Dies dürfte das Ende der Titelverteidigung von Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) bedeuten – mit seinem Crash in Turn 15 verlor er die Chance, sich wieder in der WM näher an den WM-Leader heranzukämpfen.

Jonathan Rea mit schwerem Crash – Toprak siegt im „Marquez-Style“

Ganze 20 Mal stand der amtierende Weltmeister auf dem Autodromo do Algarve bereits auf dem Podium. Dazu war der Nord-Ire hier bereits zwölfmal siegreich gewesen. Nach dem Start war zuerst Toprak vorne, aber Rea ging danach innen vorbei, um bei Kurve 5 innen wieder den Türken vorbeilassen zu müssen. Razgatlioglu hatte den Kawasaki Piloten dabei unsanft nach aussen gedrängt, aber dieser blieb ihm danach dicht auf den Fersen. In der zweiten Runde wiederholte sich das Spiel, aber diesmal rempelte Toprak den Rekordweltmeister unsanft. Dicht dahinter Scott Redding gefolgt von Haslam, Rinaldi, Locatelli, Gerlof, Baz, Bautista und Laverty, der seinen BMW Teamkollegen van der Mark damit aus den Top Ten verdrängt hatte. Wenig später wiederholte sich das Spiel an der Spitze, doch auf der langen Geraden ging danach Redding an den beiden Streithähnen vorbei und Rea bog nur als dritter in die erste Kurve.

Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha with BRIXX) kurz vor dem Start zum ersten Lauf – dabei machte sich der Türke ganz bestimmt durch seine rücksichtslose Fahrweise im „Marquez-Style“ keine neuen Freunde unter seinen Gegnern. Wie beim Katalanen schaut die FIM bei derartigen Aktionen aber offenbar einfach weg, solange es keine Verletzten oder Toten gibt.

Beinharter Dreikampf mit dem vorzeitigen Aus für Johnny Rea
Immer wieder zeigte das Kawasaki Ass, dass er in den Kurven einen Tick schneller war als seine beiden Kontrahenten. Doch dann passierte ein weiteres Drama für den 6-fachen Serienweltmeister in dieser desaströsen Saison. Während dies die Vorentscheidung im Titelkampf bedeuten dürfte, kämpften Redding und Razgatlioglu an der Spitze einsam ihren Kampf um den Sieg, der nun zum Zweikampf reduziert war. Zwölf Runden vor Schluss verlor Leon Haslam dabei in einer Runde drei Positionen, nachdem der Engländer von Rinaldi, Baz und danach HRC Honda Teamkollege Alvaro Bautista vom provisorischen Podium verdrängt wurde. Dahinter lauerten Locatelli und van der Mark, dessen BMW Kollege Laverty zwischenzeitlich auch noch von Gerloff, Bassani und Mercado geschnappt worden war. Damit lag der Nord-Ire nur noch auf P12 vor Ponsson, Viñales, Nozane und Cavalieri. Als noch sechs Runden zu fahren waren, kam es zu einer Berührung zwischen Locatelli und „Magic Michael“, bei welcher sie gleichzeitig stürzten. Der Niederländer war derart ausser sich, dass er den Italiener danach im Vorbeigehen zu seinem Bike heftig anrempelte, was eine Strafe nach sich ziehen dürfte.

Ein am Boden zerstörter Rekordweltmeister verbirgt sein Gesicht in den Händen – durch das von der FIM äusserst unfair gehandhabte Drehzahl-Limit für die neue Kawasaki Ninja musste der amtierende Weltmeister bedrängt von Razgatlioglu und Redding zu oft ans Limit und zahlte dafür einen hohen Preis.

Desaster für Rabat und Folger
Der Ersatz für den verletzten Lucas Mahias machte auf der Puccetti Kawasaki keine wirklich gute Figur. Tito Rabat lag bei Rennhälfte an drittletzter Position vor Loris Cresson und Jonas Folger. Der deutsche BMW Privatpilot fährt in Portugal seine womöglich letzte WM-Runde in der WorldSBK. Sein Team hatte bereits bekannt gegeben, auf die Teilnahme der Übersee-Rennen in Argentinien und Indonesien zu verzichten. Hauptgrund dafür sind die desolaten Ergebnisse mit einem Fahrer, der vor vier Jahren für Yamaha in der MotoGP noch auf dem Podest gestanden war. Danach kam noch vor Saisonende der herbe Rückschlag mit einem Burn-out, wonach zwei Jahre später der mühselige Weg zurück in die Weltmeisterschaft begann. Gut möglich, dass wir den Mann aus Bayern nächste Saison bei einem weiteren Versuch in der WorldSSP 600 sehen werden. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch zumindest sehr gross, dass er nie mehr in der WSBK antreten wird.

Jonas Folger (Bonovo Action BMW) holte als zweitletzter dank den vielen Stürzen vor ihm liegender Piloten am Ende noch einen WM-Punkt, aber die Freude darüber dürfte nach seinem drittletzten WSBK-Rennen verhalten gewesen sein.

Der Kampf um Sieg und Podium
Toprak und Scott schenkten sich an der Spitze keinen Zentimeter. Die Führung zwischen den beiden wechselte immer wieder und zwei Runden vor Schluss hatte der Türke dabei die Nase vorne. Redding kam danach auch auf der langen Geraden nicht vorbei, was eine Vorentscheidung bedeutete. Dahinter kämpften Bautista und Baz um den dritten Platz. Es war Razgatlioglu, der mit einem hart erkämpften Sieg die oberste Stufe des Podests erkämpfte. Dahinter war wie vor ihm Johnny Rea auch der HRC Honda Pilot in der letzten Kurve noch mit einem Crash ausgeschieden. Damit holte Loris Baz als Ersatz für den seit seinem Barcelona Sturz verletzten Chaz Davies ein weiteres Podium für GoEleven Ducati. Mit Rang vier hielt sich Aruba.it Ducati Pilot Michael Ruben Rinaldi schadlos, der Leon Haslam auf der besten Honda und Yamaha Ass Garrett Gerloff damit knapp hinter sich lassen konnte. Die ersten Zehn komplettierten Axel Bassani (Barni Ducati), Tati Mercado (MIE Honda), Eugene Laverty (BMW) und Christophe Ponsson auf der Gil Motor Sport-Yamaha.

Der Crash von Andrea Locatelli (Yamaha, vorne) und Michael van der Mark (BMW) bei ihrem gleichzeitigen Ausscheiden am Boden, wonach der Niederländer die Schuld klar beim Italiener sah.

Das erste Rennen von Portimão in Zahlen

Die Interviews nach dem Rennen
Loris Baz war natürlich überglücklich mit seinem Podium. Er habe gesehen, dass Bautista mit seinem Vorderreifen am Limit gewesen sei und damit hätte er versucht, den Spanier unter Druck zu setzen. Natürlich tue ihm der Sturz von Alvaro leid, aber auf der anderen Seite sei er natürlich glücklich, für das Team auf dem Podest zu stehen. Redding sprach von einem guten Rennen. Aber nicht zum ersten Mal in dieser Saison bezichtigte er Razgatlioglu einer absichtlich unfairen Fahrweise. Der Engländer sei mit Platz zwei soweit einverstanden, doch vielleicht müsse er mal mit einer ähnlich rücksichtslosen Taktik zurückschlagen. Toprak war sehr glücklich und er betonte, auch Rea sei vor seinem Crash sehr stark gewesen. Er hätte danach natürlich versucht, den Sieg zu holen und nun freue er sich auf den Sonntag.

Das Podium mit etwas überraschender Besetzung, nachdem kein Mann in Grün dabei vertreten ist und auch keine gute Stimmung herrschte, nachdem Redding (dritter von links) den Mann auf P1 hart kritisierte und Baz auf P3 dabei vom Sturz des bis zur letzten Kurve vor ihm liegenden Bautista profitiert hatte.

Der Autodromo do Algarve

WM-Stand nach dem ersten Rennen in Portugal

Alles sieht danach aus, als hätte der erste Lauf von Portimão nun bereits die Vorentscheidung im Titelkampf gebracht. Statt 20 Punkte fehlen dem amtierenden Weltmeister auf den WM-Leader nun deren 45 und Redding kann höchstens noch mit dem Nord-Iren um die Vizemeisterschaft kämpfen. Durch sein Forfait für das Rennwochenende verliert auch dessen KRT Kawasaki Teamkollege für sich und sein Team wertvolle Zähler. Damit ist fast sicher, dass die Grünen weder den Fahrer- noch den Herstellertitel aus dem Vorjahr werden verteidigen können. Ohne seinen Sturz wäre Alvaro Bautista eine Position weiter vorne anzutreffen und sässe dem punktelosen van der Mark im Genick. Aber der siebte Zwischenrang ist für den WM-Fünften nebst seinem Crash auch so ein Desaster. Der Mann aus Gouda hat jedoch die Chance, sich am Sonntag Position 6 anstelle des aussetzenden Alex Lowes zu erkämpfen.

P, Rider, Points, Bike
1. TOPRAK RAZGATLIOGLU 474 YAMAHA
2. JONATHAN REA 429 KAWASAKI
3. SCOTT REDDING 395 DUCATI
4. MICHAEL RUBEN RINALDI 240 DUCATI
5. ANDREA LOCATELLI 227 YAMAHA
6. ALEX LOWES 199 KAWASAKI
7. MICHAEL VAN DER MARK 189 BMW
8. GARRETT GERLOFF 180 YAMAHA
9. ALVARO BAUTISTA 169 HONDA
10. TOM SYKES 167 BMW
11. AXEL BASSANI 159 DUCATI
12. CHAZ DAVIES 120 DUCATI
13. LEON HASLAM 115 HONDA
14. KOHTA NOZANE 48 YAMAHA
15. LUCAS MAHIAS 44 KAWASAKI
16. TITO RABAT 41 KAWASAKI
17. LORIS BAZ 33 DUCATI
18. EUGENE LAVERTY 30 BMW
19. CHRISTOPHE PONSSON 29 YAMAHA
20. ISAAC VINALES 28 KAWASAKI
21. JONAS FOLGER 20 BMW
22. LEANDRO MERCADO 20 HONDA
23. SAMUELE CAVALIERI 10 DUCATI
24. MARVIN FRITZ 6 YAMAHA
25. LORIS CRESSON 3 KAWASAKI
26. ANDREA MANTOVANI 2 KAWASAKI
27. LUKE MOSSEY 2 KAWASAKI

Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) in seiner Konzentrationsphase kurz vor dem Start – vor fast leerer Tribüne des Autodromo do Algarve – es sollte eines der schlimmsten Rennen seiner langen Karriere werden.

Der Zeitplan für die portugiesische Runde in Portimao

>WSBK Portimão Vorschau siehe separaten Bericht auf dieser Seite.

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