Fred Merkel 1989 auf der legendären Honda VFR 750 RC 30, der 1988 erste Superbike Weltmeister der Geschichte und im zweiten Jahr dazu gleich zweifache World-Champion der neu gegründeten WM für serienmäßige Bikes. Mehr über ihn und die ersten Jahre der Superbike WM siehe auch in unserer laufend aktualisierten History auf dieser Seite (© WorldSBK).

Als sich am 19. November 1989 Fred Merkel unsterblich machte

Ob der US-Amerikaner mit der deutschen Bundeskanzlerin verwandt ist, können wir nicht sagen und auch er selbst weiß es wohl kaum. Doch lange bevor die Tochter eines Pfarrers aus der früheren DDR als erste Frau in diesem Land das Ruder in der Regierung übernahm, machte sich ihr Namensvetter unsterblich. Zumindest im Rennsport war Fred Merkel bereits in frühen den 1980-er Jahren in den USA fast jedem Zweirad-Fan ein Begriff. Der 1962 in Stockton, Kaliforniern geborene gewann zusammen mit Mike Baldwin im Alter von erst 22 Jahren das 8-Stunden Rennen von Suzuka.

Fred Merkel nach seinem ersten Sieg in den USA – ein kalifornischer Sonnyboy wie er im Buche stand und der auch aufgrund seines spektakulären Fahrstils früh viele Fans fand.

Die erste Aufmerksamkeit außerhalb der USA – in Donington

In Europa wurde man auf Flyin‘ Fred zum ersten Mal 1986 bei den sogenannten Match Races in Donington Park aufmerksam. Als bereits zweifacher AMA Superbike Champion von 1984 und 1985 kämpfte er mit Kevin Schwantz (auf einer Suzuki GSX-R750) mit dem Messer zwischen den Zähnen um den Sieg, obwohl die beiden Teamkollegen waren. Die beiden lieferten sich als AMA Superbike Konkurrenten aus den beiden Vorjahren erbitterte Zweikämpfe und fuhren sich damit in die Herzen der unzähligen Zuschauer.

Kevin Schwantz (auf Suzuki GSX-R750) braucht man heute noch niemandem mehr speziell vorzustellen. Vor Valentino Rossi war der US-Amerikaner der wohl beliebteste Pilot in der Motorrad-Weltmeisterschaft und holte sich 1993 nach zahlreichen vergeblichen Anläufen endlich den 500 cm³ WM-Titel. Im Jahr 1985 unterlag er in der AMA Superbike Meisterschaft nach 3 Saisonsiegen gegen Fred Merkel auf Honda mit deren 6.

Der Einstieg in die 1988 neue Weltmeisterschaft

Die erste Saison der heutigen WorldSBK wurde im Jahr 1988 aus der Taufe gehoben. Von Beginn an waren bekannte Namen mit am Start und gleich in der ersten Saison gab es eine Meisterschaft, welche an Spannung kaum zu überbieten war. Die bekanntesten Italiener waren der 500 cm³ Vize-Weltmeister von 1979 Virginio Ferrari, sowie Marco Lucchinelli, Fabrizio Pirovano und Davide Tardozzi. Letzterer wurde später als Teamchef für Ducati mehrfacher Superbike-Weltmeister und arbeitet heute in der MotoGP im Ducati Management. Auch Joey Dunlop, die damals noch lebende Ikone der Tourist Trophy war im ersten Rennen der Saison mit am Start, sowie unzählige europäische Spitzenfahrer. Dazu einige der besten Piloten aus Australien und Neuseeland, von denen viele jedoch wie Joey und Robert Dunlop nicht die ganze Saison teilnahmen.

Die drei besten des allerersten Superbike WM-Events in Donington Park auf der Ehrenrunde, von links mit der Zigarette im Mundwinkel Marco Lucchinelli, Fred Merkel und Joey Dunlop (© WorldSBK).

Der erste Superbike Weltmeister der Geschichte – 1988

Fred Merkels erster Weltmeistertitel war in erster Linie seiner Konstanz zu verdanken. Es gab in der ersten Saison Fahrer, die mehr oder gleich viele Siege wie der US-Boy holten. Darunter mit Davide Tardozzi auf Bimota einer, der in der zweiten Saisonhälfte auch die Führung im WM-Zwischenklassement hatte. Besonders in Sugo (Japan) und bei den letzten beiden Events in Australien und Neuseeland fuhren auch zahlreiche sehr starke Piloten mit, die nicht um den Titel kämpften. So gewann der spätere 500 cm³ Weltmeister ein Rennen in Sugo und gleich beide Läufe in Oran Park (Australien) auf Yamaha. Die Entscheidung um die Meisterschaft fiel erst beim Saisonfinale in Manfeild (Neuseeland). Merkel gewann das erste Rennen und musste danach im 2. Lauf nur noch vor Fabrizio Pirovano und Tardozzi ins Ziel kommen. Genau dies schaffte der US-Amerikaner auch und kürte sich damit zum ersten Superbike Weltmeister der Geschichte.

Mick Doohan auf Yamaha – dreifacher SBK Laufsieger 1988 und später 5-facher Motorrad-Weltmeister in der 500 cm³ Klasse (© WorldSBK).

Die Saison 1989 für den Titelverteidiger

Der amtierende Weltmeister trat erneut auf Honda an, wie bereits in seiner AMA-Zeit war er dieser Marke treu geblieben. Mit zwei Top 6 Plätzen in Donington startete Merkel recht gut in die neue Saison. Nur die Engländer Terry Rymer und Roger Burnett hatten je 9 Punkte mehr als er geholt. Auf dem Hungaroring holte der US-Amerikaner den ersten Doppelsieg überhaupt und gewann in Mosport (Kanada) gleich einen weiteren Lauf. Mit Raymond Roche auf Ducati gehörte ein starker Franzose zu den stärksten Herausforderern, dazu wieder Vizeweltmeister Pirovano und der Belgier Stéphane Mertens auf Honda.

Raymond Roche (Ducati) wechselte nach einer wenig erfolgreichen 500 cm³ Saison auf das Jahr 1989 in die Superbike WM und fuhr auf Anhieb an der Spitze mit (© WorldSBK).

Erneut haarscharfe Titel-Entscheidung in Neuseeland

Die Saison 1989 wurde zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Honda Piloten Mertens und Merkel. Der Belgier führte vor dem Saisonfinale in Manfeild mit 245 zu 242 Punkten gegenüber Merkel. Im ersten Lauf holte sich der US-Amerikaner mit Platz 3 jedoch die Führung zurück, weil sein Markenkollege in der 12. Runde zu Sturz kam. Damit reichte Merkel im zweiten Rennen Rang 3, während Mertens gewann. Am 19. November 1989 stand damit Fred Merkel und Honda zum zweiten Mal in Folge als Fahrer- und Hersteller-Weltmeister fest.

Stephane Mertens (Honda) im Gespräch mit dem Australier Rob Phillis (Kawasaki). Der Belgier unterlag im Titelkampf denkbar knapp (© WorldSBK).

Mehr über Fred Merkels WSBK Erfolge und die ersten Jahre der Superbike WM siehe auch in unserer laufend aktualisierten History auf dieser Seite.