WorldSBK Nürburgring 2008 mit von links Troy Corser (P2), Sieger Nori Haga (beide Yamaha) und Max Neukirchner (Suzuki). Der Mann rechts im Bild sorgte mit WM-Rang 5 und Siegen in diesem Jahr für eine sehr hohe Popularität der seriennahen Weltmeisterschaft in seinem Land (© WorldSBK).

Unser Interview mit dem Sachsen zur WSBK-Saison 2021

Als wir den besten Deutschen Fahrer der WorldSBK Geschichte zu seiner aktiven Karriere interviewen durften, nutzten wir die Gelegenheit für einen Ausblick in die aktuelle Situation. Wer sonst, wenn nicht der ehemalige Teamkollege von Jonathan Rea, dachten wir uns, würde dazu wohl mehr interessieren. Das Interview zu seiner aktiven Zeit siehe auf dieser Seite unter „Interviews+TV“ und mehr zu den früheren Jahren der WorldSBK siehe unter „History“. Was viele nicht wissen, ist seine kurz vor Ende der aktiven Karriere noch sehr erfolgreiche Zeit in der FIM-EWC Endurance Langstrecken-Weltmeisterschaft. Während seine größten Erfolge in der WSBK mit Suzuki erzielt wurden, war Max in den letzten aktiven Jahre mit Yamaha nochmals sehr erfolgreich gewesen.

Max Neukirchner (Suzuki Alstare) – der einzige Deutsche, der in einer Topkategorie einer Weltmeisterschaft siegreich war. Dies gelang weder Toni Mang in der 500-er Klasse, noch später Bradl oder Cortese. Ob wohl Jonas Folger der erste sein wird, der dies in der WSBK wiederholen kann? (© WorldSBK).

Max Neukirchner heute
Der Sachse ist bis heute dem Rennsport verbunden geblieben und wurde schon oft als Gastkommentator zu Live-Übertragungen eingeladen. Dazu leitet er zusammen mit einem äusserst kompetenten Team die wohl bedeutendste Rennfahrerschule von Mitteleuropa, welche dazu auch interessante Touren anbietet. Mehr Details siehe unter: https://www.topsbk.com/.

Wir werden in einem separaten Artikel noch eingehender darüber berichten. Nachdem „Rocket Ron“ Haslam seine in Donington beheimatete Schule leider aufgrund der Pandemie schliessen musste, ist Neukirchners Angebot das letzte uns bekannte von hoher Qualität. Zumindest mit einem wirklich seriösen und umfassenden Programm, was von einem Weltklasse-Piloten als permanente Firma mit kompetenten Fachleuten geführt wird. Sogenannte „Track-Days“ einzelner Anbieter mögen zwar interessant klingen, bieten aber niemals ein derart fundiertes und modular aufgebautes Angebot.

In Phillip Island 2009 – Biaggi vor Fabrizio, Haslam, Haga, Checa, Rea, und oben linkes mit der Nummer 76 Neukirchner auf seiner Lieblingsstrecke. Es hätte das Jahr des Deutschen werden sollen, als er nach dem Saisonauftakt aus Down Under als WM-Zweiter hinter „Nitro Nori“ Haga weiterreiste. Aber in Führung liegend wurde er in Monza von einem gestürzten Fahrer und seinem Bike heftig getroffen und abgeräumt. Mit schweren Verletzungen musste der WM-Fünfte des Vorjahres auf den Rest der Saison verzichten (© WorldSBK).

Das Interview mit Max Neukirchner zur kommenden Saison

Wer wird Weltmeister 2021 und weshalb?
Neukirchner: „Johnny Rea. Ein super ehrgeiziger, zielstrebiger, sogenannter gerade aus – Pilot. Mit starkem Background aus seiner Familie und dazu das so wichtige Umfeld. Team und Motorrad, sowie Talent – alles stimmt einfach harmonisch überein„.

Jonathan Rea (links) und Ten Kate Honda Teamkollege Max Neukirchner – 2010 im selben Team. Während auch für den Nord-Iren in seinen Honda-Jahren die Bäume nicht in den Himmel wuchsen, wurde der Sachse viel zu oft von Verletzungen durch meist unverschuldete Stürze immer wieder zurückgeworfen (© WorldSBK).

Schafft es Chaz Davies in die Top 5 in der kommenden Saison?
Max: „Ja, unbedingt. Chaz ist auch in einem Privatteam saustark und wird auch da in den Top5 fahren.“

Was ist Deiner Meinung nach der Hauptschlüssel zum Erfolg des ehemaligen Teamkollegen Johnny Rea?
Neukirchner: „Er träumt seinen großen Traum und kann ihn auch durch bestimmte, wichtige Faktoren wie das familiäre Umfeld, Team und Motorrad klar umsetzen.“

Ein strahlender Johnny Rea nach seinem ersten Saisonsieg in Imola 2019 von uns vor dem Interview fotografiert. Eine Viertelstunde später überreichte er uns sein Helmvisier als Andenken. „Dream-achieve-beliefe“ ist sein Motto, sprich mit unbedingtem Willen und Zielstrebigkeit lassen sich Träume erfüllen.

Wird Jonas Folger erfolgreicher sein als Sandro Cortese in seiner Rookie-Saison?
Max: „Das ist echt schwierig zu beantworten, da ich noch nicht abschätzen kann, wie stark die BMW sein wird. Sandro hatte ein gutes Bike mit einem guten Team.“

Viele bezweifeln, ob BMW wirklich ganz vorne sein wird nach dem Testverzicht bis anfangs März. Schaffen sie es 2021 trotzdem einige Male aufs Podest oder gar noch besser?
Neukirchner: „Ich würde mich für BMW sehr freuen, wenn sie wieder Erfolg in der WSBK haben, aber ich glaube dafür muss noch sehr viel Energie in dieses Projekt gesteckt werden, um auch erfolgreich mitzufahren.

Sandro Cortese von uns in der Startaufstellung von BuriRam 2019 fotografiert. Der „Italo-Schwabe“ beeindruckte mehrmals mit sensationell starken Trainings- und Qualifyings-Ergebnissen, aber im Rennen reichte es leider nie für ein Podium. Die Hoffnungen der deutschen Fans liegen nun auf den Schultern von Jonas Folger. Dieser ist unbestritten Weltklasse, aber was wird aus der neuen BMW M-1000RR?

Findest Du die Fahrerwahl bei BMW passt, oder hättest Du lieber andere Piloten dort gesehen?
Max: „Nein, die Fahrerwahl ist sehr gut, ich glaube nicht, dass es wesentlich bessere Fahrer gibt, welcher die BMW schneller bewegen könnte.“

Welche Strecke fehlt Dir im aktuellen, provisorischen WSBK Kalender am meisten (bis auf Oschersleben natürlich)?
Neukirchner: „Ganz klar Brünn.“ (Die Redaktion: Im Gegensatz zu MotoGP erlebten wir an dieser Strecke das bisher letzte Event vor Ort definitiv als eines der besten der ganzen Saison 2018. Daher natürlich unsere volle Zustimmung, aber leider stehen die Zeichen dafür in Tschechien denkbar schlecht).

MotoRacers Zippy auf dem Dach des Hauptgebäudes mit den Boxenanlagen von Brünn im Juni 2018. Zu unserem Bike-Abstellplatz im Innern der Strecke eskortierte uns damals sogar ein sehr freundlicher Motorrad-Polizist. Für MotoGP scheint der Masaryk-Ring nicht mehr infrage zu kommen, aber für WorldSBK wäre eine Rückkehr mehr als erfreulich.

Gibst Du uns dabei recht, dass Garrett Gerloff schon bald mindestens auf dem Level von „Magic Michael“ van der Mark sein wird (konstant, nicht nur wie bisher in den letzten 2-3 Runden)?
Max: „Ja, da stimme ich voll zu, Garrett Gerloff ist ein sehr guter Fahrer, er lernt schnell und wird immer konstanter.

Wo landet Alex Lowes aus Deiner Sicht 2021 (Eurosport Kommentator Lenz Leberkern meinte dazu: Wie bisher, wohl zu oft im Kiesbett)?
Neukirchner: „Alex hat sich letztes Jahr von der Konstanz her gesteigert und ich hoffe für ihn, das er weiterhin Fortschritte macht. Ich selbst sehe ihn aber nicht als Top-Kandidaten für 2021.

Alex Lowes (Kawasaki) und Garrett Gerloff (Yamaha) von uns auf der Verfolgung des Chilenen Maximilian Scheib (Kawasaki) am 29. Februar 2020 in Phillip Island (Australien) fotografiert. Während der Mann mit der 77 leider keinen Platz für kommende Saison mehr fand, hält Neukirchner auf die Nummern 22 und 31 durchaus große Stücke.

Wenn morgen jemand kommen würde, der seriös und mit ausreichend Budget mit Suzuki in der WorldSBK einsteigen möchte und Dich anfragen würde, das Team zu leiten – wie lautete die Antwort?
Max: „Ich hätte großes Interesse daran, erfolgreich ein Team zu leiten in der WorldSBK. Dazu kann ich viel Erfahrung, Motivation und gute Menschlichkeit einbringen.“ (Die Redaktion: Das merken wir uns vor, sollten wir irgendwann selbst in die WorldSBK einsteigen, egal mit welchem Material, dann ist er unser Mann!).

Max Neukirchner auf der Suzuki GSX-R1000 vor „Nitro Nori“ Haga auf der Yamaha YZF-R1, der Deutsche kennt beide Bikes und war auf beiden Fabrikaten auch schon sehr erfolgreich unterwegs. Mehr dazu siehe auf unserer Seite unter „History“ (© WorldSBK).

Der provisorische Kalender der WorldSBK 2021

Es ist noch mit zahlreichen Änderungen zu rechnen, besonders was Rennen in Übersee und die erste Saisonhälfte betrifft. So gut wie sicher ist zumindest, dass es am zweitletzten Mai-Wochenende für die seriennahe Weltmeisterschaft endlich losgehen dürfte. Unser Hotel in Aragon ist bereits gebucht und diesmal frieren die Fahrer und Zuschauer wohl weniger, als noch vor 2 Jahren anfangs April. Mit dem Circuito de Navarra ist eine völlig neue Strecke im Kalender. Diese ist im berühmten Rioja Gebiet gelegen für Anreisende aus Mitteleuropa auf 2 oder vier Rädern sogar noch besser gelegen, als der Circuito de Cataluña bei Barcelona.