Mit 4 WM-Titeln in den 60-er Jahren und später Ehrung
Wie von der Dorna offiziell bekannt gegeben wurde, erhalten Jorge Lorenzo und Max Biaggi in diesem Jahr die Aufnahme in die „MotoGP Hall of Fame“. Dazu wird der Neuseeländer Hugh Anderson, welcher heute am 18. Januar 84 wird, ebenfalls zur offiziellen MotoGP Legende erklärt. Es erfüllt den Spitzenpiloten der kleineren Klassen laut eigener Aussage mit großem Stolz, dass seine damaligen Leistungen auch heute noch gewürdigt werden. Nachfolgend ein Auszug aus der Geschichte des 25-fachen GP Siegers der 60-er Jahre.
Zuerst in der Rugby League, dann zum Motorsport
Der am 18. Januar 1936 in Auckland geborene Hugh Anderson wuchs in Huntly, nördlich der Kleinstadt Hamilton auf. Dort spielte er Rugby League für Huntly United, zusammen mit dem zukünftigen Motorrad-Champion Ginger Molloy. Anderson begann seine Karriere in der neuseeländischen Meisterschaft. Jahrelang dominierte er in den Kategorien 350-cm³ und 500 cm³, in welchen Hugh insgesamt 19-mal den Landesmeistertitel holte. Seine ersten WM-Rennen fuhr der Neuseeländer im Jahr 1960, in welchem er in der 350 cm³ Klasse auf A.J.S. WM-Siebter wurde. Im Jahr darauf fuhr er auf der Isle of Man die TT und holte Platz 10 bis 250 cm³, Rang 7 bis 350 cm³, während er das Ziel auf seiner 500 cm³ Norton nicht erreichte. Ab 1962 trat er für den Suzuki-Werksrennstall in den kleinsten Klassen bis 50 cm³ und 125 cm³ an und fuhr dazu auch in der 350-er und 500-er Klasse einige Rennen. Mit einem Podium in der 50-er Klasse auf dem Sachsenring (damals noch auf dem gefährlichen Stadtkurs) und zwei Siegen im Argentinien GP (50 cm³ und 125 cm³) sicherte sich Anderson Rang 7 im WM-Schlussklassement der 50 cm³ und 125 cm³ Klasse.
1963 – der Durchbruch
Es folgte die erfolgreichste WM-Saison für Hugh Anderson, in welcher er in den GP-Klassen bis 50 cm³ zwei und bis 125 cm³ sogar 6 Siege einfuhr und sich in beiden Klassen den WM-Titel sicherte. Mit 4 Siegen in der 50 cm³ Klasse konnte er seinen WM-Titel auch im Folgejahr verteidigen. Immerhin 3 Mal stand er der Saison 1964 auch bis 125 cm³ zuoberst auf dem Treppchen und wurde dritter in der WM. Anderson trat in diesem Jahr auch auf einer 250-er Suzuki an, konnte dabei jedoch nur 2 WM-Zähler verbuchen, was WM-Rang 20 bedeutete. In der Saison 1965 wurde er erneut WM-Dritter (bis 50 cm³) und Weltmeister. Diesmal gewann er vor dem Engländer Frank Perris nochmals den Titel in der 125 cm³ Klasse, es war sein insgesamt vierter für Suzuki. Mit dem 3. Rang in der Kategorie bis 50 cm³ war er am Saisonende punktgleich mit dem Schweizer Luigi Taveri, hatte aber nur einen GP-Sieg gegenüber zweien des Eidgenossen, welcher dadurch Vizeweltmeister wurde. Peinlicherweise schlich sich auf der offiziellen MotoGP Seite vom Jahr 1964 übrigens ein Fehler ein. In der 125 cm³ WM wurde aus dem Neuseeländer Hugh Anderson in der Statistik plötzlich ein Engländer namens Bob Anderson. Wir haben natürlich die Dorna bereits dazu angeschrieben und gehen von einer baldigen Korrektur aus.
Letzte WM-Saison 1966
In seinem Abschlussjahr in der Weltmeisterschaft stand Hugh in der kleinsten Klasse immerhin 4 Mal auf dem Podium und wurde WM-Vierter. In der 125 cm³ Klasse reichte es zu einem Podium auf der Isle of Man und Schlussrang 5. Andersons letztes Rennen für Suzuki fand 1966 beim Großen Preis von Japan in Fisco im Oktober 1966 statt. Bei der Ehrung zum Geburtstag der Königin 1994 wurde Hugh Anderson für Verdienste um den Motorsport zum Mitglied des Ordens des britischen Empire ernannt. Ein Jahr später wurde er in die New Zealand Sports Hall of Fame aufgenommen und nun folgt auch noch die Aufnahme in die „MotoGP Hall of Fame“ 2020.
GP-Erfolge und WM-Resultate von Hugh Anderson
Nicht etwa (wie fälschlicherweise von Motorsportmagazin.com am 6. März 2015 behauptet) Kevin Schwantz ist der erfolgreichste Suzuki Fahrer aller Zeiten, sondern es war unzweifelhaft Hugh Anderson. Mit 4 WM-Titeln in den Klassen 50 cm³ und 125 cm³ und insgesamt 25 GP Siegen war er der erfolgreichste Fahrer in der WM-Geschichte von Suzuki. Der beliebte US-Amerikaner Schwantz kam in seiner Karriere auf einen WM-Titel und ebenfalls 25 GP-Siege bei 105 Starts in der 500-er Klasse. Das englische Idol Barry Sheene holte 1976 und 1977 in derselben Kategorie sogar 2 WM-Titel und erreichte bei 102 Starts insgesamt 23 WM-Siege. Dazu kamen 2 Vize-Weltmeistertitel (125 cm³ 1971 und 500 cm³ 1978) und 1973 ein Formel 750 Titel, einer damals sehr populären Kategorie, welche aber nicht als WM ausgetragen wurde. Mit dazu noch 3 Siegen beim „Mallory Park of the Year Race“ war Barry somit ebenfalls erfolgreicher als Kevin.
Mit 3 WM-Titeln für Suzuki – Hans Georg Anscheidt
Ein weiterer Blick in die Geschichtsbücher zeigt: In der „Schnapsglasklasse“ bis 50 cm³ holte der Deutsche Hans Georg Anscheidt für Suzuki drei WM-Titel in Folge, womit er die beiden Sunnyboys Sheene und Schwantz damit sogar ebenfalls übertraf. Nach einigen Erfolgen auf Kreidler startete von 1966 bis 1968 durch und zog bezüglich Anzahl seiner Weltmeistertitel mit seinem Landsmann und NSU-Werksfahrer Werner Haas mit ebenfalls 3 Titeln gleich. Nur der Bayer Toni Mang war mit seinen fünf WM-Titeln in den 80-er Jahren (drei bis 250 cm³ und 2 bis 350 cm³) noch erfolgreicher.
Popularität der Motorrad-WM stieg dank live TV enorm
Den US-Boy dürfte dies letztlich nicht stören, an Beliebtheit bei den Fans und Popularität konnte er es mit dem Engländer eineinhalb Jahrzehnte später durchaus aufnehmen. Zusammen mit Barry Sheene war Kevin Schwantz unbestritten einer der beliebtesten Motorradrennfahrer aller Zeiten. Die beiden profitierten bereits von TV-Liveübertragungen und dem steigenden Bekanntheitsgrad der Motorrad-WM. Gerades deshalb sollte man bitte auch heute noch vor den hervorragenden Leistungen eines Hugh Anderson in seiner aktiven Zeit den Hut ziehen. Der Mann gewann in seiner Karriere immerhin auch zweimal die Tourist Trophy und 4 WM-Titel holten in ihrer aktiven Zeit nur sehr wenige Zweirad-Artisten. Daher ist seine Aufnahme in die „Moto GP Hall of Fame“ mehr als verdient.