Letzte Runde der Daytona 200 im Jahr 1962 – Don Burnett vor Dick Mann, Rad an Rad. Am Ende gewann Burnett und Mann holte sich 1970 und 1971 zwei Siege in Folge.
Don Burnett – Sieger der 200 Meilen von Daytona im Jahr 1962. Er war der erste von 3 Fahrern, die auf Triumph gewannen.

Die Königsklasse der 750-er – die Jahre 1974 und 1975

Die Armaturen der Yamaha TZ750 von 1974 waren durchaus noch überschaubar – links die Kühlwasser-Temperatur und rechts der Drehzahlmesser.

Der Durchbruch für Yamaha mit der TZ750
Die Yamaha TZ700 wurde auf die Saison 1974 durch die TZ750 abgelöst. Die Höchstgeschwindigkeit dieses Big Bikes lag in der letzten Ausbaustufe bei damals astronomischen 295 km/h. Das Hauptproblem des schnellsten Big Bikes seiner Zeit waren der Rahmen und die damals mit der Leistung von bis zu 120 PS überforderten Reifen. Dadurch und aufgrund der fehlenden Rahmen-Stabilität stellte sich bei höheren Geschwindigkeiten ein starkes Pendeln ein. Doch die damaligen Spitzenfahrer scherten sich nicht darum. Nachdem im Vorjahr der Finne Jarno Saarinen noch mit der TZ 350 gewonnen hatte, folgte 1974 der Sieg von Giacomo Agostini bei den Daytona 200. Mit der TZ750 war „Ago“ erst der zweite Europäer, dem dieses Kunststück gelang.

Gegen die Yamaha TZ750 war ab 1974 kein Kraut gewachsen.

Die Saison 1974 der FIM Formel 750
Gegenüber dem Vorjahr mit 7 Rennen schrumpfte der Kalender von 1974 auf nur gerade 3 Veranstaltungen zusammen. Die 200 Meilen von Imola als prominentestes Rennen von Europa zählten in diesem Jahr ausnahmsweise nicht zum Preis der FIM. Dadurch gab keine Streichresultate wie 1973, sondern es wurde die volle Punktzahl gewertet. Der Australier John Dodds als Zweiter des Vorjahres holte sich den ersten Sieg beim Saisonauftakt in Jarama (Spanien). Danach reichten ihm zwei fünfte Plätze zur Sicherung des Gesamtsieges. Zweiter wurde Patrick Pons vor Jack Findlay, Pentti Korhonen und Paul Smart, dem Schwager von Barry Sheene. Smart war seit 1971 mit Sheenes Schwester Margaret verheiratet.

Preis der FIM Formel 750 – Klassement 1974

FIM Formel 750 Herstellerwertung 1974

Giacomo Agostini konnte seinen Sieg aus dem Vorjahr beim Daytona 200 von 1975 nicht bestätigen und landete auf dem undankbaren 4. Platz.

FIM Formel 750 im Jahr 1975

In dieser Saison zählte erstmals das Daytona 200 zum Preis der FIM Formel 750. Am 9. März war es Lokalmatador Gene Romero, der vor seinem Landsmann Steve Baker und dem Venezolaner Johnny Cecotto das Daytona 200 gewann. Agostini wurde vor dem Australier Warren Willing und Steve McLaughlin (USA) diesmal nur Vierter. Sämtliche Fahrer in den Punkterängen (die ersten 10 erhielten Formel 750 Zähler) waren auf Yamaha unterwegs. Mit Cecotto und Baker traten nur 2 davon danach auch in Europa an. Johnny Cecotto holte sich an den 200 Meilen von Imola einen Doppelsieg und Steve Baker im 2. Lauf Platz zwei hinter dem Franzosen Patrick Pons. In Europa wurden immer jeweils 2 Rennen gefahren, genauso wie in der ab 1988 stattfindenden FIM Superbike Weltmeisterschaft.

So wurde 1975 noch ein Daytona 200 Sieg gefeiert – US-Boy Gene Romero mit Champagner und der Zigarette im Mund. Er starb mit 71 Jahren im Jahr 2019 und war zu seiner Zeit einer der beliebtesten und erfolgreichsten Straßen- und Dirt Track-Rennfahrer der USA.

Sheenes Horror-Crash in Daytona

Zehn Tage vor dem Rennen zum Daytona 200 testete Barry Sheene, um ein Gefühl für seine brandneue XR11 zu bekommen. Suzukis 750er Zweitakt-Rakete war berüchtigt dafür, bei hohen Geschwindigkeiten in heftige, schnelle Wank Bewegungen zu geraten. Die Maschine wurde aus diesem Grund auch oft als Wackel-Peter bezeichnet und zerstörte gerne die Hinterreifen. Doch der Engländer schätzte dieses Bike vor allem aufgrund des bärenstarken 4-Zylinder-Motors. Nach einigen Aufwärmrunden fühlte er sich wohl genug, um zu sehen, was die neueste XR11 drauf hat. In der Steilwandkurve schaltete Sheene mit mehr als 170 Meilen pro Stunde (über 270 km/h) in den sechsten Gang, als das Undenkbare passierte. Die Suzuki brach seitwärts aus, schnappte wieder in die andere Richtung und schleuderte seinen Fahrer auf den Asphalt.

Sekundenbruchteile vor dem fürchterlichen Crash von Sheene in Daytona, bei welchem er keine Chance hatte, nachdem der Hinterreifen einfach wegschmierte.

Schreckliche Bilder
Sheene landet mit in unnatürlichen Winkel abstehendem Bein am Boden und ist nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen. Glücklicherweise kam sofort ein Krankenwagen mit einem Team an die Unfalstelle, um dem scheinbar leblosen Körper erste Hilfe zu leisten. Man barg den stöhnenden Fahrer auf eine Trage und fuhr mit heulenden Sirenen ins nächste Krankenhaus. Sheene ging es schlecht, wie zu befürchten war. Gebrochener Oberschenkelknochen, Schlüsselbein und Arm, mehrere gebrochene Wirbel und ein an vielen Stellen schrecklich enthäuteter Rücken. Seine Genesung war Lazarus-ähnlich und nur sieben Wochen später fuhr er erneut Rennen, gewann neun Wochen später seinen ersten GP der Königsklasse und holte sich im folgenden Jahr die 500er-Weltmeisterschaft.

Barry Sheene in seinem berühmten Outfit – die Bilder von seinem Unfall gingen in die ganze Welt. Der Engländer war vor Valentino Rossi der populärste Motorradrennfahrer der Welt.

Den 500-er WM-Titel und den Preis der FIM Formel 750 verpasst
TV-Aufnahmen des Crashes stehen noch heute in Youtube zur Verfügung. Sie zeigen deutlich einen wegrutschenden Hinterreifen, der über eine lange Strecke Gummistücke verstreut haben soll. Was genau den Unfall auslöste, konnte nie restlos geklärt werden. Sehr wahrscheinlich ist aber, dass Sheene ohne diese Verletzungspause vermutlich 1975 bereits seinen ersten 500 cm³ Weltmeister-Titel geholt hätte. Mit Sicherheit kann man zumindest festhalten, dass dem Engländer trotz des Desasters von Daytona am Ende nur ein Punkt zum Gleichstand in der FIM Formel 750 Gesamtwertung gefehlt hat. So aber verpasste es Sheene, zum zweiten Mal nach 1973 FIM Formel 750 Meister zu werden. Bereits bei gleich vielen Punkten wie Jack Findlay hätten die 4 späteren Saison-Siege von Barry dafür gereicht. Aber es sollte nicht sein und trotzdem durfte der in London geborene Superstar froh sein, die Rennfahrer-Karriere nach den gravierenden Verletzungen überhaupt fortsetzen zu können.

Johnny Cecotto am Daytona 200 – der Venezolaner war einer der erfolgreichsten Fahrer der 750-er Big Bikes in den 70-er Jahren.

Sieger und Podiumsplatzierungen der Saison 1975

Die Runden 3 bis 9 verteilten sich über die ganze Saison und nach dem 6. April und den 200 Meilen von Imola ging es zum ersten Mal nach Mettet in Belgien. Erfolgreichster Fahrer war Patrick Pons (FRA) vor Dave Potter (GBR) und Jack Findlay (AUS). In Magny Cours schlug die große Stunde für Superstar Barry Sheene (Suzuki), der einen Doppelsieg vor dem Franzosen Christian Estrosi auf Yamaha landete, welcher beide Male Zweiter wurde. Auch im schwedischen Anderstorp war Sheene der erfolgreichste Fahrer und holte sich mit einem Sieg und Platz 2 den Gesamtsieg vor Barry Ditchburn (GBR, Kawasaki) und Victor Palomo (SPA, Yamaha). Die in Hämeelinna (Finnland) ausgetragene 6. Runde war eine Beute des Lokalmatadors Tapio Virtanen (Yamaha). Der Spanier Victor Palomo und Teuvo Länsivuori (FIN, Suzuki) eroberten sich die Gesamtränge 2 und 3. In Silverstone holte sich Barry Sheene erneut den Gesamtsieg. Der erste Kawasaki Triumph gelang dem Kanadier Yvon Duhamel, der beide Läufe in Assen gewann. Beim Saisonfinale in Hockenheim war es erneut der Franzose Pons, der nach Belgien auch in Deutschland der Beste war.

Preis der FIM Formel 750 – Klassement 1975

FIM Formel 750 Herstellerwertung 1975