Johann Zarco (Pramac Ducati) – wir hatten bei der ganzen Euphorie um Miller und Bagnaia davor gewarnt, den Franzosen nicht zu unterschätzen. Das letzte Mal am Freitagabend und am Sonntag war er im Rennen der beste Ducati Fahrer, schlug die beiden und holte sensationell Platz zwei.

Viñales siegt vor Zarco auf der besten Ducati

Während fast alle vor dem Saisonauftakt in Losail nur von Miller und Bagnaia sprachen, warnten wir davon, deren französischen Ducati Markenkollegen und die Yamahas nicht zu unterschätzen. Zuletzt am Tag vor dem Rennen, siehe auf dieser Seite im Bericht „Fazit Tag 2 Losail GP 1“. Am Ende sollten damit vollkommen recht behalten. Nach einer anfänglichen vierfach-Führung von Ducati ab der ersten Kurve fiel der hochgehandelte Jack Miller prompt immer weiter zurück. Bereits nach wenigen Runden erwies sich Johann Zarco als stärker und der Franzose ging auf der Kunden Ducati von Pramac Racing am Australier vorbei und machte sich auf die Verfolgung des führenden Bagnaia.. Es war in der zweiten Rennhälfte Maverick Viñales, der das Geschehen begann zu dominieren. Wie er später zu Protokoll gab, versuchte sich der Katalane nicht nervös machen zu lassen und das Rennen zu kontrollieren. Dabei ging es insbesondere auch darum, mit seinen Reifen zu haushalten und dies zahlte sich am Ende aus. Zum detaillierten Rennverlauf siehe in unserem Bericht „Losail-Blog – das erste Rennen“. Wenn alle Rennen so spannend werden, dürfen sich die Fans noch auf viel Abwechslung freuen. Die ersten vier lagen innerhalb von 1,222 Sekunden und auch Alex Rins auf P6 hatte weniger als dreieinhalb Sekunden Rückstand auf den Sieger.

Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha) war nicht nur der stärkste Yamaha Fahrer, sondern am ersten GP Wochenende der Mann, der sich sein Rennen offenbar absolut perfekt und am besten von allen eingeteilt hatte.

Die wichtigsten Stimmen nach dem Rennen

Sieger Maverick Viñales:Ich war froh, mich zurück kämpfen zu können. Das wichtigste vor allem  ist aber, die Yamaha ist zurück. Wir müssen zwar noch am Start arbeiten, aber die alten Stärken sind wieder da. Corner-Speed war immer einer unserer wichtigsten Trümpfe und dies haben wir nun wieder in der Hand. Ich hatte auch ein sehr gutes Gefühl für die Front. Es sieht derzeit so aus, als sind wir nun wirklich auch wieder im Rennen stark. Cal (Crutchlow) hat einen ähnlichen Fahrstil wie ich und half sehr gut mit, das Bike weiter zu entwickeln Der Kurvenspeed war grandios, aber den Start müssen wir natürlich unbedingt verbessern. Auf die Frage, wer über die ganze Saison stark sein wird und am Ende den Titel holt, machen wir uns noch gar keine Gedanken.“

Maverick Viñales übte Starts ohne Ende und am Ende lag er nach wenigen Kurven doch nur noch auf P6 – daran will der Sieger mit Yamaha arbeiten, nachdem sogar Jorge Martin auf der Pramac Ducati von Startplatz 14 noch vor Kurve 1 an seinem Landsmann vorbeigegangen war.

Johann Zarco – bester Ducati Fahrer auf P2: Ja, dies war ein wunderschöner Sonntag und vieles lief so, wie wir es uns erhofft hatten. Vom Start weg war es sehr gut und gleich 3 Positionen zu gweinnen war natürlich ideal. Ich versuchte Bagnaia zu folgen und später Vinales, doch da waren meine Reifen bereits am Ende. Mir konnte ich, nachdem ich von ihm kurz vor der letzten Kurve noch überholt hatte, dank meinem starken Motor auf der Geraden wieder einfangen. In der letzten Kurve wusste ich gar nicht richtig, wer wo ist und Mir ging ein wenig weit. So konnte ich zum Glück auch Pecco hinter mit halten. Wir haben das  Gefühl, über ein gutes Paket zu verfügen und müssen probieren, an jedem Wochenende das Optimum zu holen. In den letzten 6 Runden brauche ich noch etwas mehr Reserve, um so forcieren zu können wie Maverick, an Power fehlte es mir auf jeden Fall nicht.“ (den letzten Teil des Satzes mit einem breiten Grinsen im Gesicht, nach seinem Top-Speed Weltrekord am Samstag).

Johann Zarco (Pramac Ducati) – der Wüstenfuchs und Speed-König von Katar schlug beide Ducati-Werksfahrer beim Saisonauftakt und machte alles richtig. Viele hatten offenbar bereits wieder vergessen, wie stark er in Losail bereits in seinem allerersten Rennen als Rookie war. Startplatz 4 und die Führung im Rennen während 6 Runden, bevor er durch Sturz ausschied.

Francesco „Pecco“ Bagnaia nach P3: Nach einer schwierigen Saison mit vielen Rückschlägen war es dieses Jahr wichtig, gut zu starten. Dies ist mir gelungen und ich bin glücklich, dass es funktioniert hat. Nun haben wir nochmals ein Rennen hier und müssen die Daten analysieren, um uns für das zweite Wochenende zu verbessern. Ich bin sicher, wir können uns beim nächsten Rennen auch für die zweite Rennhälfte verbessern. Ich hatte nicht damit gerechnet, die Grip-Probleme hinten zu bekommen, wie ich sie am Rennsonntag erlebte.  Aber die Bedingungen hatten sich gegenüber den Tagen davor geändert. Aber unter dem Strich habe ich ein Podium und wir müssen damit zufrieden sein. In der letzten Kurve des Rennens lief alles optimal und ich konnte Johann (Zarco) folgen, um Joan (Mir) vor dem Ziel noch einzuholen. Nachdem ich zu Beginn lange Zeit führte, war mir natürlich wichtig, es doch noch aufs Podest zu schaffen.“

Francesco „Pecco“ Bagnaia (Ducati Lenovo) – anfänglich wie der sichere Sieger in Führung, wurde er in der Schlussphase des Rennens nacheinander von Viñales, Zarco und Mir überholt und dank der Hilfe vom Markenkollegen aus Frankreich am Ende doch noch hauchdünn dritter vor dem amtierenden Weltmeister auf der Suzuki.

Die Verlierer – allen voran KTM mit nur 2 von 4 Fahrern in den Punkterängen

Nach den vollmundigen Sprüchen im Vorjahr wurde es bei den Orangen merklich leiser. Ohne Pol Espargaró und ihren Testvorteil im Vorjahr sind die Österreicher wieder brutal auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Bereits in der zweiten Kurve lag mit Danilo Petrucci der Mann am Boden, welcher im Vorfeld geäußert hatte, sein Ziel sei bester KTM Fahrer zu werden. Sie versuchen derzeit lieben mit dummen Sprüchen versuchen zu glänzen. So beispielsweise deren Motorsportchef Pit Beirer, als er ironisch bemerkte, keinen Fahrer nicht im Top 3 Interview dabei zu haben. Doch gleichzeitig behauptete er vor dem Rennen auch noch ernsthaft, ihr Lichtblick sei der Rennspeed. Daran mussten wir beim Rennen denken, als Miguel Oliveira als einziger der Orangen anfänglich noch unter den ersten zehn, im Lauf des Rennens aus den Top Ten fiel. Am Ende blamierte selbst Rookie Enea Bastianini die gesamte KTM Truppe sogar noch mit einem sensationellen zehnten Platz, während Oliveira und Binder als einzige Fahrer für die Österreicher zusammen nur kümmerliche 5 Punkte holten.

Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) vor den KTM Fahrern Oliveira und Petrucci – auch der Franzose strauchelte im Rennen leicht, nachdem er zwischendurch noch auf P3 gelegen hatte, Aber im Gegensatz zu den Orangen fiel er nicht und schaffte mit Platz 5 einen soliden Saisonstart. Wir befürchteten bereits vor dem Rennen, dass er einen falschen Vorderreifen gewählt hatte und lagen damit womöglich gar nicht so falsch.

Yamaha – trotz viel Licht auch überraschend starker Schatten

Der Absturz von Vizeweltmeister Franco Morbidelli kam überraschend. Während Pramac Ducati Rookie Jorge Martin von Startplatz 14 aus bis vor der ersten Kurve auf P4 geschossen war, ging es für Morbido weit nach hinten. Von Position 7 ins Rennen gestartet kehrte der Italiener nur als sechzehnte aus der ersten Runde zurück. Er fiel wenig später gar auf die zweitletzte Position zurück, auf welcher er auch bis ins Ziel hängen blieb. Sein Petronas Yamaha SRT Teamkollege Valentino Rossi hingegen sah zu Beginn stark aus. Der Altmeister hatte zwar nach dem Start 3 Positionen verloren, aber anfänglich sah es ganz danach aus, als könne er an der Spitzengruppe dranbleiben. Doch danach fiel er im Lauf des Rennens immer weiter zurück und wurde mit Rang 12, noch knapp hinter Honda Test- und Ersatzfahrer Bradl für seinen Einsatz nur schlecht belohnt. Mit Startplatz 4 nur vier Punkte für sich und das erfolgsverwöhnte Malaysische Yamaha Privatteam zu holen, war schlicht enttäuschend. Seit Spielberg 2 im Vorjahr das schlechteste Resultat für die zweitbeste Mannschaft von 2020 der MotoGP hinter Suzuki Ecstar.

Valentino Rossi (rechts im Bild) mit Vorjahres-Teamkollege Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha) im Arm und daneben dessen neuer Teamkollege Fabio Quartararo. Während das Werksteam nach Runde 1 auf dem ersten Platz der Mannschaftswertung liegt, ist die Truppe mit Morbido und Rossi auf dem drittletzten Zwischenrang.

Suzuki und die lange Gerade – Joan Mir und Alex Rins nur knapp entzaubert

Bis zur siebtletzten Runde sah vieles danach aus, als sei der vorwärtsdrang von Alex Rins nicht zu stoppen. Nach der ersten Runde nur auf P9 liegend war der „Inspektor Gadget“ der MotoGP auf Position 4 zu finden. Doch im Finale konnte der sympathische Suzuki Pilot nicht mehr zulegen. Sein Teamkollege Joan Mir war in der Schlussphase des Rennens einen Tick schneller und bog auf P2 liegend in die letzte Kurve ein. Kurz davor hatte er Johann Zarco überholt, doch er erwischte die letzte und 16. Ecke nicht optimal. Darauf zog nicht nur der Franzose, sondern in dessen Windschatten auch gleich noch Pecco Bagnaia an ihm auf der langen Geraden vor der Ziellinie vorbei. Als vierter verpasste der amtierende Weltmeister das Podium nur um einen Wimpernschlag und Rins wurde hinter Quartararo guter sechster. Kein Auftakt nach Maß für das beste Team des Vorjahres, aber ihre Strecken werden diese Saison definitiv noch kommen. Losail scheint für die Suzukis kein bevorzugtes Territorium zu sein.

Joan Mir (Suzuki Ecstar) – als zweiter auf die Zielgerade eingebogen und auf Platz 4 die Zielflagge gesehen, der amtierende Weltmeister konnte sich nicht vorwerfen, nicht alles probiert zu haben. Doch wie bei Teamkollege Alex Rins ging es am Ende nicht ganz auf.

Aprilia – erfolgreiche (beinahe) One-Man-Show dank Aleix

Für den älteren der beiden „Spargelbrüder“ war es trotz Rang 7 definitiv nicht leicht, sich nach dem Rennen restlos zufrieden zu geben. Wir hatten während dem Rennen in unserem Live-Blog noch wenige Runden vor Schluss betont, dass selbst das Podium für Aleix Espargaró noch möglich wäre (danke an dieser Stelle an „RaceBuster“ für Deinen Input während des Rennens, wir hatten es jeweils umgehend eingearbeitet). Sein Teamkollege Lorenzo Savadori wurde letzter der klassierten Fahrer und hatte etwas über 46 Sekunden Rückstand. Trotzdem landete dank Aleix Aprilia noch vor Honda und KTM mit je 4 Fahrern, Chapeau!

Aleix Espargaó vor Lorenzo Savadori (beide Aprilia) – im Alleingang die finanzkräftigen Teams von Honda und KTM fürchterlich blamiert. Auch wenn der katalanische Sonnyboy lieber auf dem Podium gestanden wäre, seine Leistung war trotzdem schlicht sensationell.

Honda – dank Pol Espargaró und Bradl knapp an der Katastrophe vorbei

HRC Test- und Ersatzfahrer Stefan Bradl dürfte im Verborgenen oder unter seinem Helm zwischendurch kräftig geflucht haben. Nachdem der Bayer die Chance für den direkten Einzug ins Q2 im FP2 verpasst hatte, passte auch im ersten Qualifying nichts zusammen. Deshalb musste der Marquez-Langzeitersatz vom 17. Startplatz ins Rennen gehen, was ihn sämtliche Chancen auf eine Top Ten Klassierung kostete. Dank viele Ausfälle und Probleme anderer Gegner reichte es trotzdem für Platz 11, noch knapp vor Valentino Rossi. Damit kommen wir zu zwei Honda Fahrern, die sich früh aus dem Rennen verabschiedet hatten. In der turbulenten Startphase waren Takaaki Nakagami und Alex Marquez hinter ihren Markenkollegen zurückgefallen, obwohl vor dem Deutschen gestartet. beide übertrieben es bei ihrer Aufholjagd und bezahlten ihren Wagemut mit einem Crash. Dies vermochte Pol Espargaró erfolgreich zu verhindern und am Ende rettete er wie erhofft die Ehre von Honda mit dem einzigen Top Ten Resultat derer 4 Piloten. Ausgerechnet gegen seinen älteren Bruder Aleix fehlten 56 Tausendstel zu Platz 7, womit es P8 wurde. Unangenehm für Honda und erst recht KTM, sogar von einem Concession-Team geschlagen worden zu sein. Immerhin im Fall von Pol nur hauchdünn.

Pol Espargaró (Repsol Honda) – mit seiner Position bestimmt noch nicht zufrieden, aber er rettete die Ehre des weltgrößten Herstellers beim Saisonauftakt und blieb sitzen. Mit Alex Marquez gelang dies seinem Vorgänger im Honda Werksteam genauso wenig wie Takaaki Nakagami, der im Vorjahr noch einer der beständigsten Fahrer überhaupt gewesen war.

Die Rangliste und gleichzeitig WM-Klassierung nach dem 1. Rennen in Losail

Zwischenstand der Teamwertung nach dem ersten Rennen

1MONSTER ENERGY YAMAHA MOTOGP36
2DUCATI LENOVO TEAM23
3TEAM SUZUKI ECSTAR23
4PRAMAC RACING21
5REPSOL HONDA TEAM13
6APRILIA RACING TEAM GRESINI9
7ESPONSORAMA RACING6
8RED BULL KTM FACTORY RACING5
9PETRONAS YAMAHA SRT4
10LCR Honda0
11Tech 3 KTM0

Herstellerwertung: Yamaha on Top und KTM mit der roten Laterne

1YAMAHA25
2DUCATI20
3SUZUKI13
4APRILIA9
5HONDA8
6KTM3