MotoGP Jahresrückblick 2020 – die Startnummer 35
Es zeichnete sich in der verkürzten Corona-Saison schon früh ab, dass der Engländer seinen Platz als Stammfahrer zum Jahresende verlieren würde. Die HRC-Verantwortlichen mit Alberto Puig an der Spitze hatten erst nach einem halben Jahr begriffen, dass die Verpflichtung von Alex Marquez direkt ins Repsol Honda Werksteam ein Fehler war. Bei uns stand dies bereits unmittelbar nach der Bekanntgabe zu lesen. Die Korrektur dieses Fehlers forderte jedoch mit Cal Crutchlow ein sogenanntes Bauernopfer. Weil klar war, dass die japanischen Honda Bosse an Takaaki Nakagami festhalten würden, musste im B-Team von Lucio Checchinello dafür der Engländer Platz machen. Anstelle von Alex wurde von KTM Pol Espargaró abgeworben.
Die frühen Tiefschläge von „Krauti“
Crutchlows letzte Saison begann mit einem Tiefschlag, genauer gesagt war es ein Abflug. Dazu sogar ein sehr heftiger und dies nicht etwa, als es im FP3 oder Qualifying um die Wurst ging. Der Engländer flog in Kurve 8, der zweitletzten von 5 Linkskurven des Circuito de Jerez heftig ins Kiesbett ab. Das ganze passierte eine halbe Minute vor Ende des Warm-Up der MotoGP. Somit musste Cal Crutchlow zusammen mit Suzuki Pilot Alex Rins verletzt auf den Start im verspäteten Auftaktrennen der Corona-Saison verzichten. Beim 2. Rennen in Jerez versuchte er sein möglichstes und holte Platz 13 als letzter klassierter Fahrer. In Brünn probierte er es mit lädierter Hand erneut und war dabei als 13. sogar schneller in Ziel als seine beiden Werks-Honda Kollegen Alex Marquez (P15) und Stefan Bradl als 18. und letztem. Es folgte ein 15. und 17. Rang in der Steiermark, erneut noch vor Bradl, aber mit nur einem Punkt aus zwei Rennen natürlich eine Katastrophe für ihn, sein Team und Honda.
Verletzungen und Misserfolge gaben sich die Hand
Auf das Doppelrennen in Misano musste Crutchlow aufgrund von Problemen kurz nach einer OP am Unterarm verzichten. Die Details hierzu nochmals zu erwähnen, halten wir für zu unappetitlich. In Barcelona kam es endlich zum ersten Top Ten Ergebnis für den Engländer, der mittlerweile längst im Schatten von Teamkollege Nakagami stand. Aber immerhin war er erneut besser als die enttäuschenden Alex Marquez und Stefan Bradl. In Le Mans lag der LCR Pilot auf der hoffnungsvollen 7. Position, als er per Sturz in Runde 17 aus dem Rennen ausschied. Auf dem Motorland Aragon Circuit schaffte Cal endlich einen Achtungserfolg mit Startplatz 3, aber im Rennen reichte es danach nur für Rang 8. Diesmal war von den Honda Piloten nur Bradl schlechter, während Alex Marquez mit P2 brillierte.
Das letzte Saisonviertel – leider ohne Höhepunkt
Platz 11 am zweiten Aragon-Wochenende war keine Glanzleistung. Aber immerhin hatte Crutchlow nach den Stürzen von Nakagami und Marquez ein paar wenige Punkte für Honda damit gerettet. Ganz nebenbei war er erneut vor Stefan Bradl auf der Repsol Honda ins Ziel gekommen. Im ersten Rennen von Valencia dauerte sein Rennen keine 9 Minuten, bevor „the british Bulldog“ wieder einmal im Kiesbett landete. Das zweite Wochenende auf dem Circuito Ricardo Tormo beendete er auf P13, ein weiteres Mal vor Bradl und Alex Marquez. Teamkollege Nakagami hingegen war gestürzt. Platz 13 bei seinem letzten Rennen als Stammpilot und auf einer Honda war erneut kein Höhepunkt für den Engländer, der diesmal sogar hinter Bradl die Zielflagge sah.
Der unehrenhafte Abgang mit der letzten Lüge als Stammpilot
Honda hatte ihn am 13. Juli 2020 offiziell mit Wirkung zum Saisonende als gekündigt gemeldet. Obwohl Crutchlow danach mehrmals in der Saison betont hatte, er wolle versuchen in der MotoGP zu bleiben, rieben sich bei seinem unehrenhaften Abgang viele Zuhörer bei seinen Worten verwundert am Kopf. Nun sprach er plötzlich davon, er hätte sich aus freien Stücken zu seinem Rücktritt und dem Wechsel als Testfahrer zu Yamaha entschieden. Dies ausgerechnet von dem Mann, der mehrfach von sich behauptet hatte, immer zu allen ehrlich gewesen zu sein! Womöglich redete er sich diesen Unfug auch selbst ein, in seinen Kopf will wohl sowieso niemand genau hineinschauen. Tatsache bleibt, sein Rücktritt kam nur aufgrund der Kündigung seines Vertrags durch HRC Honda zustande. Wir hätten Cal definitiv einen ehrenhafteren Abgang aus der MotoGP gewünscht, als mit seiner letzten Lüge als Stammpilot.
Die GP-Karriere von Cal Crutchlow im Rückblick
Als Supersport 600 Weltmeister 2009 auf Yamaha hatte der Engländer im Jahr darauf in die WorldSBK gewechselt. Von den insgesamt 26 WM-Läufen konnte er 3 für sich entscheiden und stand noch weitere 7 Mal für Yamaha auf dem Podium. Als WM-Fünfter erhielt er bei Tech 3 Yamaha im Jahr darauf in der MotoGP eine Chance. Hier steigerte er sich Jahr für Jahr und wechselte auf die Saison 2014 zu Ducati, was ihn beinahe die Karriere in der Königsklasse kosten sollte. Nach diesem desaströsen Jahr begannen 6 abwechslungsreiche Jahre bei LCR Honda als Nachfolger von Stefan Bradl. Im Gegensatz zum Deutschen holte Crutchlow für das Team in seinen besten beiden Saisons 2016 und 2018 insgesamt sogar 3 Siege. Nach einigen Achtungserfolgen, aber zu vielen Stürzen im Vorjahr kam 2020 der völlige Absturz des Engländers als WM-Achtzehnter mit nur gerade 32 Punkten.
Die Fahrerwertung der MotoGP 2020
Provisorischer kombinierter MotoGP & WSBK Kalender 2021
In Kursivschrift haben wir die Events aufgeführt, an deren Durchführung wir starke Zweifel anmelden. Fehlend ist aktuell die noch völlig offene, von der Dorna angedachte 13. WorldSBK Runde, sowie Phillip Island. Als Termin kommt dafür nur das Wochenende vor oder nach dem Rennen auf dem Mandalika Circuit in Indonesien infrage. Für Phillip Island und die WSBK ist dort der Vertrag noch nicht unterzeichnet. In Rotschrift stehen die MotoGP Renntermine, welche mit einem WorldSBK Wochenende kollidieren, was zeitlich jedoch nur beim GP von San Marino eine Überschneidung bedeutet. Aufgrund der Zeitumstellung in Japan und Indonesien ist dies hingegen unkritisch.
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