Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha) und Fabio Quartararo (Petronas Yamaha SRT), der den Altmeister in seiner Jugend über alles bewunderte – auf die Saison 2021 tauschen die beiden ihre Plätze (© MotoGP).

MotoGP Jahresrückblick 2020 – die Startnummer 46

Über Valentino Rossi kann man Bücher füllen, auch was seine lange Karriere und die unzähligen Erfolge des Italieners betrifft. Selbst Laien brauchen nur einmal im Leben an ein MotoGP Rennen zu gehen, um zu verstehen, wie viele Anhänger der wichtigste Fahrer des Motorrad-Rennsports hat. Selbst im Alltag begegnen einem immer wieder Kleber und KFZ-Kennzeichen, welche an die Popularität von VR46 erinnern. Für die MotoRacers Redaktion reicht auch ein Foto aus 2007 in Sepang (Malaysia), um uns immer wieder daran zu erinnern. Krass verlaufen auch immer die Pressekonferenzen, wenn Valentino zusammen mit anderen Piloten dabei anwesend ist. Meist richten dabei die Journalisten gut 90 Prozent ihrer Fragen an den Monster Energy Fahrer.

MotoRacers Zippy am MotoGP Event von Sepang am 21. Oktober 2007 – bezüglich ihrer Kleiderwahl fiel sie damals kaum auf, doch unter den vielen asiatischen Besuchern war dies aus anderen Gründen unmöglich zu vermeiden.

Die missratene Corona-Saison von Valentino Rossi

Im Gegensatz zu Alex Rins und Cal Crutchlow waren es keine Stürze, welche dem Altmeister sein erstes Wochenende zu einem Misserfolg machten. Diese kamen wie im Vorjahr dann später in der Saison noch. Es war ein Motorschaden, der Rossi im ersten Rennen von Jerez Schachmatt setzte. Am Wochenende danach kam sein erstes und einziges Podium des Jahres zustande, doch es brauchte Glück dazu. Ohne den Ausfall von seinem früheren Schützling Pecco aus der VR46-Academy auf der Pramac Ducati hätte es dafür nicht gereicht. Aber damit begann zumindest eine gute Phase in der auf 4 Monate verkürzten ersten Saisonhälfte 2020.

Valentino Rossi nach dem Grand Prix von Tschechien – mit Ausnahme des Ausfalls beim Saisonauftakt in Jerez war die erste Saisonhälfte seine beste Zeit in der verkürzten Corona-Saison (© MotoGP).

Gute erste Saisonhälfte weckte Hoffnungen
Auch wenn die Favoriten nach dem verspäteten Beginn dieser verrückten Saison andere waren, es bestand durchaus Hoffnung auf ein Top-Ergebnis in der WM. Nach guten Resultaten in Brünn und dem GP von Österreich lag Rossi bereits auf Platz fünf in der WM-Zwischenabrechnung, nur 29 Punkte hinter Leader Quartararo. Danach kam ein Rückschlag mit Platz 9 im GP der Steiermark und in Misano folgte die sofortige Wiedergutmachung mit P4. Keine vier Zehntel hinter Mir bei seinem Heimrennen ins Ziel zu kommen war zwar ein Stück weit ärgerlich, aber aufgrund des Resultats trotzdem irgendwie versöhnlich.

Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha) nach seinem Podestplatz im zweiten Rennen auf dem Circuito de Jerez. Platz 3 hinter seinen Markenkollegen Quartararo und Viñales blieb das einzige wirkliche Highlight der Saison (© MotoGP).

Die schwierige zweite Saisonhälfte von Rossi und der Absturz

Nach dem zweiten Rennen in Misano und WM-Runde 7 begann die zweite Saisonhälfte. Rossi hatte das erste Mal gepatzt und war kurz nach Rennmitte abgeflogen. Beim 8. Rennen der aus nur 14 Runden bestehenden Saison folgte gleich der nächste Fehler des Monster Energy Aushängeschilds. Erneut war er in Barcelona aus eigener Schuld gestürzt. Zu allem Übel ging es auf verregneter Strecke in Le Mans gleich so weiter und bereits in der ersten Schikane legte sich der Routinier mit seiner Yamaha M1 nieder. Die Saison war für Rossi damit gelaufen und er hatte sich exakt wie im Vorjahr 3 Stürze in Folge geleistet. Damals war es in Mugello, Barcelona und Assen gewesen. Danach wurde er vor Aragon gar noch positiv auf das Corona-Virus getestet und verlor zwei Rennen. Im 1. Rennen von Valencia stoppte ihn ein Maschinenschaden und im Anschluss reichte es nur noch zu zwei 12. Plätzen.

Le Mans am 11. Oktober 2020 – der Monster Energy Yamaha Pilot landete das dritte Mal nacheinander im Rennen auf dem Hosenboden, womit er seine Serie von 3 Stürzen in Folge aus dem Vorjahr egalisierte (© MotoGP).

Die GP-Karriere von Valentino Rossi im Rückblick

In einer der längsten Karrieren der Motorrad Grand Prix Geschichte sind natürlich die weit über 400 Rennen und bisher 115 Siege mit am eindrücklichsten. Doch auch Werte wie beispielsweise 2003 seine 16 Podestplätze in sechzehn Rennen zeugten von seiner Dominanz der besten Jahre. Die einzig schwierige Zeit waren bisher die beiden sieglosen Jahre bei Ducati und was nach 2018 passierte. Dazu natürlich der gestohlene Titel von 2015, als er anstelle von Marc Marquez nach dem Skandal von Sepang bestraft wurde. Egal wie es viele andersdenkenden später darstellen wollten, der Spanier fuhr bei diesem Rennen einzig und allein mit dem Ziel, Rossi zu behindern. Aus diesem Grund hätte ihn die Rennleitung mit einer schwarzen Flagge eliminieren müssen, bevor es zum sogenannten Clash kam. Aktuell ist Rossis Hauptsorge jedoch einzig und allein, ob und wann er Sieg Nummer 116 einfahren wird und dass er mit der Yamaha wieder vorne mitmischen kann.

Superbike Weltmeister Colin Edwards mit Valentino Rossi auf Castrol Honda VTR-1000 SP. Die beiden gewannen zusammen die in Japan sehr prestigeträchtigen 8 Stunden von Suzuka in den Jahren 2000 und 2001 zweimal nacheinander (© Castrol Honda).

Die Aussichten von Valentino Rossi für 2021

Hierzu gehen die Ansichten weit auseinander, was bei der Popularität des 9-fachen Weltmeisters und seiner letzten beiden Jahre wenig verwundert. Tatsache ist, dass der Altmeister in dieser Zeit viel zu viele Stürze im Vergleich zu seiner früheren Zeit hatte. Dies zumindest, wenn man dabei sein erstes Jahr auf den giftigen Zweitakt-Raketen der 500-er Klasse ausnimmt. Ernsthaft glaubt jedoch wohl auch er selbst nicht mehr, dass er noch einen weiteren Titel holt. Aber dafür tritt er motiviert genug nochmals an, um das ein- oder andere Mal wieder auf dem Podest zu stehen. Sollte ihm dies nächstes Jahr nicht gelingen, rechnen die meisten Beobachter endgültig mit seinem Rücktritt. Ihm und seinen unzähligen Fans wäre zu gönnen, dass er sich letzte Jahre wie beispielsweise ein Freddie Spencer kurz vor dessen endgültigem Rücktritt erspart.

Valentino Rossi und sein Blick zurück – kein anderer Fahrer bis auf seinen Landsmann Giacomo Agostini hat in seiner Karriere bisher mehr erreicht als das Idol der Massen (© MotoGP).

Die Fahrerwertung der MotoGP 2020

Provisorischer kombinierter MotoGP & WSBK Kalender 2021

In Kursivschrift haben wir die Events aufgeführt, an deren Durchführung wir starke Zweifel anmelden. Fehlend ist aktuell die noch völlig offene, von der Dorna angedachte 13. WorldSBK Runde, sowie Phillip Island. Als Termin kommt dafür nur das Wochenende vor oder nach dem Rennen auf dem Mandalika Circuit in Indonesien infrage. Für Phillip Island und die WSBK ist dort der Vertrag noch nicht unterzeichnet. In Rotschrift stehen die MotoGP Renntermine, welche mit einem WorldSBK Wochenende kollidieren, was zeitlich jedoch nur beim GP von San Marino eine Überschneidung bedeutet. Aufgrund der Zeitumstellung in Japan und Indonesien ist dies hingegen unkritisch.

Ersatzstrecken für die MotoGP sind Portimao (Portugal), der neue Mandalika Racetrack in Lombok (Indonesien) abhängig von der Fertigstellung und Homologation, sowie der Igora Drive Circuit in St. Petersburg (Russland). Letzterer wird jedoch höchstens von Juni bis August infrage kommen, weil in den restlichen Monaten die Temperaturen nahe der finnischen Grenze viel zu tief für Motorrad-Rennen sind.