Wieso BMW hinter verschlossenen Türen in Jerez testet
Zum BMW Test in Jerez und deren Heimlichtuerei gab es viel Verunsicherung unter den Fans der Blau-Weissen, sowie deren Fahrer. Tom Sykes verhielt sich im Interview letzte Woche wesentlich vorsichtiger, als noch vor Saisonbeginn 2020. Mehr dazu siehe auf dieser Seite unter „Interviews+TV“ oder nachfolgendem Link: http://www.motoracers.eu/tom-sykes-und-2021/. Der Spaßvogel aus Huddersfield wurde ungewöhnlich ernst, als es bei den Fragen an ihn um die Erwartungen bezüglich der kommenden Saison und die Vorbereitungen ging. Dies hat seinen Grund, hatte er doch zu diesem Zeitpunkt noch absolut keine Ahnung, was ihn in Jerez beim ersten Rollout des Jahres erwartete.
Die Lehren aus den Erfahrungen vor einem Jahr gezogen
Im Vorjahr hatten Sykes und BMW Teamchef Bongers sich fürchterlich blamiert. Vor Saisonbeginn in Down Under wurden noch die ganz großen Töne angeschlagen und von Siegen, Podestplätzen und Titelambitionen gesprochen. Wonach jedoch das Jahr 2020 dann zum absoluten Debakel wurde. Dabei waren die Wege von den Rennstrecken nach München wesentlich kürzer als beispielsweise die der Konkurrenz von Kawasaki und Honda. Mit der Pandemie hatte besonders auch HRC Honda mit ihrer brandneuen CBR-1000RR-R zu kämpfen gehabt, da die Japaner diesmal nicht nach Lust und Laune hin- und herfliegen konnten. Dass BMW nun unbedingt hinter verschlossenen Türen testen wollte, kann nur bedeuten, dass sie noch nicht auf Augenhöhe mit der Konkurrenz sind.
Die Stunde der Wahrheit naht – was macht BMW in Barcelona?
Dass BMW seit 22. März in Jerez testet und keine einzige Presse-Aussendung darüber verschickte, nährt die Befürchtung vieler Skeptiker. Vor diesem Hintergrund kann Jonas Folger noch so euphorisch Nachrichten über den angeblich unglaublich starken Motor der neuen M-1000RR verbreiten, so richtig beruhigend ist dies für die BMW-Fans nicht. Die Stunde der Wahrheit naht und alle Fragen sich, was macht BMW in Barcelona? Reisen sie an und kommen dann schon bald wieder die ersten Ausreden? Oder nehmen sie womöglich gar nicht erst teil?
Fraglich ist vor allem die Zeit bis zum ersten Rennen
Auch wir wissen es nicht und können deren Geheimniskrämerei beim besten Willen nicht als gutes Zeichen werten. Erst recht nicht, dass sie die Strecke nicht wenige Tage früher mit Honda und Lowes teilen wollten. Mittlerweile wäre niemand mehr überrascht, wenn die Blau-Weissen bei zu schlechter Performance gar auf die Anreise zu den ersten offiziellen Dorna WSBK-Tests in Barcelona verzichten würden. Fraglich ist bei BMW vor allem die knappe Zeit vom jetzigen Test bis zum ersten Rennen und ob dies zur Vorbereitung reicht. Dies war im Vorjahr die meistgebrauchte Ausrede der Blau-Weissen, daher verwundert ihr später Testbeginn umso mehr.
Zurückhaltung kann positiv sein – aber verstecken gilt nicht
Nach den vollmundigen Ankündigungen vor einem Jahr sind die Töne bei BMW merklich leiser geworden, bevor es in die neue Saison geht. Laut dem amtierenden Weltmeister Jonathan Rea, haben er und das Kawasaki Team rund 90 Prozent der Arbeit für den Saisonstart bereits erledigt. Yamaha fuhr bisher kürzlich in Misano das erste Mal, Honda hatte den Jerez Test mit Lowes als Gast und nun kommen als letzte BMW mit ihrem Versteckspiel. Zugegeben, Zurückhaltung kann positiv sein, besonders nach den Erfahrungen von 2020. Aber verstecken wie bei Räuber und Gendarm Spielen funktioniert nicht, weil in Barcelona kommt die Wahrheit ans Licht. Spätestens dort wird man sehen, ob „Magic Michael“ und Tom Sykes auf der M-1000RR auf Anhieb mit der Konkurrenz auf Augenhöhe sind. Sollten sie dem Barcelona-Test gar fernbleiben, was einige Beobachter befürchten, dann gute Nacht Freunde.
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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