Le Mans – einer der bekanntesten Kurse weltweit (© Pramac Racing).

Die berühmteste Rennstrecke Frankreichs

Le Mans ist eine echte Ikone im Rennsport und durch ihre seit vielen Jahrzehnten hier ausgetragenen Veranstaltungen weltberühmt geworden. Dazu trug auch der Film „Le Mans“ mit dem leider viel zu früh verstorbenen US-Amerikanischen Schauspieler und Hobby-Rennfahrer Steve McQueen bei, der sich dem Langstreckenereignis 24 Stunden von Le Mans und seinen Protagonisten widmete. Als permanenter, im Uhrzeigersinn zu befahrender Zusatzkurs der 13,650 km langen Traditions-Rennstrecke Circuit des 24 Heures, wurde 1965 mit einer Länge von 4,422 km der Circuit Bugatti eröffnet. Der Name wurde zu Ehren des genialen Automobilkonstrukteurs Ettore Bugatti gewählt, dessen Straßen- und Rennfahrzeuge unter Sammlern Rekordpreise erzielen. Die Produktion der edelsten und besten Sportwagen seiner Zeit lief von 1909 bis 1963. Mit der heutigen gleichnamigen Marke hat dies nichts mehr zu tun, diese gehört aktuell noch zum VW-Konzern, welcher 1998 die Design- und Namensrechte erwarb. Gerüchte halber soll jedoch in naher Zukunft ein Verkauf der Edelmarke geplant sein, auch weil der Nutzen für die Stamm-Marke so gut wie null sein dürfte.

MotoGP in Le Mans – Kurve 1 (Dunlop Curve).

Streckencharakteristik
Mit deiner Länge von 4,422 km gehört der Circuit Bugatti ins untere Mittelfeld der aktuellen MotoGP Strecken. Wie bei den meisten Kursen wird auch in Le Mans im Uhrzeigersinn gefahren. Der Circuit verfügt über 5 Links- und 9 Rechtskurven und ist 13 Meter breit. Die längste Gerade misst 675 Meter und den absoluten Rundenrekord hält seit 2018 der Franzose Johann Zarco, damals auf Tech 3 Yamaha unterwegs, mit 1:31.158 Minuten. Die bisher beste Rennrunde gelang Maverick Viñales im Jahr 2017 mit 1:32.309 Minuten.

MotoGP in Le Mans

Seit 2017 sind die Franzosen dank Johann Zarco endlich wieder mit einem Fahrer in der MotoGP vertreten, ab 2019 waren es sogar deren zwei (© MotoGP).

MotoGP Boom in Frankreich
Mit über 206’000 Besuchern (in Summe von Freitag bis Sonntag) war Le Mans der europäische GP mit den höchsten Besucherzahlen in den Jahren 2018 und 2019. Nur BuriRam in Thailand meldete in dieser Zeit noch höhere Zahlen. Nachdem Fabio Quartararo 2019 wie ein Komet in die MotoGP eingeschlagen hatte, wäre eine weitere Steigerung nicht überraschend. Insbesondere, weil in letzter Minute auch noch Johann Zarco nach seinem Debakel bei KTM für 2020 einen vielversprechenden Platz bei Reale Avintia fand. 2018 war Zarco auf Tech 3 Yamaha unterwegs und startete von der Poleposition, stürzte allerdings im Rennen der MotoGP zum Entsetzen der französischen Fans in der 8. Runde. Fabio Quartararo (Petronas SRT Yamaha) schaffte im Rennen von 2019 auf dem Circuit Bugatti zwar die schnellste Rennrunde, nach Platz 8 hat er jedoch für 2020 in Le Mans noch eine Rechnung offen.

2019 fand man an jeder Ecke in der Gegend von Le Mans dieses Plakat. Ein Johann Zarco auf KTM auf Höhe von Ducati und Yamaha blieb allerdings ein Wunschtraum, welcher sich jedoch für 2020 mit Reale Avintia Ducati doch noch erfüllen könnte. Aufgrund der Corona-Pandemie wird jedoch 2020 nichts mit einem neuen Besucherrekord, den man in dieser Saison mit Fabio Quartararo als WM-Leader ansonst bestimmt erreicht hätte.

Vor- und Nachteile von Le Mans

Der Blick von der wunderschönen Altstadt von Le Mans in Richtung Nordwesten.

Vorteile
Stimmung heißt auf Französisch Ambiance und davon hat es am MotoGP Wochenende wahrhaft genug. Die Strecke ist rundherum gut begehbar und sogar der Innenbereich ist vielerorts frei zugänglich, was bei weitem nicht selbstverständlich ist. Verpflegungsstände für Besucher sind, wie auch die sanitären Anlagen, in ausreichender Zahl vorhanden. Die Qualität und das Angebot an Verpflegung ist überdurchschnittlich, zudem gehen die Preise absolut in Ordnung. Wer auch nur ein wenig Zeit übrig hat, sollte sich die Altstadt von Le Mans anschauen. Man fühlt sich dabei beinahe ins Mittelalter zurückversetzt.

Die Kathedrale von Le Mans und links davon einige gemütlichen Cafès, dahinter liegt die wunderschöne Altstadt.

Nachteile
Durch die hohe Popularität der MotoGP verlangen sämtliche nahe gelegenen Unterkünfte am Grand Prix Wochenende wahre Horrorpreise. Dies gilt jedoch auch für Brünn und andere Veranstaltungsorte. Bei der Zufahrt braucht man sehr viel Geduld, selbst am Samstag schon sind die meisten Zufahrten zur Strecke meist restlos verstopft. Die Naturtribünen sind am Sonntag genauso wie in Assen restlos überfüllt, aber irgendwo findet man immer einen Platz, sofern man keine Tribünen Tickets mehr erhielt. Diese waren bis auf eine Ausnahme beispielsweise für 2020 bereits vor Ende Januar im Vorverkauf schon gar nicht mehr erhältlich. Wer nahe der Strecke campieren möchte, darf genauso wie beispielsweise in Mugello keine hohen Ansprüche an Sauberkeit und Nachtruhe stellen. Ansonst ist man hier definitiv fehl am Platz und sucht sich besser eine halbe bis ganze Fahrstunde entfernt eine gemütliche Unterkunftsmöglichkeit. In Rennes, Angers und Nantes sind die Preise moderat und von dort ist auch die Anfahrt zur Strecke in der Regel kaum verstopft.

Kurve 7 – Le Musée.

Siegerstatistik GP von Le Mans

Mit insgesamt 5 Siegen führt mit Stand Ende 2019 der Spanier Jorge Lorenzo die MotoGP Siegerstatistik vor seinem Landsmann Marc Marquez und dem Italiener Valentino Rossi an, die je 3 mal zuoberst auf dem Podium standen. Der Altmeister wurde nicht nur erster Sieger im 1. Jahr der MotoGP, sondern stand davor bereits in den letzten 2 Jahren der 500 cm³ Klasse auf dem Podium. Dazu kamen bisher 6 zweite und 2 dritte Plätze in der MotoGP.

Siegerstatistik GP Frankreich – ausserhalb Le Mans

In den 60-er Jahren wurden, wie bei vielen anderen GP-Veranstaltungen, oft nicht alle Kategorien ausgetragen. Der erste GP von Frankreich fand 2 Jahre nach Einführung der Weltmeisterschaft ab 1949, 4 Jahre nach dem 2. Weltkrieg, in Albi statt.

Frankreichs GP Sieger in der Königsklasse

Pierre Monneret 1954 – nach dem Sieg auf dem Circuit de Lyon in der 350 cm³ Klasse. Er war am 30. Mai 1954 der erste GP Sieger aus Frankreich bei seinem Heimrennen in Reims. Die Aufnahme wurde im französischen Magazin „Moto Revue“ Nr. 1194 von 1954 veröffentlicht.

Von 1954 bis 1999 bisher 3 Sieger
Die Liste der Franzosen, welche vor Fabio Quartararo in ihrer Karriere einen GP-Sieg in der Königsklasse gewinnen konnten, ist überschaubar. Nur gerade 3 Fahrern aus Gallien, einer davon beim Heimrennen in Reims 1954, konnten einen Sieg in der Königsklasse erringen. Régis Laconi als bisher letztem in der 500 cm³ Kategorie, gelangen in der WSBK dazu noch 11 Siege. Für einen WM-Titel reichte es jedoch bei ihm nicht. In der MotoGP Ära seit 2002 waren es Fahrer wie 2005 beim Regenrennen von Shanghai in China Kawasaki Pilot Olivier Jacque und später Johann Zarco, welche ihren ersten Sieg nur knapp verpasst hatten. Beim Heimrennen in Le Mans fehlten dem Mann aus Cannes 2017 auf Tech 3 Yamaha nur gerade 3.134 Sekunden auf Sieger Maverick Viñales (Yamaha). Doch in der Corona-Saison 2020 erlöste Shooting-Star Fabio Quartararo (Petronas SRT Yamaha) die Franzosen endlich und siegte zweimal in Folge im Doppelrennen von Jerez und danach auch noch im GP von Katalonien.

Die Siege der französischen Fahrer vor Fabio Quartararo in der 500 cm³ Klasse.

MotoGP Besucherzahlen von 2005 bis 2019 im Vergleich

In Kursivschrift die Zahlen für Regenrennen und in Fettschrift ist der Besucherrekord, im Vergleich zu den anderen GP-Strecken von 2010 bis 2019. Sämtliche Zahlen sind jeweils über alle 3 Tage am GP-Wochenende kumuliert gerechnet. Von den etablierten Strecken ist der Sachsenring die Strecke mit dem höchsten Zuschauerschnitt im Vergleich. Le Mans war jedoch von 2017 bis 2019 gerechnet der GP mit den höchsten Besucherzahlen in Europa.

Le Mans Todesopfer im Motorrad-Rennsport

Das prominenteste Opfer in Le Mans war der Schweizer GP-Pilot Michel Frutschi, welcher am 3. April 1983 auf dem Circuit Bugatti in der Kurve Chemin au Boefs tödlich zu Sturz kam. Das Rennen wurde damals nicht abgebrochen und bereits 5 Tage davor fand im freien Training der Japaner Iwao Ishikawa den Tod, als er von der Maschine des Italieners Loris Reggiani nach einem Sturz getroffen wurde. Im Jahr 1979 belegte Michel Frutschi im Schlussklassement der 350 cm³ WM Rang 5 und ein Jahr vor seinem tödlichen Unfall gewann er den 500 cm³ GP von Le Mans.

Bildergebnis für michel frutschi
Michel Frutschi – der Schweizer 500 cm³ Sieger beim GP Le Mans überlebte das Rennen im Jahr darauf nicht.

Im Jahr 1966 fand zudem ein weiterer Todesfall im Rahmen des Rennens „Le Critérium de l’A.C.O.“ in Le Mans statt. Das 500-cm3-Rennen wurde durch den Unfall von Syd Mizen, dem Sieger von 1964, in der Kurve Tertre Rouge überschattet. Der Engländer, der im ersten Rennen in der 350 cm³ davor noch Vierter geworden war, stürzte nach einer Kollision mit den Franzosen Berthaud und Barbaroux und prallte gegen einen Baum.

Le Mans Start zum 500 cm³ GP von Frankreich im Jahr 1969. Bis 1987 war der Schiebestart vorgeschrieben, bis er durch den weniger gefährlichen Kupplungsstart abgelöst wurde. Die Liste der Fahrer im Bild: Marsovszky (34), Appietto (2), Rosenbusch (45), Ellis (25), Lefèvre (29), Nash (39), Naudon (40), Louwes (31), Costeux (11), Galtier (20), Thiemig (44), Magnien (33), Butenuth (9), Turner (50), Granath (24), B. Smith (47), Martine (35), B. Andersson (1), J. Williams (51), Robb (42), Ravel (17).