Vor der vierten Runde der MotoGP in Andalusien
Nachdem sich bisher Ducati und Aprilia die Siege brüderlich zu gleicher Hälfte in den ersten 6 Rennen geteilt hatten, könnte es durchaus sein, dass ein dritter Hersteller in Jerez de la Frontera erstmals ganz oben auf dem Podest stehen wird. Mit Jack Miller als Sieger von 2021, sowie Brad Binder als zweitem im Vorjahr und Sensationsmann Pedro Acosta, hat vor allem KTM dafür gleich drei heisse Eisen im Feuer. Yamaha Ass Fabio Quartararo als Doppelsieger des ersten Pandemie-Jahres 2020 hingegen, gilt im Gegensatz zu seinem damaligen Teamkollegen nur als absoluter Aussenseiter. Der Katalane Maverick Viñales als erster Doppelsieger der noch jungen Saison 2024 in Texas gewann in Jerez de la Frontera bereits 2013 das Rennen der kleinsten Kategorie. Das Aprilia Aushängeschild stand zudem in der Königsklasse bereits dreimal auf dem Podium. Maverick befindet sich als einziger 3-facher Sieger dieses Jahres in der Form seines Lebens und strotzt nur so vor Selbstvertrauen. Allerdings darf man Marc Marquez nie unterschätzen, der in der MotoGP auf dem Circuito de Jerez Angel Nieto bereits dreimal gewann.
Lage und Streckendetails
Nur wenige Kilometer westlich der Stadt Jerez de la Frontera liegt der nach dem 13-fachen Weltmeister benannte Circuito de Jerez Angel Nieto. Der aus Zamora im Nordwesten von Madrid stammende Spanier ist der erfolgreichste Pilot der Geschichte in der sogenannten Schnapsglas-Klasse bis 50 cm³ und bei den 125-ern, wo er 7 Titel holte. Nieto verstarb im Alter von erst 70 Jahren an den Folgen eines Unfalls, als er auf seinem Quad in Ibiza von einem Auto angefahren wurde. Wie auf den meisten GP Strecken wird auch auf dem Circuito de Jerez im Uhrzeigersinn gefahren. Der Kurs verfügt über 6 Links- und 8 Rechtskurven und ist mit einer Breite 11 Metern deutlich schmaler als die moderneren Rennstrecken im Kalender. Mit einer Länge von 4.423 Kilometer liegt Jerez im Mittelfeld der aktuellen MotoGP und WorldSBK Rundkurse. Die längste Gerade misst 607 Meter und die Strecke ist (zumindest bei MotoGP Events) wie beispielsweise Assen, Le Mans und Barcelona rundherum für die Zuschauer begehbar.
Die erfolgreichsten Piloten in Jerez
Vor der Umbenennung der Motorrad-Weltmeisterschaft dominierten in der 500 cm³ Königsklasse stets die Piloten aus Übersee, wobei sich Australier und US-Amerikaner bei ihren Triumphen abwechselten. Der spätere HRC Honda Teamchef Alberto Puig war der erste Einheimische, dem es 1995 gelang, diese Serie zu durchbrechen. Es blieb der einzige Sieg in der Karriere des Katalanen. Sein Landsmann Alex Crivillé war in beiden Punkten wesentlich erfolgreicher, als er von 1997 bis 1999 den Hattrick schaffte. Allerdings hatte dieser beim dritten Mal vom schweren Trainingssturz von Mick Doohan profitiert, der die Karriere des Australiers beendete. Letzter Triumphator auf den giftigen 500-ern war MotoGP Ikone und 9-facher Weltmeister Valentino Rossi, dem im ersten Jahr der MotoGP 2002 sein Hattrick gelang. Es folgten in seiner langen und unvergleichlichen Karriere noch weitere 4 Siege, womit seine Marke von insgesamt sieben Erfolgen in Andalusien in Zukunft nur schwer zu toppen sein dürfte.
Die Situation in der Weltmeisterschaft vor der vierten Runde
Die je 3 Rennen der Kategorie Sprint und Grand Prix teilen sich derzeit nur 3 Piloten, welche damit auch in den Top 5 der Zwischenwertung liegen. Aber wie unsere Zusammenfassung zeigt, liegen dazwischen mit dem wiedererstarkten Enea „la Bestia“ Bastianini und Rookie Pedro Acosta auch zwei Piloten, die bisher noch nie gewonnen haben. Ein Sieg dürfte bei ihnen jedoch nur eine Frage der Zeit sein, sofern sie sich nicht in naher Zukunft verletzen sollten. Gleiches gilt für Brad Binder, der vor dem GP von Spanien einen winzigen Punkt hinter Titel-Verteidiger Bagnaia liegt. Letzterer könnte in Andalusien sogar den Hattrick schaffen, sofern er sich keinen weiteren seiner bereits zahlreichen Fehler in dieser Saion leistet. Nach erst drei Runden ist die Situation in der Weltmeisterschaft natürlich grundsätzlich noch völlig offen. Deshalb halten wir es für verfrüht, bereits über die Titelentscheidung zu sprechen. Viel wichtiger dürfte bezüglich der nahen Zukunft sein, welche Fahrer ihren Verbleib in der Königsklasse absichern können. Zumindest bei denjenigen, welche noch keinen Vertrag für kommendes Jahr haben und dies betrifft definitiv die erdrückende Mehrheit von ihnen. Diesbezüglich wackelt womöglich sogar der Stuhl bei KTM von Jack Miller, als Gewinner vor drei Jahren.
Zeitplan für den Spanien Grand Prix – mit kritischen Anmerkungen
Das am Samstag durchgeführte Kurz-Rennen über in der Regel 12 Runden (in der WSBK deren 10) ist vor allem für die Fans definitiv eine Bereicherung. Interessant dabei finden wir dabei aber die unterschiedliche Bedeutung in der MotoGP gegenüber der WorldSBK, in welcher die meisten Kommentatoren Siege dieser dort bereits seit 2019 existierenden Sprintrennen den Läufen über die volle Distanz gleichsetzen. Was die dadurch ausgelöste Statistik-Verfälschung betrifft, ist diese Handhabung allerdings höchst fragwürdig. Insbesondere aufgrund der halbierten Punktzahl und dem Umstand, dass ab Rang 10 die Platzierungen diesbezüglich wertlos sind, ist dies natürlich absoluter Unfug. Zudem werden damit die Leistungen der früheren Helden zu Unrecht abgewertet. Ein gutes Beispiel dafür ist die Sensationsmache vieler, Bautista habe kürzlich „King Carl“ Fogarty überflügelt. Dies gilt jedoch nur, rechnet man die Sprintsiege bei der Zählung von Rennerfolgen dazu. Gegen den zweitbesen Superbike Piloten der Geschichte ist der Spanier jedoch nicht nur von der Gestalt her ein Winzling, mit erst zwei Titeln gegenüber 4 der englischen Ikone. Weil es in der MotoGP den Begriff Grand Prix für Rennen über die volle Distanz gibt, wagen es hier aber weder Journalisten noch andere Kommentatoren, Sprint-Erfolge diesen Rennen gleichzusetzen.
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
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