Fügners erste WM-Punkte in der Saison 1957
Die nun auf den Namen MZ hörende IFA 125 cm³ Maschine war seit ihrer Geburtsstunde im Februar 1953 immer stärker geworden. Trotz bescheidenster Mittel der kleinen Truppe aus Zschopau wurde improvisiert was das Zeug hielt und immer neue Lösungen zur Verbesserung gesucht. Der Hauptanteil dabei lag beim Motor, aus dem der geniale Konstrukteur Walter Kaaden immer mehr Leistung herauszukitzeln vermochte. Daher machte man sich durchaus Hoffnungen, in dieser Saison zumindest am GP von Deutschland auf dem Hockenheimring in diesem Jahr ein Wörtchen um die WM-Punkte mitreden zu können. Mit Horst Fügner und dem zu Saisonbeginn erst 25-jährigen Jungspund Ernst Degner hatte die Mannschaft aus Zschopau zwei durchaus heiße Eisen im Feuer.
Die Werksteams der Saison 1957
Im Vergleich zu 1957 sollte nur sieben Jahre später die Zahl der Werksteams förmlich explodieren, doch in dieser Saison war sie mit nur deren 5 noch verschwindend klein. Seit 1953 hatte MZ jeweils nur den Lauf in Westdeutschland bestritten, bei welchem der aus Wilkau bei Zwickau stammende Erhard Krumpholz im ersten Jahr der Teilnahme Rang 9 für die damals noch IFA genannte Marke geholt hatte. Ein Jahr später war Fügner mit P8 auf der Solitude bereits eine Steigerung gelungen. Und 1955 schafften die Fahrer Krumpholz und Bernhard Petruschke dann die ersten WM-Punkte auf der IFA. Für die Saison 1957 waren insgesamt 3 italienische Fabrikate gemeldet, die Konkurrenz bei den 125-ern war daher beinahe beängstigend. Doch die MZ kam den Viertaktern der Gegnerschaft leistungsmäßig immer näher. Dazu brauchten sich die beiden Fahrer vor den Stars aus dem Ausland alles andere als zu verstecken.
Die neue 250-er IFA und harte Konkurrenz aus eigenem Team
Horst Fügner sollte in der 125 cm³ Klasse im Jahr 1957 spüren, was für starke Konkurrenz er aus dem eigenen Land mit Degner nun hatte. Zudem war er für ein Projekt auserkoren, was schon seit Jahren bei Chef-Ingenieur Kaaden halbfertig bereitgelegen hatte. Aus zwei Einzylinder-Motoren hatte dieser schon seit einiger Zeit einen 250-er Zweizylinder Motor entwickelt. Ebenfalls Drehschieber-gesteuert ein durchaus vielversprechendes Projekt für die nähere Zukunft. Aufgrund seiner Erfahrung bot sich für die ersten Einsätze daher Horst Fügner als Fahrer der neuen Maschine an.
Die 250-er Maschine war noch nicht rennbereit
Beim Saisonauftakt 1957 war die RE 250 allerdings noch nicht einsatzbereit und so fuhr er am 1. Mai auf der 125-er den GP von Österreich zusammen mit Degner. Das Rennen von Salzburg-Liefering zählte damals noch nicht zur Weltmeisterschaft. Hinter dem Italiener Carlo Ubbiali auf einer Werks-MV Agusta belegte Fügner vor Ernst Degner Platz 2. Ein hervorragender Saisonauftakt für die kleine Truppe aus der DDR.
Der Weltmeisterschafts-Saisonauftakt
Bereits zum fünften Mal trat MZ 1957 zum GP von Deutschland an. In den ersten Jahren natürlich noch unter dem ursprünglichen Namen IFA. Horst Fügner sollte den 19. Mai dieses Jahres nie mehr vergessen. Wie schon zu Monatsbeginn in Salzburg regnete es auch diesmal wieder. Doch der Chemnitzer ließ sich davon nicht beeindrucken und sorgte mit seiner furiosen Fahrt für großen Jubel im Team und höchster Anerkennung sowohl im Osten, wie auch im Westen.
Degners sechster Platz rundete das prima Ergebnis für MZ noch ab. Er hatte damit zu den 3 Punkten Fügners noch einen weiteren WM-Zähler beigetragen. Zwar verzichtete die Truppe wie in den Jahren davor danach auf weitere Weltmeisterschafts-Einsätze, aber immerhin fuhr man die Rennen zur Deutschen Meisterschaft, sowie natürlich zahlreiche Läufe im eigenen Land. Erst im nächsten Jahr wurden die Männer aus Zschopau mit der Genehmigung einer kompletten WM-Saison durch die Parteiführung für ihre Leistungen richtig belohnt.
Die weitere Saison und die eindrückliche Serie des neuen Teamkollegen
Ernst Degner legte im weiteren Verlauf der Saison eine unglaubliche Serie hin. Er gewann sämtliche 3 Läufe der westdeutschen 125 cm³ Meisterschaft. Doch leider wurde er aufgrund eines skandalösen Beschlusses der OMK (Oberste Deutsche Motorsportkommission) um den Titel des 125-er Meisters der BRD geprellt. Wie die französische Zeitung MotoRevue kurz danach berichten sollte, ein rein politisch motivierter Akt der Unsportlichkeit. Einmal mehr hatten sich die Funktionäre des Motorsports alles andere als mit Ruhm bekleckert.
Horst sehr oft im Schatten des jungen Teamkollegen stehend
Fügner stand in diesem Jahr deutlich im Schatten seines Teamkollegen, was womöglich auch ein wenig dem neuen 250-er Projekt geschuldet war. Doch dies soll die unglaubliche Leistung Degners in der Saison 1957 keinesfalls schmälern. Er schaffte es sogar, Horst als DDR-Meister in der 125 cm³ Klasse abzulösen. Zudem unterbrach er mit seinen Siegen unter anderem in Halle-Saale die Siegesserie seines Teamkollegen Fügner. In Sachsen-Anhalt hatte Horst davor dreimal in Folge in der 125 cm³ Klasse dominiert. Ernst gewann als Krönung der Saison zudem auch die 125 cm³ Rennen auf dem Sachsenring und in Brünn.
Der erste internationale 250 cm³ Sieg – in den Niederlanden
In Tubbergen gewann wie so oft in diesem Jahr Ernst Degner bei den 125-ern, doch Horst Fügner kam an diesem Tag trotzdem eine besondere Ehre zuteil. Am 10. Juni 1956 gewann Fügner mit der 250 cm³ Zweizylinder-Zweitakt MZ sein erstes internationales Rennen für sein Team in dieser Kategorie. Beim 125-er Lauf war Horst hinter Degner auf Platz 2 ins Ziel gekommen.
Die Basis für eine volle Grand Prix Saison war gelegt
Nebst dem 250-er Sieg in Tubbergen belegte Horst an zahlreichen nationalen und internationalen Rennen Top 3 Platzierungen. Für das nächste Jahr war mit dem Einverständnis der kommunistischen Parteiführung der Einstieg in eine volle WM-Saison geplant. Nebst Ernst Degner hatte Horst Fügner mit zahlreichen hervorragenden Resultaten den Grundstein dafür gelegt. Nachfolgend einige der wichtigsten Resultate Horst Fügners von 1957. In blauer Schrift der einzige Grand Prix von Fügner im dieser Saison.