Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) vor Augusto Fernandez (GasGas KTM) und Raul Fernandez (Aprilia) – der Franzose ist und bleibt der Prügelknabe der FIM. Seine aus Expertensicht ungerechtfertigte Bestrafung für einen Massensturz im GP von Spanien, bei welchem er selbst im Kiesbett landete, ist leider ein weiteres schwarzes Kapitel. Wie in der WorldSBK mit der Bevorteilung von Bautista und Ducati, bleibt durch solche Ungerechtheiten der Sport vollkommen im Hintergrund.

Skandalöser MotoGP Spanien von Fehlentscheid überschattet

Man stelle sich vor, Dani Pedrosa (KTM) wäre nach dem Start in Kurve 2 zwischen Marco Bezzecchi (Ducati) und Miguel Oliveira (Aprilia) geraten und nach einer Berührung mit dem Italiener gestürzt, wonach der Portugiese verletzt wurde. Und danach, trotzdem selbst gegrasht und im Kiesbett gelandet, von den FIM Stewards dazu sogar mit einem Long Lap Penalty bestraft worden. Die zahlreichen Fans des kleinen Spaniers hätten diese selbstherrlichen Herren wahrscheinlich beinahe gelyncht. Aber so war es nicht und mit Fabio Quartararo wird stattdessen stets gnadenlos verfahren. Obwohl sich sämtliche Kommentatoren einig waren, dass es sich um einen Rennunfall handelte, entschieden die sturen FIM Gewaltigen gegen den Franzosen. Nachdem er im Vorjahr bereits in Assen für einen Crash, durch welchen Aleix Espargaró ins Kiesbett ausweichen musste (der Katalane wurde trotzdem im Rennen vierter) eine ungerechtfertigte Strafe aufgebrummt erhielt, bereits der zweite skandalöse Fehlentscheid gegen Quartararo. Wäre er Spanier, hätte vermutlich Bezzecchi eine Strafe gefasst, aber der Mann aus Nizza wuchs zu seinem Leidwesen ab seinem Jugendalter nur dort auf.

Start zu einem skandalumwitterten Grand Prix von Spanien mit zwei KTM Piloten an der Spitze – dahinter unter dem Rondell auf einer dritten Red Bull KTM Wildcardfahrer Dani Pedrosa. Der kleine Spanier wurde von seinen Landsleuten bei seinem sensationellen Wochenende nach Kräften gefeiert. Aber mit einer Rückkehr als Stammpilot ist bei ihm nicht zu rechnen.

Die Erinnerungen werden wieder wach
Beim GP von Portugal fuhr Marc Marquez in einer mehr als umstrittenen Aktion Oliveira förmlich von dessen Aprilia. Statt einer angemessenen Strafe erhielt er für das nächste Rennen lediglich einen Double Longlap Penalty von den FIM Stewards aufgebrummt. Aprilia Ass Aleix Espargaró gab sein Unverständnis dazu im Nachgang offen zu Protokoll. Laut dem Landsmann des Repsol Honda Stars hätte dieser dafür mindestens eine Sperre für ein oder gar zwei Rennen erhalten müssen. Exakt letzteres wurde bei KTM Junior Deniz Öncü nach dem Moto3 Grand Prix der USA 2021 nach seinem gravierenden Fehlverhalten, durch welches Jeremy Alcoba schwer stürzte. Die nachfolgenden Andrea Migno und Pedro Acosta konnten nicht ausweichen und kamen ebenfalls zu Sturz, wonach das Rennen nach nur sieben Runden abgebrochen werden musste. Alcoba blieb (wie auch die beiden ebenfall gestürzten Piloten) dabei so gut wie unverletzt und fuhr in der nächsten Runde in Misano erneut wieder in die Punkte. Übrigens hatte Marquez auch 2021 in Silverstone zweimal Jorge Martin gerempelt, welcher dadurch stürzte und auch damals kam der Übeltäter straffrei davon. Die Skandale und Fehlentscheide häufen sich und besudeln den Rennsport. Aber Dorna und FIM bleiben unantastbar und werden für ihre Fehler nie bestraft.

MotoGP Ikone Valentino Rossi mit seinem Halbbruder Luca Marini auf der Mooney VR46 Ducati – der junge Italiener rechts im Bild wurde guter sechster und liegt nach 4 Runden in der Weltmeisterschaft auch auf P6.

Zum Sport – KTM die neue Macht in der MotoGP!

Ausgerechnet als der spanische Grand Prix in Jerez de la Frontera nicht mehr als Red Bull GP von Spanien ausgetragen wurde, feierte das vom Getränkehersteller gesponserte KTM Team das mit großem Abstand bisher erfolgreichste Wochenende seiner Geschichte. Zwei Piloten im Sprint- und Hauptrennen auf dem Podium, sowie der Sieg im Tissot-Sprintrace für Brad Binder, dies die sensationelle Bilanz der Orangen aus der vierten von voraussichtlich 20 Runden. Mit den Rängen 3 und 4 im Zwischenklassement kämpfen derzeit beide Werksfahrer um die Weltmeisterschaft. Obwohl die Saison noch lange dauert, sieht es für Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) hingegen nicht danach aus, als würde er in diesen Kampf noch eingreifen können. Derzeit deutet alles darauf hin, dass nur die KTM Asse Ducati mit Bagnaia und Bezzecchi als Speerspitzen an der Verteidigung des Titels hindern können.

KTM Doppelführung im Grand Prix von Spanien – mit Brad Binder vor Jack Miller (beide Red Bull KTM), „Pecco“ Bagnaia (Lenovo Ducati), Aleix Espargaró (verdeckt, Aprilia) und Luca Marini (VR46 Ducati). Orange war an diesem Wochenende die dominierende Farbe, auch wenn der Mann in Rot mit der Nummer 1 am Ende das Hauptrennen für sich entscheiden sollte.
Im Zwischenklassement sind die Test- und Ersatzpiloten in Kursivschrift aufgeführt.

Sam Lowes stiehlt den Spaniern die Show

Mit lediglich 18 Punkten aus den ersten drei Runden reiste der Engländer nach Jerez an. Kaum jemand hätte vor dem Sonntag auf einen Sieg für den als Sturzpilot verschrienen Zwillingsbruder von WorldSBK Kawasaki Werksfahrer Alex gewettet. Aber der am 14. September 1990 in Lincoln geborene Polesitter war wie bereits am Vortag im Südwesten Spaniens diesmal unschlagbar und vor allem blieb er sitzen. Für einmal blieb Lokalmatador Pedro Acosta deshalb chancenlos und er musste Lowes ziehen lassen. Aber immerhin liegt der junge Spanier nach der vierten Runde zusammen mit Lowes Teamkollege Arbolino mit 74 Punkten an der Spitze des Zwischenklassements der Weltmeisterschaft. Dahinter folgen Aron Canet (SPA, 52 Punkte), Alonso Lopez als dritter in Jerez (45), Lowes (43), Filip Salac (CZE, 40) und Jake Dixon (GBR, 36).

Nach dem Start zum Moto2 Grand Prix von Spanien 2023 führt Pedro Acosta (37) vor Sam Lowes (22, beide Kalex) und dem späteren dritten Alonso Lopez (Boscoscuro). Nachdem im Moto3 Rennen lange Zeit sechs Spanier an der Spitze lagen, kreuzten in der mittleren Kategorie zwei Engländer mit Lowes als Sieger und Jake Dixon auf Rang 6 gleich zwei Engländer in Spitzenpositionen die Zielflagge.

Wie es weitergeht – bis im Herbst nur in Europa

Nach der Pleite mit dem Grand Prix von Kasachstan, welcher als Runde 9 am ersten Juliwochenende hätte stattfinden sollen, bleibt man nun bis im September nur noch in Europa. Wir hatten bereits eine Woche vor der offiziellen Absage dieser äusserst fragwürdigen Exoten-Veranstaltung auf dessen Wackelstatus hingewiesen. Zunächst folgt zwei Wochen nach dem GP von Spanien nun ein weiterer Klassiker auf dem Circuit Bugatti in Le Mans. Danach folgen mit Mugello, dem Sachsenring, Assen, Silverstone, Spielberg, Barcelona und Misano sieben weitere Stationen in Europa, bevor mit Indien ein Exot auf dem Plan steht. Allerdings wäre nach den zahlreichen Planungspannen von FIM und Dorna selbst eine Absage dieser Premiere auf dem Buddh International Circuit keine Überraschung mehr.

Kurz vor dem Start der MotoGP von uns im Jahr 2018 in Le Mans aufgenommen – nach deren desaströsem Wochenende in Jerez de la Frontera ist den beiden französischen Stars Quartararo und Zarco zu wünschen, dass sie ihre Landsleute mit tollen Erfolgen begeistern können. Auf WM-Rang 4 von Jack Miller fehlen dem Ducati Piloten aktuell nur 3 Punkte und für das Yamaha Ass sind es deren neun.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).