Jack Miller (Ducati Lenovo) und sein Blick zurück – ab nun kann er nach seinem ersten Sieg der Saison wieder nach vorne blicken und auf eine Fortsetzung seines Erfolgs in Andalusien hoffen. Im Vorjahr schied der Australier in Le Mans in hoffnungsvoller Position mit einem technischen Problem aus.

Yamaha verpasst den 4. Sieg in Folge nur mit Pech und Jack is back

Neu liegt eine Ducati in der WM vorne, nachdem Pecco Bagnaia in Jerez de la Frontera zweiter wurde. Auf den ersten Blick war es ein absoluter Triumph für Ducati mit dem ersten Doppelsieg der Saison. Bevor man aber von einer Wachablösung an der Spitze spricht, sollte man den Rennverlauf nochmals näher beleuchten. Fabio Quartararo war als Polesetter zwar nur auf P4 aus der ersten Kurve gekommen, aber danach blies er zum Angriff. Bis zur Halbzeit des Rennens lag er bereits mit sicherem Vorsprung auf Miller an der Spitze. Dahinter hatte Franco Morbidelli einen Rückstand zum Australier, der auf beinahe 2 Sekunden angewachsen war, bevor sich schlagartig alles änderte.

Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) bei einem „Stoppie“ in der Boxenausfahrt am Samstag – der Franzose ging voller Selbstvertrauen am Sonntag ins Rennen und nur körperliche Probleme konnten ihn am Ende bremsen.

Die Entscheidung kam durch Arm-Pump Probleme
Nur weil Quartararo immer langsamer wurde, konnte Jack aufholen und am Franzosen vorbeigehen. Dieser fiel am Ende bis auf Platz 13 zurück und wäre unbestritten verdienter Sieger des GP von Spanien geworden. Trotzdem gönnen es Miller alle und dem ist nichts entgegenzusetzen. Aber die Entscheidung kam durch Arm-Pump Probleme des Franzosen, welcher dadurch letztlich keine Chance hatte, seine Führung ins Ziel zu bringen. Nun wird entschieden, ob und wann sich Fabio operieren lassen wird, um in Le Mans wieder vorne mitwirken zu können. Nachfolgend das Resultat von Jerez mit vielen Überraschungen.

Das starke Comeback von Takaaki Nakagami

Dem schnellen Japaner gelang nach Platz 10 beim Grand Prix von Portugal ein sensationell starkes Comeback. Bei all dem Wirbel, der um Marc Marquez in Portimão gemacht wurde, war sein Resultat damals völlig untergegangen. Dabei hatte sich Takaaki dort tapfer durchgebissen und einen 10. Platz geholt, obwohl bis kurz vor dem Rennen noch gar nicht klar gewesen war, ob er überhaupt fahren könne. Bei einem fürchterlichen Sturz auf der Start-Ziel-Gerade musste er am Samstag anschließend ins Medical Center, wurde kurz durchgecheckt und fuhr danach sogar wieder. Auf das Qualifying verzichtete Nakagami danach aber dann. Nun war er in Jerez mit Abstand stärkster Honda Fahrer und stellte die beiden Werksteam-Kollegen damit völlig in den Schatten. Diese Aussage bezieht sich jedoch nur auf seine Leistung, es werden trotzdem wieder fast alle nur auf Marquez schauen, obwohl der tapfere Samurai viel besser als dieser war.

Takaaki Nakagami (LCR Honda Idemitsu) – in Jerez de la Frontera nur knapp am Podium vorbei und sämtliche anderen Honda Fahrer förmlich deklassiert, aber viele sehen leider dabei gar nicht, wie sensationell stark seine Leistung dabei war.

Erneut sehr stark: Aleix Espargaró und Morbido

Solange er nicht gewinnt, gilt für den Aprilia Piloten exakt dasselbe wie für Nakagami. Kaum einer nimmt meist Notiz von seiner Leistung und würdigt sie entsprechend, vor allem die Mehrheit der Journalisten nicht. Dabei liegt der Katalane in der WM vor beiden KTM und Honda Werksfahrern und mit Alex Rins einem der Suzuki Asse. Übrigens gab auch der Bruder von Honda Werksfahrer Pol zu Protokoll, er leide an Arm-Pump. Am Montag wolle er auf die Tests in Jerez verzichten und sich untersuchen lassen. Platz 4 hatte er laut eigener Aussage nur mit viel Pech an Nakagami und Mir verloren. Genauso wie Aleix Espargaró und der Japaner ist auch Morbido der von den Schreiberlingen am häufigsten gemobbte Fahrer in der MotoGP. Dem Italiener kann dies jedoch egal sein, solange er so gut unterwegs ist wie in Andalusien. Diesmal rettete er mal wieder die Ehre von Yamaha und fuhr statt Quartararo aufs Podium, während Maverick Viñales nicht über P7 hinauskam.

Aleix Espargaró (Aprilia Racing Team Gresini) war mit Platz 6 erneut besser als Marquez, Viñales und viele weiteren Werksfahrer wesentlich Finanz-kräftigerer Teams. Für Platz 4 fehlte nur wenig und es war der knappste Abstand auf den Sieger in der Geschichte von Aprilia.

Suzuki mit wenig Licht und viel Schatten
Platz 5 von Joan Mir war nicht, was er und sein Team sich vom GP von Spanien im Vorfeld erhofft hatten. Noch schlimmer lief es aber für Alex Rins nach dem zweiten Sturz in Folge. Zu behaupten, bei Suzuki sei der Wurm drin, wäre absolut verfehlt. Trotzdem zeigte das Rennen auf dem Circuito de Jerez, dass für die Suzuki Truppe die Bäume derzeit alles andere als in den Himmel wachsen. Im ersten Corona-Jahr war Mir trotz zwei Ausfällen in den ersten drei Rennen noch Weltmeister geworden. Es ist jedoch fraglich, ob der Titelverteidiger mit bisher nur einem Podium wirklich zu den Mitfavoriten auf den diesjährigen Titel zählt. Ohne Quartararos Pech wäre er lediglich sechster geworden, das ist kein Versprechen für die nahe Zukunft. In Le Mans muss eine Steigerung gelingen. Der GP von Frankreich war jedoch bei den Rennen im Vorjahr, bei welchen er die Zielflagge sah, sein damals schwächstes der Saison gewesen.

Joan Mir (Suzuki Ecstar) – der amtierende Weltmeister hatte keinen Saisonstart wie erhofft. Langsam wächst der Druck, will er an seine sensationell konstante Leistung im Vorjahr anschliessen.

Johann Zarco – vom WM-Leader zum Pechvogel
Sein Sturz in Portugal war die Folge eines Problems mit der Schaltung, wie nach dem Sturz auf dem Autodromo do Algarve bekannt wurde. Der schnelle Franzose fuhr in Jerez ein gutes Rennen, aber sein Problem war der Start. Statt von der Stärke seiner Ducati bis zur ersten Kurve zu profitieren, fiel er von P6 anfänglich 5 Positionen zurück. Wenn man nicht ein zweites Mal nacheinander im Rennen stürzen will, ist es eine Gratwanderung, nach vorne zu kommen. Dies bewies der Crash von Alex Marquez und Alex Rins im GP von Spanien. Obwohl im Ziel nur 7,161 Sekunden hinter Markenkollege Miller als Sieger, reichte es am Ende nur für Platz 8. Einziger Trost dabei, wie für seinen Landsmann Quartararo, ist die immer noch hervorragende Position im WM-Zwischenklassement. Als WM-Fünfter fehlen Zarco zu Position 3 von Viñales winzige 2 Punkte und die Saison ist noch lang.

Johann Zarco (Pramac Racing Ducati) vor dem Start zum Grand Prix von Spanien in Andalusien – ein schlechter Start sorgte für ein mühsames Rennen, das am Ende mit Platz 8 nur spärlich belohnt wurde.

Die größten Verlierer: Die Brüder Marquez und Valentino Rossi

Während Alex Marquez bereits in der Startrunde stürzte, blieb sein Bruder wenigstens sitzen. Aber ein neunter Platz ist nicht das, was er seinen Fans versprach, als er Ende Juli 2020 auf das 2. Rennen verzichten musste. Damals gab der 6-fache Weltmeister noch zu Protokoll, er werde stärker denn je zurückkommen. Wieso es danach Kommentatoren gibt, die einen Rückstand von über 10 Sekunden auf den Sieger als starke Leistung des Spaniers schildern, ist nur schwer nachvollziehbar. Er verzichtete zwar im Gegensatz zu seinem Comeback-Wochenende in Portugal diesmal auf theatralische Verrenkungen und Arm-Übungen, aber schönreden kann man sein Resultat unmöglich. Zumindest gemessen an seinen früheren Leistungen waren Qualifying und Rennen ein absolutes Debakel. Dies gilt genauso für seinen früheren Erzrivalen Valentino Rossi, der auch im 4. Grand Prix der Saison nur ein Schatten seiner selbst war.

Valentino Rossi (Petronas Yamaha SRT) vor dem Start – der Altmeister wirkte noch nie derart desillusioniert, wie in diesem Jahr und verpasste nach dem Sturz beim Grand Prix von Portugal die Punkteränge erneut. Im Vorjahr hatte er in Jerez noch sein bisher letztes Podium geholt, der Publikumsliebling ist am absoluten Tiefpunkt seiner Karriere.
Marc Marquez nach seinem Crash im Warm-Up am Sonntagmorgen vor seiner am Boden liegenden Repsol Honda. Wer wie kürzlich Bradl weiterhin behauptet, der Weltmeister von 2019 werde in diesem Jahr noch um den Titel kämpfen, riskiert sich damit zum Gespött der Leute zu machen.

Die einzigen Verlierer unter den Teams: KTM

Als Brad Binder nach wenigen Runden stürzte, hatten die Orangen immer noch 3 Fahrer im Rennen. Aber mit Miguel Oliveira sah der beste von ihnen nur auf Platz 11 die Zielflagge. Auch die 2 Punkte von Petrux und einer von Lecuona können nicht darüber hinwegtäuschen, dass KTM komplett in der Misere steckt. Man muss dazu noch wissen, dass Dani Pedrosa dauernd am Testen war, selbst während dem Losail Wochenende sogar in Jerez, wo sie trotzdem derart scheiterten. Es lässt sich mittlerweile kaum mehr leugnen, dass einzig deren Concession-Status und Testvorteil noch im Vorjahr für ein Zwischenhoch gesorgt hatte. Mittlerweile sind sie bis Aprilia mit gleichlangen Spiessen versehen wie die restlichen Teams und dadurch wieder zu Hinterbänklern geworden, die sich davor bereits waren. Offensichtlich fehlt an sämtlichen Ecken und Enden ein erfahrener Pilot wie Pol Espargaró, der sie aus dieser Bredouille wieder befreit. Danilo Petrucci ist eindeutig nicht der Mann dafür, wie es scheint.

Miguel Oliveira (Red Bull KTM) – im Vorjahr Sieger bei seinem Heimrennen und 2021 gestürzt, sucht der Portugiese nach dem Anschluss an die Spitze. Mit beinahe 15 Sekunden Rückstand auf den Sieger hat er die Lösung dafür eindeutig noch nicht gefunden.

Stand in der Weltmeisterschaft in allen Klassen nach Runde 4

Marc Marquez auf allen Vieren vor seiner völlig zerstörten Repsol Honda am Samstagmorgen im FP3 – der Weltmeister machte in Jerez dort weiter, wo er im Vorjahr aufgehört hatte. Beim Versuch zu forcieren überschritt er sein Limit in Jerez de la Frontera auch am Sonntag wieder und als neunter im Rennen und WM-Fünfzehnter setzte es nach P7 in Portugal einen Rückschlag für den Katalanen ab.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).