MotoGP Jahresrückblick 2020 – die Startnummer 12
Spätestens, nachdem der Katalane von seinem Landsmann Marc Marquez im ersten Rennen von Jerez nicht eingeholt wurde und dieser stattdessen 4 Runden vor Schluss gestürzt war, schien die Tür für die Yamaha Hoffnung zum ersten Titel weit offen. Doch es kam alles ganz anders, obwohl anfänglich vieles genau nach Plan gelaufen war. Von seinem Teamkollegen Valentino Rossi erwartete niemand, dass er ernsthaft in den Titelkampf würde eingreifen können. Doch nebst Markenkollege Fabio Quartararo, Alex Rins (Suzuki) und Andrea Dovizioso (Ducati) gehörte Viñales zu den meistgenannten Favoriten. Zumindest und erst recht, als klar wurde, dass Marc Marquez länger als erwartet würde pausieren müssen. Doch nach zwei 2. Plätzen beim aufgrund der Corona-Pandemie verspäteten Saisonauftakt in Jerez ging es auf den Masaryk-Ring.
Vom permanenten Podest-Kandidaten zu „Mavi Ratlos“ mutiert
Von einem möglichen Sieg in Brünn zum Mister Ratlos des Sonntags war es bei Maverick nur ein kleiner aber höchst demoralisierender Schritt. Während auch Quartararo als Doppelsieger von Jerez plötzlich Reifenprobleme bekam, wurde das Rennen auf dem Masaryk-Ring für das vermeintliche Aushängeschild bei Monster Energy Yamaha zum kompletten Desaster. Während Franco Morbidelli auf der „A-Spec“ Yamaha, basierend auf dem Vorjahres-Werksbike hervorragender zweiter hinter Brad Binder wurde, strauchelten seine beiden favorisierten Markenkollegen. Valentino Rossi konnte sich immerhin Platz 5 hinter Johann Zarco und Miguel Oliveira ergattern. Doch Viñales war nach dem 3. GP des Jahres ein lebendes Fragezeichen. Er fand keine Erklärung für sein Scheitern, welche zu einer Lösungsfindung hätte dienen können.
Die endgültige Wende in Spielberg
Selbst vom Abbruch des Skandalrennens in Österreich, das beinahe tödlich ausgegangen wäre, vermochte das Yamaha Ass nicht zu profitieren. Platz 10 noch hinter Tech 3 KTM Rookie Iker Lecuona im ersten von 2 Rennen in Spielberg kam für den jungen Mann auf Figueres nahe der französischen Grenze bereits einer Katastrophe gleich. Doch es kam noch schlimmer, als im zweiten Rennen die Bremsen nach Start-Ziel vor Kurve 1 an seiner Yamaha versagten. Mit weit über 200 km/h abzuspringen, kann durchaus tödlich ausgehen, aber zumindest blieb der Spanier dabei unverletzt. Doch es war die endgültige Wende für ihn mit nur 8 Punkten aus 3 Rennen. Dass viele seiner Kontrahenten ebenfalls Probleme hatten, vermochte nicht darüber hinwegzutäuschen: Der Yamaha Pilot war kein WM-Kandidat mehr.
Das Zwischenhoch von Misano
Nach zwei zweiten Plätzen zum Saisonauftakt und drei völlig desaströsen Rennen im Anschluss daran folgte in Misano ein kurzes Zwischenhoch für den Katalanen. Ein sechster Platz, während Morbidelli gewann und Rossi vierter wurde, war zunächst nur ein schwacher Trost beim ersten Rennen an der Adriaküste. Doch danach folgte ein lupenreiner Sieg vor Joan Mir und Fabio Quartararo. Der Franzose wurde danach noch einen Platz zurückversetzt, weil er im Kampf um das Podium mit Pol Espargaró kurz vor Schluss noch einen fragwürdigen Long-Lap Penalty erhalten hatte und diesen jedoch verpasste anzutreten. Für einen Kurzen Moment war Maverick nach seinem Triumph wieder im Rennen um den Titelkampf, doch dann ging es nach Barcelona.
Die Rückkehr zum „Mavi Ratlos“ in seiner Heimat
Wie bei Andrea Dovizioso, Danilo Petrucci und Teamkollege Valentino Rossi waren definitiv die neuen Michelin Einheits-Reifen mitverantwortlich für das Desaster, welches erneut in seiner Heimat bei Viñales gnadenlos zuschlug. Während auf dem Circuito de Cataluña nahe Barcelona Rossi mit um den Sieg kämpfte, bevor er stürzte, gewann Markenkollege Quartararo. Für „Mavi Ratlos“ sprang jedoch nur Platz 9 heraus und damit ein neuerliches Desaster. Auf anfänglich nasser Strecke in Le Mans sprang 2 Wochen später gar nur Rang 10 für ihn heraus, hauchdünn hinter Fabio. Dieser strauchelte in Aragon danach fürchterlich und Maverick hatte im 1. Rennen mit P4 das zweite Zwischenhoch der Saison. Bei fast identischen Bedingungen gewann eine Woche später Morbido und Viñales musste sich mit Rang 7 begnügen.
Der endgültige Tiefschlag in Valencia
Mit dem zweitschlechtesten Resultat der Saison hinter P14 in Brünn kam im 1. Rennen von Valencia der endgültige Tiefschlag. Nur Fabio Quartararo lag im Ziel noch hinter ihm, als Maverick als dreizehnter die gekreuzte Flagge sah. Zwischenzeitlich war auch die allerletzte winzige Chance für eine vordere Platzierung in der WM-Endabrechnung damit geplatzt. Es folgte im zweiten Rennen von Valencia und damit fünften und letzten Doppelrennen der Saison eine weitere Klatsche. Franco Morbidelli gewann und Maverick wurde noch hinter Aleix Espargaró auf Aprilia nur zehnter. Wie als Bestätigung der schlechten Resultate folgte in Portugal noch ein elfter Rang und damit war die fürchterliche Saison für Viñales überstanden.
Kaum Zuversicht für die Saison 2021 beim Spanier
Hört man seine Aussagen zur Saison 2021 und den damit verbundenen Erwartungen müsste man Maverick Viñales eigentlich fragen, wieso er überhaupt antreten will. Kaum Zuversicht wäre dazu noch die Übertreibung des Jahres. Vielmehr ist es so, dass er ein Bild des Jammers abgibt und sich Yamaha fragen sollte, ob dies überhaupt noch Sinn ergibt. Auch Valentino Rossi betonte mehrmals, dass die Ingenieure aus Japan zwar immer interessiert zuhören, was die Fahrer von sich geben und für Wünsche hätten, aber in der Regel nichts davon umsetzen würden. Bereits der ehemalige Weltmeister Wayne Rainey sagte zum selben Thema einmal: „Bat ich die Japaner von Yamaha nach einem Rennen um 3 PS mehr, kamen sie kurz danach mit einer neuen Hinterradschwinge“. Tatsache bleibt, kein einziger Yamaha Pilot außer Franco Morbidelli kann ernsthaft als Titel-Kandidat für 2021 bezeichnet werden.
Die GP-Karriere von Maverick im Rückblick
Mit Ausnahme der Saison 2012 war Viñales Karriere ein kurzer und steiler Weg in die MotoGP. Er war damals mitten im Titelkampf mit Sandro Cortese in der neu gegründeten Moto3. Zum Unverständnis vieler Beobachter zerstritt er sich am Wochenende des Grand Prix von Malaysia mit seinem Team und stieg einfach aus. Schade eigentlich, dass vor diesem Hintergrund Sandros Titelgewinn den Beigeschmack eines Geschenks erhielt. Dabei hatte sich der „Italo-Schwabe“ mit starken Leistungen hervorgetan und sich diese Auszeichnung auch so verdient. Mit dem von den spanischen gelben Seiten (man stelle sich so etwas in Deutschland oder Österreich vor) gesponserten Pons Team erhielt er zwei Jahre später eine Chance in der Moto2 und nach P3 ging es direkt in die MotoGP weiter. Als Rookie WM-Rang 12 bei Suzuki ging in Ordnung und seit dann ist er indiskutabler Topfahrer.
Provisorischer kombinierter MotoGP & WSBK Kalender 2021
In Kursivschrift haben wir die Events aufgeführt, an deren Durchführung wir starke Zweifel anmelden. Fehlend ist aktuell die noch völlig offene, von der Dorna angedachte 13. WorldSBK Runde, sowie Phillip Island. Als Termin kommt dafür nur das Wochenende vor oder nach dem Rennen auf dem Mandalika Circuit in Indonesien infrage. Für Phillip Island und die WSBK ist dort der Vertrag noch nicht unterzeichnet. In Rotschrift stehen die MotoGP Renntermine, welche mit einem WorldSBK Wochenende kollidieren, was zeitlich jedoch nur beim GP von San Marino eine Überschneidung bedeutet. Aufgrund der Zeitumstellung in Japan und Indonesien ist dies hingegen unkritisch.
Noch keine Kommentare