Weise protegiertes Ducati Werksteam für die zweite Saisonhälfte nicht mehr viel zu befürchten.

Hafizh Syahrin (MAL) gefolgt vom Brasilianer Eric Granado (beide PETRONAS MIE Racing Honda Team auf Honda CBR1000 RR-R) und Isaac Viñales (TPR Team Pedercini Racing, Kawasaki ZX-10RR), dem Cousin von MotoGP Star Maverick. Am Samstag schaffte es von diesem Trio nur der Spanier aufs Podium (© MIE Honda).

Erneut Langeweile in der WorldSSP 600

Für viele neutralen Fans stinkt es gewaltig zum Himmel, dass wie in der WSBK auch in der Supersport Weltmeisterschaft eine Aruba.it Ducati mit riesigem Vorsprung führt. Eigentlich sollte das von FIM und Dorna als fair propagierte Reglement für Ausgeglichenheit sorgen. Davon sind wir jedoch genauso wie bei der WorldSBK meilenweit entfernt. Vor allem in der Beschleunigung ist die Ducati Panigale V2 mit ihren 955 cm³ dank gewaltigem Drehmomentvorteil der Konkurrenz mit zwischen 600 und 800 cm³ haushoch überlegen. Nicolo Bulega auf der Werks-Ducati ist damit ähnlich wie Alvaro Bautista in der Superbike Weltmeisterschaft meist unschlagbar, solange er keine Fehler begeht. Aber wie in der WSBK sind ebenso in der WorldSSP auch die Ducati Privatpiloten derzeit klar durch die FIM bevorteilt. Stefano Manzi versuchte auf der Ten Kate Yamaha seinen Nachteil mit fahrerischen Einsatz wettzumachen und kam dadurch prompt zu Sturz. Der Nachfolger von Domi Aegerter im Niederländischen Team konnte weiterfahren und holte sich am Ende noch Rang 5. In der Weltmeisterschaft fehlen dem Italiener auf seinen Landsmann Bulega mittlerweile jedoch ganze 55 Punkte.

Unsere Zusammenfassung der Resultate mit gleich drei Ducatis auf dem Podium. Das ist also aus dem Versprechen von FIM und Dorna geworden, dass alle Hersteller dieselben Chancen erhalten sollen – pfui!

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).