Der amtierende MotoGP Weltmeister Marc Marquez (Repsol Honda) – nach einem Ausflug ins Kiesbett in Runde 4 weit zurückgefallen, übertrieb es der Spanier bei seiner Aufholjagd. Nach einem spektakulären Highsider landete er im Kiesbett und brach sich dabei den Oberarm. Den Sieger Fabio Quartararo (Petronas Yamaha SRT) hätte Marquez aber so oder so nicht mehr geschnappt und statt 16 Punkten für Rang 3 oder deren 20 für Platz zwei schrieb er zum verspäteten Auftakt der MotoGP Saison einen Nuller (© MotoGP).

Viel Action in Andalusien und (zu) viele Stürze

Marc Marquez hatte im Vorfeld der verspätet gestarteten MotoGP Saison mehrfach betont „man darf sich keine Fehler erlauben, weil die Saison dafür zu kurz ist und dies daher nicht erlaubt“. Doch bereits kurz nach dem Start muss der Repsol Honda Pilot seine eigenen Worte wohl vergessen haben. Er fuhr kampfbetont wie immer und es war keine Spur von dosiertem Risiko zu erkennen. Im Wissen um die Stärke seiner härtesten Gegner, zu welchen in erster Linie Fabio Quartararo (Petronas Yamaha SRT) und Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha) zählten, versuchte der Sohn eines LKW-Fahrers aus Cervera (ca. 100 km nordwestlich von Barcelona) wegzufahren. Doch dann kam sein erster Fehler an diesem verhängnisvollen Sonntag. Marquez war davor bereits einige Male hart am Limit und in Kurve 4 kam er ins Trudeln, rutschte mit dem rechten Bein gar noch von der Fußraste ab, bevor er mit seiner Honda ins Kiesbett ratterte.

Der erste Fehler von Marquez – nach seinem Ausritt ins Kiesbett den Sturz knapp verhindert, doch dadurch kurzfristig auf Platz 16 abgerutscht. Direkt vor seinem auf dem vorletzten Platz (auf der Repsol Werks-Honda!) dahindümpelnden Bruder Alex (© MotoGP).

Yamaha-Doppelsieg – Quartararo gewinnt überlegen vor Viñales

Mit seinem Sieg schrieb Fabio Quartararo (Petronas Yamaha SRT) Geschichte. Frankreich hatte über 20 Jahre nach Régis Laconi (auf Yamaha, beim 500 cm³ GP von Valencia am 19. September 1999) endlich wieder einen Sieg in der Königsklasse zu bejubeln. Mit Platz 2 von Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha) war der Triumph für Yamaha komplett. Durch Rang 5 von Fabios Teamkollege Franco Morbidelli letztlich ein wahres Freudenfest für Yamaha. Einzig der Motorschaden von Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha) in Runde 18 konnte die Freude ein wenig trüben. Der Altmeister hatte davor mit einer äußerst unbefriedigenden Performance nur auf Platz 8 gelegen. Sämtliche Fahrer hatten laut eigener Aussage ein unglaubliches hartes Rennen in der Gluthitze im Hochsommer in Jerez zu überstehen. Dies machte den Sieg von Quartararo umso wertvoller. Marquez hingegen flog bei seinem zweiten Fehler mit fatalen Folgen ab und landete mit einem Oberarmbruch im Spital.

Flugstunde von Marc Marquez, der von seiner Honda kurz davor am Arm getroffen wurde. Ausgerechnet in der Kurve, in welcher Repsol Honda Pilot Mick Doohan am 7. Mai 1999 im Freitags-Training einen heftigen Abflug gehabt hatte. Aufgrund seiner dabei erlittenen schweren Verletzungen sah sich der Australier kurz danach zur Aufgabe des Rennsports gezwungen. Im Jahr darauf kam es zur Verpflichtung von Valentino Rossi, der ab 2001 drei WM-Titel für Honda in Folge holte (© MotoGP).

Die restlichen Teams – nur Ducati zufriedenstellend

Ducati konnte mit Andrea Dovizioso auf Platz 3 vor Jack Miller (Pramac Racing), sowie dessen Teamkollegen Francesco Bagnaia mit P7 und Werkspilot Danilo Petrucci auf Rang 9 einigermaßen zufrieden sein. Honda hatte vor Marquez bereits Cal Crutchlow verloren. Dieser hatte sich im Warm-Up am Sonntagmorgen in Kurve 8 bei seinem Sturz in der zweitletzten Minute verletzt und musste danach auf den Start verzichten. Mit Takaaki Nakagami (LCR Honda) auf Rang 10 und Marcs Bruder Alex auf P12 trotz unzähliger Ausfälle vor ihm liegender Fahrer, ein rabenschwarzes Wochenende für Honda. Noch schlimmer lief es für Suzuki, nachdem Alex Rins wie Crutchlow aufgrund eines Schulterbruchs bei seinem Crash im Q2 nicht in der Startaufstellung gestanden war. Sein Teamkollege Joan Mir flog bereits in der 2. Runde ab.

Joan Mir (Suzuki Ecstar Team) – nach miserablem Qualifying begrub der Spanier die letzten Hoffnungen von Suzuki beim GP von Spanien im Kiesbett (© MotoGP).

Aprilia und das kurze Rennen vor Aleix Espargaró

Bei Aprilia war bereits im Vorfeld klar, dass Aleix Espargaró der einzige Hoffnungsträger des Teams sein dürfte. Stammpilot Andrea Iannone ist aufgrund seines Doping-Vergehens länger gesperrt und Ersatz- und Testpilot Bradley Smith fehlt es bereits in den Tagen davor deutlich an Speed. Seine schlechte 14. Startposition ließ bei Aleix bereits späteres Ungemach vermuten, zu oft war der heißblütige Katalane in ähnlichen Situationen schon abgeflogen. Und nachdem er beim Start von Position 14 die erste Runde nur auf Platz 16 beendet hatte, dürfte sein Team in der Box wohl längst gezittert haben. Die zweite Runde beendete Espargaró auf Rang 14, bevor auch er in Kurve 10 sein Rennen vorzeitig im Kiesbett beendete. Wie weit er hätte kommen können, wäre der Katalane sitzen geblieben, zeigte das Resultat von Takaaki Nakagami. Der Japaner lag zum Zeitpunkt von Aleix Abflug 3 Position hinter diesem auf Platz 17 und wurde am Ende zehnter. Smith wurde zwar letzter der klassierten Fahrer, dies bedeutete jedoch Rang 15 und einen ersten Punkt für Aprilia.

Aleix Espargaró (Aprilia Team Gresini) vor dem Start – auch sein Rennen dauerte nur wenige Runden (© MotoGP).

KTM – von den zahlreichen Ausfällen kaum profitiert
Bei KTM war es erneut Aleix Espargarós Bruder Pol, der ein wirklich starkes Rennen zeigte. Doch trotz nur einer Sekunde Rückstand auf Platz 3 musste der Sonnyboy aus Granollers bei Barcelona sich letztlich mit Platz 6 begnügen. Der Sturz von Tech 3 Pilot Iker Lecuona 6 Runden vor Schluss war genauso unbefriedigend wie Rang 13 für Werkspilot Brad Binder. Vor diesem Hintergrund war Miguel Oliveiras (Tech 3 KTM) 8. Platz eher Schadensbegrenzung. Wieso man bei KTM danach gar von einem erfolgreichen Wochenende sprach, braucht niemand zu verstehen. Dafür braucht man sich nicht zu wundern, sucht der erfolgshungrige Pol auf Ende der Saison bei KTM wie im Vorjahr bereits Johann Zarco das Weite. Letzterer wurde übrigens noch vor KTM-Werkspilot Brad Binder und dem enttäuschenden Repsol Honda Werkspilot Alex Marquez guter elfter. Kaum auszumalen, wozu der Franzose auf der Vorjahres-Ducati fähig sein dürfte, gelingt ihm ein gutes Qualifying.

Fabio Quartararo (Petronas Yamaha SRT) vor dem Start zum GP von Spanien auf dem Circuito de Jerez. Der Franzose machte alles richtig, gewann überlegen und ist nun WM-Leader, sowie Favorit für das 2. Rennen an selber Stätte, nur 1 Woche danach (© MotoGP).

Zwischenstand in der MotoGP WM nach der 1. von 13 Runden

Der WM-Zwischenstand ist gleichbedeutend mit dem Zieleinlauf beim GP von Jerez, da die MotoGP hier am 19. Juli 2020 ihre erste Runde nach der Corona-Zwangspause ausgetragen hatte.

Team-Weltmeisterschaft nach der 1. von 13 Runden

Ein wahrhaft groteskes Bild bietet sich nach der Honda-Pleite mit dem Sturz von Marc Marquez und infolge des Fehlgriffs mit seinem Bruder Alex als Teamkollegen. Das erfolgreichste Team der letzten 30 Jahre in der Königsklasse des Motorrad-Rennsports trägt nach Runde 1 um ein Haar die rote Laterne. Dazu sorgt der drittletzte Platz von LCR Honda in der Zwischenrangliste für zusätzlich viel Schmach beim weltgrößten Hersteller. Man darf jedoch davon ausgehen, dass sich das aktuelle Bild innert weniger Runden wieder korrigieren dürfte. LCR Honda Pilot Cal Crutchlow rechnet mit seiner Rückkehr am nächsten Wochenende und Stefan Bradl dürfte als Ersatzfahrer für Marc Marquez bereits auf dem Weg nach Jerez sein. Bezüglich ihrer Position im Zwischenklassement gehören die beiden KTM Teams aktuell zu den lachenden dritten. Sieht man sich jedoch ihren Punktestand genauer an, ist dieser trotz der vielen Ausfälle in der 1. Runde bedenklich tief.

Zwischenstand Hersteller-Wertung

Ein verrücktes Bild – KTM trotz miserablen Leistungen im Qualifying noch vor Honda und WM-Mitfavorit Suzuki fehlt nach der 1. Weltmeisterschafts-Runde von nur 13 statt wie geplant deren 20 noch komplett.