Fragwürdige Reglements-Auslegung verfälschte Runde 4 der MotoGP
Absolut unsportliche Entscheidungen von Funktionären beeinflussten den Ausgang der vierten Runde der Motorrad-Weltmeisterschaft. Bereits seit Einführung der viel kritisierten sogenannten Track-Limits auf die Saison 2019 fanden die Schreibtischtäter der FIM wenig später mit den „Tyre-Pressure Regulations“ ein weiteres Mittel zur nachträglichen Verfälschung von Resultaten in der MotoGP. Womöglich fanden es einige Kommissare schade, dass Wildcard Pilot und National-Idol Dani Pedrosa (Red Bull KTM) sich an Fabio Quartararo in der Schlussphase des Sprint-Rennens die Zähne ausbiss. Nach der Zieleinfahrt wurde der Franzose trotzdem nach dem Sprint-Rennen als Dritter gefeiert. Aber wie bei Jonathan Rea in der WorldSBK am 8. Juni 2019 kam es einige Zeit später zum Skandal, als er durch die FIM im Nachhinein unter fadenscheinigen Argumenten zurückversetzt wurde. Pedrosa erbte damit die Position des Yamaha Piloten aus Nizza, womit zur Freude deren Landsleuten und der Dorna drei Spanier die Podestplätze unter sich aufteilten. Verwirrend daran war insbesondere die Tatsache, dass nicht Quartararo runden lang in fremdem Windschatten unterwegs gewesen war, sondern der kleine Spanier in seinem. Genau deshalb hätte bei Pedrosa dieses Problem auftreten müssen, womit die Stewards der FIM ein weiteres Mal unter Manipulationsverdacht stehen. Ganz abgesehen davon ist es ein absoluter Unfug, einen Fahrer für etwas zu bestrafen, das in der Hitze des Gefechts unmöglich von ihm kontrollierbar ist.
Unverschuldete Stürze im Sprint-Rennen werfen Fragen auf
Nicht genug damit, dass aus Sicht der unzähligen Fans von Fabio Quartararo diesem nachträglich auf nicht nachvollziehbare Weise der dritte Platz gestohlen wurde, es gab noch weitere Skandale bei der dritten WM-Runde in Jerez de la Frontera. Obwohl es für den Rennsport schlimm genug war, dass ein Pilot von Startplatz 23 aus das (im Fall des Sprintrennens nur symbolische) Podium erreichte, was ihm durch höchst fragwürdige Entscheidungen wieder genommen wurde. An diesem denkwürdigen Event in Andalusien kam es ausserdem zu Stürzen, die es so nie hätte geben dürfen. Grund dafür waren feuchte Stellen, welche für einige Piloten zur Falle wurden, was im Fall von Kurve 5 für eine Szene sorgte, die man sonst nur von Fällen mit Öl auf der Strecke kennt. So kam es dazu, dass hier angeführt von Alex Marquez gleich auch noch Enea Bastianini und Brad Binder im Kiesbett landeten. Was vor einigen Jahrzehnten noch tödlich hätte enden können, verlief glücklicherweise verletzungsfrei. Aber ihnen, wie auch dem später unter ähnlichen Umständen gestürzten Maverick Viñales dürfte dies nicht zum Trost gereichen. Irgendwie wirkte das Rennen von Jerez de la Frontera am Samstag, dem 27. April 2024 jedenfalls mehr wie eine Lotterie, als wie ein Rennen zur Weltmeisterschaft.
Die haarsträubendste Regel der Geschichte im Detail
Um dem Grund für Quartararos Rückversetzung von seinem hart erkämpften dritten Rang auf P5 auf den Grund zu gehen, sei hier noch die wohl haarsträubendste Regel der Motorsport-Geschichte nochmals kurz erklärt: „Die überarbeiteten Reifendruckregeln bedeuten, dass Fahrer jetzt für 60 % (statt 50 %) einer Grand-Prix-Distanz oder 30 % eines Sprints über einem niedrigeren Mindestwert von 1,8 bar (statt 1,88) vorne bleiben müssen„. Wer je ein Motorradrennen live oder gar vor Ort beobachtet hat, sollte sich diese Formulierung unbedingt auf der Zunge zergehen lassen. Über nur 12 Runden in einem Sprint-Rennen am absoluten Limit kann sich kein Sterblicher auch nur einen Sekundenbruchteil über derart abstrakte Regeln wirklich Gedanken machen, geschweige denn darauf Rücksicht nehmen. Ähnlich wie die „Track Limits“ wurde dieser Irrsinn offensichtlich nur als Instrument eingeführt, um es Schreibtischtätern zu ermöglichen, Resultate nach Belieben zu manipulieren. Es gab in der Vergangenheit Beispiele genug davon (siehe auch unsere Berichte von MotoGP Rennen wie beispielsweise Mugelllo 2021, als willkürlich die FIM-Stewards die Anwendung grundsätzlich fragwürdiger neuer Reglemente handhabten, um die Resultate auf den Rennstrecken damit wortwörtlich zu manipulieren. Damals hätte Johann Zarco auf dem Podium stehen müssen und Miguel Oliveira sowie Joan Mir aufgrund Track-Limit Vergehens in der letzten Runde hinter den Franzosen zurückversetzt.
Die Resultate – absolut nebensächlich und witzlos
Vor dem Hintergrund einer aus Sicht vieler Fans manipulierten Weltmeisterschaft werden die Resultate zur Nebensache. Aus diesem Grund verzichten wir an dieser Stelle und wohl auch für den Rest dieser Saison auch auf die Zusammenfassung der Ergebnisse. Nach Betrachtung der Fehlleistungen von Funktionären bereits in den frühesten Jahren der Motorrad-Weltmeisterschaft fällt uns dieser Verzicht leicht. Wer nicht versteht, was damit gemeint ist, dem sei unsere Berichterstattung über die früheren Jahre der WM ans Herz gelegt. Selbst heute noch standen uns bei den Recherchen zu den 1950-er Jahren (siehe die Berichte dazu auf dieser Seite) zu Berge. Idole wie das damalige Rennsport-Idol Geoff Duke wurden damals von den Rennstrecken verbannt, weil sie sich mit Privatfahrern solidarisierten, die gegen die haarsträubend geringen Preisgelder demonstrierten. Wenig überraschend spielte bereits damals die FIM als oberste Motorsportbehörde eine mehr als nur fragwürdige Rolle. Dies hat sich bis heute nicht geändert, nur die Methoden wurden offenbar perfider, womit Funktionäre die Resultate nach Belieben beeinflussen können.
Der Sensations-Rookie im Heim Grand Prix entzaubert
Wir hatten erst kürzlich davor gewarnt, den jungen Pedro Acosta mit zu vielen Vorschusslorbeeren zu überhäufen, wie dies die Mehrheit der Berichterstatter derzeit tut. Nachdem der junge Spanier seinen zweiten Platz im Sprint-Rennen vor allem den Stürzen vor ihm liegender Piloten zu verdanken hatte, schien er am Sonntag dem Druck der Öffentlichkeit und fast 300-tausend angereisten Fans nicht mehr gewachsen zu sein. Ein Highspeed-Crash im Warm-Up am Sonntagmorgen und dank erneut einiger Stürze vor ihm liegender Fahrer folgte im Grand Prix von Spanien der bescheidene zehnte Rang. Damit sieht die Bilanz nach seinen ersten 8 Rennen der Saison im Vergleich zu Marc Marquez in dessen Rookie-Jahr 2013 unbestritten immer bescheidener aus. Der 6-fache Weltmeister hatte bereits seinen zweiten GP gewonnen und siegte auch bei seinem achten Rennen, wovor er mit nur einer Ausnahme jedes Mal auf dem Podest gestanden hatte. Davon ist Acosta denkbar weit weg und gerade deshalb sollte man dessen Leistungen nicht mit denjenigen von Marquez vergleichen, der in seiner ersten Saison zudem bereits auf Anhieb den Titel geholt hatte.
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
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