Die erste IFA 125 cm³ Eigenentwicklung, von welcher zuerst nur 3 Exemplare entstanden. Auf die Saison 1954 kam ein Viergang-Getriebe und zu den anfänglich geplanten 10 Stück wurden noch weitere fünf Production-Racer hergestellt.

Die Saison 1953 mit der ersten IFA-Eigenentwicklung

Auf das Jahr 1953 veränderte sich für Krumpholz und sein Team fast alles. Nach der Vorjahres-Saison war vom Ministerium für Sport entschieden worden, dass Bernhard Petruschke samt seinem Konstrukteur zu IFA wechseln musste. Somit war ab sofort der härteste Konkurrent von 1952 im selben Team wie Erhart. Viel wichtiger war dazu noch die Bildung eines echten Rennteams unter Leitung von Chef-Ingenieur Walter Kaaden. Dieser hatte den Auftrag erhalten, ein neues Rennmotorrad zu entwickeln und bis zum Saisonbeginn 10 Exemplare davon in Zschopau anzufertigen. Da dieser Entscheid erst im Januar 1953 getroffen wurde, war dies eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Mit Entwicklung und Konstruktion klappte es, eine Drehschieber-gesteuerte 125-er herzustellen, welche vorerst nur in drei Exemplaren existierte. Das Team von IFA bestand jedoch für dieses Jahr aus 4 Fahrern. Nebst „Petrus“ und Krumpholz waren dies noch Horst Fügner und Siegfried „Siggi“ Haase. Erstgenannter durfte aus diesem Grund seine bewährte ZPH noch weiter einsetzen.

Werbung für die neue „IFA DKW“ 125 cm³ Serienmaschine in einem französischen Motorrad-Magazin von 1952 – man versuchte früh, die Produkte als Devisenbringer auch im westlichen Ausland absetzen zu können. Auch aus diesem Grund war man seitens der DDR-Parteiführung auch auf Erfolge im Motorsport erpicht. Gute Resultate im sportlichen Bereich gehörten zur Partei-Strategie und damit wollte man im In- und Ausland glänzen. Es war ein Mittel, um den Arbeiter- und Bauernstaat in ein möglichst gutes Licht zu rücken. Letztlich war dies mit ein Grund für die Bildung einer Rennsport-Abteilung in Zschopau.

Die schwierige Saison 1953
Für Petruschke sollte es sich als Vorteil erweisen, seine ausgereifte und immer noch ausreichend konkurrenzfähige ZPH weiter einsetzen zu dürfen. Als IFA-Teammitglied hatte er nun auf Werkzeug und Teile der Zschopauer Firma Zugriff. Zudem wurde Bernhard anfänglich immer noch von ZPH-Konstrukteur Zimmermann betreut, was ihm zu einer durchaus komfortablen Situation verhalf. Während sich die Fahrer mit der IFA Re 125 Neukonstruktion noch mit Kinderkrankheiten der neuen Maschine konfrontiert sahen, glänzte der Neuling im Team aus Kleinmachnower mit Konstanz. Er gewann zwar weniger Rennen als in den Jahren davor, aber mit 3 zweiten Plätzen reichte ihm dies am Ende für den ersten 125 cm³ Titel des DDR-Meisters. Hinter Fügner als Vize-Meister blieb für Vorjahres-Meister Erhart Krumpholz nur der dritte Rang im Endklassement der nationalen Jahreswertung.

Werner Haas – der Weltmeister von 1953 in der 125 cm³ und 250 cm³ Klasse für NSU. Gegen diese Maschinen hatte die neue IFA Re 125 in der Saison 1953 nicht den Hauch einer Chance.

Stürze und Ausfall-Pech für Erhart Krumpholz
Krumpholz hingegen hatte oft Pech und wenn es ganz dumm lief, kam auch noch Unglück dazu. So beim Stralsunder Bäder-Rennen, das Fügner vor „Petrus“ gewann, während Erhart bereits in der ersten Runde gestürzt war. Er fuhr danach noch weiter, doch für eine vordere Platzierung reichte es natürlich für ihn nicht mehr. Auf dem Schleizer Dreieck befand sich der Zwickauer auf der Verfolgung des nach dem Start führenden Petruschkes und überholte diesen sogar. Doch kurz danach ging der Motor von Erharts IFA Re 125 aus. Ersterer stürzte später noch und konnte danach weiterfahren. Am Ende gewann daher Siggi Haas statt Krumpholz oder Bernhard.

Bernhard Petruschke war 1953 in der 125-er DDR-Meisterschaft der Mann der Stunde. Im vierten Anlauf seit er in der 125 cm³ Klasse mit seiner ZPH antrat, holte er damit (obwohl offiziell als IFA betitelt) endlich den Meister-Titel. Als Teammitglied der Zschopauer benannte man seine Maschine natürlich auch nach dem Namen des dort beheimateten VEB.

Die Saison 1954 – mit Aufwärtstrend

International war im ersten Jahr mit der IFA noch kein Blumentopf zu gewinnen. Dazu fehlte es der Re 125 zu Beginn auch noch an Standfestigkeit. Doch aus dem anfänglich rund 12,5 PS bei 8’000 U/Min leistenden Aggregat kitzelte der geniale Konstrukteur Walter Kaaden immer mehr Leistung. Ab der zweiten Saisonhälfte 1953 fehlte zumindest auf Production Racer von MV Agusta nur noch wenig. Dazu wurde auf die zweite Saison das veraltete 3-Gang Getriebe durch eines mit 4 Stufen ersetzt. Mittlerweile waren die ersten 10 Bikes produziert worden, wozu im Jahr 1954 noch ein Auftrag für weitere fünf aus dem Ministerium für Sport kam. Im selben Jahr wurde auch die erste 250-er Zweizylinder-Maschine auf Basis von zwei nebeneinander liegenden 125 cm³ Zylindern fertig. Aber für Einsätze in einer Meisterschaft war sie noch zu wenig ausgereift. Am wichtigsten für Krumpholz und die anderen Fahrer im Team war, dass bei der Re 125 die Motorleistung laufend gesteigert wurde und deren Zuverlässigkeit sich verbesserte.

Seit 1961 gibt es auf dem Schloss Augustusburg eine sehenswerte Ausstellung mit MZ-Motorrädern.

Saisonstart 1954 – mit wechselhaftem Glück
Die Saison 1954 begann für Krumpholz ähnlich sub- optimal wie sie im Vorjahr verlaufen war. Beim Stadtpark-Rennen von Leipzig siegte Petruschke vor Fügner, nachdem Erhart seine Maschine beim Start auf der Scheibenholz-Strecke nicht in Gang gebracht hatte. Am Ende seiner Aufholjagd schaffte er es immerhin noch auf den 5. Platz. Beim Eifelrennen waren es Fügner und „Petrus“, die mit den Rängen 4 und 5 für IFA glänzten. Doch im Juni schien für den mittlerweile 42-jährigen Zwickauer endlich mal wieder die Sonne. Krumpholz gewann auf der Autobahnspinne Dresden den DDR-Meisterschaftslauf vor „Petrus“ und Fritz Ohme (Chemie Leuna). Beim Feldbergrennen holte Fügner den ersten Auslandssieg im Westen für IFA. Mit Rang 3 schaffte es Erhart bei diesem Rennen im Taunus immerhin aufs Podium. Die Fahrer mit den Werks-NSU waren dort allerdings nicht am Start, dafür aber in Stuttgart. Auf der Solitude Strecke waren die Werks-NSU prompt haushoch überlegen, doch der Sachse aus Wilkau bei Zwickau zeigte ein hervorragendes Rennen. Aber erneut hatte er trotz guter Leistung Pech und musste zum Zündkerzen-Wechsel an die Box, worauf es am Ende nur noch für Rang 10 reichte.

Die Solitude-Strecke westlich von Stuttgart – sie brachte Krumpholz 1954 trotz guter Leistung in diesem Jahr wenig Glück.

Würdiger Saisonabschluss 1954

Beim Eilenriede Rennen war die NSU-Elite mit am Start, angeführt vom starken Österreicher Rupert Hollaus. Dieser sollte keine Woche später der erste posthume Weltmeister für die Alpenrepublik werden, als er im Trianing zum Saisonfinale 1954 im Training von Monza tödlich verunfallte. In Hannover fuhr und gewann Hollaus sein letztes Rennen, vor Teamkollege Werner Haas, H. P. Müller (alle NSU) und Karl Lottes (MV Agusta), einem weiteren Westdeutschen. Hinter ihm kreuzte Petruschke auf der IFA Re 125 die Ziellinie, zwei Positionen vor Erhart und Siggi Haas. Zwar waren die drei davor von den 3 NSU-Werksfahrern überrundet worden, doch die Ränge 5, 7 und 8 waren trotzdem ein halbwegs versöhnlicher Saisonabschluss im Nachbarland. Beim Saisonabschluss auf dem Schleizer Dreieck gewann „Petrus“ und sicherte sich damit den zweiten 125-er DDR-Titel in Folge. Zweiter wurde Fügner und Krumpholz musste sich mit Rang 4 und dem Vizemeister-Titel begnügen. Immerhin noch vor den beiden Team-Youngstern Horst Fügner und Siggi Haase.

Wichtigste Erfolge von Erhart Krumpholz von 1950 bis 1954

Weiter siehe Teil 4 der Story über Erhart Krumpholz..