Marc Marquez in der Repsol Honda Box im ersten freien Training zum Grand Prix von Portugal – unter Berücksichtigung der minutiösen und mehrwöchigen Vorbereitung auf exakt diesen Moment hielt sich die Überraschung über seine starke Leistung in Grenzen.

Das Marquez-Comeback – von langer Hand geplant

Seit dem FP1 in Portimão ist für viele Beobachter sonnenklar, dass Honda und Marc Marquez die Öffentlichkeit während der Vorbereitungszeit für den Saisonauftakt in Losail absichtlich an der Nase herumgeführt hatten. Heute sieht alles danach aus, als hätte HRC mit dem Katalanen seine Rückkehr auf dem Autodromo do Algarve geplant. Natürlich erst, als klar war, dass aus medizinischer Sicht ein Comeback in Katar zu riskant war. Offensichtlich waren es gar nicht die Ärzte, welche in den letzten Wochen dabei eine tragende Rolle spielten, wann der Zeitpunkt für die Rückkehr von Marc stattfinden würde. An der Pressekonferenz am Donnerstagabend verriet sich der Weltmeister von 2019 dabei selbst, als er erklärte, den Entscheid für den Verzicht auf Katar früh selbst getroffen zu haben.

Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha) – der Katalane zeigte sich unbeeindruckt von der starken Leistung seines Landsmannes und fuhr vor Alex Rins (Suzuki) und Honda Rückkehrer Marc Marquez im ersten freien Training die Bestzeit.

Der Vergleich mit Marcel Schrötter zeigt es – die Rechnung ging vollkommen auf
Als einziger MotoGP Fahrer hatte Marquez während die Konkurrenz in Losail war, sich minutiös auf der MotoGP Replica von Honda auf dem Autodromo do Algarve auf sein Comeback vorbereitet. Der Honda-MotoGP-Ableger RC213V-S konnte nach seiner Erscheinung für 188.000 Euro bestellt werden. Da diese Honda Licht und Blinker hat, ist diese Rakete auf zwei Rädern sogar für den Einsatz auf öffentlichen Straßen zugelassen. Damit übte der 6-fache Weltmeister in aller Ruhe und die Öffentlichkeit sah nur einen kurzen Clip, wo er aus den Boxen fuhr und wenig später auf der Zielgeraden von Portimão. Geschickt wurde darüber hinweggetäuscht, dass minutiös dafür geprobt wurde, eine würdige Rückkehr zu inszenieren. Der Vergleich mit Marcel Schrötter zeigte es am 16. April 2021 eindrücklich, die Rechnung ging vollkommen auf. Der Deutsche war einer der Moto2 Fahrer, welche im Vorfeld bereits auf dem Autodromo do Algarve mit seinem Team übte. Bei ihm wurde es im ersten freien Training P4 und Marquez überzeugte mit Platz 3.

Takaaki Nakagami (LCR Honda) bei seinem Crash, als er im FP2 die erste Kurve anbremste und dabei zu Sturz kam. Direkt vom Medical Center stieg der Japaner nochmals auf seine Honda und fuhr in die Top Ten, womit er eindrücklich bewies, aus welchem Holz MotoGP Fahrer geschnitzt sind.

Miguel Oliveira anfänglich nur auf P16 – Bluff oder Probleme im FP1?

Im FP1 kann man oft nicht genau abschätzen, ob alle Fahrer bereits auf der Jagd nach einer schnellen Zeit waren. Oft genug zahlte sich die Strategie von Valentino Rossi aus, sich früh auf ein gutes Renn-Setup zu konzentrieren. Aber angesichts der Wetterprognose für am Freitagnachmittag eine reichlich riskante Entscheidung. Der Altmeister seinerseits verpasste die Top Ten um lediglich 56 Tausendstel auf Danilo Petrucci als überraschend stärksten KTM Fahrer. Sein Markenkollege Oliveira hingegen enttäuschte mit Platz 16, noch hinter Aprilias Überraschung Lorenzo Savadori und Rookie Jorge Martin (Pramac Ducati). Am Ende ging die Rechnung jedoch auf und es reichte, wenn auch knapp, in die Top Ten. Nachfolgend das Resultat mit in Kursivschrift den Fahrern, welche aktuell nicht für das Q2 qualifiziert sind.

P, No, Rider, Km/h, Time, Gap 1st/Prev.
1, 63, Francesco BAGNAIA, 341.7, 1’39.866,
2, 20, Fabio QUARTARARO, 329.2, 1’40.206, 0.340 / 0.340
3, 36, Joan MIR, 330.2, 1’40.285, 0.419 / 0.079
4, 42, Alex RINS, 336.4, 1’40.328, 0.462 / 0.043
5, 43, Jack MILLER, 339.6, 1’40.336, 0.470 / 0.008
6, 93, Marc MARQUEZ, 333.3, 1’40.339, 0.473 / 0.003
7, 12, Maverick VIÑALES, 329.2, 1’40.426, 0.560 / 0.087
8, 5, Johann ZARCO, 339.6, 1’40.490, 0.624 / 0.064
9, 88, Miguel OLIVEIRA, 333.3, 1’40.592, 0.726 / 0.102
10, 30, Takaaki NAKAGAMI, 332.3, 1’40.611, 0.745 / 0.019
11, 73, Alex MARQUEZ, 336.4, 1’40.732, 0.866 / 0.121
12, 44, Pol ESPARGARO, 335.4, 1’40.743, 0.877 / 0.011
13, 10, Luca MARINI, 331.2, 1’40.761, 0.895 / 0.018
14, 41, Aleix ESPARGARO, 333.3, 1’40.907, 1.041 / 0.146
15, 46, Valentino ROSSI, 330.2, 1’41.125, 1.259 / 0.218
16, 32, Lorenzo SAVADORI, 338.5, 1’41.140, 1.274 / 0.015
17, 33, Brad BINDER, 337.5, 1’41.183, 1.317 / 0.043
18, 9, Danilo PETRUCCI, 328.2, 1’41.187, 1.321 / 0.004
19, 21, Franco MORBIDELLI, 331.2, 1’41.216, 1.350 / 0.029
20, 23, Enea BASTIANINI, 335.4, 1’41.836, 1.970 / 0.620
21, 27, Iker LECUONA, 330.2, 1’42.461, 2.595 / 0.625
22, 89, Jorge MARTIN, 338.5, 1’42.921, 3.055 / 0.460

Francesco Bagnaia (Ducati Lenovo) – der provisorische Polesetter in der Box des Ducati Werksteams. Ursprünglich hatte Fabio Quartararo auf dem Zeitmonitor nur 38 Tausendstel Rückstand auf den Italiener, doch die beste Runde des Franzosen wurde ihm danach von der Rennleitung gestrichen.

Die Gewinner und Verlierer

Mit Ausnahme von Lokalmatador Oliveira scheint bei KTM immer noch der Wurm drin zu sein. Binder war auf P15 der zweitbeste der Orangen und die beiden Tech 3 Fahrer lagen in den letzten vier nach dem ersten Tag. Wie sehr man daneben liegen kann, jemanden wie Jorge Martin nach seinem überraschenden Podium in Losail vorschnell zum kommenden Überflieger zu bezeichnen, bewies der Spanier unfreiwillig am Freitag gleich selbst. Während Luca Marini als bester Rookie auf der Sky VR46 Avintia Ducati auf P13 noch vor Halbbruder Rossi und Morbido auf den Yamahas lag, trug Jorge nach dem 1. Tag die rote Laterne. Mit drei Ducatis in den Top Ten, je zwei Yamahas, Hondas und Suzukis und einer KTM sieht auf den ersten Blick alles ausgeglichen aus. Besonders Honda steht mit Alex Marquez auf P11 und Pol Espargaró direkt dahinter gar nicht so schlecht da, wie vielerorts befürchtet. Zu sorgen braucht man sich derzeit womöglich nur um Petronas Yamaha SRT und KTM, aber noch ist am Samstagmorgen ein freies Training auf dem Programm, bevor es um die Startaufstellung geht.

HRC Testfahrer Stefan Bradl in der Repsol Honda Box von Marc Marquez – derzeit sieht alles danach aus, als sei er durch das Comeback des Katalanen ab nun wieder zum Statisten degradiert.

Der Zeitplan für das Wochenende zum Grand Prix von Portugal

Leider wird weiterhin nichts mehr vom Freitag und bis Samstagmittag live am TV übertragen. Für die Fans der MotoGP seit Eurosport sämtliche Sessions live zeigte, ein nur schwer zu verdauender Brocken. Servus TV zeigt offenbar weiterhin nur beim Heimrennen Interesse, sämtliche Action live am Fernsehen zu übertragen. Dass viele Fans dies nicht verstehen und entsprechend verärgert sind, ist durchaus nachvollziehbar.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).