Das Münchner Dreiecksrennen von 1936 – nach dem Krieg gab es eine Fortsetzung mit dem Riemer Rundstreckenrennen. Im Jahr 1949 brachte diese Veranstaltung H. P. Müller jedoch kein Glück. Nach zwei 250 cm³ Titeln in den ersten Nachkriegsjahren der Deutschen Meisterschaft 1947 und 1948 hatte der Bielefelder eine weniger gute Saison 1949 zu verkraften.

Die erste WM-Saison 1949 – ohne deutsche Beteiligung

Aus in Teil 4 bereits erwähnten Gründen verdiente die Motorrad-Weltmeisterschaft zumindest in den ersten 3 Jahren ab 1949 diese Bezeichnung nicht wirklich. Hermann Paul Müller hätte als Privatfahrer wohl gar nicht die Mittel gehabt für eine Teilnahme. Aber bestimmt wären Werke wie DKW und NSU früher eingestiegen und einen Fahrer wie ihn als mehrfachen Deutschen Meister hätten sie dabei kaum übergehen können. Der kurz nach dem Krieg in einfachsten Verhältnissen lebende H. P. hatte in den ersten Jahren in Bielefeld noch nicht einmal eine Werkstatt, um seine privat eingesetzte DKW vorzubereiten. Aus Platznot musste seine Frau Mariele aus diesem Grund sogar die Küche mit ihrem Mann teilen, der diese als Werkstatt missbrauchte.

Familie Müller in der Küche, respektive gleichzeitig der Werkstatt von Hermann Paul, in welcher er seine 250 cm³ DKW akribisch für seine Einsätze vorbereitete.

Müllers wenig erfreuliche Saison 1949
Für H. P. Müller hätten die ersten beiden Jahre der deutschen Meisterschaft kaum besser laufen können. Zweimal in Folge hatte er sich den Titel in der 250 cm³ Klasse sichern können. Doch schon zu Beginn stand die Saison 1949 für ihn unter keinem guten Stern. Beim Meisterschafts-Auftakt auf dem Hockenheimring konnte Müller aufgrund einer Verletzung nicht antreten. Dafür schlug er in der 2. Runde beim Eifelrennen zu und gewann am 22. Mai das 250 cm³ Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife. Am 5. Juni hatte H. P. jedoch erneut Pech, als er beim Riemer Rundstrecken-Rennen bei München zu Sturz kam. Er hatte sich dabei zum Glück nicht erneut verletzt, aber seine DKW wollte nicht mehr. Beim Aachener Waldrennen stand Müller am 24. Juli Otto Daiker vor der Sonne. Der Stuttgarter liess sich die Butter nicht vom Brot nehmen und gewann das Rennen im Grenzgebiet zu Holland und Belgien vor dem Bielefelder.

Der Donauring – hier fand die lange Pechsträhne Müllers am 15. August 1949 endlich ihr Ende und er gewann trotz stärkster Konkurrenz endlich wieder ein 250 cm³ Rennen.

Ein ewiges Auf und Ab
Beim Grossen Preis vom Nürburgring am 7. August hatte Müller wieder Pech und wurde von einem Defekt eingebremst. Es war eine Saison zum Vergessen und bis auf den Sieg beim Eifelpokal im Mai bis Anfangs August 1949 schlicht frustrierend. Im nördlichen Festungsgelände von Ingolstadt fand am 15. August das „Rund um die Schanz“ Rennen statt. Es war ein Montag, aber mit Maria Himmelfahrt ein gesetzlicher Feiertag und endlich lachte die Siegesgöttin Fortuna mal wieder für den Bielefelder. Seine Widersacher Gablenz und Daiker machten es ihm alles andere als leicht, aber Müller setzte sich durch und gewann das Rennen. Die Saison 1949 war für H. P. von einem ewigen Auf und Ab geprägt.

Einer der wenigen Siege von H. P. Müller in der Saison 1949 sorgte in Ingolstadt für einen versöhnlichen Moment in einer sehr schwierigen Saison. Links der 250 cm³ Sieger Müller und rechts im Bild seine Frau Mariele.

Hamburger Stadtpark-Rennen – 4. Runde der Deutschen Meisterschaft
In der vierten Runde zur Deutschen 250 cm³ Meisterschaft klebte H. P. Müller die Defekthexe erneut an den Fersen. Das Lizenzfahrer-Rennen der 250 cm³ Klasse am 4. September 1949 wurde vom Karslruher Hermann Gablenz gewonnen. Hermann Paul konnte trotz eines böse aussehenden Sturzes infolge eines Kettenbruchs zu Sturz gekommen noch froh sein, sich dabei keine ernsthaften Verletzungen zugezogen zu haben. Aber der Privatfahrer aus Bielefeld war dadurch nicht kleinzukriegen, er war eine absolute Kämpfernatur. Aufgeben war nie sein Ding und seine Beharrlichkeit sollte sich später noch auszahlen. Doch 1949 war eine absolut verkorkste Saison für H. P. und statt seiner Titelverteidigung war am Ende der 4. Rang das höchste der Gefühle für den Bielefelder. Den 250 cm³ Meistertitel holte sich der Frankfurter Friedel Schön mit 30 Punkten vor Hermann Gablenz aus Karlsruhe (18 Pkte).

Friedel Schön aus Frankfurt – der verdiente deutsche Meister in der 250 cm³ Klasse. Mit seinen unzähligen Ausfällen hatte H. P. Müller letztlich keine Chance zur Titel-Verteidigung.

Die erste 250 cm³ Weltmeisterschaft 1949 – ohne deutsche Beteiligung

Ohne deutsche Beteiligung war die „Weltmeisterschaft“ von 1949 eher eine italienisch- englische Meisterschaft mit einigen Piloten anderer Länder. Der 250 cm³ Europameister von 1939, Ewald Kluge auf DKW, war leider nicht zugelassen. Erst ab 1952 waren deutsche Fahrer wieder startberechtigt und danach sollte es bis zu deren Dominanz in der 250 cm³ Klasse nicht mehr lange dauern.

Solitude-Rennen 1949 – ein Exempel für eine verkorkste Saison Müllers
Beim Rennen im Westen Stuttgarts war H. P. Müller erneut einer der Haupt-Protagonisten. Nur knapp hinter Leader Hermann Gablenz kehrte er aus der 1. Runde zurück. Seine vom Sturz im Hamburger Stadtpark lädierte Maschine hatte der Bielefelder wieder einwandfrei hergerichtet. Die noch nicht ganz ausgeheilten Verletzungen noch nicht ganz auskuriert, gab er auf der Solitude erneut schon wieder sein Bestes. Wenige Runden vor Schluss hatte sich Müller einen Vorsprung von rund 100 Metern auf seinen nächsten Verfolger Otto Daiker herausgefahren. Doch kurz vor dem Ziel begann Hermann Pauls DKW zu stottern, er hatte nur noch wenige Tropfen Benzin im Tank. Statt mit sicherem Abstand vor dem Lokalmatador zu bleiben, kam dieser immer näher. Während Müller mit schaukelnden Bewegungen sich noch bis zur Zielflagge zu retten versuchte, wurde er von Daiker kurz davor noch abgefangen.

Die knappe Entscheidung vom 250 cm³ Rennen 1949 auf der Solitude – Otto Daiker (DKW) vor H. P. Müller (DKW).

Die erste Titel-lose Saison Müllers der Nachkriegsjahre

H. P. Müller musste nach zwei 250 cm³ Titeln als Deutscher Meister von 1947 und 1949 teils kampflos mit zusehen, wie Friedel Schön Punkt um Punkt sammelte. Der Frankfurter profitierte mit seiner zuverlässigen Bücker-JAP von den zahlreichen Ausfällen seiner härtesten Kontrahenten. Hinter dem Karlsruher Hermann Gablenz (Moto Guzzi) als Zweitem und Ostheimer aus Schöllkrippen auf Rang 3 reichte es für H. P. als Titel-Verteidiger lediglich zu Platz 4. Seine mittlerweile mit einem Kompressor versehene DKW (früher auch Ladepumpe genannt), hatte ihn in der Saison 1949 oft genug im Stich gelassen. Daher wurde von ihm in seiner Heimat Bielefeld auf die nächste Saison eine 125 cm³ DKW akribisch aufbereitet. Er hatte sich mangels ernsthafter Alternativen für eine Saison mit einer allerdings reichlich betagten DKW aus der Vorkriegszeit zum Wechsel in die kleinste Klasse bis 125 cm³ entschlossen. Und 1950 wollte er wieder einen Anlauf im Titelkampf nehmen. Der dreifache deutsche Meister in dieser Kategorie musste sich also vor Müller in Acht nehmen.

Carl Döring aus Wiesbaden (DKW) – er schaffte mit seinem dritten 125 cm³ Titel in der Deutschen Meisterschaft 1949, was Müller bei den 250-ern in diesem Jahr verpasste. Doch für die Saison 1950 hatte sich H. P. zum Wechsel in die kleinste Klasse entschieden. Daher musste Döring im nächsten Jahr besonders auf der Hut sein.

Teil 6: http://www.motoracers.eu/h-p-mueller-teil-6/.