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Die wichtigsten Fakten zur Karriere von Ernst Degner
Geboren in Gleiwitz (Oberschlesien, heute Gliwice in Polen) als Ernst Eugen Wotzlawek am 22. September 1931. Lehre als Kfz-Mechaniker in Caputh, südwestlich von Potsdam. Die wichtigsten Daten in Kurzform:
– 1952 erstes Motorradrennen, ab dem Jahr danach Lizenzfahrer.
– 1956 Versuchsschlosser und Werksfahrer im MZ-Rennstall Zschopau.
– Mehr als 30 Siege bei nicht zur Weltmeisterschaft zählenden Rennen.
– Bei ca. 100 Starts zu WM-Läufen etwa 30 Ausfälle mit technischen Problemen.
– 15 Grand Prix Rennsiege bei Weltmeisterschaftsläufen.
– 22 zusätzliche Podiums-Platzierungen bei Weltmeisterschaftsläufen.
– Weltmeister in der 50 cm³ Klasse 1962 für Suzuki, der erste Titel für die Japaner.
– Vizeweltmeister 1961 für MZ in der 125 cm³ Klasse.
– Zweimal WM-Dritter (1960 bis 125 cm³ und 1962 bis 50 cm³).
– Viermal WM-Vierter (1959 bis 250 cm³, 1961 bis 125 cm³, 1965 bis 50 und 125 cm³).
– Dazu 6 Top Ten Klassierungen in der Weltmeisterschafts-Endabrechnung.
– 3 schwere Unfälle (Nov-1963, Sep-1965, Okt-1966) mit gravierenden Verletzungen.
– Rücktritt aus dem 2-Rad Sport nach dem 3. schweren Unfall im Alter von erst 34 Jahren.
Mehr als nur der 50-er Weltmeister von 1962
In zahlreichen Publikationen, unter anderem auch Wikipedia, wird Degner fast nur auf die „Republik-Flucht“, den Spionagefall und seinen 50 cm³ WM-Titel von 1962 reduziert. Wer Ernst Degners Karriere jedoch genauer unter die Lupe nimmt, stellt fest wie unrecht man ihm damit tut. Er war ein ehemaliger Weltklasse-Pilot von einem Format, wie man ihn sich in jedem Land nur wünschen kann. Nur sehr wenige deutsche Fahrer haben in ihrer Karriere mehr als Ernst Degner erreicht. Gerade deshalb war es uns ein besonderes Bedürfnis, dies ein- für allemal zu belegen und klarzustellen. Degner war ein Perfektionist und von 1958 bis 1963 der mit Abstand beste deutsche Pilot in der Motorrad-Weltmeisterschaft. Wenn ihn etwas bremsen konnte, dann meist nur die damals extrem fragile Technik. Viel zu oft erreichten die Fahrer in den ersten 20 bis 30 Jahren der Weltmeisterschaft aus diesem Grund das Ziel nicht. Nur allzu häufig mussten sie mit technischen Problemen auch die Box ansteuern. Zündungs-Probleme, Kurbelwellen-Schäden und Kolbenklemmer gehörten in dieser Zeit zum Alltag für die Piloten.
Zu einigen Beschuldigungen und Unterstellungen
Der erfolgreiche MZ-Werksfahrer Heinz Rosner fand über ihn als Person und sein fahrerisches Können in einem Interview nur lobende Worte. Die Behauptungen Rosners und anderer, Degner hätte seinen WM-Titel 1961 für MZ absichtlich verpasst, konnten nie belegt werden. Genauso wenig die Unterstellung, er hätte den WM-Titel damals an die Honda-Japaner verkauft. Wenn ein leidenschaftlicher Rennfahrer wie Degner beim GP von Schweden 1961 die Boxensignale mit dem Hinweis langsamer zu fahren missachtete, ist dies absolut normal. Es gibt in den letzten Jahrzehnten unzählige ähnliche Fälle, mit analogem Verhalten, ob im Motorrad- oder Auto-Rennsport. Welcher Racer will schon nicht gewinnen, wenn er spürt, dass er es draufhat? Als unbestritten gelten auch seine Bemühungen, sich im letzten GP der Saison nach seiner Flucht in den Westen den WM-Titel doch noch zu sichern.
DDR-Flucht – gerechtfertigt oder nicht?
Zur Flucht aus der DDR hatten Ernst und seine Familie, wie so viele in der damaligen Zeit, sehr viele Gründe. Man vergisst gerne, dass durch den Mauerbau Degners WM-Chancen für Jahre auf null gesunken wären. In der Folgezeit durften DDR-Bürger in Nato-Staaten gar nicht mehr einreisen und dort fanden fast sämtliche Rennen zur Weltmeisterschaft statt. Wäre er in Ostdeutschland geblieben, hätte er sich damit eigentlich nur selbst bestraft und seiner Rennfahrer-Karriere zudem nachhaltig geschadet. Wohl niemand hätte an seiner Stelle gerne jahrelang zugeschaut, wie seine Rennfahrer-Kollegen aus dem Ausland um Siege fuhren und in Saus und Braus lebten. Degner hingegen sah nichts von den Sieg-Prämien und Startgeldern, alles ging an das Team und die Partei. Darüber hinaus war er zum Amateur gestempelt. Sein Alltag im Arbeiter- und Bauernstaat, mit Ausnahme der Renn-Wochenenden, war nahe dem eines ganz normalen Werktätigen bei MZ. Auch seine Frau arbeitete in dieser Firma in Zschopau, südöstlich von Chemnitz (von 1953 bis 1990 Karl-Marx-Stadt).
Die wichtigsten Erfolge in Ernst Degners Karriere
Während über 5 Jahren gab es von 1957 bis 1962 keinen deutschen Fahrer, der auch nur annähernd an die Erfolge von Degner herankam. Die nachfolgenden Daten sind Beleg dafür und stellen dies mehr als eindrücklich unter Beweis. Aufgeführt sind hierbei nur die wichtigsten Siege seiner Karriere, in Fettschrift die Resultate bei Grand Prix Rennen mit WM-Status. Dazu kursiv und in blauer Schrift die Top sechs Klassierungen, für welche man damals WM-Zähler erhielt. Bei sämtlichen nicht kursiv geschriebenen Resultaten handelt es sich somit um Siege. Aufgeführt sind hierbei nur international besetzte Rennen. Durch seine schweren Sturzverletzungen Ende der Jahre 1963 und 1965 kostete Ernst die Regenerationszeit fast die komplette Folgesaison. In beiden Fällen kehrte er nach über halbjähriger Leidenszeit auf sein Bike zurück und war auf Anhieb wieder erfolgreich.
Dokumentarfilm zum Fall Degner & MZ 1961
Hier der Link zu einem 30-minütigen Dokumentarfilm über Ernst Degner und die Trennung von MZ. Es enthält nebst Rennszenen unter anderem Interviews mit ihm selbst und Heinz Rosner, sowie weiteren Zeitzeugen oder deren Nachfahren: https://archive.org/details/DDR_Ernst-Degner_MZ_Der-gestohlene-Rekord_ARD_2018
Ernst Degners WM-Bilanz im Vergleich
Wenn man sich die Bilanz des 50 cm³ Weltmeisters von 1962 im Vergleich mit anderen deutschen und (mehr oder minder) deutsch-sprachigen Fahrern ansieht, steht Degner mehr als gut da. Unter Berücksichtigung der hohen Ausfallquote von rund 30 Prozent in den ersten 3 Jahrzehnten der Weltmeisterschaft gilt dies erst recht. Bis auf den Österreicher Gustl „Tut-anch“ Auinger, Horst Fügner, Heinz Rosner und Ernst Degner waren sämtliche anderen aufgeführten Fahrer Profis. Zumindest gilt dies bei den anderen Piloten für einen wesentlichen Teil ihrer Karriere. Bis auf den gebürtigen Deutschen Stefan Dörflinger (er fuhr mit einer Schweizer Lizenz, da er dort lebte) haben nur gerade Toni Mang als bester deutscher Fahrer der Geschichte, Ralf Waldmann und Tom Lüthi mehr Siege als Ernst auf dem Konto. Die beste Sieges-Quote erreichte der viel zu früh verstorbene Rupert Hollaus aus Österreich. Nach seinem tödlichen Sturz in Monza wurde er posthum zum Weltmeister erklärt. Zu seinem Andenken fand bereits ab 1955 das Rupert Hollaus Gedächtnisrennen bei der Autobahn-Anschlussstelle Salzburg Mitte statt. Dieses als GP von Österreich ausgetragene Rennen bei Salzburg-Liefering konnte Ernst Degner in den Jahren 1960 und 1961 in gleich zwei Klassen (125 cm³ und 250 cm³) auf MZ für sich entscheiden. Erst ab 1971 wurde die Veranstaltung auf dem Salzburgring ausgetragen und zählte ab dann zur Weltmeisterschaft.
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