Toprak gewinnt dritten Sprint der Saison
Man sah dem Türken am Vortag seine Enttäuschung gut an, dass er auch nach Lauf 1 in Imola immer noch auf einen „echten“ Rennsieg warten muss. Der für die Startaufstellung im zweiten Lauf maßgebende Sprint ist kein vollwertiges Rennen, was man auch durch die mehr als halbierten Punkte und das fehlende Podium samt Verzicht auf die Sektdusche gut sehen kann. FIM, Dorna und fast alle Journalisten machen aber trotzdem den Fehler, die Siege im Tissot Sprintrace wie Laufsiege über die volle Distanz zu zählen. Ganz anders in der MotoGP, wo der Status eines Grand Prix Sieges unangetastet bleibt. Dort wird das 2023 neu eingeführte Sprintrennen sogar über 12 Runden (auf dem Sachsenring waren es gar 15) ausgetragen und wie in der WSBK nur halbe Punkte und dies nur bis Rang 9 vergeben. Toprak war dies alles egal, er wollte am Sonntagmorgen die einzige Siegchance des Imola Wochenendes um jeden Preis packen und deshalb kämpfte er mit dem Messer zwischen den Zähnen, um Bautista wenigstens im Sprint zu schlagen. Dass er dabei gleich mehrfach den verbotenen grünen Bereich der Strecke befuhr, welches eigentlich eine drei Sekunden Zeitstrafe hätte nach sich ziehen müssen, schien für ein Mal allen egal zu sein, auch den FIM Stewards.
Alvaro Bautista – ein ganz schlechter Verlierer
Im ersten Rennen gewann der spanische Winzling nach Belieben und die Kommentatoren stellten wie alle Zuschauer von blossem Auge fest, wie viel besser er aus engen Kurven wie der Tosa gegenüber seinen Konkurrenten beschleunigen konnte. Von der durch die FIM Kommissare 2023 in zwei lächerlich kleinen Schritten um jeweils nur 250 U/Min reduzierten Maximaldrehzahl ist deshalb derzeit noch rein gar nichts zu spüren. Dies war jedoch absehbar, hatte man doch Kawasaki in deren besten Zeiten seitens FIM gleich mit 500 U/Min weniger für die fahrerische Überlegenheit von Rea bestraft. Nach Platz 2 im Sprintrennen zeigte sich nun aber Bautista als ganz schlechter Verlierer. Der amtierende Weltmeister und aktuelle WM-Leader (mit haushohem Vorsprung auf Razgatlioglu als nächsten Verfolger) behauptete nach seiner klaren Niederlage gegen den Türken frech, dieser habe auf seiner Yamaha R1 eine bessere Beschleunigung als er auf der Ducati Panigale V4R gehabt. Derartige Lügen sind eines amtierenden Weltmeisters nicht würdig! In den Jahren 2020 und 2021 auf der alles andere als langsamen Honda CBR-1000RR-R konnte jeder gut sehen, wie gut Bautista wirklich ist, sobald er nicht auf der überlegenen Ducati sitzt. Zwei dritte Plätze und die WM-Ränge 9 und 10 waren für Alvaro damals das höchste der Gefühle.
Bautista stürzt in Lauf 2 – endlich ein Kampf um den Sieg
Noch nie in der Geschichte der WorldSBK gewann ein Fahrer alle Rennen (über die volle Distanz, das Tissot Sprintrace gibt es erst ab 2019) der ersten sieben Runden und unsere Prognose, dass es aufgrund der unerträglichen Hitze in Italien so kommen würde, fand nur in Lauf 1 ihre Bestätigung. Bereits ab der ersten Runde in Phillip Island war zu befürchten, dass Ducati dominieren wird, aber derart ungefährdet wie Alvaro Bautista diese Saison siegt, ist ein Schlag ins Gesicht der Superbike Weltmeisterschaft und derer Fans. Im zweiten Rennen am Sonntag flog der Spanier durch einen Fehler in der ersten Schikane jedoch in Führung liegend ab. Damit war zum ersten Mal in dieser Saison ein Kampf um den Sieg in einem Rennen über die volle Distanz möglich. Wenig überraschend gewann mit Toprak der Sieger des Sprintrennens am Morgen deshalb auch am Nachmittag. Axel Bassani unterstrich mit P2 auf der privaten Ducati vor Kawasaki Ass Jonathan Rea, dass die Reduktion der Maximaldrehzahl der Panigale V4R durch die FIM Kommissare nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.
Die Tops und Flops des zweiten Rennens von Imola
Hinter den Lokalmatadoren Loatelli (Yamaha) und Rinaldi auf der Werks Ducati war Rang 6 von Bradley Ray auf der privaten Motoxracing Yamaha R1 die Sensation des Tages. Der britische Superbike Meister von 2022 (ebenfalls auf Yamaha) ließ dabei Leute wie Loris Baz, Sccott Redding (beide BMW), den GP Sieger Danilo Petruci (Ducati), beide Honda Werkspiloten, sowie Remy Gardner und Dominique Aegerter auf deren semi Werks Yamahas hinter sich. Der Letztgenannte enttäuschte mit P12 sich und seine Fans nach Donington leider auch in Imola und muss auf Besserung in Brüx (tschechisch Most) in zwei Wochen hoffen. Insgesamt 6 Piloten verpassten die Zielflagge und leider gehörte einmal mehr Alex Lowes nach einem Crash in Kurve 7 dazu. Dass der Vorsprung im Zwischenklassement der Weltmeisterschaft von Bautista nur noch 70 statt davor 95 Punkte auf Toprak beträgt, dürfte für den Spanier kein Problem darstellen. Zumindest in Aragon, Portimão und San Juan (Argentinien) ist er durch seine Vorteile in Beschleunigung und Topspeed gegenüber der Konkurrenz fast nicht zu schlagen.
Manzi dominiert auch im zweiten Rennen der WorldSSP 600
Im ehemaligen Team des zweifachen WSSP Weltmeisters Dominique Aegerter fühlt sich Stefano Manzi offensichtlich wohl wie ein Fisch im Wasser. Auf der Ten Kate Yamaha R6 gewann der schnelle Mann aus dem nahen Badeort Rimini auch Lauf 2 überlegen. WM Leader Nicolo Bulega auf der Ducati Panigale V2 hielt sich mit P2 schadlos und dessen Landsmann und Markenkollege Yari Montella sorgte für ein rein italienisches Podium. Nach P2 im ersten Rennen am Samstag wurde Marcel Schrötter auf der MV Agusta F3 800 RR wurde hinter dem Spanier Adrian Huertas (MTM Kawasaki ZX-6R), Rafaele De Rosa (Ducati), Jorge Navarro und Valentin Debise (beide Yamaha) diesmal nur achter. Weil Federico Caricasulo (Ducati) wie im ersten Rennen stürzte, blieb der Deutsche trotzdem sicherer WM dritter. Die Führung in der Weltmeisterschaft von Bulega reduzierte sich nach Imola auf 41 Punkte gegenüber Manzi.
Die Weltmeisterschaft gilt so gut als entschieden
Die Langeweile bei den Rennen spiegelt sich natürlich auch im WM-Zwischenklassement wider. Weil 500 U/Min weniger Maximaldrehzahl die Ducati Panigale V4R noch so gut wie gar nicht einbremsen können, wird Bautista auf den meisten restlichen Rennstrecken im Kalender weiter nach Belieben dominieren. Nur in Most und sofern es regnen sollte, danach in Magny-Cours haben die Konkurrenten des amtierenden Weltmeisters voraussichtlich noch eine Siegchance. Insofern gilt, was wir bereits viel früher in der Saison betont hatten: Nur ein Sturz mit Verletzungsfolge kann Bautista noch von seinem zweiten Titel in Folge trennen. Aufgrund der drastischen Überlegenheit seiner MotoGP Replica ist deren sportlicher Wert jedoch so gut wie gar nicht vorhanden. Wenn FIM und Dorna keine Kehrtwendung ihrer Bevorzugung von Ducati vollziehen, werden über kurz oder lang einige Hersteller die WorldSBK verlassen. Zudem werden diverse Veranstalter bei den Besucherzahlen schmerzliche Rückgänge zu beklagen haben. Trotz Ducati Dominanz waren die Tribünen in Imola beispielsweise selbst am Sonntag mehr als zur Hälfte leer. Dies lag vermutlich aber auch an den gesalzenen Preisen der Italiener.
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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