Wieso Jonathan Rea noch sehr lange der Beste sein wird
Ende 2018 holte Jonny Rea seinen 4. WM Titel und ist Rekordmeister in der WSBK. Wenn man die einschlägigen Magazine und Internetseiten liest, bekommt man allerdings schnell den Eindruck, Jonathan Rea hätte seinen Meister gefunden und Alvaro Bautista sei eindeutig viel besser. Aber stimmt das wirklich? Wenn ein extrem erfolgreicher Sportler einmal nicht dauernd gewinnt, wird er sehr schnell schlechtgeredet. Möglicherweise liegt dies auch daran, dass die meisten Schreiberlinge selber gar nie richtig schnell (oder überhaupt) Motorrad fuhren, so richtig können wir uns dies auch nicht erklären. Als Versuch dazu nehmen wir einen Vergleich aus einer völlig anderen Sportart, nämlich Tennis.
Vergleich mit Roger Federer
Wie der Schweizer Ausnahmekünstler, ist auch Jonathan Rea in seinem Metier ein absoluter Meister. Und Vorsicht, wer diesen Vergleich hier aufstellt, kennt sich durchaus im Tennis aus, nicht nur mit Motorrädern! Racer Bear hat sogar die Karriere des Schweizers sehr genau verfolgt und ihn bereits beobachtet, als er noch weitgehend unbekannt war. In Gstaad an einem ATP 250 Turnier, saß Feder gerade mal einen Tisch vom Racer Bear entfernt und aß in Ruhe seine Pizza. Damals erkannten ihn nur wenige, etwas das er heute auf der ganzen Welt nirgends mehr schafft. Und seit Jahren hat man ihn bereits „tot geredet“, fragte nach seinem Rücktritt und behauptete, seine große Zeit sei wohl endgültig vorüber. Mehrheitlich Schreiberlinge, die wohl kaum ein Racket vernünftig in der Hand halten können. Dies war ein Dauerthema, als er bei 17 Grand-Slam Titeln stand. Allerdings gewann Federer seither wieder zahlreiche Turniere, sogar 3 weitere Grand-Slams und die kritischen Stimmen versiegten.
Und wieso der Vergleich mit Jonny Rea?
Einerseits ist Rea ein unglaublich präziser Fahrer, dazu extrem kampfstark. In der WSBK musste bekanntlich schon seit längerer Zeit der Erste in Lauf 1 im darauffolgenden Rennen von Platz 9 starten. Wer sich mal (oder auch mehrere Male) genau angeschaut hat, wie schnell der Brite sich jeweils nach vorne kämpfte, weiß wovon hier die Rede ist. Genau wie Federer ist Jonathan Rea dazu ein Stylist der Ausnahmeklasse. Wenn man ihn beim Fahren beobachtet, könnte man denken, dies sei eigentlich ganz einfach. Wie bei Federer, schaut es für den Zuschauer oft fast spielerisch leicht aus. Aber versucht es bitte mal, bitte aber nur auf einer abgesperrten Strecke und nicht im Straßenverkehr! Einige der besten Fahrer dieses Planeten bissen sich seit Jahren regelmäßig die Zähne aus beim Versuch, Rea zu schlagen. Ähnlich wie bei Roger Federer, wie leicht sieht Tennis doch aus, wenn man den Baselbieter bei seinem Sport beobachtet! Aber rund 95% der Weltspitze hat seit gut zwei Jahrzehnten regelmäßig kaum eine reelle Chance, Federer in Bedrängnis zu bringen oder gar zu besiegen. Jonathan Rea gewann früher (vor seiner Zeit bei Kawasaki) sogar auf unterlegenem Material, damals noch in Diensten bei Ten Kate Honda. Man kann seine Überlegenheit in den letzten 4 Jahren keinesfalls nur dem Material zuschreiben.
Ganz anders sieht dies allerdings bei Alvaro Bautista aus, andernfalls wäre er in seiner früheren Karriere bestimmt schon mehrfacher Weltmeister geworden. Hier gibt es einen frappierenden Unterschied zum Tennis, nämlich das Material. Würde Bautista auf einer BMW, Honda, Kawasaki oder Yamaha sitzen, viele die ihn aktuell so hochjubeln würden verwundert die Augen reiben. Seine sogenannte Überlegenheit liegt einzig und allein am Material, sprich der Ducati auf welcher er sitzt. Dieses Gerät ist kein eigentliches Superbike wie die bisherigen WSBK-Motorräder. Dazu leistungsmäßig haushoch überlegen, geschätzt dürften es durch die höhere von der FIM erlaubte Maximaldrehzahl rund 20-30 PS sein.
Bautistas bisheriger Leistungsausweis – 1 WM-Titel
In der MotoGP war Bautista nie Weltmeister, immerhin im letzten Jahr noch auf Platz 12 der WM-Endabrechnung. Dazu war er in früher Vorzeit einmal 125 cm³ Weltmeister, um genau zu sein, es war im Jahr 2006. Dazwischen war er meist deutlich weniger erfolgreich, bis auf einen Vize-Weltmeistertitel bei der 250 cm³ Kategorie in seiner 2. von 3 Saisons, im Jahr 2008.
Bilanz bis 2018 – Vergleich Rea / Bautista
Unsere Prognose – für 4 WSBK WM Titel fehlt zuviel!
Klar kann Alvaro im Moment Sieg um Sieg herausfahren, aufgrund der PS-Überlegenheit seines Motorrads fällt ihm dies natürlich sehr leicht. Dazu noch die Frage, soll man nun die Superpole-Races mitzählen oder nicht. Die Antwort ist ein klares Nein, aus diesem Grund sind auch alle Statistiker völlig vor den Kopf gestoßen, seit dem neuen WSBK-Reglement. Selbst wenn Bautista aber alle Rennen dieser Saison gewinnt: Es fehlen ihm auf Rea dann immer noch 3 WM-Titel in der WSBK, um in dieser Kategorie gleichzuziehen. Entweder ziehen sich die anderen Werke irgendwann aus der WSBK-WM zurück und die Meisterschaft wird zum reinen Ducati-Cup degradiert, oder andere Hersteller ziehen nach und produzieren ähnliche Moto-GP Replicas wie Ducati seit 2019 eine einsetzt. Wir raten an dieser Stelle, Kawasaki und die anderen Werke besser nicht zu unterschätzen! Und natürlich raten wir allen voreiligen Schreiberlingen, Jonathan Rea besser nicht allzu früh abzuschreiben. Die Saison 2019 dürfte bereits gelaufen sein, zumindest wenn man realistisch bleibt und den Wettanbietern glaubt. Aber wir drücken der WSBK-Serie alle Daumen, dass es 2020 wieder richtig spannend wird und Jonathan Rea mit ähnlich langen Spießen antreten kann.
Die Ursprünge von WSBK – es begann in USA
Nachdem es in den USA bereits eine große Fangemeinde für Rennen mit seriennahen Motorrädern gab, entstand die Superbike Weltmeisterschaft ab 1988. Bereits in den frühen 80er Jahren wurden in der AMA Superbike-Meisterschaften mit seriennahen Motorrädern ausgetragen. Bevor die Superbike WM entstand, gab es auch in Europa bereits 200-Meilen Rennen, eine Hochburg war Imola. Einer der bekanntesten Fahrer aus den USA war Eddie Lawson, 1982 und 1983 auf Kawasaki AMA-Superbike Champion. In den Jahren 1984 bis 1989 gewann er 4 Titel in der 500 cm² WM, der heutigen MotoGP. Der letzte AMA-Superbike Meister, der in der WM danach Furore machte, war Ben Spies. Nach 3 US-Titeln 2006 bis 2008 wechselte er in die WSBK und wurde 2009 überlegen Weltmeister auf Yamaha.