Der Fluch eines folgereichen Fehlentscheids in der WorldSBK und seine Folgen
Den Leistungsunterschied zwischen Alvaro Bautistas Ducati und dem Rest des Feldes auf den langen Geraden des Circuito de Cataluña bei Barcelona und auf dem Autodromo do Algarve nahe Portimão konnte jeder Laie von bloßem Auge erkennen. Als Jonathan Rea in seiner Anfangszeit bei Kawasaki ab 2015 die Konkurrenz teils nach Belieben dominierte, wurde sein Motorrad von der FIM sofort in deren Leistung drastisch eingebremst. Es gab dabei Drehzahlreduktionen von zum Teil in einem Schritt exakt 1000 U/Min weniger, nach nur 3 überlegen gewonnen Rennwochenenden. Zudem wurde bis 2018 der Sieger des ersten Laufs auf Startplatz 9 für das zweite Rennen zurückversetzt. Seit Ducati mit der Panigale V4R in der WorldSBK einstieg, gab es solcherlei für die Roten nie. Selbst nach 11 in Serie gewonnenen Rennen von Bautista zu Saisonbeginn 2019 blieb die erlaubte Maximaldrehzahl seiner Ducati unverändert.
Der Vorschlag von Scott Redding zum Ausgleich
Der Engländer konnte als Nachfolger des winzigen und federleichten Spaniers in der Saison 2020 und auch im Jahr darauf nie von dem Leistungsplus der Panigale V4R gegenüber der Konkurrenz im selben Maß profizieren. Stellt man die beiden Piloten nebeneinander, leuchtet sein Gewichtsnachteil gegenüber dem Zwerg aus Alavera de la Reina (etwa 120 km südwestlich von Spaniens Hauptstadt Madrid) jedem Laien ein. Aus diesem Grund plädierte der BMW-Neuzugang anfangs dieser Saison für einen Ausgleich. Würden Alvaro Bautista und der ebenfalls kleine und leichte Michael Ruben Rinaldi ein Minimalgewicht aufgebrummt erhalten, wäre zumindest ein guter Teil ihres Vorteils gegenüber der restlichen Konkurrenz eliminiert. Doch Dorna und FIM scheinen mit allen Mitteln dafür sorgen zu wollen, dass die Italienische Marke endlich wieder einen WM-Titel einfahren kann. So sieht es mittlerweile jedenfalls die Mehrzahl der gelangweilten Zuschauer und mittlerweile kann sich Bautista im Titelrennen 2022 fast nur noch selbst schlagen.
Das Urteil von Marco Melandri
Der kleinwüchsige Italiener fand für den Einstieg von Ducati mit der MotoGP Replica im Jahr 2019 klare Worte. Für den Mann aus Ravenna war dies ein klarer Stilbruch in der seriennahen Weltmeisterschaft. Dadurch waren auch die japanischen Hersteller immer mehr gezwungen, mit eigentlichen Renn-Replicas anstelle von Motorrädern wie man sie auf der Straße fährt, anzutreten. In diesem Sinne kann man die Aussage eines der besten WSBK-Piloten aus dem Land der Pizza durchaus gut nachvollziehen. Zudem gibt es noch einen anderen Gradmesser für die Folgen der neuen Eintönigkeit, die mit Bautistas Rückkehr zu Ducati schlecht wegzudiskutieren ist. Die Rede ist dabei von den Zuschauern und der Zahl, in welcher sie zu den Rennen anreisen.
Beispiel für die dramatischen Folgen der Zweiklassengesellschaft
Angesichts der infolge Pandemie sowieso bereits angeschlagenen Attraktivität für Sponsoren und Zuschauer, rennt den Veranstaltern das Publikum davon. Sogar in Italien war dies trotz Ducati-Dominanz bereits drastisch beim Lauf in Misano spürbar und in Barcelona kamen rund dreiviertel der Zuschauer nur für den Sonntag. Die Ersparnis bei den Ticketkosten lag für sie bei lächerlichen 19 Euro, was jedem zu denken geben sollte. Auch die Sparmaßnahmen des Veranstalters empfanden viele Besucher als störend. Kein Wunder eigentlich, wenn von 5 Eingängen zur Strecke nur eine geöffnet hat. Zudem kam man trotz Paddock-Ticket als Besucher selbst zu Fuß nicht bei der Zufahrtsstraße ins Paddock, sondern musste einen mehrere hundert Meter weiten Umweg nehmen. Dort erwarteten die Besucher bei nur einem geöffneten Tor des einzig geöffneten Tors eine endlose Warteschlange. Freunde von uns sagten deshalb, dies sei für sie der erste und auch letzte Besuch an dieser Strecke, egal ob MotoGP oder WorldSBK.
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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